Liebes Ärzteteam, vor etwa zweieinhalb Wochen hatte ich (35) eine bakterielle Mandelentzündung, begleitet von starker Abgeschlagenheit. Ich bekam Amoxicillin 1 g für zehn Tage. Das Antibiotikum wirkte schwerfällig, aber irgendwann nach einigen Tagen waren die Beschwerden weg und auch die Abgeschlagenheit vorüber. Zweieinhalb Tage nach Beendigung der zehntägigen Einnahme hatte ich jedoch wieder leichte Schluckbeschwerden und von heute auf morgen auch wieder die starke Abgeschlagenheit. Meine Ärztin erklärte aber, die Mandeln seien jetzt okay und die allgemeine Schwäche sei eine Nachwirkung der Antibiotika-Einnahme. Sie ließ ein CRP und eine ASL-Bestimmung machen, der CRP-Wert war 3,9, der ASL-Wert war normal. Es geht mir nun aber (seit inzwischen einer Woche) jeden Tag unverändert schlecht. Ich fühle mich zu schwach, meinen normalen Tagesablauf zu bewältigen. Die Mattigkeit geht über die übliche Kreislaufschwäche nach einer Antibiotikatherapie weit hinaus. Ich habe ansonsten keine Beschwerden (auch Hals tut nicht mehr weh). Ein Routine-Checkup beim Internisten vor wenigen Wochen ergab, dass ich gesund bin und ich fühle mich normalerweise ausgesprochen gut. Mit welchen Untersuchungen kann man nachweisen, ob nicht doch ein Bakterium die Antibiotika-Therapie überstanden hat und weiterhin subakut Ärger macht? Wie bestimmt man, um welchen Erreger es sich ggf. handelt? Wie aussagekräftig ist ein CRP-Test, heißt der o.g. Wert wirklich, dass keinerlei Infektion mehr vorliegen kann? Vielen Dank für Ihre Antwort (und entschuldigen Sie bitte die Länge dieses Postings) Gaby
Schwere Abgeschlagenheit nach Infekt
Kategorie: Allgemeinmedizin » Hausarzt | Expertenfrage
Antwort
Hallo Gaby, Sie sprechen ein kompliziertes Problem an, was ich Ihnen gern auch etwas differenzierter beantworten muß. Üblicherweise handelt es sich bei akuten Mandelentzündungen um sog. Streptokokkeninfekte. Diese Bakterienart spricht in aller Regel sehr gut auf Penicilline an. Das verordnete Antibiotikum (Amoxicillin) besitzt ein noch breiteres Wirkspektrum und hilft in aller Regel ausgezeichnet gegen solche Bakterien, sofern es lange genug und hoch genug dosiert wurde. Nun können sich jedoch zwischen Gaumenbogen und Mandeln noch einige wenige Erreger gehalten haben, die Ihnen das kleine Rezidiv, verbunden mit den Halsschmerzen, gehalten haben. Das ist auch von der Oberfläche her nicht zu erkennen. Üblicherweise wird ein Abwehrsystem mit diesem Restinfekt nach einer gewissen Zeit von allein fertig. Allerdings fühlt sich der Patient dann so, wie Sie sich fühlen. Das war eine Möglichkeit, eine andere besteht darin, daß der Infekt erfolgreich behandelt wurde, und es nur noch eine überlange Reaktion des Organismus auf den Infekt hin ist, worauf auch die Untersuchungsergebnisse des Internisten deuten. In seltenen Fällen kann sich tatsächlich ein chronischer Infekt entwickenln, den Sie allerdings erst typischerweise wesentlich später bemerken. Die Symptome sind dann eher unspezifisch, das heißt, Sie litten eher unter Kreislaufstörungen, verbunden mit Herzjagen in Ruhe und Herzstolpern. Um welche Bakterien es sich handelte, kann heute praktisch nicht mehr geklärt werden, da mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, diese Erreger nicht mehr auf der Mandeloberfläche zu erwischen. Ein erhöhter CRP-Wert gibt einen entzündlichen Prozeß im Oranismus an. Auch der ASL-Wert läßt momentan keinen Rückschluß auf das Fortbestehen einer Streptokokkeninfektion schließen. Sollten Ihre Beschwerden anhalten, würde ich Ihnen empfehlen, die gesamten Untersuchungen wiederholen zu lassen. Ich hoffe, daß ich den Sachverhalt etws aufklären konnte, mit freundlihen Grüßen Dr. Weber