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Adenomyosis im Gebärmutterhals?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

01.12.2009 | 04:06 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,
ich bin 46 Jahre alt, 178 cm, 62 kg, und hatte 7/08 eine LASH wegen extremer Regelschmerzen, die seit Jahren immer stärker wurden. Der histologische Befund ergab eine Adenomyosis, eine weitere Endometriose wurde nicht festgestellt. Nun habe ich seit ca. 6 - 7 Monaten wieder die vom Schmerzcharakter her genau gleichen Regelschmerzen wie vor der Op. Diese nehmen mit jedem Zyklus (21 Tage) stetig zu und sind inzwischen wieder fast unerträglich. Lediglich Buscopan in Höchstdosierung und jede Menge Wärme bringen mir Linderung. Selbst Opiate nutzen nichts. Da sonst keinerlei Ursache für diese Schmerzen gefunden wurde und sie streng zyklusabhängig sind, haben sich mein FA (er ist auch der Operateur) und ich entschlossen, auch noch den Gebärmutterhals zu entfernen, da sich seiner Meinung nach dort evtl. die Adenomyosis auch ausgebreitet hat und mir diese wahnsinnigen Beschwerden macht. Die Schmerzen fangen wie früher ca. 4 - 5 Tage vor der Periode an und erreichen mit Einsetzen der Blutung (habe immer eine leichte Schmierblutung) den Höhepunkt. Dann ist 2 Wochen absolute Ruhe, bis es von vorne anfängt.
Meine Frage an Sie ist, ob Sie einen vergleichbaren Fall kennen bzw. ob Sie sich eine Ausbreitung einer Adenomyosis im Gebärmutterhals vorstellen können? Oder haben Sie noch eine andere Idee, woher dies kommen kann? Die Schmerzen hatte ich früher im gesamten Unterleib, nach der LASH sind sie mehr in Richtung Schoß konzentriert. So möchte ich nicht weiterleben!
Vielen Dank für Ihre Antwort
Karin

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01.12.2009, 08:12 Uhr
Antwort

Hallo Karin,
Bitte kopieren Sie doch mal den kompletten histologischen und den OP-Befund.
Hatten Sie früher auch eine Endometriosis externa oder war nur die Endometriosis interna (meist heute als Adenomyosis uteri bezeichnet) bekannt?
Dass eine Endometriosis interna auch den Gebärmutterhals betrifft, ist sogar sehr typisch (leider).
Haben Gelbkörperhormone Ihre Beschwerden erleichtert?
....
Fragen Sie doch Ihren FA mal, ob er Erfahrung mit einem paracervikalen Block hat.
Das ist eine Injektion mit einem Lokalanästhetikum direkt neben den Muttermund.
Diese Methode wurde von uns Alten früher zur Geburtserleichterung (Schwedenspritze) durchgeführt (macht man aber seit Einführung der Periduralanästhesie nicht mehr).
Diese Injektion, durchgeführt am Tage Ihrer Beschwerden, wirkt nur auf die Gebärmutter (bzw. den Rest davon). Bleiben Ihre Schmerzen trotz Injektion bestehen, dann kommen die Beschwerden nicht von der Gebärmutter. Sind die Beschwerden praktisch sofort weg, dann ist die Ursache in dem Gebärmutterrest zu sehen, sodass die OP wirklich sinnvoll ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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02.12.2009, 03:10 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,
herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Gerne teile ich Ihnen den histologischen Befund mit: Makroskopie: Uterus: 40 g schweres morcelliertes Hysterektomiepräparat, zusammengelegt 7 x 6 x max. 3,5 cm groß. Endometrium nicht sicher abgrenzbar (1 bis 5: Gewebsproben mit fraglich Endometriumanteilen) Mikroskopie: Histologisch zeigen die Gewebepartikel ein Myometrium ohne Knotenbildungen, immer wieder mit einer Adenomyosis. Abschnittsweise an der Oberfläche ein flaches bis mittelhoch aufgebautes sekretorisch transformiertes Endometrium. Kurzdiagnose Adenomyosis uteri, sezernierendes Endometrium (morcellierter Uterus)
Sonst wurde bisher keine Endometriose gefunden! Mein FA, der auch der Operateur ist, zeigte mir nach der Op Bilder von meinem Innenleben und sagte, so eine rote Gebärmutter hätte er noch nie gesehen, es sei kein Wunder, dass ich solche Schmerzen hatte. (er macht seit ca. 15 Jahren LASHs, z.T. auch in Amerika). Gelbkörperhormone habe ich nie erhalten.

Ihren Vorschlag zum paracervikalen Block wird mein FA wohl nicht durchführen, da er solche Versuche nicht gerne macht. Dies beruht auch darauf, dass ich extremste Probleme mit diversen Allergien habe, (u.a. schwere Latexallergie, Antibiotikallergien, Lokalanästhetikumallergien) und diese im Rahmen der Behandlungen bei meinem FA (er ist auch der Operateur, ich hatte bei ihm 7/08 eine LASH, 2/09 ein Eierstockentfernung wg. geplatzter Zysten mit symptomatischen Verwachsungen, 7/09 Entfernung eines verschlossenen Eileiters als Spätkomplikation der LASH, jeweils mit Adhäsiolysen, alles laparoskopisch) auch mehrfach eindrucksvoll aufgetreten sind und er keine weiteren Komplikationen provozieren möchte. (Ist auch in meinem Sinne!).
Die Op (Nr. 4 in 1 1/4 Jahren!) ist für den 14.12. vorgesehen. Es ist jedes Mal ein Himmelfahrtskommando, da keiner weiss, was alles passiert , Stress pur für alle Beteiligten! Ich bin froh, dass er mich überhaupt nochmal operiert, für einen Menschen wie mich ist es nicht leicht einen guten Arzt zu finden, der mich behandelt. Mein Zahnarzt z.B. lässt sich seine erhöhten Schwierigkeiten durchaus mit einem bis zu 8-fachen! Steigerungssatz entlohnen, bin privat versichert, aber das bezahlt natürlich meine Krankenkasse nicht!?
Jetzt habe ich aber genug gejammert! Tut mir leid, aber es musste mal raus, Ich hoffe, Sie verstehen es!
Heute fangen meine Schmerzen wieder auf den Tag genau pünktlich an. Am liebsten würde ich mir den letzten Eierstock auch gleich mit entfernen lassen und dann endlich Ruhe haben. Könnten Sie mir bitte Ihre Meinung dazu noch mitteilen? Mein FA lehnt dies vehement ab. Ich bin diese ewigen Schmerzen soooooooo leid, manchmal hält mich nur mein über alles geliebter Mann noch auf dieser Welt. Seit ca. 10 Jahren habe ich, bedingt durch Zahngeschichten, Hautkrebs, die ganzen Allergien und die Unterleibsprobleme praktisch keinen schmerzfreien Tag gehabt! Das zehrt an allem, Lebensfreude, Körpergewicht (20 kg seit 10 Jahren weg) usw. Ich hoffe nur, dass ich nach diesem Eingriff etwas Ruhe habe.
Vielen Dank für Ihre Antwort. Sie hatten mich übrigens bezüglich der ANGELIQ 1,5-Therapie so gut beraten, diese funktioniert perfekt! Keine Zysten mehr und wesentlich weniger Beschwerden!
Viele Grüße
Karin

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02.12.2009, 09:33 Uhr
Antwort

Hallo Karin,
mein Vorschlag zum paracervikalen Block war ja ein Denkvorschlag, um die Schmerzen einzugrenzen.
Bei der Beschreibung so eine rote Gebärmutter hätte er noch nie gesehen nehme ich jetzt auch an, dass im Gebärmutterhalskanal noch Endometrioseherde sitzen, die wieder aktiv sind. und da ist die Restentfernung des Gebärmutterhalses wohl die sinnvollste Lösung.
Dafür, dass Ihr FA die Entfernung des letzten Eierstocks rigoros ablehnt, sollten Sie ihm um den Hals fallen und einen Kuss geben!
Diese konservative (aber höchst moderne!!!) Einstellung haben immer noch zu wenig Frauenärzte!
Also, Kopf hoch, Augen zu und durch!
Bis bald
Ihr
TomDoc

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03.12.2009, 10:23 Uhr
Antwort

Lieber Herr Dr. Dossler.
ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort, auch bezüglich des Eierstocks. Die Kussempfehlung lasse ich vielleicht besser (Späßchen), aber den Rest werde ich so machen!!
Wenn ich alles überstanden habe, melde ich mich bei Ihnen, um Ihnen ein schönes Weihnachtsfest zu wünschen. Das hebe ich mir für die Zeit nach der Operation auf und freue mich schon darauf!
Vielen, vielen Dank und Gott schütze Sie
Karin

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03.12.2009, 10:56 Uhr
Antwort

Hallo Karin,
auch Ihnen alles Gute.
Na ja, mit dem Kuss - das war ja nur soi ne Anspielung.
Aber noch immer sagen viele (die meisten????) operierenden FÄ: Ach wissen Sie, den Eierstock nehmen wir doch auch am besten gleich mit weg. Den brauchen Sie in Ihrem Alter jetzt nicht mehr! Außerdem können Sie dann keinen Eierstockkrebs mehr bekommen!
Ich rate seit vielen Jahren in so einer Situation dazu, als Patientin dem Arzt zu antworten: Gut, Herr Doktor! Dann lassen sie sich aber auch gleich die Hoden operativ entfernen; die brauchen Sie ja auch nicht mehr und außerdem bekommen Sie dann kleinen Hodenkrebs!
Die Totalentfernung der Eierstöcke ist und bleibt eine Kastration mit allen Folgen, die beim Mann nicht anders sind! Nur das man bei einem Mann auch bis zum 90.Lebensjahr möglichst versuchen würde, immer noch wenigstens einen Teil des Hodens zu erhalten.
Bis ins höchste Alter haben die Eierstöcke noch eine (allerdings noch nicht ganz aufgeklärte) Restfunktion (z.B. einen gewissen Schutz vor Lungenkrebs - unglaublich, aber wahr).
Also, Sie sind da schon in den richtigen und vorsichtigen Händen.
Und dass Ihr Doktor den Muttermund nicht gleich bei der ersten OP entfernt hat, finde ich auch richtig; denn die Endometriosis interna zeigte sich (wenn ich das richtig gelesen habe) erst bei der feingeweblichen Untersuchung nach der OP und die LASH (Laparoskopische Supracervicale Hysterektomie) ist heute die modernste Methode, seit man erkannt hat, dass der Gebärmutterhals als eigenständiges (!) Organ zu zählen ist, sodass nicht unbedingt zu vermuten war, dass sich die Endometriose auch im Gebärmutterhalsbereich breit gemacht hat.
Also: toi-toi-toi
Ihr
TomDoc

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03.12.2009, 16:01 Uhr
Antwort

Lieber Herr Dr. Dossler,
vielen Dank für Ihre nochmalige Antwort. Es stimmt, mit keiner Untersuchungsmethode einschließlich MRT, befundet von 2 Radiologen, war ein Anhalt für eine Adenommyosis vorhanden, die Op erfolgte ausschließlich aufgrund meiner Symptomatik. Sie war ja auch erst Mal erfolgreich!?
Wie ist denn Ihre Anmerkung zu verstehen, dass Sie aufgrund meiner Bemerkung mit der roten Gebärmutter vermuten, dass sich die Aden. evtl. auf den Gebärmutterhals ausgebreitet hat? Waren diese Ansiedlungen denn schon vorher da und haben sich jetzt vermutlich ausgebreitet oder sind das ganz neue Herde? Und ist die Endometriose (interna) dann erledigt oder können sich später neue Herde irgendwo sonst im Bauch bilden? (Daher mein Vorschlag mit der Eierstockentfernung)
Mein Prof. meinte nach der Op, ich sei die best untersuchte Frau der Welt, er hätte alles ganz genau nach weiteren Endo-Herden (sein Spezialgebiet) abgesucht, aber keine gefunden (Op dauerte 3,5 Stunden). Kann ich denn auch mit Eierstock auf Ruhe im Bauch hoffen oder kann das Ganze wieder anderswo anfangen? Das ist meine größte Sorge.
Vielen Dank und liebe Grüße
Karin

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03.12.2009, 18:37 Uhr
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Hallo Karin,
ob bereist minimale Endometrioseherde in der Zervix sich befanden,. lässt sich ja nun mal leider nicht sagen, sondern hätte erst im pathologischen Institut festgestellt werden können, wenn man seinerzeit bereits eine LTH (=Laparoskopische
Totale Hysterektomie) durchgeführt hätte.
Aufgrund Ihrer Beschwerden ist es sehr wahrscheinlich, dass sich im Laufe der Zeit Minimalherde ausgebreitet haben.
Eine Endometriosis externa ist seinerzeit bei der OP durch die Laparoskopie (=Bauchspiegelung) ausgeschlossen worden. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich jetzt eine Endometriosis externa gebildet haben könnte; leider kann ich Ihnen aber kein OP-Ergebnis vorwegnehmen.
Ich denke und hoffe für Sie, dass nach der vorgesehenen OP jetzt definitiv Ruhe im Karton herrscht.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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08.12.2009, 03:26 Uhr
Antwort

Lieber Herr Dr. Dossler,
melde mich doch noch mal bei Ihnen. Ich hatte die Frage nach der Adenomyosis im Gebärmutterhals auch im Expertenrat der Endometriose-liga.eu gestellt. Heute habe ich die Antwort erhalten: Dringende Empfehlung zur Entfernung des Gebärmutterhalses, allerdings ausdrücklich vaginal. Mein Prof. möchte dies auch so machen, aber mit zusätzlicher laparoskopischer Unterstützung wg. evtl. Verwachsungen bzw. Kontrolle auf weitere Endometrioseherde. Das leuchtet mir ein, zumal es für mich die 4. Op in 15 Monaten ist und jedes Mal ausgedehnte Verwachsungen gelöst werden mussten (warum sollte es diesmal anders sein?). Könnten Sie mir bitte auch Ihre Meinung dazu mitteilen? Sehen Sie das auch so?
Habe seit Sonntag wieder meine Periode. Es ist kaum auszuhalten, so schlimm war es noch selten. Lebe von Buscopan, Codein und heißen Vollbädern. Leider habe ich morgen auch noch meinen prästationären Tag in der Klinik vor der Op am Montag. Hoffentlich schaffe ich das!? Aber: Wenn`s etwas gibt, gewaltiger als das Schicksal, so ists der Mut, ders unerschüttert trägt. (Emanuel Geibel)
Was bleibt anderes übrig? Ich hoffe ganz stark auf beschwerdefreiere Zeiten nach der Op!!!!!
Viele liebe Grüße und Danke für Alles!
Karin

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08.12.2009, 08:00 Uhr
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Hallo Karin,
dieses Vorgehen ist aber jetzt der genau übliche Weg und nichts Neues! Und das Ganze unter laparoskopischer Sicht zu machen, ist eine zusätzliche diagnostische Sicherheitsmaßnahme.
Also, alles Gute!
Ihr
TomDoc

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