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Gebärmutterentfernung -ja oder nein?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

16.06.2010 | 12:56 Uhr

Hallo, ich bin 45 Jahre alt und habe seit ca. 5 Jahren eine sehr starke und häufige Periode. Mein Zyklus ist meistens nur 20-23 Tage. Auch bis die Periode wieder weg ist, dauert es oft 8 Tage. Ich bin sehr genervt davon, weil ich mich in der Zeit auch nicht so gut fühle.
Mein Frauenarzt hat mir schon vor langer Zeit vorgeschlagen, die Gebärmutter zu entfernen. Ich bin unsicher, -fehlt dann nicht ein trotzdem wichtiges Organ? Wie wirkt sich das auf meinen Körper aus, habe ich dann evtl. andere Probleme durch die Entfernung? Vielen Dank für Ihre Antwort.

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16.06.2010, 10:47 Uhr
Antwort

Hallo,
gibt es noch andere gynäkologischen Gründe für die OP, als die kurzen Periodenabstände und die heftige Blutung?
Wie groß ist die Gebärmutter?
Eine kleine Rechnung wird Ihnen helfen, Ihre Entscheidung besser zu überdenken:
Normalerweise hat eine Frau alle 28 Tage Ihre Periode und die Blutung dauert im Durchschnitt 5 Tage.
Das Jahr hat 365 Tage, geteilt durch 28 macht 13. Also hat eine Frau pro Jahr 13 mal ihre Periode. Multipliziert mit 5 heißt, dass sie über das Jahr 65 Blutungstage hat, also etwa alle 5,6 Tage blutet.
Bei einem Zyklusabstand von 22-23 (Durchschnitt 22,5) Tagen ergibt sich folgende Rechnung:
365:22,5=16 mal die Periode pro Jahr. Multipliziert mit einer Periodendauer von 8 Tagen bedeutet das, dass Sie 130 Blutungstage haben, also alle 2,8 Tage bluten.
Bedenkt man ferner, dass Sie angeben, dass die Blutung sehr stark ist, dann ist Ihr Blutverlust pro Jahr erheblich und Ihre Eisendepots sind schnell verbraucht, wenn dies nicht schon längst der Fall sein sollte.
In so einer Situation ist die Entfernung der Gebärmutter wie das Schließen eines Ventils.
Die Gebärmutter hat die Funktion, ein befruchtetes Ei aufzunehmen und 9 Monate auszubrüten - diese Funktion ist mit 45 Jahren aber meist abgehakt.
Sicher sollte man kein Organ entfernen, nur weil es seine Haupt-Funktion nicht mehr erfüllen kann.
Aber um den ständigen Blutverlust und die daraus resultierenden Beschwerden Müdigkeit, Gereiztheit, Blässe, Depressionen, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen etc. zu beheben, ist die OP eine sinnvolle Alternative. Dies besonders, wenn z.B. noch eine Myombildung als Mitursache für die Blutungen in Frage kommt.
Normalerweise sollten die Eierstöcke unbedingt bei so einer OP erhalten bleiben, also nicht mit entfernt werden. Der häufig geäußerte Spruch: Die brauchen Sie in Ihrem Alter nicht mehr! ist völliger Unsinn und darauf sollten Sie sich nicht einlassen (oder dem dies vorschlagenden Arzt antworten: Würden Sie sich mit 45 die Hoden abschneiden lassen, nur weil Sie die jetzt nicht mehr brauchen?
Die Entfernung der Eierstöcke ist und bleibt eine Kastration!!!
Und das kein noch so eleganter Ausdruck beschönigen.
Durch die Entfernung der Gebärmutter treten normalerweise später keine Beschwerden auf.
Im Gegenteil, das Schleißen Ihres Blutungsventils bedeutet für Sie rasche Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Auch wenn sich jetzt hier vielleicht Frauen finden, die über Beschwerden zu berichten haben:
in der weit überwiegenden Mehrzahl aller OPs treten keine Komplikationen auf!
Hier im board finden sich wenig Frauen, die mitlesen, obwohl sie mit den WJ keinerlei Probleme haben und dies hier berichten.
Aber hier melden sich Frauen, die z.T. erhebliche Beschwerden mit den WJ haben, was eine einseitige Auswahl bedeutet, sodass eine Leserin, die noch meilenweit von den WJ entfernt ist, den Eindruck haben könnte, dass grundsätzlich die WJ mit schweren Störungen verbunden sein müssen.
So dürfte es sein, wenn Sie jetzt einige Erfahrungsberichte von Leserinnen erhielten, die mit einer OP Probleme und Komplikationen erlebt haben, statt 1000nde Briefe von den Frauen, die eine solche OP hinter sich haben und beschwerdefrei geworden sind.
So ist bes auch, wenn Sie sich in der Presse, im Fernsehen und im Netz informieren wollen: Sie stoßen schneller auf negative Schlagzeilen, als es Ihnen lieb ist.
Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass das Gaffen auf monströse Dinge anscheinend immer beliebter wird und nur noch die negative Sensation für Quoten und Umsatz sorgt.
Eine Zeitung, die über die unterschiedlichen Formen der Gänseblümchen, über ziehende Wolken am Abendhimmel und einsame Bergseen oder wunderschöne Wüsten in der inneren Mongolei berichtet, wird daher leider nur von wenigen Menschen gelesen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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16.06.2010, 11:54 Uhr
Antwort

Danke Herr Dr. Dossler für Ihre ausführliche Antwort. Diese Rechnung hat mir klargemacht wie viele Tage ich mich eigentlich rumplage.
Mir ist es schon lange klar, daß es zu viel ist. Ein Myom habe ich auch, hatte ich nicht erwähnt, ca. 5 cm groß.
2 meiner Freundinnen haben auch schon eine Entfernung hinter sich, die eine aus den gleichen Gründen wie bei mir. Sie ist damit sehr zufrieden.
Mit der Angst muß ich natürlich selbst zurechtkommen, auch daß bei der OP etwas passieren kann. Kann man so eine OP auch mit örtlicher Betäubung machen? Dadurch daß die Entscheidung bei mir selber liegt und es kein Notfall ist, fällt es mir sehr schwer mich operieren zu lassen.

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16.06.2010, 13:08 Uhr
Antwort

Hallo,
im Allgemeinen wird so eine OP in Vollnarkose gemacht; aber da auch Kaiserschnitte heutzutage meist in periduraler Anästhesie gemacht werden, wäre das eine Frage, die Sie mit der Klinik abzusprechen hätten.
Jeder Mensch hat Angst vor einer OP (Ärzte als Patienten übrigens genauso).
Es ist dieses Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, das uns im tiefsten Unterbewußtsein wahrscheinlich alle an die sogar kirchlich angeordneten Folterungen im Mittelalter erinnert.
Aber eines ist sicher: eine heutige Narkose ist problemloser als eine belebte Hauptstraße zu überqueren.
Und noch etwas:
diese Blutungen im Zusammenhang mit dem Myom können jederzeit zum Notfall werden.
Also: machen Sie sich selber eine Bilanzrechnung, dann werden Sie Ihre Entscheidung im Sinne Ihrer Gesundheit, die auf dem Spiel steht, richtig treffen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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16.06.2010, 13:31 Uhr
Antwort

Hallo,

um auf die Ausführungen von Herrn Dr. Dossler zurückzukommen, ich gehöre zu den Frauen, bei denen die Gebärmutter entfernt wurde und die keine Probleme hatten. Er hat schon Recht, wenn es einem gut geht, schreibt man in keinem Forum (oder selten).

Ich hatte meine Gebärmutterentfernung vor drei Jahren. Die Blutungen und Schmerzen vorher waren die Hölle. Ich habe damals viel zu lange gezögert - ich hatte eben auch so meine Bedenken. Heute bedauere ich, dass ich so lange gewartet habe. Es war eine verlorene Zeit, ohne Lebensqualität. Die OP selbst verlief ohne Probleme, trotz Bauchschnitt (die Gebärmutter war schon zu groß). Die Narkose hatte ich gut vertragen, auch sonst gab es keine Probleme. Schon allein der Gedanke, keine Schmerzen und keine Blutungen mehr zu haben, haben meine Genesung beflügelt.

Mache es Dir nicht so schwer. Es gibt ein Leben danach - und es hat eine ganz andere Qualität. Für mich war damals wichtig, dass letztendlich ich die Entscheidung getroffen habe und auch den Zeitpunkt. Wenn erst einmal ein Notfall eintritt, treffen die Entscheidung andere für Dich.

Liebe Grüße
Eilidh

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16.06.2010, 14:02 Uhr
Antwort

Hallo Eilidh,
das finde ich ganz toll, dass Sie hier aufmunternd geschrieben haben!
Es spricht doch dafür, dass sich hier eine richtig verschworene Gemeinschaft gebildet hat, die sich gegenseitig unterstützt.
Vielen Dank
Ihr
TomDoc

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16.06.2010, 16:14 Uhr
Antwort

Nochmals vielen Dank, ich werde es mal `sacken`lassen.
Ihre Beratung hat mir sehr geholfen, so habe ich jetzt eine 2. Fachmeinung dazu.
Ich denke, ich komme ohnehin nicht drumherum, es kann ja auch noch schlimmer werden. Und wer weiß wie lange es dauert, bis man durch die Wechseljahre ist.

Danke : o)

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16.06.2010, 18:10 Uhr
Antwort

liebe Eilidh,
vielen Dank für Deine nette Antwort. Habe gar nicht damit gerechnet, daß sich hier jemand für meine Sorgen interessiert. Ich habe Dir schon 2 mal geantwortet, aber die Antworten sind irgendwie verloren gegangen.
Gruß Claudia

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16.06.2010, 18:19 Uhr
Antwort

Liebe Eilidh, darf ich noch etwas nachfragen? Wie ist es `danach`mit dem Gefühlsempfinden? Die Gebärmutter wirkt sich doch auch beim Orgasmus mit aus, oder? Die Kontraktionen wären dann doch weg.
Und was ist mit den anderen inneren Organen, haben sie sich bei Dir gesenkt? Ich hoffe, meine Fragen sind nicht zu direkt. Es wäre schön, wenn Du nochmal anworten könntest,da Du ja Langzeiterfahrung hast nach 3 Jahren. Auf jeden Fall hat mich Deine Nachricht ermutigt. Vielen Dank nochmal.
Gruß Claudia

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16.06.2010, 18:21 Uhr
Antwort

Hallo, bei mir lag exakt die gleiche Situation vor. (Ferritin lag bei 7 )
Vor einer Operation hab ich aber noch den Versuch mit natürlicher Progesteroncreme 3% gemacht, und zwar durchgehend ohne Pause. Ich hatte dann noch ca.vier starke Blutungen und dann kam gar keine Periode mehr. Das liegt jetzt sieben Monate zurück und die US-Untersuchung vor zwei Wochen zeigte keine aufgebaute Schleimhaut mehr. Allerdings bin ich schon 52 und die Blutung hätte vielleicht auch ohne PG-Creme aufgehört.
Aber einen Versuch könnte es wert sein.
Grüße Anna

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