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Pseudothrombozytopenie

Kategorie: Allgemeinmedizin » Forum Allgemeine Gesundheit

20.06.2020 | 07:35 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

ich habe mal eine Frage bezüglich folgender Thrombozytenwerte:

Thrombozyten 47 -- (150-370 GPt/l) EDTA
Thrombozyten 40 GPt/l Citrat

Mein Vater hat laut Hämatolgen eine Pseudothrombozytopenie, deshalb nochmal der Wert im Citratröhrchen. Trotzdem ist doch der Wert viel zu niedrig? Er nimmt auch einen Blutverdünner (Lixiana 30), kann es dann bei solchen Werten so sein, dass er vielleicht viel zu dünnes Blut bekommt oder gar generell Blutungen? Der Hausarzt hat zu dem Wert nichts gesagt. Geht der wirklich so noch in Ordnung? Bei der letzen Blutentnahme lag er noch bei 57, also etwas höher.

Der Wert müsste doch dann aber im Citratröhrchen höher liegen, ich verstehe das nicht?

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Dr. Sabine Schulz
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20.06.2020, 13:03 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Auch im Zitratblut können die Thrombocyten verklumpen und so 'fälschlich' niedrigere Werteanzeigen, aber Sie haben Recht, dies passiert überwiegend im EDTA-Blut und daher es ist ungewöhnlich, dass der Wert niedriger ist als im EDTA-Blut. Ggf wurde im Labor nicht die richtige Verdünnung angewandt? Es gibt spezielle Probenröhrchen zur sicheren Abklärung bei Verdacht auf Pseudothrombozytopenie, um einen sicher korrekten Wert zu erhalten, würde ich einmal mit dem behandelnde Arzt besprechen. Ein Thrombocytenwert von 40000 und darüber führt in aller Regel nicht zum Auftreten von spontanen Blutungen, 

Gruss

Dr Schulz

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23.06.2020, 07:23 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

wie heißen die spzeziellen Röhrchen, in denen man bei V.a. Pseudothrombozytopenie einen korrekten Wert erhalten kann?

Kann es auch an der Lagerung der Citratröhrchen liegen? Die Arzthelferin fährt einige Patienten zu Hause an, bevor sie in die Arztpraxis zurückfährt und dann wird das Blut auch erst nachmittags abgeholt und geht dann nochmal auf die Reise ins Labor. 

Dr. Sabine Schulz
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23.06.2020, 10:59 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Kenne die speziellen Röhrchen unter dem Namen Thromboexact. Die 'Verklumpung' der Thrombocyten nimmt mit zunehmender Abkühlung der Blutprobe durch längere Lagerung zu, ja, das kann auch eine Rolle spielen,

Gruss

Dr Schulz

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16.07.2020, 08:36 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

die Hausärztin hat gesagt, dass sie die Thromboexact-Röhrchen nicht beim Labor anfordern darf, dann müsste sie sich dem MVZ gegenüber rechtfertigen, warum sie für diesen einen Patienten unbedingt die Röhrchen bestellen muss. 

Am rechten Bein meines Vaters sind jetzt unten am Schienbein und seitlich davon blaue Flecke, ca. so groß wie 2 Euro manche etwas größer. Es ist flächig und sieht aus, als ob kleinste Gefäße geplatzt sind und dadurch blaue Flecken entstanden sind. Aber nur am rechten Bein. Die Hausärztin hat gesagt, könnte mit der Gerinnung und Lixiana zu tun haben, könnte aber auch von seinem Aneurysma der A. poplitea kommen bzw. damit zu tun haben. Sie hat es fotografiert und wollte auch nochmal die Dermatologin kontaktieren. 

Weil mir das alles zu lange dauert und ich den Wert von 40 bei den Thrombozyten eben nicht gut finde, habe ich jetzt beim Hämatologen angerufen, wo er schon mal wegen der vermeintlichen Pseudothrombozytopenie war. Ich habe der Arzthelferin alles geschildert und habe nun einen Termin für den 10. August bekommen. Ist das so ausreichend oder hätte man da eher hin gemusst? Es kann ja nicht schaden, hier nochmal alles anzuschauen,oder?

Dr. Sabine Schulz
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16.07.2020, 11:07 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Schaden kann das auf keinen Fall. Klingt für mich auch so, als reiche der Termin am 10. August aus. Letztlich ist jedoch eine Einschätzung aus der Ferne schwierig, würde aber davon ausgehen, dass die Hausärztin auf eine rasche Abklärungsnotwendigkeit hingewiesen hätte, wenn dies eilig wäre,

Gruss

Dr Schulz 

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06.08.2020, 23:45 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz,

mein Vater wurde Dienstag wegen Wasser in der Lunge ins Krankenhaus eingeliefert. Der Arzt sagte es käme vom Herz (dekompensierte Herzinsuffizienz). Nun wurde ein Aneurysma der A. Poplitea festgestellt, was das gefäss mit einem thrombos komplett verschlossen hat und das ganze Bein nicht mehr durchblutet wurde.

Er wurde am Mittwoch in die Uniklinik verlegt und notoperiert. Das Bein könnte nicht mehr gerettet werden. Nun liegt er auf intensivstation.  Das amputierte Bein sei bisher in Ordnung, aber sein Herz macht nach der narkose Probleme. Er ist zwar nicht mehr intrigiert, aber der hersmuskel pumpt nicht mehr so stark. Derwrzte sagte, dass wir uns auf alles vorbereiten müssen....herzversagen oder dass er in dem zustand bleibt, wie er ist.

Kann sich das Herz nicht mehr erholen, wenn es einmal so schlapp wird? Gibt es da keine positiven Aussichten mehr?

Er ist 82 Jahre alt.  

Dr. Sabine Schulz
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07.08.2020, 12:52 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Grundsätzlich kann sich die Pumpfunktion des Herzens mit  medikamentöser Unterstützung auch erholen, dies ist vor allem abhängig vom Schweregrad der Herzschwäche und davon, ob Komplikationen wie z.B. Infektionen o.ä. auftreten. Dass es ihm jetzt so schlecht geht tut mir sehr leid,

Gruss

Dr Schulz

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10.08.2020, 16:22 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

mein Vater liegt nun seit Mittwoch auf der Intensivstation. Die Wunde ist bisher gut verheilt. Er hat keine Infektionen. Allerdings hat er laut Arzt jetzt ein OP-Delir. Er schläft ständig ein, er spricht nur kurze Sätze oder Antwortet nur kurz. Manches begreift er nicht und ist desorientiert. Beim sprechen lallt er auch. 

Dann ist das Problem, dass er wohl durch dieses Delir Probleme mit dem Schlucken hat. Er hat das Essen im Mund und schluckt es ewig nicht herunter. Wenn er schluckt, dann verschluckt er sich häufig. Zwischenzeitlich habe ich dann "rot gesehen" und bin dann auf die Überlegung gekommen, dass durch die Beatmung dass Zwerchfell wieder erneut gerissen sein könnte und der Magen wieder nach oben gerutscht ist, wie letztes Jahr vor der Thoraxmagen-OP. Kann sowas von der Beatmung passieren? Und bin ich da durch die Situation überempfindlich.....Für dieses Delir würde er wohl Medikamente bekommen und ein Logopäde soll hinzugezogen werden. Kann so ein Delir denn noch weggehen, wenn das Schlucken sogar Probleme macht und welche Medikamente sollen das sein, die sowas besser machen?

Dann macht das Herz immer noch Probleme: die Kammern würden sich wohl nicht richtig zusammenziehen. Er wird entwässert und Blutdruck und Puls werden eingestellt. Der Arzt meinte, dass er im Liegen Luftnot bekommt und sich auch nicht anstrengen kann. Wenn er sitzt ist alles in Ordnung. Es müsste wohl alles immer wieder angepasst werden müssen und auf die Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Aber wie soll ich mir das Vorstellen: das er beim heben eines Armes schon Luftnot bekommt oder erstickt, wenn er ausversehen im Bett runterrutscht?

Auf die Frage hin, ob sich das mit dem Herzen bessern kann, meinte er nein. 

Ich frage mich, wenn man das so hört, wie lange er damit noch leben wird? Mir macht das unfassbare Angst und versetzt mich in einen Ausnahmezustand. 

Gibt es damit überhaupt noch eine Lebenserwartung? Natürlich ist er schon 82, aber trotzdem hätte ich gedacht, dass es noch für länger gut geht. 

Dr. Sabine Schulz
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11.08.2020, 11:37 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

grundsätzlich kann ein Zwerchfellriss durch maschinelle Beatmung entstehen, in aller Regel kommt es jedoch nicht dazu, weil die Beatmung ja dementsprechend schonend eingestellt wird. Schluckstörungen können durch ein postoperatives Delir entstehen, wenn ein Zwerchfellriss aufgetreten wäre, hätte man dies sicher festgestellt! Nehme an, bei den Medikamenten, die Ihr Vater gegen das Delir erhält, könnte es sich um Neuroleptika wie z.B. Haloperidol handeln.So ein Delir ist meist vorübergehend. Hinsichtlich der Luftnot, kann ich mir vorstellen, dass- wenn es gut läuft-  Ihr Vater medikamentös und durch Flüssigkeitsmanagement so eingestellt werden kann, dass er wieder und auch noch für länger am täglichen Leben teilnehmen kann, ggf  auch wieder kurze Wege gehen kann, auch wenn die Pumpfunktion des Herzens sich nicht mehr bessern sollte. Letztlich muss man natürlich abwarten wie der Verlauf ist, leider lässt sich das nicht vorhersagen,

Gruss

Dr Schulz       

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13.08.2020, 05:17 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

das OP-Delir ist weiterhin da. Schlucken kann er immer noch nicht, deshalb bekommt er was über die Vene. Er ist weiterhin desorientiert, schläft immer ein,dann spricht er kurz bzw. lallt nur. 

Nun ist noch eine Lungenentzündung dazu gekommen, weil er durch diese Schluckstörung aspiriert hat. Außerdem teilte der Arzt mit, dass er einen erneuten Herzultraschall gemacht hat. Die Herzhöhlen wären vergrößert, das Herz pumpt nicht richtig und er hat nur noch 20% Herzleistung. 

Dadurch, dass sein Zustand kritisch ist, wollte der Arzt nun vorgestern wissen, was passieren soll, wenn die Situation kippt. Wir hatten dann entschieden, dass er beatmet werden soll, weil wir ihm die Chance geben wollen, die Lungenentzündung zu überstehen. Das habe ich dann gestern dem Arzt mitgeteilt. Dieser hat mir dann förmlich von der Beatmung abgeraten und mir das mit den 20% Herzleistung gesagt. Er würde durch die Beatmung schlechter werden. Und es könne sein, dass er nie davon loskommen würde. Selbst, wenn er es täte, dann wäre er zwar am Leben aber doch irgendwie tot. Wir sollten uns das überlegen. Auch eine Reanimation wäre ein Eingriff, der zu Sauerstoffmangel führt. 

Er erklärte auch, dass bei eine Beatmung wieder eine Art Narkose gegeben wird und diese ihn insgesamt noch mehr schädigen würde. 

Der alternative Weg wäre Schleim absaugen, Antibiotika geben, Schmerzmittel geben, entwässern usw. Dafür plädiert faktisch der Intensivmediziner. Er meinte, wenn man intubiert, dann macht man das, weil es was bringen soll....und meinem Vater würde es schlechter machen....

Ich dachte immer, durch Beatmung usw. hat man die Chance zur Genesung und nicht dass es andersherum ist? Ich habe Angst, was falsches zu sagen, aber so wie der Arzt sich angehört hat, wäre die Beatmung ja der falsche Weg? Kann sowas wirklich sein, dass durch diese Sache er noch kränker wird? Und wie schätzen sie das mit 20% Herzleistung ein?

Ich habe unfassbare Angst eine falsche Wahl zu treffen und ich komme mir vor als ob ich "Gott spielen soll" und über Schicksale entscheiden....ich kann sowas nicht entscheiden und muss es tun, denn eine Patientenverfügung gibt es nicht. 

Gibt es wirklich keine Chance ihn zu retten?

Dr. Sabine Schulz
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13.08.2020, 13:06 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Das ist natürlich jetzt eine sehr schwere Situation und eine sehr schwere Entscheidung. Letztlich weiss niemand genau, welches der richtige Weg ist. Eine auf 20% Leistung eingeschränkte Herzleistung ist natürlich keine gute Voraussetzung und schränkt die Heilungschancen sehr ein. Andererseits kann sich auch eine eingeschränkte Herzleistung wieder bessern, auch wenn die Chancen dafür wohl eher schlecht stehen.Eine Beatmung kann den Körper mit Sauerstoff versorgen, bis der Patient wieder selbständig atmen kann, die Beatmung selbst bringt aber auch wiederum neue Risiken mit sich, vor allem kann es hier durch weitere Erreger, die über die Beatmungsschläuche in die Lunge gelangen, zu einer Verschlechterung der Lungenentzündung oder anderer Organe kommen. Die Chancen für Ihren Vater scheinen leider schlecht zu stehen, wenn Sie sich aber unwohl  dabei fühlen, ihm eine kleine Chance zu nehmen, würde ich ihm die Betamung nicht verwehren,

Gruss

Dr Schulz      

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14.08.2020, 06:42 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz,

Konstellationen, die zu einer Besserung des Herzen führen könnten, müssen nicht vorliegen, so wie ich den Arzt verstehe.

Er kam ja mit dekompensierter Herzinsuffizienz ins Krankenhaus und eben jetzt dazu noch wegen dem Bein. Diese Luftprobleme ( ich bezeichne es immer als Schnappatmung) hat er immer wieder gehabt. Wir waren Lungen röntgen, da war kein Wasser in der Lunge. Die Ärztin meinte, es käme vom Vorhofflimmern. 2018 waren wir sogar noch zur Herzkatheteruntersuchung. Da brauchte er keine Stents und dort sagte man, dass er auch keinen Schrittmacher braucht.
Dann hatte er bei den nächsten Malen mit "Schnappatmung" Wasser in der Lunge und es wurden die Tabletten angepasst. Das mit dem Wasser in der Lunge ist jetzt seit 09/2019 glaube ich 3 x vorgekommen.

Folgende Diagnosen hat er:
ventrikuläre Extrasystolen,
Hyperlipoproteinämie,
Diabetes Typ II,
chron. Niereninsuffizienz III,
Diffuse koronare 2-Gefäßerkrankung ohne sichere Targetläsion,
benige Prostatahyperplasie,
arterielle Hypertonie,
degenerative Wirbelsäulenerkrankung,
Z.n. Ulcera Ventriculi Forest III im Antrum nach okkulten Blut im Stuhl, mäßig floride H.p. assozierte Antrumgastritis,
paroxymales Vorhofflimmern,
Z.n. Upside down Magen Laparoskopisch auf offen konvertierte Fundoplicatio mit Hiatusplastik und Gewebeersatz mittels nicht resorbierbarem Netz 11.02.2019

Zum Bein steht: subakute TascIII Ischämie bei thrombosierten Aneurysma der A. poplitea rechts Dmax. 45 mm, asymptomatisches Aneurysma der A. poplitea links, Dmax 17mm

- Herzleistung 20%, Lungenentzündung durch Aspirieren

Wir haben nochmals mit dem Arzt der Intensivstation gesprochen. Dieser hatte in einer Runde von Anästhesiologen beraten. So wie er sich ausdrückt, rät er von einer Beatmung ab, so wie er es schon mehrfach wiederholt hat, weil es ihn noch schlechter machen würde. Und aufgrund seiner Diagnosen und seiner jetzigen Verfassung (20% Herzleistung) hätte man da kein Ziel. So wie wir weiter verstanden haben, entnimmt er von den anderen Krankenhausbefunden, wo er ja mit den Wassertabletten immer neu eingestellt wurde, dass die Herzinsuffizienz da schon bestand, ob es da mehr Prozent Herzleistung waren, ich denke schon. Durch die Not-OP hat es nochmals einen "Schlag wegbekommen", schließlich war er ja noch nicht neu eingestellt zu dem Zeitpunkt. Er ist in das Kreiskrankenhaus rein, um gleich wieder in die Uniklinik verlegt zu werden. Konstellationen die zur herzerholung führen könnten, müssen doch bestimmt von den Ärzten abgeklopft werden?

Ich zweifele momentan an allen, denn als er mit dem Bein nicht mehr klar kam, sollte es Parkinson sein. Als es sich verfärbt hat, sollte es Vaskulitis sein oder Antiphospholipid-Syndrom (war es dann nicht), dann sollte es eine Einblutung sein wegen erniedrigter Thrombozyten......So, dass man als Patient bzw. Angehöriger gar nicht mehr weiß, was man glauben soll und dementsprechend Zweifel bekommt.....Nun komme ich deshalb ins Grübeln, ob es dann nachher nicht doch falsch ist, wenn man nicht beatmet. Der Arzt wiederum legt klipp und klar dar, dass er es faktisch nicht gut finden würde, weil es eben ihn verschlechtern würde und ich ihn vielleicht nie von der Beatmung losbekommen würde. Und selbst wenn, meinte er, wäre er zwar am Leben, aber doch irgendwie tot. So die Beschreibung des Arztes. 

Was ich nicht verstehe ist: kann man denn unter einem OP-Delir Schluckstörungen bekommen? Oder ist da vielleicht noch was anderes im Gehirn abgelaufen (Schlaganfall)? Wenn er schon eine Woche lang dieses Delir hat, wird es vielleicht nicht mehr weggehen? Essen kann er ja nun auch nicht mehr selbst, weil er nicht schluckt und dann aspiriert.

Dann habe ich schon wieder darüber nachgedacht, ob das Zwerchfell bei der Beatmung wieder gerissen sein könnte? Aber das hätte man ja unter Beatmung merken müssen, weil dann der Druck abgefallen wäre, oder?

Kann es unter allem, was ich Ihnen benannt habe, wirklich keine Aussicht auf Hoffnung geben (auch nicht unter Beatmung)?

Ich kann nicht mehr klar denken, ehrlich gesagt.

Dr. Sabine Schulz
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14.08.2020, 10:58 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Es ist natürlich leider tatsächlich so, dass je länger das Delir dauert, die Aussichten auf Besserung immer schlechter werden. Ein Delir kann durchaus dazu führen, dass die Koordinierung des Schluckakts nicht mehr funktioniert. Das muss nicht auf einen Schlaganfall hinweisen. Hinsichtlich des Zwerchfells haben Sie Recht, das würde man durch die Beatmungsparameter im Verlauf bemerken. Ich verstehe gut, dass diese ganze Situation sehr schwierig für Sie ist. In die Entscheidungsfindung einfliessen lassen würde ich auch die Überlegung, was Ihr Vater wohl wünschen würde. Sie kennen ihn ja am besten, würde er alle Massnahmen,die die moderne Medizin bietet ausschöpfen wollen?Ich weiss natürlich,dass auch das schwer zu beurteilen ist.

Gruss

Dr Schulz

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16.08.2020, 09:41 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

wir haben jetzt noch ein paar Mal mit dem Arzt gesprochen. Der riet von der Beatmung ab, weil das ein Eingriff ist und nach 10 Tagen müsste er sogar einen Luftröhrenschnitt bekommen. Es würde meinen Vater noch schlechter machen. Und er stellte die Prognose, dass, wenn er an die Beatmung kommen würde, dann würde er nie wieder loskommen. Und selbst wenn er das täte, wäre er wohl lebendig, aber doch irgendwie tot. Er hat eindrücklich darauf hingewiesen, dass wir uns da keinen Gefallen tun und dass wir vielleicht in 4 Wochen an der selben Stelle stehen, wie wir weiter machen wollen. 

Nun haben wir erstmal die Beatmung abgelehnt aufgrund dessen, weil bisher war sie jetzt ja auch nicht notwendig. Die Lungenentzündung ist zurückgegangen, so dass er jetzt von der ITS auf die chirurgische Station verlegt wurde. Alles andere Delir ist noch da, die Schluckstörung ist noch da. Er wird per Monitor trotzdem überwacht, bekommt seine Medikamente. Die Herzleistung ist weiterhin bei 20% und wird sich laut Arzt auch nicht bessern. Ich hatte mal am Monitor geguckt, da stand eine Sauerstoffsättigung von 98% dran. Wie verhält sich das, kann der Körper mit 20% Herzleistung überhaupt genug Sauerstoff bekommen? Laut Sättigung ist es ja ausreichend. Was ich beobachtet habe ist, dass, wenn er einschläft, dann geht die Linie im EKG fast auf null ohne Zacken, wenn er wieder wach wird geht es wie verrückt wieder los mit dem EKG. 

Der Arzt meinte, dass er einen Schrittmacher bräuchte, aber momentan er sich nicht in der Verfassung befindet einen zu bekommen. Er würde in dem Eingriff sterben. 

Ich habe Angst, weil sich das alles nicht gut anhört und ich habe weiterhin ein schlechtes Gefühl, aber der Arzt hat jetzt mit aller Entschiedenheit gesagt, dass die Beatmung nichts bringt. Also muss man das ja erstmal so glauben. 

Wie lange kann man in so einer Verfassung noch weiterleben? Und ich verstehe nicht, wenn sein Herz so kritisch ist, warum er dann von der ITS runtergekommen ist?

 

Dr. Sabine Schulz
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17.08.2020, 11:51 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Das ist ja dann doch ein kleiner Hoffnungsschimmer in dieser schwierigen Lage! Eine Sättigung von 98% ist ein Normalwert, die Lungenentzündung scheint ja dann besser zu sein. Es gibt Patienten mit einer Herzleistung von nur 20%, die daran adaptiert sind und im günstigen Fall am täglichen Leben teilnehmen können, auch wenn Sie nicht belastbar sind und z.B. nur kurze Wege gehen können o.ä..Ich möchte Ihnen aber nicht umsonst Hoffnung machen, die Ärzte vor Ort können die Situation sicher gut einschätzen. Demnach muss man wohl mit dem Schlimmsten rechnen und die Empfehlung gegen die Beatmungstherapie scheint mir nachvollziehbar. Wahrscheinlich hat man entschieden, dass Ihr Vater für die medikamentöse Therapie nicht auf der Intensivstation liegen muss.    

Gruss

Dr Schulz

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