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Bluthochdruck seit akuter Belastungsreaktion

Kategorie: Allgemeinmedizin » Hausarzt | Expertenfrage

10.10.2022 | 13:39 Uhr

Hallo zusammen,

kurz zur Vorgeschichte: Meine Hausärztin hatte immer wieder einen leicht erhöhten Blutdruck bei mir festgestellt und überlegt, ob dieser vielleicht die mögliche Ursache für meine immer wieder auftretenden Kopfschmerzen und Schwindelanfälle ist. Da auch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung durchgehend leicht erhöhte Werte mit einigen deutlichen Abweichungen nach oben zeigte, empfahl sie mir zunächst Dystologes-Tabletten, die ja gegen innere Unruhe helfen sollen und somit den Blutdruck vielleicht schon ausreichend senken könnten. Diese nehme ich seit August. Zuhause habe ich dann bald darauf immer normale Werte gemessen (120 bis 130 zu 70 bis 80) und fühlte mich gut. Ich bin außerdem 30 Jahre alt, sehr schlank und bewege mich regelmäßig.

Nun zur aktuellen Situation:
Vor ungefähr drei Wochen habe ich etwas Schreckliches erlebt - dass dieses Ereignis für mich sehr heftig war, zeigte sich durch eine akute Belastungsreaktion. Etwa eine halbe Stunde nach dem Geschehen, als ich also nicht mehr funktionieren musste, war mir kalt, ich zitterte und weinte. Nachts konnte ich kaum schlafen, schreckte immer wieder mit Herzrasen hoch und war extrem unruhig. Am nächsten Tag ging es mir dann richtig schlecht. Ich hatte Herzrasen, mir war schwindlig, ich schwitzte stark und brach immer wieder in Tränen aus. Da es auch am nächsten Tag nicht besser wurde, bin ich zu einer Ärztin gegangen (leider war meine Hausärztin im Urlaub), habe unter heftigem Zittern und Weinen grob von der Situation erzählt und mich für die restliche Woche krankschreiben lassen. Sie notierte auf meiner AU die ICD-10 Codes F43.9 G und Z73 G.
Ich hatte in den Tagen nach dem Geschehen immer mal wieder meinen Blutdruck gemessen und er war wieder jedes mal zu hoch (meist um die 145 zu 90).
In der Woche darauf fühlte ich mich noch immer nicht arbeitsfähig und war dann Montag bei meiner eigentlichen Hausärztin. Auch dieser habe ich von meinem Erlebnis erzählt, wieder geweint und gezittert und nachdem ich mich etwas gefangen hatte, stellte sie einen Blutdruck von 176 zu 110 fest. Sie machte sich dann Sorgen, dass die Werte sich noch verschlimmern könnten und hat mir Ramipril verschrieben. Ich nehme nun seit etwa zwei Wochen also jeden Tag 2,5mg. Die Blutdruckwerte verbesserten sich nach einigen Tagen deutlich und liegen inzwischen bei ca 110 zu 70. Abgesehen von Donnerstag als es mir psychisch wieder schlechter ging, da war der Blutdruck wieder bei 140 zu 90.

Nun meine Frage: Kann es sein, dass der Blutdruck einfach nur durch dieses schlimme Erlebnis so extrem nach oben gegangen ist? Wenn ja, wie lange könnte es wohl dauern bis er sich so wieder normalisiert und ich die Tabletten wieder absetzen kann?

Danke an alle fürs Lesen!

Liebe Grüße


10.10.2022 15:58 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

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Bisherige Antworten
Dr. Sabine Schulz
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11.10.2022, 08:37 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Das ist möglich, ja. Wenn die Blutdruckerhöhung durch die psychische Anspannung bedingt entstanden ist,  ist es wahrscheinlich, dass sich die Werte wieder normalisieren, wenn diese vorbei ist. Besprechen Sie mit Ihrer Hausärztin, ob nicht jetzt ein Auslassversuch ohne Tabletten möglich wäre,

Gruss

Dr Schulz 

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11.10.2022, 08:56 Uhr
Kommentar

Liebe Frau Dr. Schulz,

danke für Ihre Antwort. 

Die psychische Anspannung ist noch längst nicht vorbei. Zwischenzeitlich geht es mir zwar wieder ganz gut - so lange ich mir selbst gezielt etwas Gutes tu bzw. etwas schönes mache - aber sobald das Thema aufkommt, überrollt es mich meist mit aller Macht und ich bin häufig wieder völlig fertig. Das Geschehene hat leider einen ziemlichen Rattenschwanz nach sich gezogen und für mich selbst steht noch nicht genau fest, wie es im Beruf weitergehen kann. Da habe ich gerade große Ängste und muss mir selbst noch darüber klar werden, was ich wohl schaffen kann und welche Unterstützung ich dafür brauche.

Wäre es ratsam, mit dem Absetzen des Medikaments zu warten bis sich alles soweit wieder geklärt hat (wohl in etwa 4-5 Wochen) oder könnte man das dennoch versuchen, da ja diese akute Reaktion auf das traumatische Erlebnis scheinbar vorbei ist? Der Blutdruck ist derzeit ja auch nicht zu niedrig, sondern normal. Ich weiß leider nicht genau, wie solche Medikamente da wirken...

Viele Grüße 

 

Dr. Sabine Schulz
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11.10.2022, 18:12 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo,

das tut mir sehr leid, leider ist es oftmals so, dass ein starkes Belastungsereignes nicht so schnell verarbeitet werden kann. Ggf holen Sie sich Hilfe, es ist auch wichtig sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Aber das tun Sie ja auch nicht. Ich würde einen Auslassversuch machen, da ja auch die Dosierung sehr niedrig ist. Letztlich ist aber eine ausreichende Einschätzung aus der Ferne schwierig, daher würde ich hierzu nochmals die Hausärztin kontaktieren,

Gruss

Dr Schulz 

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12.10.2022, 09:41 Uhr
Kommentar

Liebe Frau Dr Schulz,

wissen Sie, ob private Krankenversicherungen psychologische Unterstützung nach einem traumatischen Ereignis im Allgemeinen übernehmen?

LG

Dr. Sabine Schulz
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12.10.2022, 16:49 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo,

da gibt es unterschiedliche Verträge bzw Versicherungsbedingungen. In der Regel wird dies jedoch bei einem akuten Ereignis übernommen. Würde Ihnen empfehlen, bei Ihrer Versicherung nachzufragen,

viele Grüsse

Dr Schulz 

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