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Herzleistung 20%

Kategorie: Allgemeinmedizin » Forum Allgemeine Gesundheit

11.09.2020 | 15:19 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz,

meinem Vater, 82 wurde ein Bein amputiert wegen Ischämie bei thrombosierten Aneurysma der A. poplitea. Bezüglich des Herzens hat er eine mehrfache Dekompensation bei einer LVEF von 20 % und einer RVEF von 30%, mittel-bis hochgradige Triskuspidalinsuffizienz. LR-Shunt am Septum intraarteriale mit V.a. PFO, ventrikuläre Extrasystolen, Aneurysma verum fusiforme der Aorta ascendens mit 45 mm, paroxymales Vorhofflimmern, diffuse koronare 2-Gefäßerkrankung ohne sichere Targetläsion.

Nun hat die Klinik ihn entlassen und empfohlen, dass wir einen Kardiologen aufsuchen, um die Wassertabletten anzupassen und das Herz immer kontrollieren. Beim niedergelassenen Kardiologen vor Ort könnten wir Mitte Oktober ein Langzeit-EKG bekommen, dann wäre im April allerdings erst ein regulärer Termin frei. Eventuell, könnte man ihn im Januar dazwischen schieben. (Den Befund hatte ich eingereicht vorab).

Nun hatte ich auch beim Herzzentrum, wo er schon mal war, den Befund eingereicht und habe nach einem Kontrolltermin gebeten. Es rief mich eine Ärztin an, die ihn gleich stationär in den nächsten Tagen aufnehmen möchte zwecks Untersuchungen. Nun fühle ich mich etwas überumpelt und bin auch durcheinander. Denn die Ärzte in der Uniklinik hätten mit den Kardiologen gesprochen und man sagte uns auch, dass man bei 20% Herzleistung faktisch nichts mehr tun könnte....alle anderen Eingriffe, würden ihn verschlechtern bzw. er würde eine weitere Narkose nicht überleben. Das Herzzentrum gehört allerdings mit an die Uniklinik, nur hat die Uniklinik auch trotzdem noch eine eigene kardiologische Station.

Ich weiß jetzt nicht was ich machen soll? Ich will ihn weder gefährden, in dem man in seinem frisch operierten und herztechnisch schlechten Zustand nochmal irgendwas mit Narkosen anfängt und wiederum weiß ich ja, dass wir spätestens in 1,5 bis 2 Monaten wieder das Problem mit dem Wasser in der Lungen haben werden und irgendwann ist die Höchstdosis der Wassertabletten überschritten....

Was sagen sie zu den Herzbefunden? Und was meinen Sie welche der beiden Termine sinnervoller wäre?

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Bisherige Antworten
Dr. Sabine Schulz
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11.09.2020, 15:43 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Es scheint ja so zu sein, dass lediglich eine medikamentöse Therapie noch in Frage kommt und überwacht werden muss. Ggf kann der Hausarzt oder ein Internist das überwachen?Und Sie machen schonmal den frühestmöglichen kardiologischen Termin fest? 

Gruss

Dr Schulz

 

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14.09.2020, 07:34 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

mit einem Termin bei einem niedergelassenen Kardiologen ist es leider nicht so einfach. Deshalb hatte ich notgedrungen auch das Herzzentrum angeschrieben, wo er schon einmal war. Dort soll er aber wiederum gleich stationär kommen, sie wollen sein Herz nochmal komplett checken. 

Was ist aber, wenn die Ärzte dort eine CRT-DEFI Implantation vorschlagen? Würde er das in seinem Zustand überhaupt überstehen? Er hatte ja ein schlimmes OP-Delir, lag fast 10 Tage auf ITS. Und für so einen CRT-Defi brauch man doch logischerweise auch wieder eine Narkose???!! Und dann ist es auch noch so, dass meines Wissens ein Defi einen Schmerz auslöst, wenn er angeht....oder täusche ich mich da? Auf der anderen Seite, könnte seine Gesamtsituation mit 20% Herzleistung dadurch besser werden.....??????

Die Anästhesisten bzw. Intensivmediziner der Uni meinten, dass alle weiteren Beatmungen etc... würden ihn schlechter machen.....Warum könnte es dann sein, dass das Herzzentrum es eventuell anders sieht?????

Man weiß nun nicht, was man glauben soll und vor allem möchte man ja nur das beste. Und klar es gibt Menschen, die sagen mit 82 hat man sein Leben gelebt....aber man könnte auch sagen, man könnte noch 90 werden....ich weiß echt nicht mehr, was ich denken soll.....

 

Dr. Sabine Schulz
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14.09.2020, 15:08 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Wie geht es denn Ihrem Vater? Ist er zu Hause und kann man die Situation mit ihm besprechen? Steht er einem erneuten stationären Aufenthalt zur Diagnostik positiv gegenüber? Gibt es in dem Herzzentrum eventuell auch ambulante Termine? Die Ärzte in der Uniklinik hatten ja von weiteren invasiven Massnahmen abgeraten, so dass es eher unwahrscheinlich ist, dass das im Herzzentrum anders bewertet wird. Ausschliessen lässt sich das aber natürlich nicht.Apropos Defischmerz, dies wird individuell von den Patienten sehr unterschiedlich wahrgenommen, kann schmerzhaft sein oder sich auch nur wie ein  leichter Muskelkater anfühlen,

Gruss

Dr Schulz 

 

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14.09.2020, 15:33 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

er ist momentan im Pflegeheim. Leider fängt es schon wieder so an, dass er vermehrt wieder "Schnappatmung" hat. Es kommt und geht über den Tag verteilt. Also sammelt sich schon Wasser in der Lunge an...So war es bei den anderen Malen auch schon. 

Er hat für kommenden Montag einen Termin im Herzzentrum. Aber wir können bei Beschwerden auch früher kommen, jederzeit. Ich werde morgen anrufen, ob wir morgen oder übermorgen kommen dürfen. Ich muss noch die Einweisungspapiere/Überweisungsschein holen. 

Momentan merkt er selbst, dass es immer öfter kommt und gibt auch freiwillig zu, dass es schwierig ist. Hat auch keine Gegenworte bzgl. des Herzzentrums geäußert. Also wird es ihm wirklich schon schlecht gehen.....

Ich denke, die Meinung des Herzzentrums kann man sich vielleicht anhören. Dann haben wir die Stelle auch noch aufgesucht. So weiß man, dass man alles versucht hat...und er weiß es für sich auch....so denke ich.....

Wenn diese dekompensierte Herzinssuffizienz aller 2 Monate zu Wasser in der Lunge führt...wie lange kann man damit noch leben, wenn es im Herzzentrum keine Lösung gibt? Er bekommt schon 4x Torasemid am Tag und 2x 25 mg Spironolacton. 

Dr. Sabine Schulz
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15.09.2020, 10:52 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Scheint mir auch sinnvoll zu sein in dieser Situation, es ist auch zur Verlaufsbeobachtung gut.Bei wiederkehrenden Dekompensationen ist eine engmaschige Beobachtung wichtig. Um zu verhindern, dass sich wieder Wasser in der Lunge sammelt, sollte ihr Vater regelmässig gewogen werden und die Trinkmenge überwacht werden. 

Gruss

Dr Schulz    

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18.09.2020, 08:56 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Schulz,
 
nun war mein Vater im Herzzentrum. Die 20% Herzleistung wurden dort auch bestätigt. Nach Beratung mit den Oberärzten wurde entschieden, dass er medikamentös weiterbehandelt wird. Also die Wassertabletten immer wieder angepasst werden. Die Begründung war, dass seine Gesamtverfassung zu schlecht wäre und dass die Bein-Amputation (OP) noch zu frisch ist. Der Arzt meinte, dass man mit den Medikamenten noch 2-3 Jahre leben könnte, über 5 Jahre, dass wären dann nur noch 20 bis 30% der Patienten. Der Arzt sagte auch, dass alles eher hätte passieren müssen. Ich verstehe nur eins nicht, wir waren seit der Herzkatheteruntersuchung mehrfach beim niedergelassenen Kardiologen und mehrfach wurde er auch im "Koronar-Programm" kontrolliert, niemand hat eher was von einem Schrittmacher oder sonst was gesagt, selbst im Krankenhaus nicht, wo er schon mehrfach war, weil er Wasser in der Lunge hatte.

Für so einen CRT-Defi usw. muss es doch Richtlinien geben, ab wann man den einsetzt oder nicht?

Aber wie verfährt man jetzt weiter: trotz alledem müsste er doch in kardiologische Kontrolle bleiben oder?

Im Befundbericht vom Krankenhausaufenthalt (Beinamputation) stand auch drin, dass wir uns gegen eine Reanimation und Beatmung entschieden haben. Allerdings war das von uns für die Situation genau dort in der Klinik entschieden, weil er ein schlimmes OP-Delir hatte, weil er diese 20% Herzleistung hatte, weil er Luftprobleme hatte und noch eine Lungenentzündung usw. und es in dem Moment laut Intensivmediziner komplett wohl keinen Sinn gemacht hätte eine Reanimation und Beatmung durchzuführen. Der Arzt hat uns ja damals praktisch die Entscheidung selbst aufs "Auge gedrückt".

Wir haben mit Absicht keine Patientenverfügung gemacht, weil wir finden, dass man in jeder Situation und mit jedem Krankheitsbild neu entscheiden muss. Nun habe ich Angst, dass sie die Behandlung abgelehnt haben, weil das dort stand, ich hatte es dem Arzt im Herzzentrum aber gesagt, dass das nur für diese Situation entschieden war und nicht generell. Das bestätigt mich aber wieder mal, dass ich eine Patientenverfügung nicht gut finde.....

Man kann das doch jetzt nicht immer als Allgemeingültig hinnehmen, da wäre es besser, dass man niemanden mehr den Befund vorlegt?
Dr. Sabine Schulz
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18.09.2020, 11:55 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Für mich klingt die Entscheidung, weiter medikamentös zu behandeln sehr stimmig und ja, regelmässige engmaschige ärztliche Kontrollen sind erforderlich. Das kann auch ein guter Internist oder Allgemeinarzt machen, die erforderlichen kardiologischen Kontrollen können dann in grösseren Abständen erfolgen. Es gibt natürlich Richtlinien, man muss aber immer jeden Einzelfall individuell betrachten und beurteilen, welches Vorgehen für diesen Patienten das Beste ist. Eine Patientenverfügung z.B. mit Ablehnen von Wiederbelebungsmassnahmen bedeutet nicht, dass dies für jede akute Erkrankung gilt, man definiert das in der Regel so, dass dies z.B. für Situationen ohne Hoffnung auf Besserung etc gilt. Auch ist es nicht so, dass der Arztbrief von vergangenen Aufenthalten die Grundlage für eine aktuelle Behandlung darstellt. Jeder Arzt wird sich ein eigenes Bild machen,

Gruss

Dr Schulz

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27.09.2020, 08:07 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

gestern waren wir wieder zu Besuch bei meinem Vater im Pflegeheim. Was uns erschrocken ist, dass er Dinge sieht, die nicht da sind: 

Er sagte, was der Igel auf dem Tisch machen würde oder was da unter dem Tisch sitzt. Da war natürlich nichts. Was er jetzt auch macht ist, dass er wenn er Essen bekommt, das Besteck ständig in der Hand hin und her dreht und es anschaut als ob er nicht wüsste, was er damit anstellen sollte. Teilweise ist er alles mit Fingern. Sowas hat er zuvor nie gemacht. Ansonsten kann man aber mit ihm gut reden. Die normale Vergesslichkeit dazu. 

Sind das jetzt Züge von Demenz? Oder vielleicht Nebenwirkungen von Medikamenten? Er bekommt Melperon. Oder könnten dahinter vielleicht Vergiftungserscheinungen (schlechte Nierenwerte) oder Sauerstoffmangel im Gehirn (20% Herzleistung) sein?

Dr. Sabine Schulz
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27.09.2020, 14:59 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Es sollte in jedem Fall eine ärztliche Untersuchung zur Abklärung erfolgen. Alle von Ihnen benannten möglichen Ursachen wären denkbar. Ggf hat er auch einfach zu wenig getrunken. Auch wenn er wegen der eingeschränkten Herzfunktion eher nicht so viel trinken soll, darf es natürlich auch nicht zu wenig sein, 

Gruss

Dr Schulz 

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