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BHT und Einnahme Blutgerinnungshemmer Eliquis

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

09.05.2024 | 12:03 Uhr

Sehr geehrter Experte,

ich bin 51 Jahre alt, 159 cm groß und wiege 53kg. Ich bin seit mehreren Jahren in den Wechseljahren und stehe vermutlich kurz vor der Menopause. Meine letzten drei Blutungen hatte ich von  Januar bis Februar 2024. Letztes Jahr hatte ich bereits eine längere Blutungspause von fast 9 Monaten. 

Zu meinen Grunderkrankungen und Beschwerden:

Ich habe eine genetisch bedingte Blutgerinnungstörung (Protein s gesamt reduziert) mit zwei statt gefunden Thrombosen 1998 und 2011. Deswegen muss ich seitdem Blutgerinnungshemmer (Eliquis) einnehmen. Familiär ist Osteoporose mütterlicherseits ein Thema. Bei mir wurde bereits eine Osteopenie in der LWS diagnostiziert (Knochendichtemessung). Ich habe seit ein paar Jahren mit Bluthochdruck zu tun und bin auf Blutdrucksenker eingestellt. 2020 wurde bei mir eine Radiojodbehandlung wegen eines heißen Knotens an der Schilddrüse bzw. wegen Überfunktion durchgeführt. 

Seit etwa drei Jahren machen sich bei mir die Wechseljahre spürbar bemerkbar. Ich hatte im Wechsel Panikattacken, Schwindelanfälle, Übelkeit, Rückenschmerzen, Konzentrationsprobleme und starke Hitzewellen nachts und tagsüber. Nachts konnte ich nicht mehr schlafen. Meine letzten Blutungen hatte ich von Januar bis Februar 2024. Zuvor war letztes Jahr bereits eine längere Blutungspause von fast 9 Monaten.

Bei meiner Frauenärztin wurde mir aufgrund meiner Beschwerden zu einer BHT geraten. Sie sagte, es wäre kein Problem gemeinsam mit der Gerinnungsstörung, da ich bereits durch das Eliquis geschützt bin. 
Leider wurden in der  Praxis die aktuellen Werte nicht gemessen. Ich habe mir daraufhin privat einen Speicheltest besorgt. Der ergab, dass ich eine Östrogendominanz habe (Östradiol 51,70 pg/ml, Progesteron 140 pg/ml, Testosteron 35pg/ml, DHEA und Cortisol im Normbereich).
Meine Frauenärztin empfahl mir daraufhin trotzdem mit dem Lenzetto mit 1-2 Hüben früh vor dem Aufstehen auf dem Unterarm und abends vor dem Schlafengehen 200mg Utrogest vaginal zu beginnen. Sie meinte, dass die Wirkung wohl nach zwei Wochen einsetzt. Die zwei Wochen sind nun vorbei. Da ich schon länger nicht schlafen konnte, nahm ich bis vor drei Tagen überlappend noch ein Melatonin-Depot-Präparat ein. Seitdem ich es abgesetzt habe, schlafe ich wieder schlecht und habe auch vermehrt Hitzeschübe nachts und Herzrasen. Tagsüber schwitze ich aber nicht mehr. Hinzu gekommen ist ein verstärkter Haarausfall. Meine Stimmung schwankt stark. Eine zuvor nicht aufgetretene Infektanfälligkeit macht sich bemerkbar. Leichte CoronaInfektionen hatte ich bewusst insgesamt zweimal.
Ich empfinde mich zur Zeit selbst als anstrengend.

Ich bin mit einem Kombipräparat sehr gut mit Vitaminen und Mineralien versorgt (Vitamin D optimal, Ferittin gut, Magnesium sehr gut, CalcuimSpiegel im Aufbau, B-Vitamine im Aufbau....).
Ich ernähre mich gesund bis basenüberschüssig, zuckerfrei, kohlenhydratreduziert, gehe zweimal wöchentlich zum moderaten Kraftsporttraining. TSH wurde im Februar gemessen und war in Ordnung.

Meine Fragen: Komnt es zwischen Eliquis und BHT zu Wechselwirkungen? Ab wann kann ich mit einer Wirkung der BHT rechnen? Ab wann sollte ich eine nächste Messung der Hormonwerte durchführen?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

 

 

 

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Bisherige Antworten
Expertin-Grüne
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09.05.2024, 20:01 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo,

eine Messung der Werte ist tatsächlich nicht erforderlich, weil es ja um die Behandlung der Beschwerden geht.
Hormonwerte sind nur eine Momentaufnahme, sie dienen allenfalls der Orientierung, sind aber nicht. dazu geeignet, eine Therpienotwendigkeit festzustellen oder die Dosierung einzustellen. Falls Sie das trotzdem wünschen, dann sollten die Hormone zu Zyklusbeginn im Blut bestimmt werden.

Wenn die Behandlung innerhalb von 4 Wochen keinen wesentlichen Effekt zeigt, könnte man nochmal auf ein anderes Präparat umsteigen, welches die verbliebene Eierstockaktivität stärker hemmt - alles aber nur unter Anwendung des Gerinnungshemmers.

Alternativ gibt es ein neues hormonfreies Präparat gegen Wechseljahrsbeschwerden mit dem Wirkstoff Fezolinetant, einem Neurokinin(NK)-3-Rezeptorantagonist. Die Erfahrung sind damit allerdings noch gering.

viele Grüße
Dr. Grüne

 

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09.05.2024, 20:28 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für die schnelle Antwort am Feiertag.
Ich werde es erstmal weiter mit Utrogest 200 mg und 1 Hub Lenzetto probieren und mich in Geduld üben.

Mich würde noch interessieren, ob Sie die Einnahmeempfehlung Lenzetto früh 1 Hub und Utrogest 200mg abends vaginal unterstützen? Ich habe im Forum gelesen, dass das Progesteron vaginal schlechter gegen die Schlafstörungen hilft. Meine FÄ sagte, es wäre für mich aufgrund der Gerinnungshemmer besser, die Kapseln vaginal zu nehmen. Und Schlafstörungen mit Hitzeschüben sind momentan mein größtes Problem.

Für den Hasrausfall versuchenich gerade die Anwendung mit einer Basilikum-Tinktur. Mal sehen, was das bringt.

Toll, dass es die Möglichkeit diese Forums gibt und Experten, die gut beraten. Vielen Dank dafür.

Lieben Gruß und einen schönen Abend!

Expertin-Grüne
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09.05.2024, 20:33 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo,

sehr gern.
Man kann auch beides am Abend verwenden.
Progesteron zeigt seine schlafanstoßende Wirkung nur bei oraler Anwendung.
In Kombination mit den Gerinnungshemmern sollte das eigentlich kein Problem sein.

In Bezug auf das Schlafen sollten Sie unbedingt auf eine gute Schlafhygiene achten. Ein fester Rhythmus, kein schweres Essen am Abend und in der letzten 1/2 - 1 Stunde vor dem Schlafen keine Nutzung von Bildschirmmedien ...

viele Grüße
Dr. Grüne

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10.05.2024, 07:39 Uhr
Kommentar

Liebe Frau Dr. Gröne,

Danke für ihre fundierte Auskunft. Bezüglich meiner Schlafstörungen in den Wechseljahren hatte ich mit Melatonin gute Erfahrungen gemacht. Allerdings darf ich es nicht weiter einnehmen, da es zwischen Eliquis und Melatonin Wechselwirkungen gibt bezüglich der Blutverdünnung. Schade.
An meiner Schlafhygiene werde ich weiter arbeiten. TV 1h vorm Schlafengehen ausschalten und im Bett lieber noch in meinem Lieblingsbuch lesen.....Meinen Sie, es wäre sinnvoll noch ein Präparat mit Badrian anzuwenden, um die Schlafqualität zu unterstützen oder reicht das Utrogest 200 mg aus?

Ich werde heute Abend mal mit Utrogest oral beginnen und Lenzetto dazu anwenden. Reicht aus Ihrer Sicht 1 Hub aus?

Wie sieht es da mit der Belastung für die Leber aus, wenn ich Utrogest oral nehme, weil ich schon einiges an Medi einnehmen muss? Und wie könnte man die Leber auf natürliche Wegen entlasten? Helfen da Bitterstoffe?

Vielen Dank im Voraus für die Beantwortung meiner vielen Fragen.....

Liebe Grüße 

 

 

 

Expertin-Grüne
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10.05.2024, 18:12 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo,

wenn die Leber gesund ist (normale Leberwerte), kommt sie mit dem Progesteron zurecht.
Ich würde die Wirkung erst mal abwarten und nicht gleichzeitig noch ein anderes Mittel hinzufügen. Sonst wissen Sie nicht, welche Wirkung welcher Medikation zuzuschreiben ist.
In Bezug auf die Dosierung kann ich keine individuellen Empfehlungen geben, das obliegt dem behandelnden Arzt.
Es ist aber sicherliclh sinnvoll, mit so wenig wie möglich auszukommen, sich also heranzutasten.

viele Grüße
Dr. Grüne

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10.05.2024, 19:59 Uhr
Antwort

Liebe Frau Dr. Gröne,

Danke für Ihre Antwort. Ich werde mich heran tasten und die weitere Dosierung mit meiner FÄ besprechen.

Noch eine letzte, vielleicht naive, Frage. Beim letzten Speicheltest  und vor TherapieBeginn hatte ich eine Östrogendominanz. Wenn man also zu viel vom Östrogen hat, warum muss man dann das Östrogen extra zuführen? Wird das dann nicht zu viel? Oder ist der hohe Östrogenwert nur eine Momentaufnahme, weil sich die Hormonwerte in der Perimänopause ständig ändern können?

Andererseits hatte ich vor Beginn der BHT auch starke Hitzewellen tagsüber und nachts. Jetzt sind mir die Hitzewellen nur noch nachts in eingeschränkter Form geblieben, was ja auch schon mal positiv ist. 

Jetzt muss ich nur noch, dank ihrer Tipps meine Schlafstörungen in den Griff bekommen. Es ist immer das selbe Muster. Ich schlafe nicht ein und liege wach bis 3 oder 4 Uhr. Dann schlafe ich etwa 2h und bin wieder wach und stehe unausgeschlafen auf.

Ihnen einen schönen Abend und nochmals vielen Dank für Ihre Mühe bei der Beantwortung der vielen Fragen hier im Forum.

Viele Grüße 

 

 

Expertin-Grüne
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11.05.2024, 07:30 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo,

Speicheltests sind nicht ausreichend valide, um daraus eine Konsequenz zu ziehen. Zudem sind das Momentaufnahmen, die stark vom Zyklustag abhängen. Manchmal bilden sich vorübergehend hormonaktive Zysten. Man kann dem gar nicht durch ständige Hormonbestimmungen beikommen.
Mit einer Therapie soll gleichzeitig die Hormon-Eigenproduktion  gedrosselt werden, um stabile Verhältnisse zu haben. Dazu ist dann auch eine Östrogengabe erforderlich.
Vielen Dank für Ihre wertschätzenden Worte. Es freut mich, wenn der Austausch hier Ihnen nützlich ist.

viele Grüße
Dr. Grüne

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11.05.2024, 19:10 Uhr
Antwort

Liebe Frau Dr. Grüne,

heute Nachte habe ich sehr gut geschlafen. Allerdings war ich um 5 Uhr wach, konnte jedoch wieder einschlafen. Ich hatte auch heute Nacht keine einzige Hitzewelle. Danke für den Tipp, dass Progesteron oral einzunehmen! 
Ich habe das Progesteron 200 mg oral etwa 1 h vor dem Schlafengehen eingenommen und das Lenzetto-Spray auch abends auf den Unterarm gesprüht. Insgesamt habe ich gestern also 1 Hub Lenzetto früh und 1 Hub Lenzetto abends verwendet. Soll ich das so beibehalten?

Was ich noch erwähnen wollte: Ich habe insbesondere morgens bis vormittags seit ein paar Tagen das Problem, dass ich sehr unter Stimmungsschwankungen, Herzrasen und Zittern leide. Ich dachte erst, es liegt an den schlaflosen Nächten. Aber heute früh war ich ausgeschlafen....Ich fühle mich dann nicht einsatzfähig für den Tag, fühle mich schlapp und irgendwie unwohl. Ab mittags geht es dann bergauf. Was könnte ich denn da noch unternehmen?

Auch habe ich das Problem, dass es mir momentan sehr schwer fällt, mein Normalgewicht zu halten. Ich wiege bei 159 cm nur zwischen 49 und 52kg (früher 56kg). Ich habe allerdings seit 2 Monaten meine Ernährung auf sehr gesund umgestellt und vermeide Zucker und sehr fetthaltige Lebensmittel. Und Fleisch steht nur noch ganz selten auf dem Speiseplan. Meinen Sie, dass das geringe Gewicht davon kommen kann oder habe ich da wieder ein SchilddrüsenProblem.

Danke für Ihre Antwort im Voraus und einen schönen Abend!

 

Expertin-Grüne
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12.05.2024, 10:57 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo,

das klingt doch schon mal gut. Etwas Geduld braucht es sicher, um sich auch leistungsfähig zu fühlen. Eine Nacht mit gutem Schlaf reicht dazu nicht aus.
Hatten Sie denn zuvor eine Schilddrüsenüberfunktion oder nehmen Sie Schilddrüsenmedikamente, die zu hoch dosiert sein könnten? Das würde zu Zittern, Herzrasen und unbeabsichtigtem Gewichtsverlust passen.
Die Umstellung der Ernährung ist sicherlich sehr gesundheitsförderlich.
Achten Sie darauf, genug Proteine zuzuführen (z.B. durch Hülsenfrüchte) nach dem Motto "grain, green and bean".

viele Grüße
Dr. Grüne

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12.05.2024, 17:36 Uhr
Antwort

Liebe Frau Dr. Grüne,

Danke für die schnelle Antwort.

heute Nacht habe ich wieder gut geschlafen. Allerdings hat mich doch noch eine Hitzewelle gegen morgen erwischt.
Und früh habe ich mich wieder wie gerädert gefühlt. Herzrasen, Unruhe, Zittern, schlecht gelaunt. Beim Haarewaschen wieder viel Haarausfall.

Ich habe vom Lenzetto-Spray früh und abends je einen Hub gesprüht und abends 1/2h vor dem Schlafengehen 1 Kapsel mit 200mg Utrogest eingenommen. Man muss wohl ein bisschen herum experimentieren, bevor man die richtige Dosis raus hat?

Ja, ich hatte vor etwa 4 Jahren eine SchilddrüsenAutonomie. Da waren die Symptome ähnlich. Diese wurde per Radiojodtherapie behandelt. Dabei konnte der heiße Knoten reduziert werden. Ich muss alle 2 Jahre zur Szintigrafie. Das wäre dann dieses Jahr im Oktober. SchilddrüsenHormone muss ich aktuell nicht einnehmen. Ich werde wohl einen Bluttest machen und schauen, wie die Werte sind. Das TSH hatte ich im März letztmalig überprüfen lassen. Da war der Wert okay (1,42). 

Je nachdem, wie die Werte ausfallen, weiß ich, ob es mit der Schilddrüse zusammenhängt oder mit den Wechseljahren

Liebe Grüße und einen schönen Restsonntag!

Expertin-Grüne
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12.05.2024, 22:19 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo,

gehen Sie dem weiter nach. Und haben Sie Geduld.
Haarausfall reagiert auf Veränderungen / Hormonprobleme / Behandlungen erst mit einer Verzögerung von etwa 4 Monaten.
Da darf man also keine schnelle Veränderung erwarten.
Ich wünsche einen guten Wochenstart.

viele Grüße
Dr. Grüne

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