Avatar

Corona-"Mischimpfung"

Kategorie: Allgemeinmedizin » Hausarzt | Expertenfrage

23.04.2021 | 07:53 Uhr

Sehr geehrte Experten,

ich wurde Ende Februar mit AstraZeneca geimpft. Nächste Woche ist der Zweitimpftermin und man sagte mir schon, da ich unter 60 bin, dass man nun einen mRNA-Impfstoff bekommt. 

Verstehe ich das richtig: egal, welchen Impfstoff man bekommt (Vektor- oder mRNA-Impfstoff),werden Teile des Spike- Proteins in den Körper "geschleust". Nur der Transportweg ist was anderes. Demzufolge müsste ja die Wirksamkeit dieselbe sein, wie als wenn man jeweils beide Impfungen vom selben Typ bekommt?

Und noch eine andere Frage. Wie verhält es sich bei den mRNA-Impfstoffen und allergischen Reaktionen? Ich habe eine chronische Urtikaria und Angioödem, die Ursache hierfür ist unbekannt. Kann es sein, dass ich deshalb eher auf den Impfstoff reagieren könnte (ich habe gehört, dass eventuell der (PEG)-haltige Lipidnanopartikel (Hilfstoff) das auslösen kann. 

Könnte man dann einfach vorsorglich eine Fexofanandin-Tablette (die ich sonst für meine Erkrankung nehme) nehmen? Oder kann das auch die Impfreaktion herabsetzen, wie das bei vorbeugenden Paracetamol passieren kann?

Helfen Sie mit Ihrer Bewertung: Ja, dieses Thema ist hilfreich!

0
Bisherige Antworten
Dr. Sabine Schulz
Beitrag melden
23.04.2021, 12:17 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Ja das ist richtig verstanden, die Wirksamkeit ist sicher ähnlich, ganz gleich jedoch nicht. Die unterschiedliche Technik (Vektor/m-RNA)spielt eine Rolle, auch besitzt das Virus etliche Spike-Proteine und bei der Impfstoffherstellung werden je nach Impfstoff unterschiedliche Spike-Proteine 'verwendet'. Hinsichtlich einer möglichen allergischen Reaktion ist es richtig, dass die Gefahr bei den MRNA-Impfstoffen in Ihrem Fall erhöht ist. Daher sollten Sie vor der Impfung mit dem Impfarzt sprechen und Ihre medizinischen Unterlagen mitführen. Sie sollten nicht ohne Rücksprache vorher ein Antiallergikum einnehmen, 

Gruss

Dr Schulz

 

Beitrag melden
24.04.2021, 06:51 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

ich hatte gestern nochmal mit der kassenärztlichen Vereinigung gesprochen. Die Dame am Telefon sagte, dass sie sich an die Stiko-Empfehlung halten und unter 60 Jährige kein Astrazeneca mehr bekommen. Meine Mutter mit 71 bekommt, aber als 2. die Astrazeneca-Impfung weiterhin. 

Ich bin gespannt, was wirklich passiert. Von Bekannten weiß ich, dass der Impfarzt bei Ü60 trotzdem umgeschwenkt ist auf mRNA, weil die Bekannte (67 Jahre alt) einen gutartigen Tumor im Gehirn hat, der aber Gewebe verdrängt, so dass sie seit 15 Jahren schon im Rollstuhl sitzt. 

Ich habe selbst zwischenzeitlich Bedenken, dass die Astra-Impfung nicht ausreichend wirkt. Noch ein Bekannter, Mitte 50 und Dialysepatient hat  1x AstraZeneca bekommen, bleibt es hier im Bundesland so, dass an die Stikoempfehlung festgehalten wird, dann wäre er ja bei der 2. Impfung auch ein "Mischkandidat"....Aber gerade bei solch vorerkrankte Menschen ist es wichtig, dass eine hohe wirkung erzielt wird....nun ist bei den Mischungen ja noch nicht 100% belegt, was damit nun wird....Da bin ich immer in Sorge, dass die kerngesunde Kita-Erzieherin Mitte 20 sich da weniger Sorgen machen muss......

Wann wird es Studien dazu geben? In Großbritanien wurde das ja auch schon gemacht?

Dr. Sabine Schulz
Beitrag melden
24.04.2021, 16:42 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Es laufen Studien hierzu, aber Ergebnisse gibt es eben noch nicht. Was man sagen kann ist, dass Astra Zeneca nach Studienlage bereits nach der 1.Impfung eine hohe Schutzwirkung von 76% auch noch nach 3 Monaten bietet , mit der Zweitimpfung mit Astra Zeneca kommt es dann zu einer Schutzwirkung von 82%. Aber es gibt leider noch keine Studienergebnisse, wenn man Astra Zeneca und dann z.B. Biontech Pfizer verimpft,

Gruss

Dr Schulz

Beitrag melden
27.04.2021, 09:52 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz,

diesen Artikel habe ich soeben gefunden: 

"Das Gesundheitsministerium in Frankreich beschliesst eine dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoffs für Menschen mit starker Immunsuppression (nach Transplantation solider Organe, kürzlich durchgeführter Knochenmarktransplantationen, Dialysepatienten, Patienten mit Autoimmunerkrankungen unter starker immunsuppressiver Therapie).

Durch frühzeitiges Impfen sollten diese Patientengruppen geschützt werden. Der Impfstoff scheint jedoch bei Menschen nach Organtransplantationen, die sich einer Anti-Abstossungs-Behandlung oder einer Dialyse unterziehen, weniger wirksam zu sein. So ergab eine Studie der Johns Hopkins, dass nur 45% der geimpften Immunsupprimierten Antikörper bildeten. Die verbleibenden 55% haben eine negative Serologie.

In den letzten Wochen hat die „Société frankophone de transplantation“ 33 transplantierte und zweifach geimpfte Personen identifiziert, die trotz Impfung mit SARS CoV2 infiziert wurden. Von denen wurden mindestens 8 wegen einer schweren Form von Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert, drei starben.

Die Conseil d'orientation de la stratégie vaccinale (COSV) empfiehlt für das weitere Vorgehen bei Transplantierten, Immunsupprimierten und Dialysepatienten unter anderem:

  • die Vorrangige Impfung ihrer Angehörigen, die unter einem Dach leben
  • eine dritte Dosis des routinemäßigen mRNA-Impfstoffs, vier Wochen nach der zweiten Dosis oder so bald wie möglich
  • es muss sicher gestellt sein, dass die Angehörigen der Gesundheitsberufe, die sie behandeln, selbst geimpft sind
  • Durchführung quantitativer AntiS-Serologien vier Wochen nach der 2. und 3. Dosis
  • Entwicklung klinischer Studien zur Bewertung verschiedener Ansätze zur Stärkung des Impfstoffs
  • betroffenen Patienten müssen unverzüglich über die von ihnen eingegangenen Risiken und die Empfehlungen informiert werden.

Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die demzufolge trotz einer doppelten Impfung teilweise einem, wenn auch reduzierten Risiko für einen schweren Covid-19 - Verlauf ausgesetzt sind, ist die Aussicht auf eine weitere Impfung eine große Hoffnung.

Betroffene sollten zum eigenen Schutz ihre Zahl der Antikörper ca. 3-4 Wochen nach der zweiten Impfung testen lassen."

Sollte ich wirklich 4 Wochen nach der 2. Dosis einen Antikörper - Test machen lassen? Gibt es hier auch schon ähnliche Beobachtungen? Die Verunsicherung ist groß, zumal ich ja nun vermutlich auch noch ein Astra/mRNA-Mix-Kandidat bin...

Dr. Sabine Schulz
Beitrag melden
27.04.2021, 10:45 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Vielen Dank für den interessanten Artikel. Die Empfehlungen machen meiner Meinung nach durchaus Sinn, auch wenn es -soweit mir bekannt- in Deutschland noch keine offiziellen Empfehlungen diesbezüglich gibt. Das empfohlene Vorgehen halte ich für Immunsupprimierte für empfehlenswert. Würde daher mit Ihrem behandelnden Nephrologen (der ja den Grad Ihrer Immunsupprimierung durch das Rituximab am besten einschätzen kann) besprechen, ob in Ihrem Fall eine Antikörperbestimmung erfolgen sollte, 

Gruss

Dr Schulz 

Beitrag melden
27.04.2021, 16:04 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

ich bin nun eine Mischkandidatin. Ich habe heute die 2. Impfung mit Biontech bekommen (die 1. war ja Astrazeneca). 

Ich muss aber trotzdem nochmal zum Verständnigs fragen, denn meine Schwester wird Freitag das 2.x geimpft und versteht nun gar nichts mehr.:

Als ich zur Tür des Impfzentrums rein bin, hat ein Ordner mein Namen auf der Liste durchgestrichen und meinte dann, ob ich die Astrazeneca Impfung vertragen habe. Ich habe gesagt, dass ich sie vertragen habe, außer eben diese Dinge wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen etc. Dann meinte er, dann könnte ich das 2x auch Astrazeneca bekommen. Das hat mich irritiert, denn war es nicht von der Stiko empfohlen, dass man als 2. für U60 einen anderen Impfstoff gibt und Astrazeneca nur nach ärztlichen Gespräch auf eigenes Risiko nimmt?

Ich habe gesagt, dass ich ein Arztgespräch wünsche, bevor ich was bekomme. Also hatte ich eins. Die Ärztin ist dann die Liste der Impfreaktionen durchgegangen mit mir und meinte, dass ich ja die ganze Palette mitgenommen hätte. Sie würde mir auch Biontech geben. Nur das dazu keine Daten existieren, wie die Mischung funktioniert. Ich habe dann Biontech genommen. In der Hoffnung, dass die Mischung auch funktioniert. 

Bei meinem Freund hat sie gesagt, da er nur erhöhte Temperatur hatte und Erschöpfung mehr nicht, könne er Astrazeneca weiterbekommen. Er hat es allerdings wehemend abglehnt, weil er für sich der Meinung war, dass er sich an die Empfehlung der Stiko halten möchte.....Also ist er auch ein Mischkandidat. 

Haben wir das jetzt falsch verstanden: die Stiko hat doch für U60 eine andere Impfung als die Astrazeneca empfohlen? Ein 2. mal wird nur unter Abwägung auf eigenes Risiko Astrazeneca geimpft?

Zusätzlich hatte ich vorab mit dem Nephro der Uni gesprochen. Er meinte, dass noch keine Daten zur Mischimpfung vorliegen. Die Thrombosen kommen bei Astrazenca etwas häufiger vor als bei Biontech. Da ich unter 60 bin und weiblich meinte er "dann nehmen Sie Biontech". Als ich dann gefragt hatte, ob es wirklich eine Wirkung bringt, dann meinte er, dass egal mit welcher Impfung ja Antikörper gegen Spike Protein gebildet werden. Auf welchen Weg sie dies tun ist eine andere Sache. Also er ist zuversichtlich.....

Wollen wir hoffen....Aber es ist als Patient so schwierig, wenn es der Arzt nicht mal weiß. Vielleicht hätte eine einheitliche Linie bzw. das Abnehmen der Entscheidung es etwas einfacher gemacht. Der Nephro sagte, dass ich ca. 2 Wochen nach der 2. Impfung die Antikörper bestimmen lassen könnte, dann wird man sehen, wie es funktioniert hat. 

Aber nochmal zurückzukommen: habe ich die Empfehlung der Stiko mißverstanden?

Dr. Sabine Schulz
Beitrag melden
27.04.2021, 16:38 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Grundsätzlich bzw gesetzlich geregelt ist bei Astra-Zeneca-Erstgeimpften, dass die Zweitimpfung von unter 60Jährigen mit Biontech-Pfizer oder Moderna erfolgt. Es sei denn medizinische Gründe wie z.B. eine Allergie gegen Astra o.ä. sprechen dagegen. Der Impfarzt entscheidet über den Impfstoff, nur wenn er medizinische Gründe gegen einen mRNA -Impfstoff sieht kann er Astra Zeneca empfehlen und damit impfen, auch darf er bei Wunsch des Impfling nach Astra Zeneca auch Astra Zeneca verimpfen (nach vorheriger Risikoaufklärung). Die Impfzentren müssen der Empfehlung der Stiko bzw des Gesundheitsministeriums folgen (mit den oben genannten Ausnahmen), insofern ist da die Meinung eines Ordners völlig egal und ich bin sehr verwundert, dass das so im Impfzentrum läuft. Sie haben nichts missverstanden! Der ganze Themenkomplex ist in der Tat schwierig, es gibt einfach noch zu wenig Studien bzw Erkenntnisse bzw Langzeiterfahrungen. Würde das genauso machen wie von Ihrem Nephrologen empfohlen,Zweitimpfung mit Biontech und dann Antikörperbestimmung,

Gruss

Dr Schulz  

Beitrag melden
03.05.2021, 08:54 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

nach der 2. Impfung, aber diesmal mit Biontech, hatte ich dieselben Beschwerden, wie beim 1. Impfung mit Astrazeneca: Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit und generell Krankheitsgefühl. 

Wäre es sinnvoll neben den Antikörper gegen SARS vielleicht auch irgendwie Werte zu bestimmen, ob die B-zellen wieder normal sind? Denn sollten die Antikörper zu gering/negativ ausfallen, könnte es ja auch mit den B-Zellen zu tun haben und nicht mit der Mischimpfung?

Sollte ich es privat im Labor zahlen, welchen Wert müsste man bestimmen, um das mit den B-Zellen gleich mitzuklären? B-Lymphozyten und Immunglobulin G? Können Sie mir da einen Tipp geben?

Dr. Sabine Schulz
Beitrag melden
03.05.2021, 10:40 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Meines Wissens ist die quantitative Messung speziell der B-Zellen hier nicht aussagekräftig. Grundsätzlich wird die Zellzahl der B-und T-Zellen  ja im grossen Blutbild gemessen (Lymphcyten),

Gruss

Dr Schulz

 

Beitrag melden
04.05.2021, 08:57 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

ich habe soeben folgenden Artikel gefunden:



Also sollte man sich mit Ocrelizumab, Rituximab...nicht in falscher Sicherheit wiegen? Nun habe ich dazu noch eine Verständnisfrage: Wenn man, wie z.b. von der Gesellschaft für Rheumatologie empfohlen mindestens 6 Monate nach der letzten Infusion impft, ist dann trotzdem zu erwarten, dass die Impfreaktion beeinträchtigt ist? Das wiederum würde erklären, warum ich diesen Infusionspass 2 Jahre nach letzter Infusion mit mir führen muss?

Sollte es generell Auffrischimpfungen geben, was ich denke, dann muss man ja wieder diese 6 Monate warten, ehe man überhaupt impfen sollte. Das wird unter diesen Medikamenten problematisch. Wie das dann außerdem noch funktionieren soll: ich musste schon wochenlang wegen einer Pneumokokken-Impfung hinterherrennen. Alles weg. Der Hausarzt durfte auch nichts aufheben für so einen Fall, dann habe ich mehrere Apotheken anrufen müssen, ob sie noch Pneumokokken-Impfstoff haben, vorher mit der Grippeimpfung derselbe Spaß.....Was soll das werden? :oops: Man hat ja dann zwischen den Infusionen nur bestimmte Zeitfenster... Ich verstehe auch nicht, warum man nicht hätte die Impfung aufheben können, ich habe sie auch hier im Kühlschrank einzeln als Spritze verpackt?

 


17.05.2021 14:02 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

Dr. Sabine Schulz
Beitrag melden
07.05.2021, 18:27 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Ob in Ihrem speziellen Fall 6 Monate nach der Rituximabtherapie  die Impfreaktion immer noch beeinträchtigt ist, da kann ich nur Vermutungen anstellen. Konkrete Studien gibt es ja hierzu nicht. Da ja aber die Dosierung auch eine Rolle spielt, würde ich davon ausgehen, dass eine eventuelle Beeinträchtigung der Impfwirkung nur gering ausfällt. Ggf kann Ihnen Ihr behandelnder Nephrologe Genaueres sagen, da er ja Erfahrung mit dem Medikament hat.Leider ist die Situation mit der zeitlichen Planung in Ihrem Fall etwas kompliziert, aktuell müssen wir hier jedoch noch auf die Empfehlungen warten, bevor man in eine genaue Planung einsteigt. Grundsätzlich ist aber davon auszugehen,  dass es dann keine Impfstoffknappheit geben wird,

Gruss

 

Dr Schulz

Diskussionsverlauf
Stellen Sie selbst eine Frage!

...an andere Nutzer der Lifeline-Community oder unsere Experten

Stichwortsuche in Fragen und Antworten

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe aus Gesundheit und Medizin die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Übersicht: Allgemeinmedizin
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FUNKE Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.