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Besser Qlaira?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

21.12.2010 | 04:17 Uhr

Lieber Doktor,

heute hätte auch ich eine Frage an Sie:

Ich bin 41 Jahre alt, normalgewichtig und gesund. Da ich vor einiger Zeit unter Haarausfall litt bekam ich die Pille Mona Hexal verschrieben (Schilddrüsenfunktion und Eisenspiegel waren in Ordnung). Und tatsächlich verbesserte sich nach einiger Zeit zun Glück der Haarausfall.

Seit einigen Wochen vermute ich nun, dass die Wechseljahre anklopfen. Ich schlafe plötzlich in der Nacht nicht mehr gut durch, habe dann auch manchmal geschwitzt und Herzklopfen und schwitze auch tagsüber schneller als gewohnt.

Ich habe meinen FA gefragt ob dies sein kann und ob ich die Pille dann weiter nehmen darf. Er glaube nicht, dass ich schon in den Wechsel komme und soll die Pille ruhig weiter nehmen, allein schon wegen meiner Haare.

Ich hätte trotzdem gern Ihre Meinung dazu gehört, ob ich in den Wechseljahren eine Pille überhaupt nehmen sollte.

Außerdem habe ich gelesen, dass Sie die Pille Qulaira für ältere Frauen gut heissen. Ich kenne diese Pille nicht, aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, wäre diese Pille auch antiandrogen wie Mona Hexal und somit für meinen Haarausfall geeignet?

Dann wäre dies vielleicht die bessere Alternative für mich? Als ich im Netz darüber gegoogelt habe, habe ich allerdings auch diesen Artikel gefunden. Was halten Sie davon?
Vielen herzlichen Dank für Ihre Mühe
Sina

1) http://www.stern.de/gesundheit/marketing-fuer-antibabypille-qlaira-wie-frauen-mit-natuerlichkeit-gelockt-werden-1513290.html

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22.12.2010, 04:46 Uhr
Antwort

Hallo,
unter einer Pille lässt sich nicht feststellen, ob Sie in den WJ sind, da jede Antibaby-Pille die Eierstockfunktion (nämlich den Eisprung) meist komplett unterdrückt.
Der Artikel, auf den Sie verweisen, ist recht süffisant-aggressiv und Yellow-press-Typisch die Leser verunsichernd geschrieben.
Manchmal hat man das Gefühl, dass hinter manchen Anti-Antibaby-Pillen-Artikeln das Familienministerium stehen könnte, das mal wieder die neuesten Zahlen über die ständig zurückgehenden Geburtenraten vorgelegt bekommen hat ;-)
...
Es ist so, dass das in den meisten Pillen verwendete Ethinylöstradiol mit zunehmendem Lebensalter der Frau ein höheres Gefäßrisiko mit sich führt (das sowieso mit zunehmendem Lebensalter ansteigt); insofern ist es also besser, ein Östrogen zu verwenden, das der Körper im Normalfall selber produziert (wobei eine Frau kein Estradiolvalerat, sondern das reine Estradiol bildet).
QLAIRA enthält Estradiolvalerat, ist also an die Valeriansäure (Baldrian) gebunden, somit also kein primär natürliches Hormon, und wird erst im Körper aus dieser Bindung befreit und dann als naturidentisches Estradiol verfügbar.
Das hat nach meiner Meinung bei Frauen ab 40 Vorteile (und dass dies von den Marketing-Abteilungen der Herstellerfirmen umsatzfördernd verwertet wird, ist natürlicher Teil des Wettbewerbs. Pharmafirmen arbeiten nicht aus humanitären Gründen -jedenfalls glaube ich das- sondern um Gewinn zu machen: ein Super-Präparat, für das es aber keinen Markt gibt, wird auch nicht länger hergestellt).
MONA-Hexal enthält auch ein anderes Gelbkörperhormon als die QLAIRA, die noch dazu ein sehr spezielles Einnahmeschema hat). Das in der QLAIRA verwendete Gestagen hat aber ebenfalls eine antiandrogene Wirkung, ist also bei Haarproblemen wirksam.
Gewöhnungsbedürftig ist der besondere Einnahmezyklus von QLAIRA: mit QLAIRA ist es kaum möglich, die Periode zu verschieben.
...
Sie schreiben: Schilddrüsenstoffwechsel war in Ordnung - ist das jetzt im Rahmen Ihrer Beschwerden getestet worden oder vor Beginn der Behandlung mit MONA-Hexal?
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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22.12.2010, 05:37 Uhr
Antwort

Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort, Herr Doktor!

Die Schilddrüse wurde getestet als ich über mehrere Monate starken Haarausfall bemerkte. Dies veranlasste der Hausarzt über ein Blutbild. Er meinte alle Werte seien in Ordnung und ich solle einfach Geduld haben.

Da ich eh ein Pillenrezept brauchte, sprach ich den Frauenarzt auf mein Problem an und dieser riet mir die Mona-Hexal zu testen. Der Haarausfall hörte nach dem dritten Blister so gut wie auf, worüber ich natürlich sehr froh war. (Wobei mir natürlich schon der Gedanke kam, dass dies gar nicht mit der antiandrogenen Wirkung zu tun hat, sondern dass ich diese Pille einfach besser vertrug.)

Meine Überlegung ist: Wenn mir eine antiandrogene Pille die Haare auf dem Kopf hält, werde ich sie noch viele Jahre nehmen müssen/dürfen. Dann wäre natürlich eine, die am wenigsten belastet ideal. Mit der Pille habe ich eh noch nie die Periode verschoben, das wäre gar kein Problem.
Ich werde meinen Frauenarzt darauf ansprechen.

Noch eine kleine Nachfrage: Mein Frauenarzt meinte, er würde mir die Pille bis 50 Jahre verschreiben (wobei er vorher eh schon im Ruhestand ist ;-)). Gibt es auch eine antiandrogene HET?

Vielen Dank für Ihre Info!

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22.12.2010, 06:02 Uhr
Antwort

Hallo,
ja, antiandrogene HTs sind sogar sehr weit verbreitet, weil gerade diese Störungen oft erst bei Frauen nach den WJ auftreten und sehr oft der einzige Grund sind, eine HT durchzuführen (und mit meist sehr gutem Erfolg).
Die Antiandrogene wirken direkt an der Haarwurzel: denn dort entfacht das schlechteste aber potentes Androgen, das DHT=Dihydrotestosteron) seine üble Wirkung.
Im Prinzip denke ich genau wie Ihr FA und würde das Präparat auch nicht unbedingt wechseln, wenn Sie sich damit ansonsten wohl fühlen, normalgewichtig und Nichtraucherin sind.
MIt freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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22.12.2010, 07:31 Uhr
Antwort

Puh, Sie nehmen wir wirklich eine große Sorge! Ich wurde nur so unsicher weil ich eindeutige Wechseljahressymtome habe und dachte, dass ich dann die Pille gar nicht mehr nehmen sollte. Meinen Sie, dass Ihr angepriesener TomDoc-Schlummertrunk auch mir helfen könnte?

Und noch etwas verstehe ich leider nicht und vielleicht geht es anderen Frauen ebenso:

Ich habe die Pille (hatte die Biviol und eben jetzt die Mona-Hexal) immer sehr gut vertragen und fühlte mich sehr wohl. Wenn ich die Wirkungsweise der Pille richtig verstanden habe, stellt sich durch diese ja meine eigene Hormonproduktion so gut wie ein.

Mein Körper hat doch dadurch keine veränderte Hormonsituation, da diese ja seit Jahren von außen zugeführt werden, oder? Egal ob ich 35 oder 41 Jahre bin. Warum bekomme ich dann jetzt diese Probleme? Oder anders ausgedrückt: Kann ich unter der Pille überhaupt in Wechseljahre geraten? Ich habe hier irgendwo einen Denkfehler bzw. verstehe die Zusammenhänge nicht.

Ich danke Ihnen wirklich von Herzen, bei meinem FA bin ich immer so schnell draußen.

Liebe Grüße Sina

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22.12.2010, 08:09 Uhr
Antwort

Hallo Sina,
Ihre Frage ist sehr gut und ganz richtig gedacht:
natürlich bleibt unter der Pille nicht Ihre innere Uhr stehen - das wäre wirklich zu schön und die Lösung aller Anti-Aging-Probleme.
Aber die Pille schafft ein Problem aus der Welt, das sehr viele Frauen in den WJ belastet: es treten keine Regelstörungen auf; die Periode bleibt schwach und es besteht ein relativ konstantes, allerdings artefizielles gynäkologisches Hormongleichgewicht.
Alle Organe Ihres Körpers unterliegen normalen und unaufhaltsamen Alterungsprozessen.
Viele Frauen, die bis ins höhere Lebensalter einnehmen (meine Frau hat die Pille bis 54 genommen), kommen nach dem Absetzen der Pille von einem Tag auf den anderen in die Menopause (das heißt, die Regel tritt nie mehr auf).
Und viele Frauen haben danach auch überhaupt keine Probleme - im übrigen haben sicher 50% aller Frauen sowieso mit den WJ keine Probleme; aber die werden hier nicht im Board mitlesen ;-).

Warum manchmal eine Pille, die jahrelang gut vertragen wurde, irgendwann nicht mehr so richtig ins Konzept passt, kann ich Ihnen leider auch nicht erklären.
Insofern wäre also ein Pillenwechsel durchaus eine denkbare Lösung.
Männliche Hormone werden nicht nur in den Ovarien gebildet, sondern vor allem in der Nebenniere; entstehen aber auch oft erst in der Peripherie, z.B. in der Haut und an den Haarwurzeln.
Eine antiandrogene Komponente sollte bei Ihnen also auch jede weitere Pille oder eine HT als Nachfolgetherapie der Pille haben.
MIt freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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22.12.2010, 08:11 Uhr
Antwort

....den Schlummer-Trunk sollten Sie ruhig mal probieren!
Ihr
TomDoc

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23.12.2010, 05:00 Uhr
Antwort

Lieben herzlichen Dank für Ihre Mühe! Es ist gut zu wissen, dass man bei Ihnen nachfragen darf. Hoffentlich bleiben Sie uns noch sehr lange erhalten.
Ich habe mir auch Ihre Internetseite TomDoc angesehen und viel Interessantes erfahren. Wie Sie auch schrieben: Immer neugierig nach vorne schauen :-) Ich jedenfalls bin gespannt was noch passiert.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und erholsame Feiertage.

LG Sina

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