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3ß-Adiol - Isoflavone

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

19.04.2010 | 12:55 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Dossler!

Seit Jahren verfolge ich Ihre Ratschläge im Forum. Mit Büchern u.a. von Dr. Huber usw. sowie Ihren Ausführungen habe ich mein Wissen erweitert und bin sehr zufrieden mit der natürlichen HET.

In der Tageszeitung vom Samstag las ich News über Hormone und bin auf Ihre Antwort gespannt!

Abschrift aus dem Tageszeitung:
„Beschwerden im Klimaterium hängen mit einem Mangel an Östogenen zusammen. Diese steuern u.a. das Wachstum der Brust und der Gebärmutterschleimhaut. Diese Wachstumsprozesse werden über spezielle Andockstellen (Rezeptoren) des Östrogens kontrolliert.
Davon gibt es im Organismus mindestens zwei Haupttypen mit gegensätzlicher Auswirkung:
ER-alpha löst die Wachstumsvorgänge aus ER-beta hingen bremst sie und verhindert so unkontrolliertes Wachstum. Das ist einer der Gründe, warum bei Frauen im gebärfähigen Alter nicht regelmäßig Brustkrebs auftritt, obwohl in dieser Phase sehr hohe Mengen an diesen Hormonen im Körper vorhanden sind.
In den Wechseljahren dürfte diese Kontrolle nicht mehr perfekt funktionieren: Östrogene und die synthetischen Gestagene stehen im Verdacht, in hohen Dosen Brust- und Gebärmutterkrebs auslösen zu können.
Das beschriebene Wechselspiel mit den Rezeptoren ist aber nur ein Teil der komplizierten Vorgänge im menschlichen Organismus. Betrachtet man nur das Östrogene alleine, so drängen sich Fragen auf: Warum kommt es vor der Pubertät nicht zu Hitzewallungen, obwohl nur wenig Östrogen gebildet wird? Warum leiden übergewichtige Frauen stärker unter dieser lästigen Störung, obwohl das Fettgewebe Östrogene bildet? Warum hängt Brustkrebs mitunger mit Hormongaben im Klimakterium zusammen, aber nicht mit der Pille im gebärfähigen Alter?
Es muss also weitere Faktoren geben. Einen hat die Forschung schon vor Jahren herausgefunden: Das so genannte 3ß-Adiol. Ein kam erwähntes Hormon, das bereits vor der Pubertät gebildet und während der gebärfähigen Zeit gleichzeitig mit Östogen ausgeschüttet wird. In den Wechseljahren geht die Produktion beider Hormone zurück.
Nun hat aber 3ß-Adiol offenbar in erster Linie die Aufgabe, den weiblichen Organismus von überschießender hormoneller Aktivität zu schützen. Es ist weiters an der Steuerung der Körpertemperatur und der Regulierung von Stress beteiligt. Daher sind Wechselbeschwerden wohl hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Absinken des 3ß-Adiol-Spiegels im Blut zu sehen.Werden nun wegen dieser Probleme Hormone gegeben, fehlt die schützende Wirkung des 3ß-Adiols…
Diese Schwierigkeiten sind ein typisch westliches Phämomen: Während rund 75 % der eurpäischen und US-Frauen über Beschwerden in den Wechseljahren klagen, sind etwa japanische Frauen nur zu 5 Prozent betroffen! Auch treten Brust- und Gebärmutterkrebs viel seltener auf.
Mit dem Östrogenspiegel kann das nichts zu tun haben – bei japanischen Frauen sinkt die Östrogenproduktion im Klimakterium sehr stark ab. Folgende Erklärung gibt es: Die in der asiatischen Ernährung reichlich enthaltenen Isoflavone helfen Japans Frauen!
Isoflavone kommen vor allem in Soja und Rotklee vor. Nicht ganz richtig werden sie als „Pflanzenhormone“ bezeichnet. Sie wirken aber nicht wie Östrogene, sondern wie das Schutzhormon 3ß-Adiol. Positive Effekte auf die Gesundheit sind mittlerweile eindeutig nachweisbar.
Entsprechend mit Isoflavonen versorgte Frauen neigen weniger zu Hitzewallungen. Weiters wird günstige Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem sowie den Knochenmineralstoffwechsel (Osteoporose) bescheinigt. Experten sehen auch einen Zusammenhang mit dem Schutz vor unkontrolliertem Zellwachstum der Brust, der Gebärmutterschleimhaut und bei Männern der Prostata. Klinische Studien bestätigen diese Beobachtungen.
Isoflavone sind keine Wundermittel, die tragen aber bei vielen Frauen zur erheblichen Verbesserung der Lebensqualität in den Wechseljahren bei. Entsprechende Zufuhr wird daher auch von der Österreichischen Menopausegesellschaft bei Wechselbeschwerden empfohlen. Falls nötig, durchaus auch in Kombination mit Hormonen.
Lesen sie nächste Woche, was Fachärzte über Isoflavone herausgefunden haben.“

Wie ist Ihre Meinung zur Kombination von HET mit Isoflavonen? Gibt es wirklich Vorteile oder steigt das Risiko mit dieser Kombi? Vom 3ß-Adiol habe ich bisher noch nicht gelesen!
Bin gespannt auf Ihre Meinung. Vielleicht geht auch nur um Absatzsteigerung der Präparate (Isoflavone)!

Beste Grüße

Mary

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19.04.2010, 03:55 Uhr
Antwort

Hallo Mary,
der lange Artikel, den sie abgeschrieben haben, ist nichts anderes, als aufgewärmte Suppe, die seit Jahren immer wieder mal auf den Tisch kommt, so wie das Ungeheuer von Loch Ness, das alle paar Jahre seinen Kopf aus dem wunderschönen schottischen Wasser hebt.
Dieser Artikel ist nichts Neueres oder Anderes als ein journalistisch minimal aufbereiteter Aufguss der Allgemeinplätze der Isoflavon-Industrie.
Es ist zwar schön, alte Bekannte wieder zu treffen; aber wie das bei alten Bekannten so ist: man erfährt nichts wirklich Neues.
Ich habe hier in diesem board schon sehr oft und sehr ausführlich zu diesem Thema Stellung bezogen und möchte daher nur einige Punkte kritisch anmerken.
Es ist richtig, dass es zwei Estrogen-Rezeptoren gibt.
Es ist richtig, dass das körpereigene Östrogen am Alpha-Rezeptor, Isoflavone (und sonstige sog. Phytoöstrogene) am Beta-Rezeptor.
Es ist richtig, dass Östrogenrezeptor-positive Krebse wohl mehrheitlich vom Alpha-Rezeptor ausgehen.
Der Beta-Rezeptor scheint den Alpha-Rezeptor zu schützen, jedoch muss die Modulation des Estrogenrezeptore vor der Pubertät geschehen.
Es ist eine der typischsten japanische Traditionen, über körperliche Beschwerden nicht zu sprechen, das gilt auch für Frauen.
Daher ist es kaum zu beweisen, ob Japanerinnen weniger Hitzewellen, Schweißausbrüche und depressive Stimmungen haben als Europäerinnen.
Das japanische Klientel meiner Praxis äußerte jedenfalls die gleichen Beschwerden; allerdings mit sehr viel beherrschterer Mimik.
Der geringere Anteil an Brustkrebserkrankungen bei japanischen Frauen ist nur dann vorhanden, wenn sie schon als Kleinkind isoflavonreich ernährt wurden, da die Modulation des Estrogenrezeptore vor der Pubertät eintreten muss.
Die Japanerin, die z.B. in Amerika groß geworden ist und sich typisch amerikanisch ernährt, hat das gleiche Brustkrebsrisiko wie die Amerikanerin.
Der Beginn einer sojareichen Ernährung erst nach der Pubertät schützt wenig oder garnicht,
In Japan wird sehr wenig oder garkeine Milch getrunken. Auch dazu tauchen immer wieder mal Meldungen auf, ob nicht die in übergroßen Mengen getrunkene Kuhmilch bei der weißen Bevölkerung dieser Erde das Brustkrebsrisiko erhöhen könnte.
Dass Osteoporose in Japan ein alltägliches und großes Problem ist, können Sie auf jedem Reportage-Film sehen, der nichts mit Ernährung der Leute zu tun hat, aber bei dem im Hintergrund zufällig Menschen hin und her gehen.
Und dies, obwohl es kaum ein Land der Erde gibt, wo mehr Fisch gegessen wird als in Japan.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: ich persönlich halte sehr, sehr viel von natürlicher Therapie und gesunder Ernährung.
Und auf einen Zusatz an isoflavonreichen Nahrungsmitteln achten meine Frau und ich beide.
Daher auch mein immer wieder geschriebener Satz:
Hormone nur dann, wenn andere Mittel nicht oder nicht ausreichend wirken, die Beschwerden nicht zu ertragen sind und die Lebensqualität unter den Beschwerden leidet.
Übrigens: wenn Sie dieses Forum verfolgt haben, dann haben Sie immer wieder von mir vom DHT gelesen, jenem schlechten freien Dihydrotestosteron, das im Verlauf des Testosteronstoffwechsels entsteht und, wenn es nicht mehr vom SHBG (Sexual-Hormon-Bindendes-Globulin) abgefangen wird, alle negativen vermännlichenden Eigenschaften bei der Frau auslöst: HDL-Abfall, LDL-Anstieg, Haarausfall, Zunahme der Körperbehaarung, Tieferwerden der Stimme, Fettnacken, Fettbauch, Akne, fettige Haare etc.
Aus diesem DHT entsteht im weiteren Abbauprozeß das 3-ß-Adiol. Und das wiederum entwickelt plötzlich wieder eine besondere positive Affinität zum Beta-Rezeptor.....usw.usw.
Das Ganze ist unübersichtlich und kompliziert.
Fazit: es ist sicher sinnvoll, bewußt Isoflavone mit der täglichen Ernährung zu sich zu nehmen (auch für uns Männer, denn Isoflavone sollen das Prostatakrebsrisiko absenken.
Und gegen die Kombination einer natürlichen HT mit einem Isoflavon-Präparat ist sicher nichts einzuwenden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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20.04.2010, 09:49 Uhr
Antwort

Dankeschön, lieber Herr Dr. Dossler, für Ihre ausführliche Beantwortung des interessanten Themas. Ich glaube viele Gynäkologen haben nur sehr geringes Wissen betreffend Hormone, daher sind ihre Ausführungen besonders interessant. Ihre Aussagen über die natürliche HET decken sich mit den Ausführungen von Dr. Huber und Dr. Nothrup, deren Bücher ich gelesen habe. Ich bin überzeugt von der positiven Auswirkung der natürlichen Hormone. Mir geht es damit bestens, ganz im Gegensatz von vor der Einnahme. Ich hoffe, Sie machen noch lange weiter!!
Liebe Grüße
Mary

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21.04.2010, 12:23 Uhr
Antwort

Hallo Mary,
wenn es nicht schon so viele Bücher zu diesem Thema gäbe, würde ich heute wahrscheinlich selber eines schreiben.
Aber dieses board hier ist eigentlich auch nichts anderes als ein großes und bereits ziemlich dickes seit 5 Jahren geführtes Tagebuch des gynäkologischen Alltags.
Alles Gute und vielleicht bis bald, mit irgendeiner anderen Frage.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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