Lieber Herr Dr. Dossler,
nachdem ich fleißige Leserin dieses Forums bin und seit ca. 4 Jahren an WJ-Beschwerden leide (mehrere Hormontests, Bestimmung der Werte jeweils am 3. und 21. Zyklustag haben ergeben, daß mein Progesteronwert am unteren Limit ist, bei noch relativ normalen Östrogenwerten. Die Testergebnisse rückt meine FÄ leider nicht raus, weshalb ich sie auch hier nicht einstellen kann.
Meine Beschwerden passen auch relativ gut zu diesen niedrigen PG-Werten wie z. B. extreme Schmerzempfindlichkeit, vor allem an den Zähnen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Durchschlafprobleme, Nervosität, Gereiztheit, depressive Verstimmungen usw.
Nun habe ich begonnen mich etwas laienhaft mit Endokrinologie zu beschäftigen und unter anderem in einem Buch gelesen, daß Pregnenolon quasi das Urhormon für alle anderen Steroide darstellt und diese daraus gebildet werden. Das würde auch meine extreme Schmerzempfindlichkeit erklären, zumindest für mich als Laie, da aus Pregnenolon auch Corticosteroide gebildet werden, die bei mir wohl im tiefsten Keller liegen, bei Androstendion ist das lt. Bluttest meiner FÄ jedenfalls so, ebenso ist mein DHEA bereits am unteren Level, ebenso Testosteron.
Jetzt habe ich mir über das Internet bei einer Apotheke in England Pregnenolon 50 mg rezeptfrei besorgt, daß ich seit 2 Tagen morgens, jeweils 1 Kapsel schlucke. Ansonsten bekommt man das nur auf Rezept. Nun meine Frage hierzu: Ist zugeführtes Pregnenolon in der Lage den Körper dazu anzuregen, wieder eigene Hormone daraus herzustellen, soweit noch genügend Enzyme dazu vorhanden sind, oder reichen 50 mg täglich hierzu nicht aus. Es wird ausdrücklich empfohlen, die Kapseln nur morgens einzunehmen, da sie abends genommen, hallo wach machen sollen. Das möchte ich lieber nicht ausprobieren. Damit sie mich nicht mißverstehen: Ich weiß, daß man damit im Alter von 46 Jahren seinen Körper nicht wieder auf ein Niveau einer 20-Jährigen bringen kann, das ist auch gar nicht meine Absicht, aber wenn sich meine Beschwerden damit bessern würden, wäre für mich schon viel erreicht. Und schaden kann das ja hoffentlich auch nicht.
Im voraus besten Dank für Ihre Antwort. Hoffe, mein Brief wurde nicht allzu lang.
Pregnenolon
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Hallo Petra,
also so gan z so einfach wie in Alfred Bioleks Küche geht es in der Endokrinologie nicht zu
;-)
Das Urhormon ist das Cholesterol mit seinen27-C-Atomen, daraus entsteht das Dihydrocholesterol und daraus das Pregnenolon, bereits ein Steroid mit 21-C-Atomen. Alle natürlichen und einige künstliche Gestagene besitzen ebenfalls 21-C-Atome. Auch die Gluco- und Mineralokortikoide der Nebenniere besitzen 21-C-Atome.
Durch weiteren Abbau von 2 C-Atomen (C=Kohlenstoff) enstehen die Androgene=männliche Hormone. Davon abgeleitet sind die C-19-Gestagene, die in der HET sehr weit verbreitet sind (vom Nor-Testosteron abgeleitet).
Aus den C-19-Steroiden entsteht durch weiteren Verlust eines C-Atoms das Östrogen.
Zu Ihrer Frage:
dieser Hormonstoffwechsel funktioniert nur, solange Ihr Körper die entsprechenden Enzyme besitzt, um den Umbau zu bewerkstelligen.
Und das ist das Problem der hormonellen Umstellung: der Verlust an Enzymen läßt die Hormone auf Ihrer Vorstufe stehen (Cholesterol) bleiben.
Ob also PREGNENOLOL bei Ihnen wirkt könnten Sie an den Hormonwerten kontrollieren. Wobei es wichtig wäre, den Ausgangswert Ihres eigenen Pregnenolon zu bestimmen.
Denn wenn z.B. das Enzym 3-Beta-HSD (Hydroxysteroid-Dehydrogenase) nicht mehr vorhanden ist, werden Sie kein Progesteron bilden können, sondern das Pregnenolon rauscht in den Androgenstoffwechsel rüber und es werden vermehrt Androgene gebildet. Und fehlt dann, was leider zu den WJ gehört, auch das Enzym AROMATASE, dann wird auch aus dem Testosteron kein Östrogen mehr gebildet. Vielmehr entstehen Androgene von hoher Potenz, die die Libiodo hemmen, Haarausfall bewirken, die Haut verschlechtern, das Bauch- und Hüftfettgewebe zur Vermehrung bringen usw. usw.
Die Endokrinologie ist eine faszinierende Wissenschaft; aber auch eine sehr schwer zu verstehende Wissenschaft!
Mit freundlichen Grüßen
ihr
TomDoc