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Progesteron

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

12.10.2009 | 12:39 Uhr

Hallo TomDoc,
eine Frage zum natürlichen Progesteron. Es wird im Netz so viel Gegensätzliches zur Wirkung geschrieben, dass man ganz verunsichert wird. So habe ich jetzt gelesen, wenn Progesteron überdosiert wird, dann macht nicht das zu hoch dosierte Progesteron Beschwerden, sondern das durch das zu hoch dosierte Progesteron umgewandelte Östrogen. Ist es tatsächlich so, dass das nat. Progesteron (Creme), das man evtl in zu hoher Dosis zuführt, dann in Östrogen umgesandelt wird und Probleme machen kann? Und man soll dem Körper nicht mehr nat. Progesteron zuführen, als er tgl. selbst produziert. Woher soll man aber wissen, wieviel Progesteron der Körper in der jeweiligen Phase produziert, besonders wenn der Zyklus sehr unregelmäßig ist? Woher weiß ich, ob ich überdosiert habe oder zu wenig genommen habe oder womöglich gar nichts mehr brauche? Ich finde das alles sehr verwirrend. Vielleicht können Sie ja etwas mehr Klarheit hier hereinbringen? Wäre sehr schön.
Liebe Grüße
Andy

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12.10.2009, 01:26 Uhr
Antwort

hallo Andy,
Ihre Frage halte ich für sehr wichtig; denn gerade über PG hört und liest man immer wieder, dass es keine Nebenwirkungen haben soll, was eindeutig nicht stimmen kann, denn nur wenn ein Produkt keinerlei Wirkung entfaltet, dann hat es auch keine Nebenwirkungen.
Soll man dem Körper nicht mehr nat. Progesteron zuführen, als er täglich selbst produziert - nun, in den WJ und danach bildet der Körper überhaupt kein Progesteron mehr. Also sind Richtlinien schwer zu erstellen. Nach welcher Altersgruppe sollte man sich dann also richten? Man muss sich nach den Beschwerden richten.
Damit aus dem Progesteron chemisch im Körper Östrogen gebildet wird, müssen eine Menge Enzyme aktiv werden, denn Progesteron ist ein C21-Steroid, während Estradiol ein C18-Steroid ist.
Es gibt keine allgemeingültigen Idealwerte. Normwerte werden immer aus der Summe zahlreicher Einzelwerte errechnet.
Bei unregelmäßigem Zyklus gilt als ein Kriterium das Erreichen einer Zyklusstabilität und der normale Auf- und Abbau einer Schleimhaut.
Die WJ sind ein Durchgangsstadium - nur der Auslassversuch oder das Ausschleichen und das gleichzeitige Wegbleiben von Beschwerden können beweisen, dass der Organismus sich jetzt ohne die Eierstockhormone neu eingependelt hat.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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12.10.2009, 03:23 Uhr
Antwort

Hallo TomDoc,
danke für Ihre Antwort. Erlauben Sie mir, dass ich noch einmal nachhake, denn einige Punkte sind mir noch nicht ganz klar, z. B. die Erklärung über die Umwandlung von Progesteron in Östrogen. Mir ist nicht ganz klar geworden, ob nun im Fall einer zu hohen Dosierung von z.B. PG-Creme das überschüssige PG in Östrogen umgewandelt wird und dadurch Beschwerden verursachen kann, die durch zu viel Östrogen (Östrogendominanz) bewirkt werden. Denn eigentlich möchte man ja mit der Anwendung der PG-Creme gerade der Östrogenddominanz entgegenwirken?
Und noch etwas. Es heißt ja, dass in der Prämenopause bzw. in der Perimenopause noch genügend Östrogen vorhanden ist. Gilt das auch noch, wenn die Mens in immer größeren Abständen kommt? Wie weiß ich dann aber, wann auch das Östrogen nicht mehr ausreichend vorhanden ist, besonders wenn der FA keinen regelmäßigen Hormonstatus erstellen möchte im Rahmen einer HET?
LG
Andy

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12.10.2009, 04:10 Uhr
Antwort

Hallo,
diese Antwort könnten Sie ausschließlich über eine fortlaufende Kontrolle Ihres Östrogenwertes bekommen.
Ob noch genügend Östrogen vorhanden ist bei einer Östrogendominanz, weiß ich auch nicht und habe ich auch nicht gesagt.
Mit dem immer wieder von mir gebrachten Bild meiner Hormonwippe müsste dies leicht verständlich sein:
Wenn auf der einen Seite eine 50 Kilo schwere Östrogen-Person und auf der anderen Seite eine 50 Kilo schwere Progesteron-Person, dann ist die Wippe ausbalanciert und beide können hin und her wippen und sich in der Schwebe halten. Sitzt aber auf der einen Seite eine 50 Kilo schwere Östrogen-Person und auf der anderen Seite eine 25 Kilo schwere Progesteronperson, dann stimmt die Balance nicht mehr.
Selbst wenn auf der einen Seite ein 5 Kilo Östrogenpersönchen sitzen würde und auf der anderen Seite niemand mehr, dann würde die Wippe sich immer zur schwereren Seite senken, weil immer eine Östrogendominanz besteht. Würden sie jetzt dem 5-Kilo-Östrogenchen ein 6-Kilo-Progesterönchen gegenübersetzen, dann schlägt die Wippe zur Progesteronseite um. Dies macht man manchmal, um die Schleimhaut in der Gebärmutter zum Schweigen zu bringen.
Dem FA dürfen Sie nicht zum Vorwurf machen, dass er keine Hormonanalysen mehr macht.
Er hat sich an seine Laborbudgets zu halten - jede Überschreitung des vorgegebenen Limits wird mit einer Honorarkürzung bestraft und bei einem quartalsbezogenen RLV von knapp 13 Euro pro Patient in einer Frauenarztpraxis sind keine Sprünge mehr zu machen, ja selbst die Finanzierung eines moderen Ultraschallgerätes ist so nicht mehr machbar.
In der Entwicklung der Kassenmedizin der letzten Jahre steckt viel maoistisches Gedankengut einer zu aller Glück bald Ex-Ministerin und deren neunmalklugen Gesundheitsökonomen drin.
Nur: ändern wird sich an dem System und den enormen Kosten auch unter der neuen Regierung nichts mehr, sodass unter anderem Hormonanalysen auch weiterhin nur noch (oder fast nur noch) aus eigener Tasche bezahlt werden müssen.
Aber: wenn man genau weiß, was man mit einer Untersuchung an Information gewinnen will, dann sind solche Kosten überschaubar.
Aber dazu muss auch der FA genau wissen, was und warum Hormone untersucht werden sollen, damit kostenintensive Blindschüsse in den Wald vermieden werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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