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Neue Pille Qlaira

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

11.05.2010 | 09:46 Uhr

Vielen Dank Herr Dr. für Ihre rasche Antwort bzgl. Pille mit 45 und Langzyklus etc. Nun war ich gestern zur 1/2jährlichen Kontrolle bei der Fäin (45 J., 172cm, 65 Kg., tgl. Sport, Blutdruck 120/70, keine Risikofaktoren, sehr gute Blutwerte) - ich bin Patientin in einer Praxis des MVZ und nun war eine neue Ärztin da. Sie empfahl mir in höchsten Tönen die neue Qlaira zu nehmen; gerade aufgrund meines Alters und wg. des natürl. Östrogens bzw. soll diese Pille sich wirklich nicht negativ auf SToffwechsel und Blutgerinnung auswirken und ich würde evtl. keine Probleme mit Kopfschmerzen haben, weil nur 2 Tabl. ohne Wirkung sind. Ich war total begeistert und habe mal bissel was über die Pille nachgeschaut nun habe ich etwas Bedenken, wegen der Verträglichkeit der versch. Dosierungen (mal mehr mal weniger Östrogen bzw. Gestagen - veursacht viell. bei mir Zwischenblutungen) und auch wegen des Gestagens Dienogest. Ich habe vor Petibelle über 1 Jahr Vallette genommen und mein Blutdruck stieg allmählich immer weiter in die Höhe. Seit ich Petibelle nehme habe ich sogar eher einen niedr. Blutdruck. Ich habe jetzt etwas Bedenken diese neue Qlaira auszuprobieren, zumal ich die Petibelle sehr gut vertrage. Haben Sie einen Rat für mich?
Soll ich mir evtl. nochmals einen Termin bei der FÄin holen um dies mit ihr zu besprechen?

Vielen Dank - Lissie

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11.05.2010, 11:36 Uhr
Antwort

Hallo Lissie,
also die QLAIRA ist wirklich etwas Besonderes, da das ETHINYLÖSTRADIOL, von dem in höherem Alter ein erhöhtes Gefäßrisiko ausgeht, durch das ESTRADIOL (hier als ESTRADIOLVALERAT, also an Baldriansäure gebunden) ersetzt wurde.
Insofern also wirklich ein Meilenstein.
Das Problem dieser Pille ist aber die -sagen wir mal- komplizierte Zusammensetzung in 4 verschieden Wirkstoffphasen plus einer 5. Phase ohne Inhaltsstoff, sodass die Pille wirklich ganz korrekt eingenommen werden muss.
Ob Zwischenblutungen auftreten, kann keiner vorhersagen. ZwiBlu sind aber bei jeder neu eingenommenen Pille zu Anfang ein relativ häufiges, mehr kosmetisch lästiges Phänomen, das sich mit der Zeit verliert.
Das Gestagen in PETIBELLE ist das Drospireneon, ein Spironolacton-Derivat. Spironolactone werden zum Beispiel manchen Patienten mit speziellen Nierenerkrankungen und manchen Bluthochdruckpatienten verordnet. Das erklärt Ihre Beobachtung, warum unter PETIBELLE Ihr RR eher niedrig war.
Also, Sie merken, dass Sie die Entscheidung selber treffen müssen.
Es könnte Sie beruhigen, wenn Sie bei Ihrem Hausarzt oder Internisten oder einem speziellen Transfusionsmediziner einmal Blutgerinnungsstörungen ausschließen lassen würden (immerhin haben etwa 10% aller Frauen eine MTHFR-Mutation, also eine Störung des Folsäurestoffwechsels, und etwa 2-3 Frauen in Europa haben eine angeborene Faktor-II-Gerinnungsstörung).
Das würde Ihnen in Hinsicht auf das Ethinylöstradiol etwas mehr Sicherheit geben können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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11.05.2010, 11:52 Uhr
Antwort

Herzlichen Dank für Ihre rasche Antwort!
Nach dem Blutgerinnungstest etc. habe ich gestern gefragt, hatte einen Check-Up bei meiner Hausärztin und Vorsorge bei der FÄin - also einen regelrechten Ärztetag! Keine der beiden Ärztinnen wollte mir das empfehlen, trotz wissentlicher Pilleneinnahme. Sie sagten, es gäbe keinen Anhaltspunkt, da in meiner Familie noch kein einziger Fall bzgl. Thrombose o. Blutgerinnungsstörung aufgetreten sei, wäre dies also nicht notwendig. Die FÄin meinte, mit steigendem Alter wäre das Risiko sowieso höher und deshalb die Lösung für mich bis zu den Wechseljahren = die Qlaira.
Ich werde Sie wahrscheinlich nach Aufbrauchen meiner Petibelle probieren, sollte ich einen Blutdruckanstieg bemerken (ich messe paar Mal die Woche), kann ich immer noch zurück zur Petibelle gehen. Bei meinem nächsten Arzttermin werde ich das Thema nochmals ansprechen und (was ich gestern auch tat!) darauf hinweisen, dass ich evtl. auch die Kosten für Untersuchung selbst trage! Wie sieht es eigentlich mit dem Brustkrebsrisiko bzgl. der Gestagene aus, oder ist nur das Östrogen ein Thema? Leider steht man beim Arzttermin meist so unter Zeitdruck, da das Wartezimmer voll sitzt und man den Ärzten ebenfalls den Eindruck bekommt, man müsse sich beeilen. So bleiben leider manche Fragen offen!
Liebe Grüße und einen schönen Tag!
Lissie

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11.05.2010, 12:36 Uhr
Antwort

Hallo Lissie,
ich kann nur jeder Frau raten, die die Pille in höherem Alter weiternehmen will, sich auf eine Blutgerinnungsstörung untersuchen zu lassen, da vor allem angeborene Blutgerinnungsstörungen besinders auf das ETHINYLÖSTRADIOL der Pille reagieren und im Laufe des Lebens einige Gerinnungsstörungen erst erworben werden.
Und jedem FA, der einer etwas älteren Frau die Pille verschreibt, kann ich nur dringend ans Herz legen, sich von der Patientin schriftlich unterzeichnen zu lassen, dass auf die Gefäß-Risiken ausdrücklich hingewiesen wurde und dass die Patientin die Pille auf eigenen Wunsch nimmt.
Selbst die beste 30jährige Arzt-Patienten-Beziehung zerbricht und endet vor Gericht, wenn nur ein einziges Mal und vielleicht aufgrund einer besonders netten Freundschaft auf diesen Hinweis und die Unterschrift verzichtet worden ist und dann eine Gefäßkomplikation eintritt.
...
Nach 50 Jahren Pille gilt das Fazit, dass die Pille nur eine minimalen Negativ-Veränderung in der Brustkrebsstatistik erzeugt hat (immerhin haben über 250 Mio Frauen in den letzten 50 Jahren die Pille eingenommen). Das Ovarialkrebsrisiko ist sogar bei Pillenanwenderinnen deutlich niedriger als im Durchschnitt. Gleiches gilt zu Darmkrebserkrankungen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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