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VT s und V.a. Brugada Syndrom

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

23.12.2017 | 15:56 Uhr

Guten Tag liebes Expertenteam,

ich bin 31 Jahre jung und zweifach Mama (Sohn 6 und Tochter 1 1/2) . Seit 15 Jahre bemerke ich verschiedenste Rhytmusstörungen von einfachem Herzstolpern, Pausen, über Bigeminus von mehreren Sekunden. Dies wurde auch in den vielen LZ Ekg s Dokumentiert wobei ich sehr wenige ES (27) und VES (18)  in 24 Std habe. In den letzten zwei Jahren haben sich meine HRST verändert. Selten, so drei mal im Jahr, habe ich gefühlt einen Herzanfall wo es unkontrolliert stolpert, zuckt und stehen bleibt. Dies dauert so ca 5 Sek an. Danach bin ich manchmal etwas müde.Zwei mal kam es zu einer Präsynkope.  Da ich selber als Diabetesberaterin in einer Arztpraxis arbeite gibt es viele Ekgs und LZ Ekgs von mir. Bisher war da laut Kardiologe immer nur “Kleinkram“ zu sehen. Am 13.11.2017 hatte ich wieder so einen Anfall der länger andauerte. Am Abend liess ich nach Feierabend in der Praxis ein Ekg schreiben. Dies sah völlig verändert aus. ST Hebungen in den Präkordialen Ableitungen Rechtsschenkelblockartig. So entstand der V.a. auf Brugada Syndrom. Ein Rhythmologe aus Gelsenkirchen diagnostizierte mir mit diesem Ekg das Brugada Syndrom und wollte zur Risikostratifizierung eine Epu durchführen. Allerdings erst 14 Tage später. Ich war so in Angst das ich mich freiwillig ins KH an die Telemetrie legte. Meine Chefin aus der Praxis hatte währenddessen versucht weitere Meinungen einzuholen und vereinbarte einen Termin in der UKM Münster. Prof. Dr. Lars Eckhardt dem sie ein Ekg gefaxt hatte, meinte mein Ekg sei kein typisches Brugada EKG. Ein weiterer Rhytmologe aus Bochum sagte, es sei höchst verdächtig. Ich war psychisch in einem echten Ausnahmezustand. Ich habe kaum geschlafen, weil ich gelesen hatte, dass man bei Brugada vorwiegend nachts Kammerflimmern bekommt. Jedenfalls hatte ich nach 4 Tagen an der Tele und einer Nacht in der ich kaum geschlafen hatte eine Kammertachykardie von ca 15 sek mit einer Frequenz über 160 bpm. Wie schnell es genau war kann ich auf dem Auszug der Tele nicht erkennen. Daraufhin wurde ich Montag den 5.12. nach Münster verlegt. Dort führte man einen Ajmalintest mit 70 mg i.v. durch, ein Kardio MRT mit ARVC Programm, eine Ergo sowie eine Epu. Ergebnis lautet: Ajmalin kein Anhalt für Brugada Syndrom, Kardio MRT Normalbefund, strukturell Herzgesund, in der Epu liessen sich keine Supra- und Ventrikulären Rhythmusstörungen auslösen und auch sonst wurde nichts gefunden. Schluss endlich wurde ich auf Biso 1.25 1-0-1 eingestellt und mir wurde ein Ereignisrekorder eingesetzt. Eine genetische Untersuchung soll noch am 01.03.2018 erfolgen. In der Familie gibt es keinen PHT. Einzig meine Mutter litt als junges Mädchen unter Synkopen und auch vor einigen Jahren war sie im Urlaub mal umgekippt. Es ist aber weder bei ihr, noch bei ihren 10 Geschwistern etwas bekannt. Mir selber ist in einigen Ekgs eine Qtc Verlängerung von 440-460 aufgefallen. Jedoch haben auch da die Ärzte abgewunken.

Sie können sich vielleicht vorstellen, dass ich trotzdem völlig verunsichert bin. Ich habe grosse Angst noch mal so eine VT zu erleiden. Ich bin mir sicher, dass die am 1.12 dokumentierte, nicht meine erste war. Es fühlte sich vor einem Jahr im Oktober genauso an. Ich habe Angst, dass die nächste VT nicht selbstlimitierend ist und ich sterben könnte. Ich bin unsicher ob die Entscheidung gegen einen Defi richtig ist. Ich bin durch die verschiedenen Aussagen der Ärzteschaft verunsichert wobei ich die Ärzte in Münster wirklich gut fand. 

Können sie mir sagen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man trotz eines neg. Ajmalintests an Brugada leiden kann?

Gibt es VTs auch bei Herzgesunden und welche prognostische Bedeutung haben sie?

Liegt in meinem Fall sicher keine Indikation für den Einbau eines Defis vor?

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Ihnen und wünsche Ihnen ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest.

Herzliche Grüße

Sabrina S.

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26.12.2017, 17:00 Uhr
Antwort

Achso eine ergänzende Frage habe ich noch. Kann die Gabe von Propofol die Ergebnisse der Epu verfälschen? 

Haben sie sonst eine gute Adresse wo man sich eine zweite Meinung einholen könnte oder würden sie auf Münster vertrauen?

Lifeline Gesundheitsteam
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02.01.2018, 09:22 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo SabrinaS,

wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man trotz negativen Ajmalintests an einem Burgarda leidet, kann man so nicht sagen. Da ja bei Ihnen auch eine EPU ohne auffälligen Befund gemacht wurde, ist die Wahrscheinlichkein ziemlich gering. Trotzdem sollte hier natürlich, so wie es bei Ihnen geplant ist, auch eine genetische Untersuchung erfolgen um eine noch größere Sicherheit zu bekommen.Auch bei Herzgesunden können tatsächlich VTs auftreten, die vor allem wenn diese sich wieder selbstlimitieren nicht gefährlich sind. Ob in Ihrem Fall „sicher“ keine Indikation für einen Defi besteht, kann man aus der Ferne leider so nicht sagen. Da aber all Ihre Untersuchungsergebnisse in Ordnung waren und Sie als herzgesund beurteilt wurden, besteht in diesem Fall wohl tatsächlich eher keine Indikation für einen Defi. Natürlich kann Propofol Einfluss auf das Untersuchungsergebniss haben, jedoch verfälscht es die Werte nicht so sehr, dass die Aussagen danach nicht mehr zu gebrauchen sind. Wichtig ist immer, dass man bei einer Beurteilung weiß, dass die Untersuchung unter Mediaktion erfolgt ist.

Mit freundlichen Grüßen

Lifeline Gesundheitsteam  

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04.01.2018, 16:40 Uhr
Antwort

Erst einmal herzlichen Dank für die Beantwortung meiner Frage. 

Kann ich also davon ausgehen, dass die Ergebnisse der EPU (es waren keinerlei Rhythmusstörungen auslösbar) trotz hoher Dosen Propofol korrekt sind? Man hatte mir Alupent 25 mg gespritzt. 

Weshalb ist ein gesundes Herz im Stande VTs zu verkraften, bzw. weshalb ist die Gefahr das es in ein Kammerflimmern übergeht geringer? Ich habe psychisch noch immer sehr zu kämpfen mit diesem Verdacht und habe große Sorge, diese VTs wieder zu bekommen und das sie dann vielleicht nicht selbstlimitierend sind? Dann hat der Event Rekorder das zwar aufgezeichnet, aber ich hätte vielleicht nichts mehr davon. Tut mir sehr leid, mir macht das wirklich noch große Angst. 

Herzlichen Dank

Sabrina S.

Lifeline Gesundheitsteam
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11.01.2018, 15:06 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo SabrinaS,

trotz Propofol können Sie davon ausgehen, dass es sich um ein korrekt auswertbares Ergebnis handelt. Beim Herzen gibt es verschiedene Taktgeber. Der Haupttaktgeber ist der sogenannte Sinusknoten. Wenn es jetzt zu einer Extrasystolen kommt, die irgendwo anders im Herzen ausgelöst wurden, so kann das ein gesundes Herz kompensieren, da sich der Sinusknoten davon nicht beirren lässt und weiter seine Arbeit macht. Bei einem geschädigten Herzen sind diese Kompensationsmechanismen nicht mehr so gut, so dass man hier vorsichtig sein muss. Ein gesundes Herz kann dies aber ohne weiteres kompensieren. Die Belastung, der Sie ausgese sind, ist sehr verständlich, sprechen Sie daher mit Ihrem behandelden Arzt oder Ihrem Chef, damit Sie hier ggf. auch externen Beistand bekommen.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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