Ist Progestolgel natürliches Progesteron???

Hallo Andrea,
zunächst einmal ist Folgendes wichtig:

Es gibt kein Medikament ohne Nebenwirkungen - außer: es hätte auch keine Wirkung!
...
Dass auch die körpereigenen Hormone Probleme machen können, erleben sehr viele Frauen schon im normalen Zyklus:
- das Brustspannen durch ein Zuviel an Östrogen
- die menstruellen Kopfschmerzen durch einen Östrogenmangel
- die Tendenz zu Wasseransammlungen durch ein Zuwenig an Progesteron
- die Muskelschmerzen durch ein Zuwenig an Progesteron
- die Hautstörungen durch ein Zuviel an männlichen Hormonen
- die ständige Müdigkeit, das Kältegefühl und die Gewichtszunahme durch ein Zuwenig an Schilddrüsenhormonen
- die rasche Pulsfrequenz, die große Unruhe durch ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen.
- die Probleme durch zuwenig Insulin usw.usw.usw.
Hätte der liebe Gott uns bei der Geburt mitsamt einem Beipackzettel geliefert, dann würde darin das Gleiche stehen wie im Beipackzettel von natürlichen Hormonen.

Alles in der Medizin steht in einer Dosis-Wirkungsbeziehung.

Normale männliche Hormonspiegel machen beim Mann sein normales männliches Leben aus - ein Zuviel bedeutet Doping: Muskelwachstum bis zum Erbrechen, Schrumpfung der Hoden bis auf Erbsgröße - wahrscheinlich schrumpft das Gehirn in solchen Fällen auf die gleiche Größe ;-) - Zeugungsunfähigkeit, Rückgang der Penisgröße, schwere Leberstoffwechselstörung.

Das Progestogel ist zur Behandlung prämenstruellen Brustschmerzen seit Jahren bewährt, die durch einen Gelbkörperhormonmangel bedingt sind.
Dennoch kann zu Beginn der Therapie mit Progestogel paradoxerweise eine Zunahme der Beschwerden eintreten, weil das Progesteron zu Anfang auch die Östrogenrezeptoren in der Brust sensibilisiert.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

Hallo TomDoc,
erst einmal vielen Dank für Ihre Antwort.
Vielleicht könnten Sie mir noch einige Fragen beantworten?
Ich nehme seit ca. 4 Jahren Laif 900 Johanniskraut.
Dies bekam ich damals, weil ich psychosomatische Beschwerden hatte: extremer Gewichtsverlust innerhalb kürzester Zeit (nahm 8 KG ab und wog danach noch 44 kg, Unruhe, Panikattaken, Herzrasen, totale Erschöpfung (war damals knapp 40 Jahre alt).
Die Beschwerden besserten sich und nach ca. 5 Monaten konnte ich auch wieder arbeiten gehen, zusätzlich machte ich noch 2 Jahre eine Psychotherapie.

Meine Periode hatte ich letztmalig im Dez. 2010 und im Februar diesen Jahres gingen meine Beschwerden los: Hitzewallungen, Blutdruckschwankungen, Erschöpfung, Gewichtszunahme und seit ca. 2 Wochen fühle ich mich so richtig krank. Es kamen noch Übelkeit, Schwindel, Rücken- und Nackenschmerzen hinzu und durch die Übelkeit kann ich auch nicht mehr so richtig essen, was zur Folge hat, dass ich wieder abnehme.
Mein Frauenarzt wollte mir, nachdem er im Februar Blut abgenommen hat (FSH 107.3, LH 51.7, Testosteron 0.22) Hormone verschreiben, da ich aber keine „unnatürlichen“ Hormone nehmen wollte, lehnte ich ab.

Jetzt war ich bei einer Hormonberaterin und die riet mir, Progestolgel zu nehmen, sagte aber nichts, dass ich Johanniskraut und das Gel nicht zusammen nehmen darf.
Auch meinte sie, dass meine Beschwerden von vor 4 Jahren wohl auch Beschwerden waren, die auf einen Progesteronmangel schließen lassen. Wäre dies möglich?
So, natürlich möchte ich, dass meine Beschwerden so gering wie möglich sind, nur was mach ich jetzt zuerst tun?
Setze ich das Johanniskraut langsam ab? Und wenn ja, wie mache ich das?
Ich nehme ja jetzt Laif 900, soll ich auf Laif 600 umsteigen, dies erstmal ne Woche nehmen und dann nur noch jeden zweiten Tag eine und dann jeden dritte Tag usw.?
Und werden die Beschwerden dann nicht wieder schlimmer? Und wie lange dauert es, bis das Johanniskaut aus meinem Körper ist?
Soll ich dann mal das Progestolgel ausprobieren?
Auch wüsste ich gerne, was in seiner Wirksamkeit besser ist, das Progestolgel oder die Progesteronsalbe nach Dr. Lee?
Es ist echt sehr schwierig einen Frauenarzt hier bei uns zu finden, der sich mit natürlichen Hormonen beschäftigt. Ich wohne in Selm, in der Nähe von Dortmund.
Jetzt hab ich noch eine letzte Frage, war heute bei meiner Hausärztin wegen meiner Übelkeit und dem Schwindel, dachte, Sie ist ja auch eine Frau in meinem Alter und sie weiß bestimmt Bescheid, bezüglich Hormone und so. Letzt endlich sagte sie mir, dass alle Hormone, ob natürlich oder künstlich, das Risiko steigern Krankheiten zu bekommen, wenn diese in der Familie liegen. Meine Mutter und mein Vater hatten Herzinfakte und Schlaganfälle. Ich dachte ein ausgeglichener Hormonhaushalt schützt davor. Ich dachte Progesteron schützt davor. Dies ist alles wirklich sehr verwirrend.

Vielleicht können Sie mir ja helfen.
Ich hoffe TomDoc, dass ich Sie nicht „nerve“, weil ich so viel geschrieben habe.

Liebe Grüße und vielen Dank
Andrea

Hallo Andrea,
ich gebe zu, dass so lange Briefe schwer zu beantworten sind.
Dass Johanniskraut und Hormone im Widerspruch zueinander stehen, ist mittlerweile bekannt (sie benutzen das gleiche Enzymsystem).
Ob sie eine antidepressive Therapie beenden können, kann nur Ihr behandelnder Arzt entscheiden.
Die Aussage Ihrer Hausärztin dass alle Hormone, ob natürlich oder künstlich, das Risiko steigern Krankheiten zu bekommen, wenn diese in der Familie liegen ist natürlich wieder so eine zuckerweiche Wischiwaschi-Aussage:
Grundsätzlich nehmen Gefäßerkrankungen (und auch Krebserkrankungen) bei Frauen ja erst zu, wenn die körpereigene Hormonproduktion abnimmt und diese Erkrankungen sind am niedrigsten, wenn die Hormonwerte am höchsten sind.
Dass mit zunehmendem Alter Gefäßerkrankungen häufiger werden liegt auch daran, dass die meisten Frauen nie auf das Vorliegen einer Gerinnungsstörungen oder einer MTHFR-Mutation geprüft werden und sich auch nie darüber bewusst sind, dass schon das Rauchen das Krebs- und Gefäßrisiko massiv ansteigen lassen.
...
Progestogel ist ein 1%iges Gel und ist handelsüblich zugelassen zur Behandlung von Brustbeschwerden, die durch einen Gelbkörpermangel bedingt sind.
Eine Zulassung zur Behandlung von WJ-Beschwerden besitzt dieses Gel nicht (aber es wird von vielen Frauen dazu benutzt, da es auf Kassenkosten rezeptiert werden kann, wenn die Patientin angibt prämenstruelle Brustbeschwerden zu haben).
Das Progestogel enthält das gleiche Progesteron wie die PG-Creme (die aber meist höher konzentriert hergestellt wird und normalerweise NICHT auf Kassenrezept verordnet werden kann).
Sie können eine PG-Behandlung jederzeit, auch unter LAIF beginnen.
Ihr
TomDoc

Hallo TomDoc,

vielen lieben Dank für Ihre Antworten :-)

Dann werde ich jetzt mal versuchen Progesteron zu bekommen, werde schon einen Arzt finden, der mir dies verschreibt.

Nur noch eine Frage, wenn ich jetzt gleichzeitig mein Johanniskraut (Laif 900) mit dem Progesteron nehme, schwächt sich dann eine von beiden Wirkungen ab? Mein, wirkt das Johanniskraut oder das Progesteron dann schwächer?

Liebe Grüße und lieben Dank

Andrea