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Bioidentische Hormontherapie

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

05.10.2024 | 12:22 Uhr

Guten Tag,

ich bin 64 Jahre, seit dem 42. Lebensjahr in der Menopause, habe eine ausgeprägte Osteoporose und leide an massiven Schlafstörungen (stündliches Erwachen), Daueranspannung, Kraftlosigkeit, Erschöpfung.

Wie sieht ein ausgewogenes Dosierungsverhältnis von Progesteron und Estradiol aus?
Ich habe Progesteron 200 mg oral als Kapseln und Gynokardin transdermal zwei Hub verordnet bekommen. Nach meinem Gefühl würde ich gern mit einer geringeren Hormondosis beginnen.

Was ist dabei zu beachten?

Wären 100 mg Progesteron (aus der Kapsel) transdermal und  etwas Gynokardin ( weniger als 1/2 Hub) ausgewogen?

Vielen Dank und beste Grüße!

 

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Expertin-Grüne
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05.10.2024, 18:05 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Juniufee,

die Osteoporose sollten auch anders behandelt werden (Ernährung, regelmäßige Ausdauerbewegung, ggf. spezielle Medikamente).

Hier finden Sie umfassende Informationen:
https://www.gesundheitsinformation.de/osteoporose-und-knochenbrueche.html#Behandlung

Eine Hormonbehandlung kann auch niedriger dosiert eingesezt werden, z.B. mit nur 1/2 oder 1 Hub des Hormongels. Für den Effekt am Knochen kommt es auf die Östrogene an. Mit weniger als 1/2-1 Hub wird keine Wirkung erzielt werden.

Progesteron muss trotzdem zum ausreichenden Schleimhautschutz ausreichend verwendet werden. Dazu können Sie es oral oder vaginal verwenden, nicht aber transdermal, weil es über die Haut nicht ausreichend und zuverlässig aufgenommen wird.

Schlafstörungen mit 64 Jahren stehen sehr wahrscheinlich nicht in Zusammenhang mit einer Menopause, die schon über 20 Jahre zurückliegt. Hier wäre eine Abklärung beim Hausarzt, ggf. auch im Schlaflabor sinnvoll.

viele Grüße
Dr. Grüne

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06.10.2024, 09:32 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

herzlichen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort.

Ich bin gut durch die Wechseljahre (ab 42. Lebensjahr) ohne große Wechseljahresbeschwerden gekommen. Wie ist das möglich trotz Hormonrückgang in den nicht mehr messbaren Bereich??

Die Hormone nehme ich vor allem  wegen meiner manifesten Osteoporose und zur Prävention von Demenz, Schlaganfall, Herzinfarkt u.a. Alterserkrankungen und wegen meiner Schlafstörungen, nachdem alternative Mittel und Ansätze nicht weitergeholfen haben.

Dazu folgende Frage: Ich habe die Information bekommen, dass ab 65 die Rezeptoren für die Hormonaufnahme bereits vermindert sind.Würde das bedeuten, dass die Rezeptorenstärke über die Menge der Aufnahme entscheidet und es letztlich unbedenklich ist, eine höhere Dosis anzuwenden?

Könnte ich die ursprünglich verordnete Dosis von 200mg Famenita und 2 Hub Gynokardin unbedenklich anwenden bzw. woran würde ich bemerken, wenn die Dosis zu hoch ist? 
Oder würden Sie eher zu einer langsamen Steigerung der Dosis raten?

Muss das Verhältnis von Famenits zu Gynokardin immer 100g pro 1 Hub sein?

Vielen Dank und beste Grüße,

Junifee

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Expertin-Grüne
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06.10.2024, 09:59 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Junifee,

der Beginn einer Hormontherapie jenseit des 60. Lebensjahrs wird im allgemeinen kritisch gesehen. Die damit verbundenen Risiken überwiegen häufig den zu erwartenden Nutzen. Eine Behandlung mit naturidentischen Hormonen wie den von Ihnen genannten ist diesbezüglich günstiger zu sehen, als der Einsatz von synthetischen Hormonen.

Idealerweise beginnt eine Hormonersatztherapie bereits mit dem Eintritt der Wechseljahre, jedoch nach den Empfehlungen nicht später als mit 60 Jahren bzw. kürzer als 10 Jahre nach Beginn der Menopause. Es sollten keine erhöhten Risiken z.B. für Herz-Kreislauferkrankungen oder Brustkrebs vorliegen.

Als anerkannte Indikationen gelten im Grund nur die Behandlung klimakterischer Beschwerden (z.B. Hitzewallungen, Scheiden- /Vulvatrockenheit). Der vorbeugende Effekt auf andere Erkrankungen wie die Osteoporose ist keine schulmedizinische Indikation. Eine Hormontherapie mit dieser Indikation sollte nur bei hohem persönlichen Knochenbruchrisiko eingesetzt werden, wenn andere Mittel, die zur Vorbeugung der Osteoporose eingesetzt werden können nicht angewendet werden können.

Quellen:

Etwa 1/3 der Frauen hat keine Wechseljahrsbeschwerden. Typische Beschwerden stehen nicht in einer direkten Abhängigkeit zu Bluthormonwerten, sondern sind individuell sehr unterschiedlich.

Die sichere Dosis von Progesteron zum Schutz vor einer Gebärmutterschleimhauthyperplasie liegt bei 200 mg pro Tag. Sie kann ggf. auf 100 mg gesenkt werden, wenn nur 1 Hub des Gels angewendet wird. Östrogenrezeptoren bleiben auch in der Postmenopause vorhanden, die Aktivität kann sich verändern, das ist aber nicht Grundlage für die Empfehlung von Dosisanpassungen.

viele Grüße
Dr. Grüne

 
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06.10.2024, 12:40 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort.

Ich hatte bereits 3 Kochenbrüche.
Ist ein positiver Einfluss der bioidentischen Hormone auf den Knochenstoffwechsel noch nicht nachgewiesen?

Alles Gute für Sie und Ihr Team!

Expertin-Grüne
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06.10.2024, 19:51 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Junifee,

doch, der Schutz ist nachgewiesen, aber andere Behandlungen sollen bevorzugt werden. Nach 3 osteoporosebedingten Brüchen und begleitender anderweitiger Osteoporosetherapie ist eine Hormontherapie ergänzend sinnvoll. Die Dosis sollte dann aber auch angemessen sein (z.B 1 Hub Estradiol pro Tag).

viele Grüße
Dr. Grüne

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06.10.2024, 20:11 Uhr
Kommentar

Vielen Dank!

Expertin-Grüne
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06.10.2024, 20:15 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Sehr gern!

:ROSE:

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