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an oder mit Covid19 verstorben

Kategorie: Allgemeinmedizin » Hausarzt | Expertenfrage

06.02.2021 | 15:07 Uhr

Hallo, 

mein Vater ist an oder mit Corona verstorben. Im Befund steht:

- bilaterale Pneumonie bei Covid19 Infektion mit respiratorischer Insuffizienz
- Harnwegsinfektion mit möglicher hämorrhagischer Zystitis
- Anämie, multifaktorieller Genese, u.a. infektgetriggert, Folsäuremangel, ambulante Makrohämaturie

Der Corona-Test (PCR) war vom 22.12. bis zu seinem Tod am 21.01. durchgängig positiv. Als Keime werden im Urin Proteus mirabilis, E. Coli und Enterococcus faecalis zum Teil in relevanter Keimzahl genannt. Die beiden letzteren sind doch Fäkal/Magen-Darm-Keime? Wie gelangen die in den Urin? Er hat einen Dauerkatheter gehabt und man hat ihn Windelhosen angezogen im Pflegeheim...

CT: beginnende pneumonische Infiltrationen im linken Lungenunterlappen sowie bronchopneumonische Infiltrationen im rechten Lungenunterlappen. 'Rundliche Verdichtungen im dorsokranialen rechen Lungenoberlappen, a.e. einer Kugelatelektase, DD zusätzlichen entzündlichen Infiltraten entpsrechend Vergleich mit Voraufnahmen empfohlen.

Lixiana wurde pausiert. Ich glaube er hat Heparin-Spritzen bekommen.

Er hatte Erythrozyten im Urin ( >500), hat aber eine Druckulceration die etwas blutig belegt war an Penisspitze....vielleicht deshalb Blut im Urin?
Transferrin 1,07 g/l (2,1-2,8)
Ferritin 692,0 (26-388)
Sauerstoffsättigung 84,6 (94-98)
pco2 4,07 (4,7-6,1)
P02 7,19 (8-8,8)
basenüberschuss -5,7 (-2,5+2,5)
Standartbicarbonat HCO3 19,5 (20-27,0)

Chlorid 111,0 (95-105)
Krea 63 (71-115)
HDL Cholesterin 0,95 (>1,03)
Harnsäue 444 (214-416)
Proteine 58 (64-82)
gamma Gt 0,91 (<0,85)
Myoglobin 207 (10-92)
CRP 19,6 (<5)
Hämoglobin 5,4 (8,6-12,0)
Hämatokrit 0,28 (0,40-0,54)
Erythrozyten 3,05 (4,6-6,2)
Lymphozyten 12 (20-42)

gerinnung PTT 45,6 (23-36,0)
d-dimere 0,75 (<0,28)

"die stationäre Aufnahme erfolgte bei bestehender AZ-Verschlechterung mit Zeichen der Kreislaufdysregulation und Insuffizienz bei hypotonischen RR-Werten. Eine Sepsis wurde daher vom HA vermutet, bei wohl auch bestehender Makrohämaturie, zunächst im Rahmen einer urologischen Genese. Fieberhafte Temperaturen wurden zum Aufnahmezeitpunkt nicht festgestellt. Es fiel eine respiratorische Insuffizienz auf mit leichter Tachypnoe. Eine Makrohämaturie konnte im DK-Beutel nicht festgestellt werden, wobei eine Mikrohämaturie im U-Status schon festzustellen war. Bei bekannter Covid19 Infektion erfolgte daher durch uns eine erneute PCR mit wieder pos. befund. Radiologisch im CT konnten Infiltrate nachgewiesen werden in nicht ganz klassischer Formation einer viralen Genese, so dass eine mögliche Superinfektion auch in Betracht kam. Bei zusätzlicher möglicher Harnwegsinfektion entschlossen wir uns zur Antibiose.

....am 21.01. wurde ein Atemstillstand beobachtet. Eine Reanimation war ohne Erfolg und wurde aufgrund der infausten Prognose mit den zahlreichen Vorerkrankungen eingestellt....

Was heißt das jetzt: ist er an oder mit Corona gestorben? Warum sind die D-Dimere und das PTT erhöht? Corona geht doch auf die Gerinnung? Die o.g.Blutwerte waren alle ausserhalb der Norm.
Das mit dem CT verstehe ich nicht. Hatte er nun Covid- typische Infiltrate ja oder nein?

Kann man im CT unterscheiden, ob jemand eine Lungenentzündung hat oder Wasser in der Lunge? Sieht eine bakterielle Lungenentzündung anders aus, wie eine virale?
Was sagt der grobe Auszug aus dem Befund aus? Ist er nun an oder mit Corona gestorben?

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Bisherige Antworten
Dr. Sabine Schulz
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06.02.2021, 18:14 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Grundsätzlich kann es im Röntgen-Bild und CT Hinweise auf die Erregerart (bakteriell, viral oder durch Pilze) geben, dies ist aber oft nicht eindeiutig, insbesondere wenn es sich um Mischformen handelt. Es ist nicht selten, dass eine Viruspneumonie vorliegt und sich dann darauf noch eine bakterielle Pneumonie setzt. Diese Situation scheint auch bei Ihrem Vater vorgelegen zu haben. Wasser in der Lunge sieht anders aus als eine Pneumonie. D-Dimere sind recht unspezifisch und können bei jeder schweren Infektion erhöht sein, auch eine PTT-Verlängerung kann davorkommen. Alternativ auch die Heparintherapie.Bei den Keimen im Urin scheint tatsächlich eine Verunreinigung aus dem Darm vorgelegen zu haben. Es ist schwierig zu beurteilen, ob Ihr Vater ohne die COVID-Erkrankung auch verstorben wäre, dies erscheint mir jedoch nicht wahrscheinlich, auch wenn die Begleiterkrankungen Ihres Vaters ja schwerwiegend waren. Die Lungenentzündung war sicher ausschlaggebend. Letztlich kann ich jedoch nicht ausschliessen, dass die Lungenentzündung durch die Bakterien der Harnwegsentzündung , die möglicherweise auf die Lunge übergegangen sind,verursacht wurde. 

Gruss

Dr Schulz

Dr Schulz 

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09.02.2021, 07:12 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

die Keime aus dem Urin, die aus einer Verunreinigung aus dem Darm stammen können, kann das durch unsauberes Verhalten passiert sein, also z.b. dass man meinem Vater seine Windelhose nicht regelmäßig gewechselt hat und dadurch Darmkeime des Kots vorn in den Katheter gewandert sind? Er hatte auch eine Ulceration an der Penisspitze, die blutig belegt war..., vielleicht auch durch nicht hygienisches wechseln des Katheters?

Heute ruft mich die Ärztin des Gesundheitsamtes an, um mit mir nochmal über die Todesursache zu sprechen (Vollmacht und Personalausweis liegt vor, damit sie mir Auskunft erteilen darf).  Mal sehen, was sie nun letztendlich sagt.Ich hatte nachgefragt, weil ich sonst keine Ruhe finden kann, wenn ich nicht weiß, warum er sterben musste. 

 

Dr. Sabine Schulz
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09.02.2021, 14:38 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Ein Blasenkatheter birgt immer ein erhöhtes Risiko für einen Infekt der Harnwege, da Keime den Katheter als Eintrittspforte benutzen können, bei Stuhlinkontinenz/Windelträger ist das nicht so selten. Das passiert leider auch, wenn die Windel regelmässig gewechselt wird und der Katheterwechsel korrekt unter sterilen Bedingungen erfolgt. Schreiben Sie sich im Vorhinein am besten die Punkte auf, die Sie mit der Gesundheitsamtsärztin besprechen wollen. Ich hoffe, das Gespräch hilft Ihnen weiter,

Gruss

Dr Schulz

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16.02.2021, 10:12 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

morgen ist die Beerdigung. Wir haben uns für die Variante draußen im engsten Familienkreis entschieden, denn von 10 Trauergästen sind 9 Risikogruppe. 

Ich gehe davon aus, dass draußen die Ansteckungsgefahr geringer ist als in einem geschlossenen Raum. Aber wie ist es, wenn man nicht immer komplett die 1,5 m oder 2m Abstand einhält, weil z.b. jemand an einen vorübergeht? Sollten wir trotzdem draußen zumindest einen OP-Mundschutz aufmachen? 

Und noch eine andere Frage. Ich möchte - trotz des Todes meines Vaters - die Heimaufsicht und die Pflegekasse informieren.Das Gesundheitsamt habe ich um Stellungnahme gebeten. In dem Heim haben unterträgliche Zustände geherrscht. Ich habe jetzt auch noch 3 Zeugen, die mit unterschreiben würden. 2 sind Ex-Mitarbeiter, die selbst wieder gekündigt haben, weil sie die Zustände mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren konnten und 1 Zeuge, der die Zustände so kennt. Was passiert eigentlich, wenn Pflegekasse und Heimaufsicht darüber Kenntnis kriegen? Wir da ein Verfahren eingeleitet?

Dr. Sabine Schulz
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16.02.2021, 11:03 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Ich würde auf jeden Fall zu einer Mund-Nase-Bedeckung raten, auch wenn man sich nur draussen aufhält. Es kann ja doch mal passieren , dass man mal nicht daran denkt Abstand zu halten. Hinsichtlich der Meldung an die Heimaufsicht/Pflegeversicherung ist es so, dass diese verpflichtet sind, solchen Informationen nachzugehen, daher würde ich davon ausgehen, dass eine Untersuchung eingeleitet wird. 

Gruss

Dr Schulz  

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24.02.2021, 17:58 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

ich wurde heute das erste Mal mit AstraZeneca geimpft. Der Arzt der Uniklinik empfiehlt die Impfung auf alle Fälle. Es könne nur sein, dass die Immunreaktion geringer ausfällt, da ich am 06.08.2020 das letzte Mal Rituximab erhalten habe. 

Immerhin ist der erste 6 Monatszyklus vorüber, so dass die Rituximabwirkung nicht mehr in voller Stärke vorhanden ist. Bisher habe ich keinerlei Probleme oder Impfnebenwirkungen. Mal sehen was bis morgen passiert....ich bin zuversichtlich.

Die nächste Impfung ist für den 06.05 dran. Könnte man das denn anhand eines Blutwertes nachmessen, ob die Impfung eine Wirkung erzielt hat? Vielleicht muss man immunsuppremierte Patienten ein 3. Mal impfen?

Dr. Sabine Schulz
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24.02.2021, 20:03 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Da bin ich aber froh, dass Sie die Impfung erhalten haben! Denkbar wäre in der Tat eine eventuelle Drittimpfung bei Immunsupprimierten, ggf auch nach Bestimmung der Antikörper,

Gruss

Dr Schulz

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25.02.2021, 07:52 Uhr
Kommentar

Hallo, 

seit der Nacht geht es mir nicht so gut: Temperatur 38,3, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schmerzen am Arm, Hitzewallungen und leiche Übelkeit

Wie lange kann das andauern?

Dr. Sabine Schulz
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25.02.2021, 10:34 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

In der Regel maximal 1-2 Tage. Ist meist ein Zeichen dafür, dass die Impfung wirkt,

Gruss

Dr Schulz

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