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Gebärmutterentfernung mit oder ohne GM-Hals ?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

16.09.2009 | 05:30 Uhr

Guten Tag Herr Dr. Dossler,

ich habe am 29.09.09 einen OP-Termin zur Entfernung eines Myoms, 6,4 x 5 cm groß, intramural in der GM. Empfohlen wurde auch die Entfernung des Gebärmutterkörpers, aber der GM-Hals sollte erhalten bleiben, außer ich möchte ihn mitentfernt haben. Die PAP-Abstriche waren bis jetzt unauffällig.

Einige meiner Bekannten, haben das schon hinter sich , hatten sich aber auch für die GM-Hals-Entfernung entschieden, damit sie nicht mehr an GM-Halskrebs erkranken.

Ich bin hin und her gerissen.

Was ist ihre Erfahrung und Meinung dazu ? Immerhin hat der GM-Hals auch seine Funktion, Abstützung des Beckenbodens, gute Nervenversorgung des Beckenbodens etc.

Ich bin 46.J alt, 1,68 cm goß, 63 kg, 2 Kinder ( 18J + 17J.)

Habe außerdem gelesen, dass man, wenn die GM enfernt wurde, man 4 Jahre früher in die Wechseljahre kommt.
Ich habe meine Regel noch regelmäßig, aber schon schwächer. Nehme seit 2 Monaten, 1x Estreva 0,5 mg, und 1 Kapsel Utrogest vaginal ( 2.Zykl.hälfte). Diese Dosierung bekommt mir sehr gut.

Wenn keine GM mehr vorhanden ist, könnte man auf das Progesteron verzichten, aber es gibt auch viele Gründe, so lt. Dr. Lee, das Progesteron weiterhin zu nehmen.

Wie empfehlen Sie das ?

Ich möchte mich schon mal für Ihre Mühe bedanken und finde es toll, dass Sie uns Frauen zur Seite stehen.

Liebe Grüße
Andrea

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16.09.2009, 08:00 Uhr
Antwort

Hallo Andrea,
der Gebärmutterhals ist sozusagen der Schlußstein im Beckenbodengewölbe und gilt heute als eigener Teil der Gebärmutter.
In diesem Teil des Beckenbodens befinden sich alle wichtigen Nerven.
Es gilt als gesichert, dass, wie Sie richtig erwähnen, die Erhaltung des Gebärmutterhalses Senkungserscheinungen des Beckenbodens verhindert und vor allem die Sensibilität des kleinen Beckens nicht gestört ist.
Bei bisher unauffälligem zytologischen Abstrich sehe ich keinen Grund, den Gebärmutterhals mit wegzunehmen.
Die bei Ihnen vorgesehene OP ist technisch etwas anspruchsvoller, als die komplette Gebärmutter rauszustemmen.
Es ist auch statistisch gesichert, dass Frauen nach Entfernung etwas früher in die WJ kommen. Das hängt mit der OP-bedingten Veränderung der Eierstockdurchblutung zusammen.
Aber das heißt nicht, dass Sie mehr oder andere Beschwerden haben werden; denn immer noch haben mindestens die Hälfte aller Frauen mit den WJ keine großen Probleme.
Als ich die ersten Arbeiten von Dr.Lee gelesen habe vor etwa 5 Jahren, hielt ich seine Bestseller auch noch für eine Marketing-Strategie, ich gebe das gerne zu.
Seine Meinung zu ändern ist kein Zeichen von Schwäche, und immer bei der gleichen Meinung zu bleiben, ist kein Zeichen von Stärke.
Ich stimme heute mehr und mehr mit seinen Ansichten überein und sage deutlich, dass eine Östrogendominanz, die das typischste Hormonproblem in den WJ darstellt, mit PG behandelt werden muß, und nicht, wie immer wieder aufgrund der Beschwerdenähnlichkeit gemnacht wird, Östrogene gegeben werden. Erst recht nicht nur und ausschließlich Östrogen, das die Östrogendominanz ja noch verschlimmert.
Ich hoffe, Ihnen ein wenig weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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17.09.2009, 05:55 Uhr
Antwort

Guten Morgen Herr Dr. Dossler,

vielen Dank für Ihre ausführliche und offene Antwort.
Ja, Sie haben mir weitergeholfen. Ich fühle mich noch mehr bestärkt, den GM-Hals nicht mitzuentfernen lassen. Meine Entscheidung steht, er bleibt !

Leider habe ich das Buch Natürliche Hormone von Dr. Lee noch nicht gelesen. Könnte es ja mit ins KH nehmen.

Ich habe nicht so viel Ahnung von Hormonen, aber mein Verstand und Bauchgefühl sagt mir, wenn der liebe Gott es so eingerichtet hat, dass Östrogen und Progesteron in einem betimmten Verhältnis zueinander stehen sollten, kann ich doch nicht hingehen und nur eines davon nehmen. Am Anfang der WJ reicht es vielleicht nur das Progesteron zu nehmen, aber etwas später macht auch das Östrogen wieder Sinn, vorausgesetzt man hat Beschwerden.

Deshalb werde ich auch nach der GM-Entfernung weiterhin zusätzlich zu Estreva, das Utrogest nehmen, solange wie ich Beschwerden habe.

Dann drücken Sie mir die Daumen für den 29.09.09. Habe schon ein wenig Bammel davor.

Vielen herzlichen Dank

Liebe Grüße
Andrea

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17.09.2009, 09:36 Uhr
Antwort

Hallo Andrea,
prima, Ihre Entscheidung ist richtig!
Zur Überlegung gebe ich Ihnen noch mein so oft von mir gebrauchtes Bild von der Wippschaukel auf dem Kinderspielplatz mit auf den Weg.
Eine Wippe funktioniert nur dann, wenn auf beiden Seiten zwei in etwa gleich schwere Kinder sitzen. Und dann können sie auch das größte Vergnügen erleben, sich gegenseitig in der Schwebe zu halten, sich also auszubalancieren.
Sollte jetzt das eine Kind, aus welchem Grund auch immer, dramatisch an Gewicht verlieren, oder würde man ein viel leichteres Kind auf die andere Seite der Wippe setzen, dann wird sich die Wippe zwangsläufig zur schwereren Seite senken.
Die schwerere Seite dominiert.
Die Kinder werden ziemlich sauer werden, weil weder das Hin- und Herwippen, noch das Schweben möglich sind. Erst wenn man auf die Seite des leichteren Kindes ein zusätzliches Gewicht drauflegt, gerät die Schaukel wieder ins Gleichgewicht.
Da sich im späteren Leben mit der Abnahme auch des Östrogens ein Ende der physiologischen Östrogendominanz einstellen wird, bedeutet dies, dass später auch die zugeführte PG-Menge allmählich reduziert werden sollte; denn jeder Frauenorganismus wird irgendwann ohne seine ovariellen Hormone auskommen.
Mit freundlichen Grüßen und Toi-Toi-Toi für die OP!
Ihr
TomDoc

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22.09.2009, 02:25 Uhr
Antwort

Hallo TomDoc,

vielen Dank für Ihre recht anschauliche Erklärung mit der Wippschaukel, ist logisch und prägt sich gut ein.

Ich war gestern noch mal beim Operateur, er wollte meine Entscheidung wissen. Wie ich schon erwähnt habe, möchte ich, dass der GM-Hals erhalten bleibt.

Er fragte dann noch mal nach, falls es Komplikationen bei der Bauchspiegelung gäbe, ob er dann vaginal weiteroperieren soll, oder ob ich dann lieber einen Bauchschnitt haben möchte, um den GM-Hals zu erhalten. Schwierige Entscheidung, aber ich habe mich dann für den Bauchschnitt entschieden, falls es nötig werden sollte. Ich muss sowieso damit einverstanden sein, falls notwendig, einem zusätzl. Bauchschnitt zuzustimmen. Ich hoffe, dass ich das jetzt alles richtig wiedergegeben habe, so habe ich es zumindest mal verstanden.

Habe ich mich jetzt richtig entschieden ?

Zweifel ist momentan noch da.

Dann kam mir die Idee, ich könnte mir eine PDA setzen lassen, anstatt einer Vollnarkose, dann könne er mich noch fragen, aber eigentlich wollte ich keine PDA.

Was ist Ihre Meinung dazu ?

Viele liebe Grüße
Andrea

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22.09.2009, 05:11 Uhr
Antwort

Hallo Andrea,
Ihre Entscheidung finde ich richtig!
So angenehm eine PDA beim Kaiserschnitt ist, weil die junge Mama wirklich sofort Ihr Kind hört und sieht, so wenig Sinn macht sie meines Erachtens bei einer laparoskopischen OP, weil man Sie dabei nicht in Kopftieflage kippen dürfte, was manchmal bei einer Laparoskopie sinnvoll ist und den Eingriff erleichtert.
Ich denke auch, dass hier das Wachwerden nach der OP und die übliche Frage:Wann komme ich denn jetzt dran? das Einfachste ist - Augen zu und durch!
Alles Gute, toi-toi-toi!
Ihr
TomDoc

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22.09.2009, 05:32 Uhr
Antwort

Hallo TomDoc,

danke für Ihr Verständnis und Ihre Verstärkung meiner Entscheidung.

Melde mich nach der OP-Woche wieder.
LG
Andrea

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21.10.2009, 08:31 Uhr
Antwort

Guten Morgen lieber TomDoc,

Bin schon wieder 2 Wochen nach der OP daheim.
Leider ist die OP anders verlaufen, als angedacht.
1.) Zusätzlich war noch der Dickdarm verwachsen, musste freipräpariert werden.
2.) Bei dem Lösen des Myoms und der Gebärmutter waren die Blutungen nicht mehr zu stoppen ( hatte schon viel Blut verloren), so dass der Chrirurg sich für die vaginale Entfernung entschied, weil auch das Myom schon in den GM-Hals hineinragte.

Sie können sich vorstellen, wie enttäuscht ich danach war, doch den GM-Hals nicht erhalten zu haben. Aber natürlich hat er richtig entschieden. Ich habe mich schon wieder gut erholt. Und was wirklich positiv ist, dass ich nicht mehr so oft auf die Toilette muss. Die Gebärmutter war schon vergrößert und wog ca. 200 Gr.

Die Scheide ist sehr trocken, habe nun Oekulp Creme bekommen. Kann man die gleichzeitig mit den Utrogestkapseln (vaginal) verwenden ? Oder besser einen zeitlichen Abstand lassen. Die Creme nehme ich 1-2 wöchentlich.

Jetzt muss ich wohl eine Temperaturkurve aufzeichnen, um meinen Zyklus zu bestimmen, Estreva und Utrogest habe ich immer zyklisch angewendet. Utrogest immer die letzten zwei Wochen des Zykluses. Wird nicht ganz so einfach. Aber so wäre es doch am natürlichsten.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Östriol ( Oekulp-Creme) und dem Estradiol in der Linoladiol-Creme ? Welche hilft besser bei Scheidentrockenheit ? Was würden Sie empfehlen ?

Ganz viele liebe Grüße
Andrea

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21.10.2009, 09:39 Uhr
Antwort

Hallo Andrea,
die Gebärmutter wird nach einer Op immer gewogen. Die normale Gebärmutter wiegt etwa 65 Gramm, sodass Sie sich jetzt gut vorstellen können, wie groß die Gebärmutter insgesamt war.
Bei einer derartigen Situation muss der Chirurg sich selbstverständlich anpassen und umentscheiden.
Eine Hormontherapie ist natürlich jetzt viel einfacher zu machen als früher, da Sie im Prinzip das Estreva -Gel und das Utrogest nicht mehr zyklisch, sondern dauernd anwenden könnten. Das würde auch die weitere Überwachung des inneren Zyklus mittels Temperaturkurve überflüssig machen.
Östriol ist eine gut schleimhautwirksame, aber nicht allgemeinwirksame Abbaustufe vom Östradiol. Sie können diese Creme weiterhin mit Ihrem äußerlich angewendeten ESTREVA kombinieren.
Eine unerwünschte Interaktion mit vaginalem Utrogest ist mir nicht bekannt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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