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VES: Standarduntersuchungen nciht ausreichend

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

03.07.2007 | 12:10 Uhr

Hallo Herr Altmann,


ich hatte schon einmal wegen Tausenden von VES bei Herzgesundheit geschrieben - heute komme ich mit nicht ganz so guten Nachrichten.

Bei meinem Tausenden VES täglich habe ich nie wirklich glauben können, dass ich herzgesund bin.
In schätzungsweise 7 Echos, 10 Langzeit-EKGs, 4 Belastungs-EKGs wurde ich immer für herzgesund befundet und als Psycho abgestempelt.
Am Wochenende hatte ich wieder massive ES (rasend schneller Bigeminus bei Ausatmen) und war glücklicherweise auf Besuch in NRW. Hier wurde ich stationär in einem international renommierten Herzzentrum aufgenommen - sicher wissen Sie, von welcher Klinik ich spreche.
Hier wurde ich nicht in die Kiste junge, schlanke Frau mit Angststörung gesteckt - man hat mir erklärt, dass man einfach zuviel gesehen habe...
Man sagte mir auch, dass man angesichts der drei Standarduntersuchungen Echo, Langzeit und Belastung NICHT auf der sicheren Seite sei. Auch eine EPU mache man bei ES NICHT, da sich in den letzten Jahren erwiesen habe, dass man angesichts dessen, was man auslösen konnte oder eben nicht, KEINE Prognose abgeben können. Wichtig sei das Verhalten des Herzens unter Belastung - aber nicht EKGmäßig, sondern im Echo.

Mein Stressecho hat leider trotz der vielen Herzgesund-Untersuchungen vorab ergeben, dass ich an zwei Stellen im linken Ventrikel Wandbewegubgsstörungen habe. Ob diese aufgrund von Narben durch eine Herzmuskelentzündung oder durch eine Durchblutungsstörung im Sinne einer KHK hervorgerufen wurden, werde ich durch MRT und Katheter abklären lassen müssen.

Ich bin durch diese Diagnose nicht einmal so panisch, wie ich es erwartet hätte, weil ich nun meinen Feind kenne und weiß, dass mein Körpergefühl gestimmt hat und ich kein Psycho bin.

Ich bin nun erst einmal für ein paar Tage nach Hause - ich war schon etwas geschockt, aber man hat mir gesagt, dass ich nicht so gefährdet sei und ich mir für die weitere Diagnostik schon Zeit lassen kann.
Mit hat ganz schön der Kopf gebrummt angesichts dieser Neuigkeiten, deshalb sind mir erst im Nachhinein Fragen eingefallen, die ich gerne Ihnen stellen würde:

1. Würden Sie mir für die weitere Diagnostik zum MRT oder zum Katheter raten?
2. Kann man strahlenbelastungstechnisch auch beides machen?
3. Braucht es wegen Wandbewegungsstörungen im linken Venttrikel einen LINKSherzkatheter?
4. Falls die Ursache Myokarditisnarben sind, bin ich ja strukturell nicht mehr herzgesund. Ist die Konsequenz dann ein Defi?

Falls Sie das zur Info brauchen: meine EF ist gut, über 55, den genauen Wert hab ich nicht erfragt. Im 24-EKG habe ich zwar massive VES, aber nie im Liegen, nur bei Sitzen, Stehen oder Gehen, also immer lageabhängig. Maximal - und das sehr häufig -Bigeminus, nichts höhergradiges.

Herzlichen Dank (mal wieder) für die Mühe, die Sie sich hier machen.
Sandra

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03.07.2007, 10:20 Uhr
Antwort

Hallo,

dazu hab ich dann auch eine frage. Bei meiner EPU, ich hatte 2, wurde gesagt man könne schon sagen, wenn diese ergebnislos ist, schon auf der sicheren seite wäre. Bei mir ging es um die abklärung von salven, es bestand aufgrund meiner symptomatik bei den ES, der verdacht darauf. Es hieß bei mir schon da meine EPUs ergebnislos wären, es passiere mir nichts.
Was ist denn nun richtig? Salven sind ja auch ES, eben kettenartig.
IM stressecho ergab sich bei mir nichts, das wurde gemacht wegen t-negativierungen im ekg. Ich bin 28 jahre alt. echo ohne befund.
lg

Mila

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05.07.2007, 04:54 Uhr
Antwort

Die Auffälligkeiten in der Stress-Echokardiographie können sog. Artefakte sein, das heißt falsch positive Befunde, sie können aber auch Durchblutungsstörungen entsprechen, was ich aber für sehr unwahrscheinlich halte. Narben nach Myocarditis wären auch eine mögliche Erklärung.
Laut offiziellen Empfehlungen ist es nicht so, dass die Stress-Echlardiographie die entscheidende Untersuchung ist bei Extrasystolen.
Die Kernspin - Tomographie ergibt keine Strahlenbelastung, sie funktioniert mittels Magnet.
Wenn insgesamt für sie das Risiko einer koronaren Herzerkrankung hoch ist (Alter, Geschlecht, Rauchen, Diabetes, Blutdruck, Cholesterin), dann sollte der Katheter sicherheitshalber gemacht werden.
Wenn ihr Risikos niedrig liegt, sie zum Beispiel jung sind und keine Risikofaktoren haben, dann weiß ich nicht, wozu überhaupt MRT oder Katheter gemacht werden sollen, denn dann ergeben sich aus meiner Sicht so oder so keine Konsequenzen.
Und nach ihren Informationen ist aus meiner Sicht ein Defi nicht erforderlich.
Gruß
C. Altmann

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05.07.2007, 04:57 Uhr
Antwort

Die elektrophysiologische Untersuchung klärt genau, ob es im Herzen feste Bahnen gibt, auf denen kreisende Erregungen entstehen können. Diese Bahnen sind die Grundlage für regelmäßige schnellte Tachykardien. Wenn diese nicht nachgewiesen werden können, können Sie auch keine solche Tachykardien bekommen.
Das hat aber nichts mit dem Thema Extrasystolen zu tun.
Gruß
C. Altmann

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05.07.2007, 05:59 Uhr
Antwort

Hallo Herr Altmann,

vielen Dank (einmal wieder!!!) für die Mühe, die Sie sich bei Ihren detaillierten Antworten geben.

Ich glaube, von den Riskikofaktoren her, habe ich nicht viel zu bieten. Ich bin 39 Jahre, weiblich, sehr schlank, habe immer viel Sport gemacht, mich immer gut ernährt, nie gerauch, Cholesterin in der Regel ok und auch keine Diabetes. Blutdruck eher zu niedrig, allerdings in Weißkittelsituationen auch mal 140-150. Die Ärzte hatten gesagt, sie hätten nie gedacht, dass bei mir was rauskommen könnte.

Was mir Sorgen macht:
* Zunahme von ES in 15 Jahren von 20 täglich auf nun mehrere Tausend. Sie beginnen (eindrucksvoll im LZ-EGK dokumentiert) bei jedem Aufrichten aus der Rückenlage, im Stehen wird oft ein Bigeminus daraus - diesen kann ich entweder durch hinlegen oder schnellere Bewegung (Joggen) stoppen.
* letzte Woche rasend schneller Bigeminus beim Ausatmen (etwas Höhergradiges als Bigeminus wurde bislang nicht dokumentiert)
* Wandel von monotopen in polytope VES (linke Herzkammer)
* trotz dreimaligem Joggen pro Woche (eine Stunde mässiges Tempo schaffe ich problemlos; allerdings in Erholungsphase immer VES) schaffte ich beim Stressecho mit Ach und Krach 125 Watt - generell ist es so, dass ich bei Sachen für die man Kraft braucht (Fahrradfahren, schweres Heben, Pressen besonders viel ES bekomme)
* Brustenge, leichte Schmerzen Brust, Kinn, Unterkiefer
* schon 4 x in Belastungssituationen Brennen zwischen Schulterblättern und im Brustbereich (ging nach 1 Minute Hinsetzen weg)
* die VES sind IMMER da, jeden Tag, sofort nach dem Aufstehen

Das Stressecho machte ein OA in Bad Oeynhausen - er spricht von zwei auffälligen Stellen, die man weiterverfolgen sollte. Er schlägt ein MRT vor - der Stationsarzt einen Katheter. Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll....?

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05.07.2007, 11:17 Uhr
Antwort

Die große Frage ist doch, welche Konsequenzen hätte die entsprechende Untersuchung?
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine kritische Verengung eines Kranzgefäßes haben, ist statistisch sehr gering. Vielleicht muss man trotzdem einmal nachsehen, da bin ich mir auch nicht sicher.
Die Kernspin-Tomographie kann entzündete Stellen und Veränderungen im Muskel besser nachweisen, ich weiß aber nicht genau, welche Konsequenzen daraus erfolgen könnten.
Ein anderer Ansatz wäre es, zum Beispiel Biopsien aus dem Herzmuskel zunehmen oder Antikörper gegen Herzmuskel im Blut zu besitmmen, wenn man wirklich wissen will ob dort Viren, Erreger und behandelbare Entzündungsprozesse vorliegen, die man dann evtl. mit Immuntherapie, Cortison oder Ähnlichem behandelnd möchte.
Das sind aber natürlich sehr weit reichende Entscheidungen. da kommt es sehr stark auf den Leidensdruck an und auf Grundsatzentscheidungen.
Gruß
C. Altmann

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05.07.2007, 11:39 Uhr
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Ich verstehe, was Sie meinen - leider ist es für mich als Laien schwer, Grundsatzentscheidungen zu treffen, weil ich die Gefährlichkeit und damit verbundene Prognose nicht einschätzen kann.
Auf der einen Seite habe ich natürlich Angst - eigentlich mehr vor einer Kardiomyopathie oder Vernarbungen nach Myokarditis als vor einem verengten Gefäß - auf der anderen Seite würde ich am liebsten die ganze weitere Diagnostik in die Tonne treten und versuchen, meine Belastbarkeit mit Ausdauertraining zu erhöhen und zu lernen, mit den VES zu leben. Aber ich weiß halt nicht, was ich da für ein Risiko eingehe.
Was die Konsequenzen der in den Raum gestellten Untersuchungen ist, weiß ich auch nicht. Die Konsequenz eines Befundes beim Herzkather geht mir ja noch ein - aber was bedeutet es für mich, wenn man im MRT Narben nachweisen kann? Dass meine VES gefährlich sind? Und dann?

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06.07.2007, 07:06 Uhr
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Insgesamt fürchte ich, dass bei der geplanten Diagnostik letzten Endes auch nichts rauskommt.
Auf der anderen Seite ist die ewige Unsicherheit auch unerträglich.
Also 1 x Katheter und 1 x MRT machn lassen, dann entscheiden, ob per Biopsie und Antikörper-Bestimmung behandelbare Entzündungsvorgänge gesucht werden sollten.
An eine Gefährlichkeit der VES glaube ich nicht, eher an eine Signalfunktion der VES für eine andere (Herz-)Krankheit.
Gruß
C. Altmann

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