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Vorhofflimmern mit Puls kurzzeitig ca. 200

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

22.03.2007 | 05:02 Uhr

Lieber Dr. Altmann,
ich habe folgendes Problem: Ausdauersportler (40, m), seit Jahren hin und wieder intermittierendes Vorhofflimmern. Gestern das erste Mal in diesem Jahr wieder; für das VHF gibt es keine greifbare Ursache, ich bin häufiger schon kardiologisch durchgecheckt worden. Das VHF geht immer von selbst wieder weg, eigentlich alles kein Problem. Medikamente nehme ich (in Absprache mit meinem Kardiologen) nicht (mehr). Früher: Betablocker.

Beunruhigend finde ich, dass ich gestern kurzzeitig (ca. 1-2 Minuten lang) während des VHF einen tastbaren Puls von ca. 200, vielleicht sogar etwas mehr, hatte. Wie gesagt nur relativ kurz, das VHF pendelte sich dann schnell bei ca. 100 arrhythmischen Schlägen ein.

Was war da los? Gibt´s das überhaupt: VHF mit 200 Puls? Der Puls fühlte sich ganz gleichmäßig aber viel zu schnell an.

Vielen Dank für Ihre Hilfe.

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22.03.2007, 06:08 Uhr
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Ihre Rhythmusstörung ist erst einmal grundsätzlich als gutartiges Vorhofflimmern zu betrachten, dafür benötigt man keine medikamentöse Behandlung.
Normalerweise läuft das Vorhofflimmern im Vorhof mit über 300 pro Minute. Es wäre denkbar, dass die Leitungsverhältnisse im Vorhof bei dem von Ihnen beschriebenen Ereignis etwas langsamer waren und dadurch kein normales Vorhofflimmern im Vorhof entstanden ist sondern eine etwas langsamerere Rhythmusstörung, z.B. eine Vorhof-Tachykardie oder Vorhofflattern. Sollte diese Rhythmusstörung nur mit 200 pro Minute gelaufen sein und ihr a.v. Knoten diese Frequenz dann eins zu eins auf die Kammern übertragen haben, dann könnten solche Frequenzen zu Stande kommen.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Sie außer dem gelegentlichen Vorhofflimmern auch noch eine andere Rhythmusstörung haben, die sich jetzt zum ersten Mal gezeigt hat.
Es wird erst einmal nichts anders übrig bleiben, als abzuwarten, ob diese spezielle Form der Rhythmusstörungen noch einmal auftritt.
Es spricht für Ihr Herz, dass die Rhythmusstörung ohne körperliche Beeinträchtigung abgelaufen ist.
Gruß
C. Altmann

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22.03.2007, 07:19 Uhr
Antwort

Hallo Dr. Altmann,
vielen Dank für die schnelle Antwort.
Ich habe eben mal mit meinem Kardiologen über das Event gesprochen. Kurz zusammengefasst meinte dieser:
1. Vorhofflimmern kann auch schon mal 200/min. haben.
2. Frequenzwechsel sind bei Vorhofflimmern häufiger.
3. Arryhtmisches Vorhofflimmern mit Kammfrequenz von ca. 120/min. kann auch mal kurzzeitig in eine gleichmäßige schnelle Vorhoftachykardie mit Puls um 200/min. übergehen und dann wieder zurück in Vorhofflimmern springen.
4. Schlimme Dinge, wie Kammerflimmern oder Kammerflattern, können das nicht gewesen sein, da ich keinerlei Symptome während der sehr schnellen Phase hatte.

Was halten Sie davon? Ich wäre für Ihre Einschätzungen zu den einzelnen Punkten sehr dankbar.

Liebe Grüße.

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23.03.2007, 07:18 Uhr
Antwort

Das eigentliche Vorhofflimmern liegt in der Frequenz immer über 200 pro Minute. Es kann möglich sein, dass man mit bestimmten Medikamenten die Frequenz drücken kann, eine so niedrige Frequenz von Vorhofflimmern selbst habe ich aber noch nie erlebt. Bei Vorhofflimmern kommt es häufig zu starken Schwankungen der Frequenz, aber die Kammerfrequenz ist eben immer unregelmäßig und nicht regelmäßig. Eine regelmäßige Kammerfrequenz von 200 pro Minute kann normalerweise nicht durch Vorhofflimmern ausgelöst werden, allenfalls durch eine Vorhof - Tachykardie oder durch sehr langsames Vorhofflattern. zu Punkt 4 stimme ich zu, dass dies keinen Zusammenhang mit gefährlichen Rhythmusstörungen haben dürfte. Allerdings haben wir keine Aufzeichnung der Rhythmusstörungen.
Falls eine solche Tachykardie noch einmal auftritt, sollte eine weitere Diagnostik erfolgen. Mir würde es nicht reichen, das mit dem isolierten Vorhofflimmern zu erklären.
Gruß
C. Altmann

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23.03.2007, 08:15 Uhr
Antwort

Lieber Dr. Altmann,
Ich möchte gerne noch einmal nachfragen, da ich (zur Beruhigung) die Zusammenhänge verstehen möchte:
1. Beim Vorhofflimmern ist es doch so, dass die Vorhöfe sehr schnell (z.B. 350/min) flimmern, der AV-Knoten diese Zuckungen aber filtert und eine langsamere aber unregelmäßige Kammerfrequenz resultiert, wenn ich das richtig verstanden habe. Könnte es denn dann nicht sein, dass der AV-Knoten bei mir unterschiedlich stark gefiltert hat, so dass es dann eben kurzzeitig zu einer Kammerfrequenz von 200/min. gekommen ist, die sich dann aber wieder schnell verlangsamt hat?
2. Ich bin mir nicht so sicher, dass meine Kammerfrequenz wirklich bei regelmäßigen 200/min. lag. Bei der Frequenz sind Unregelmäßigkeiten doch bestimmt schwierig wahrzunehmen, oder nicht?
3. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, gehen Sie von keiner gefährlichen Rhythmusstörung aus, allerdings wäre eine weitergehende Diagnose nicht verkehrt. Aber was kann man da machen? EPU? Ich denke, dass man das sonst nicht auf´s EKG bekommt, da ich erstens selten Vorhofflimmern habe und eine so schnelle Episode nur ganz kurz ist.

Herzliche Grüße und schon jetzt vielen Dank für die geduldige Beantwortung meiner Fragen.

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23.03.2007, 08:35 Uhr
Antwort

Es ist praktisch ausgeschlossen, dass a.v. Knoten die chaotischen unregelmäßigen schnellen Vorhof - Erregungen so filtert, dass eine genau regelmäßige Frequenz von 200 pro Minute herauskommt. Das Problem ist nicht die Frequenz an sich von 200, sondern die Regelmäßigkeit, die bei Vorhofflimmern nicht eintreten kann.
Es gibt aber Formen der absoluten Arrhythmie mit sog. Pseudo-Regelmäßigkeit, die man sogar im EKG manchmal nicht von unregelm. Rhythmus unterscheiden kann. Die Frage ist also, wie regelmäßig der Rhythmus in Wahrheit gewesen ist, auch wenn sie den Rhythmus selbst als regelmäßig empfunden haben.
Wie gesagt, zum jetzigen Zeitpunkt würde ich noch nichts weiter unternehmen.
Gruß
C. Altmann

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23.03.2007, 08:43 Uhr
Antwort

Danke und ein schönes Wochenende!!!

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23.03.2007, 09:34 Uhr
Antwort

Das wünsche ich Ihnen auch.
Gruß
C. Altmann

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