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Wechsel zwischen Bradykardie und Tachykardie?

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

10.05.2006 | 06:21 Uhr

Guten Tag Herr Dr. Altmann,

Vor einigen Wochen wandte ich mich wegen zu hohem Blutdruck und Tachykardien an Sie.
Nochmals zu meiner Vorgeschichte:
40,Jahre alt, hatte jahrelangen Bluthochdruck mit kleineren Folgeschäden (geschrumpfte Niere,verändere Augengefäße),Belastungshypertonie mit lebenslanger Einnahme Betablocker empfohlen, sehr adipös, nahm Co Diovan, später Diovan oder Aprovel ein, jetzt 30 Kilo gesunde Gewichtsabnahme.
Seit Januar nehme ich keine Blutdruckmittel mehr, fühlte mich anfangs auch sehr wohl (perfekter Blutdruck über Wochen), doch dann bedingt durch Streß wieder viel zu hohe RR-Werte bis 180/100 und Tachykardien mit Fastohmachtsanfälle mehrmals täglich.Ich habe mich den Empfehlungen der Ärzte wiedersetzt und keine Blutdruckmittel mehr eingenommen, weil schon zu dickeren Zeiten keines der Mittel wirklich Wirkung zeigte-nur Unwohlsein.Inzwischen hat sich mein Blutdruck, besonders der diastolische Wert normalisiert bzw.die RR-Werte sind meist viel zu niedrig (zwischen 90/50 bis 105/70 bei Ruhe, bei Streß höchstens 130/85).Das finde ich ja schon einmal prima, dass meine Hypertonie jetzt völlig ausgeheilt ist.Die Tachykardien sind in den letzten 14 Tagen etwas seltener geworden. Stattdessen geht die Herzfrequenz jetzt oftmals bis auf 45 ( bei Ruhe) runter, ein anderes Mal treten plötzlich Tachykardien über 100 auf.Dabei bemerke ich bei der Tachykardie und bei der Bradykardie jeweils Rythmusstörungen oder Extrasystolen.Im letzten EKG ist nicht eine einzige Rythmusstörung aufgezeichnet worden, aber Tachykardien.Heute habe ich das Gefühl einer Lungenstauung mit Brennen retrosternal und leichtem Reizhusten, sehe sehr blass aus.
Das Echo im April diesen Jahres war in Ordnung-nur hyperkinetische rechte Herzkammer)
Ich bin kein ängstlicher oder psychisch labiler Mensch. Evt. reagiere ich noch ein wenig auf Streßsituationen. Aber diese Tachykardieanfälle treten auch bei völliger Ruhe auf.
Die Bradykardien sind jetzt völlig verwirrend für mich.Kann eine evtl.Dyspnoe auf der Thoraxaufnahme zum jetzigen Zeitpunkt erkennbar sein? Dieses Gefühl von Lungenstauung habe ich seit 2 Tagen.
Woher kommt dieser Wechsel zwischen Tachykardie und Bradykardie?

Vielen Dank!

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10.05.2006, 11:05 Uhr
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Man muss auseinanderhalten, was der Sinusknoten, also die normale Herzfunktion macht, und was krankhafte Rhythmusstörungen sind. Und wie gemessen wird. Wenn Sie den Puls an der Hand messen, dann kann niedriger Puls mit schnellem Herzschalg einhergehen. Wenn Sie elektrisch am Herzen messen (z.B: mit Pulsuhr), dann können Artefakte sowohl langsamen wie schnellen Herzshclag vortäuschen. Also möglichst beides im Anfall messen. Weiter sollte in einem Langzeit-EKG ermittelt werden, was der Sinusknoten und ob und wo krankhafte Rhythmen vorliegen.
Eine Lungenstauung kommt nicht einfach so, währscheinlicher wäre aus meiner Sicht eine Bronchitis oder Aspiration (Flüssigkeit verschluckt in der Luftröhre) als Erklärung. Eine Lungenstauung macht sich hauptsächlich als Belastungsluftnot bemerkbar.
Gruß
C. Altmann

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10.05.2006, 11:29 Uhr
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Vielen Dank für Ihre Antwort,

kann im 24 h EKG die echte Herzfrequenz festgestellt werden oder wird da auch etwas vorgetäucht?
Wodurch entsteht die Lungenstauung? Wie eine Bronchitis fühlt sich das nicht an.Diese Beschwerden habe ich schon mehrere Male gehabt. Nach einigen Tagen fange ich an zu entwässern. Die Beschwerden lassen dann nach und ich kann dann auch wieder durchatmen. Luftnot besteht nicht nur bei Belastung, sondern auch beim flachen Liegen in Ruhe. Ich habe das Gefühl nicht genug Sauerstoff zu bekommen

danke nochmals
Monika

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11.05.2006, 11:06 Uhr
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Die Frequenz ist elektreisch echt. Aber bei hohen unregelmäßigen Frequenzen kommt es vor, dass nicht jeder Herzschlag auch Blut pumpt, es kann also die Pulsfrequenz am Arm (und im Gehirn) erheblich langsamer sein als die zentrale (elektrische ) Herzfrequenz, das nennt man Pulsdefizit.
Wegen der Lunge: Das muss durch Abhorchen, Gewichtskontrolle, Röntgenbild, Sauerstoff-Sättigung und Druckmessung in der Lunge (geht indirekt z.T. durch Echo) opbjektiv getestet werden.
Gruß
C. Altmann

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15.05.2006, 10:24 Uhr
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Hallo Herr Dr. Altmann,

Wie weit darf die Herzfrequenz nach unten gehen, um nicht unmittelbar in Gefahr zu sein? Die heutige niedrige Herzfrequenz macht mir angst. Im Liegen habe ich eine Frequenz von 45 Schlägen und das Gefühl als ob eine tonnenschwere Last auf der Brust liegt. Ich habe das Gefühl nicht genügend Luft holen zu können und brennen retrosternal. Aufrecht habe ich einen Puls von 55, leichtem Husten. Auch die 3. Tasse Kaffe zeigt keine Wirkung.Puls habe ich jeweils mit RR-Gerät und Abhorchen des Herzens mit Stethoskop gemessen (wegen der Genauigkeit)
Bis vor kurzem litt ich an Tachykardien. Wegen der zu hohen Herzfrequenz wurden mir lebenslange Einnahme von Betablockern empfohlen.(nehme ich aber nicht)Die Lungenaufnahme am Freitag war OK. (Breitbasig aufsitzendes Herz ohne Fehlerform, keine Stauung).
Ich hab morgen einen neuen Kardiotermin zur Auswertung des 24 h-EKG (an diesem Tag hatte ich normale Frequenzen).
Ich glaube da völlig unglaubwürdig zu wirken, wenn ich da jetzt über Bradykardien klage.Ich würde das ja auch nicht glauben.
Das selbe ist auch mit dem Blutdruck passiert-hatte jahrelangen Bluthochdruck (190/110)war deswegen stationär-hab alle Hormone schecken lassen-jetzt kämpfe ich mit niedrigem Blutdruck bis 90/45. Hier ist aber evtl. meine Gewichtsabnahme (30 Kilo) die Ursache-habe aber noch 15 Kilo Übergewicht.
Was kann da los sein mit mir?

Monika

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15.05.2006, 21:22 Uhr
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Eine Frequenz von 45 macht normalerweise keine Beschwerden. Allerdings würde die Kombination von 45 er Frequenz und 90er Blutdruck die Durchblutung eventuell schon beeinträchtigen. Ein Nebennierenversagen wäre eine Erklärung. Das müste aber vom Hormonspezialisten untersucht und behandelt werden. Dann kann man an Myokarditis denken, z.B. auch an Borrelien, die Zeckenbiss - Krankheit. Herzbeutelentzündung käme auch in Frage oder Schilddrüsenunterfunktion.
Gruß
C. Altmann

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15.05.2006, 21:58 Uhr
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Hallo Dr. Altmann,

Nebenniereversagen, glaube ich nicht. Vor einem halben Jahr wurde ein zuviel an Aldosteron festgestellt mit einer prominenten Nebenniere. Daher finde ich die plötzliche niedrigen RR-Werte und Pulsfrequenzen widersprüchlich. Auch die Schilddrüsenwerte sind OK. An einen Zeckenbiss kann ich mich auch nicht erinnern, wäre aber eine Erklärung für meine Gelenkentzündungen , die ich seit letzten Jahres noch immer unerklärt habe (ist aber im November nicht nachgwiesen worden).
Übrig bliebe Myokarditis oder Herzbeutelentzündung.
Das Echo vor ca 3 Wochen war OK. Zu diesem Zeitpunkt litt ich an Tachykardien- war auch der Grund warum ich einen Kardiologen aufsuchte. Ich denke nicht, dass ich nochmals die Chance habe ein Widerholungsecho zu bekommen. Dieser plötzliche Wandel von Tachykardien zu Bradykardien wird mir sicher auch niemand so leicht abnehmen- bin also gehemmt das überhaupt morgen beim Kardiologen zu erwähnen. Der plötzlich normale Blutdruck ist ja eigentlich für mich sehr erfreulich, der niedrigen Puls macht sich als retrosternales Brennen bemerkbar (sehr unangenehm)-ist aber angenehmer als Tachykardien.
Wie kann eine Myokarditis oder Herzbeutelentzündung nachgwiesen werden? Bin ich evtl. durch die evtl. Minderdurchblutung in Gefahr? (ich hatte heute auch kurzzeitige normale Herzfrequenz ohne retrosternales Brennen)
Wie sollte ich weiter vorgehen?

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16.05.2006, 11:21 Uhr
Antwort

Borrelien - Antikörper kann man problemlos bestimmen.
Ein Langzeit-EKG - neu - zum Nachweis von Blockierungen könnte sinnvoll sein, oder war das andere Langzeit - EKG auch schon mit der Fragestellung Bradykardie gemacht worden.
Myokarditis wird durch EKG-Verläufe, Blutwerte der Herzschädigung (CPK, CKMB, Troponin), Blutwerte der Entzüdnung (BSG, CRP quant., Blutbild), Echo mit Erweiterung des Herzens und / oder Herzbeutelerguss, selten auch durch Erregernachweis (sehr schwer) nachgewiesen.
Sie sollten sehr viel trinken und salzreich essen, damit wenigstens der Blutdruck steigt.
Gruß
C.Altmann

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16.05.2006, 12:15 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr. Altmann,

das 24 h EKG, dessen Auswertung ich heute erhalte wurde mit Fragestellung Tachykardien/ Rhytmusstörungen gemacht worden.
Ich selbst habe mehrere kurzzeitige Tachykardien bemerkt,1 Rhytmusstörung, keine Bradykardien.
Gestern über den ganzen Tag einen sehr niedrigen Herzrhytmus, am abend wieder Tachykardie bis in die nacht hinein.
In Moment plagt mich wieder eine Tachykardie mit Schwindel und Herzstolpern. Es ist ein ständiges hin und her.-fühle mich sehr schlapp.
Ich sollte evtl. doch heute abend meine Beschwerden schildern?
(habe nur angst als Simulantin abgestempelt zu werden)

Monika

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16.05.2006, 14:54 Uhr
Antwort

Es wäre für die Beschwerdeschilderung sehr wichtig, dass Sie dem Arzt genau mitteilen, wie lange der Puls wie schnell war, wo Sie das gemessen haben, ob der Puls dabei regelmäßig oder unregelmäßig war. Mit Begriffen wie sehr schnell oder sehr langsam kann der Arzt nicht so viel anfangen.
Gruß
C.Altmann

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