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Sind Extrasystolen harmlos, wenn das Herz als "gesund" gilt?

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

09.09.2019 | 13:25 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Jonas und ich bin 33 Jahre alt. Ich leide an einer Panikstörung/Herzangstneurose. Alles begann vor etwa 6 Monaten mit einem hartnäckigen Infekt. Der Kardiologe konnte nach EKG und Ultraschall eine Herzbeteilung zunächst nicht ausschließen. Zwar waren Laborwerte völlig unauffällig, jedoch war die Pumpleistung im Ultraschall laut Kardiologe "grenzwertig" (52-55%). Aufgrund großer Aufregung hatte ich bei der Untersuchung eine Herzfrequenz zwischen 110 und 120. Der Kardiologe konnte daher nicht 100%-ig sagen, ob die Pumpleistung aufgrund der schwierigen Messung (hohe Herzfrequenz) so niedrig war oder aufgrund einer Entzündung. Er verordnete mir daraufhin 5 Wochen Schonung. Bei der Kontrolluntersuchung war seiner Meinung nach alles in Ordnung (Pumpleistung normalisiert, keine Störungen). Das Herz sei gesund. Leider hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt immer mehr in meine Herzangst hineingesteigert, sodass ich zum Zeitpunkt der Kontrolluntersuchung bereits einmal mit einer heftigen Panikattacke in der Notaufnahme gelandet war. Ich sprach mit dem Kardiologen über meine Angst und die von mir als sehr unangenehm empfundenen Extrasystolen (wie ein heftiger Schlag und ein mulmiges Gefühl, das durch den ganzen Körper geht). Er sagte, diese seien sehr wohl unangenehm, jedoch harmlos. Wir vereinbarten noch einen Termin zu einem Belastungs-EKG. Leider konnte mich die Entwarnung des Kardiologen nicht beruhigen und meine Angst wurde immer größer und damit auch die Extrasystolen. Auch das Belastungs-EKG konnte mir nicht nachhaltig helfen, obwohl es völlig unauffällig war. Ich entschied mich für eine Verhaltenstherapie, um an meiner Angst zu arbeiten. Inzwischen konnte ich einige Fortschritte erzielen, jedoch fällt mir auf, dass ich immer wieder mit großer Angst auf Extrasystolen reagiere, obwohl mir sowohl vom Hausarzt als auch vom Kardiologen mehrmals bestätigt wurde, dass ich mir wegen der Extrasystolen keine Sorgen machen brauche. Diese Botschaft hält leider immer nur sehr kurz an, da meine Angst immer wieder einen Weg findet, die Aussagen der Ärzte irgendwie zu relativieren oder in Frage zu stellen. Ich weiß, dass dies ein typisches Verhaltensmuster der Angststörung ist und dass ich dieses Problem in der Therapie angehen muss, trotzdem stellt sich mir immer wieder folgendes Problem:

Bei meinen bisherigen Untersuchungen (Ruhe-EKG, Langzeit-EKG) wurden keine oder nur vereinzelte SVES festgestellt. Ich spüre jedoch in unregelmäßigen Abständen (manchmal tagelang keine, dann wieder mehrere am Tag) sehr unangeneheme, von mir als besonders heftig empfunde Extrasystolen (vermutlich VES??), die in mir sofort die Angst hochschießen lassen. Zwar war es in der letzten Zeit so, dass mich diese heftigen Extrasystolen eher selten plagten, jedoch war die Verunsicherung sofort wieder da, vor allem weil diese nicht durch ein EKG aufgezeichnet wurden. Teilweise habe ich mehrere Tage keinerlei Probleme und dann erschreckt mich wie aus dem Nichts ein heftiger Extraschlag und die Angst ist sofort wieder da. Um meiner Angst entgegen zu wirken riet mir der Hausarzt dazu, mir einen Eventrekorder in einer Kardiologie auszuleihen, um damit unangenehme Störungen aufzeichnen zu können. Dies solle dabei helfen, letzte Zweifel auszuräumen. Mein Problem ist, dass die Zeit nicht ausreicht, um die Extrasystolen aufzuzeichnen, da der "Spuk" meistens vorbei ist, bevor ich den Rekorder aktivieren konnte. Somit scheint auch der Eventrekorder nicht wirklich dabei zu helfen, meine Zweifel auszuräumen... 

Nach dieser langen Vorrede meine konkrete Frage: Stimmt es, dass man auf Grundlage der durchgeführten Untersuchungen (EKG, Ultraschall, Belastungs-EKG) gewissermaßen ausschließen kann, dass Extrasystolen gefährlich werden könnten, auch wenn diese nicht direkt gesehen oder nachgewiesen wurden? Auf mehrmalige Nachfrage wurde mir von Hausarzt und Spezialist immer wieder gesagt, dass ich im Grunde beruhigt sein könne, da mein Herz gesund sei. Ich müsste keine weiteren Untersuchungen durchführen lassen. Trotzdem frage ich mich bei den unangenehmen Extrasystolen immer wieder auf's Neue, ob das immer noch ungefährlich ist...wenn ich mir dahingehend nur sicher sein könnte, glaube ich, dass mir der Umgang auch wesentlich leichter fallen würde. Mir persönlich wäre es am liebsten, einfach Abstand zu der ganzen Geschichte und den ständigen Untersuchungen und Arztbesuchen zu gewinnen und stattdessen an einem besseren Umgang mit diesen nervigen Stolperern zu arbeiten. Wäre da nicht immer wieder diese Ungewissheit....

Über eine kurze Rückmeldung würde ich mich sehr freuen!

Herzliche Grüße Jonas

 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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15.09.2019, 20:52 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Jonas,

Sie haben wirklich bereits die wichtigsten Schritte eingeleitetn, inklusive die Verhaltenstherapie.
Wir schließen uns Ihren beiden Ärzten an und geben Inen ganz Recht. Die Untersuchungen zeigen klar an, dass die Herzleitung völlig in Ordnung ist und auch keine Durchblutungsschwierigkeiten vorliegen. Die Untersuchungen (mit zusätzlicher Blutentnahme machen deutlich, dass Ihr Herz gesund ist. Es sind keine weiteren Untersuchungen notwendig. Sie können von demher ganz beruhigt sein.
(Sprechen Sie mit Ihrem Therapeuten darüber, ob Sie die Antwort ausdrucken und bei sich tragen sollten.)
Dass hin und wieder Extrasystolen auftauchen, ist völlig normal und hat keinen Krankheitswert.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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17.09.2019, 08:30 Uhr
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Liebes Lifeline Gesundheitsteam,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort und Erklärungen. Sie haben mir damit auf jeden Fall geholfen. Ich werde mit meinem Therapeuten über Ihren Vorschlag sprechen.

Herzliche Grüße 

Jonas

Lifeline Gesundheitsteam
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23.09.2019, 01:18 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Jonas,

dann freut es uns sehr, dass wir Ihnen weiterhelfen konnten. Dafür sind wir immerhin da.

- Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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11.10.2019, 12:59 Uhr
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Liebes Lifeline-Gesundheitsteam,

in den letzten Wochen bin ich unter anderem dank Ihrer Antwort insgesamt viel besser mit Exztrasystolen zurecht gekommen. Zwar erschrecke ich mich bei manchen noch immer, aber in der Regel schaffe ich es, mich wieder zu beruhigen.

Leider habe ich heute einen Rückfall erlebt, nachdem ich beim Sport Extrasystolen verspürt habe. Das war nicht das erste Mal und ich habe diesbezüglich auch schon Gespräche mit den Ärzten geführt. Bei meinem Belastungs-EKG im Juni traten keine Extrasystolen auf, weshalb der Kardiologe meinen Bedenken wenig Beachtung schenkte. 

Seitdem ist es so, dass ich insgesamt sehr viel weniger Sport mache. Wenn ich Sport mache, dann spüre ich manchmal Herzstolpern und manchmal nicht. Meistens ist es so, dass ich vorher bereits Angst vor Herzstolpern habe und dann lässt es in der Regel auch nicht lange auf sich warten. (Deshalb befinde ich mich ja glücklicherweise auch in therapeutischer Behandlung)

Trotzdem hat mich die Angst gerade wieder extrem im Griff und ich fürchte, mich nun immer seltener zu trauen, Sport zu treiben - dabei hatte Sport bis vor einem halben Jahr einen sehr hohen Stellenwert für mich und würde mir sicher auch in Bezug auf meine Panikstörung weiterhelfen.

Vielleicht können Sie mir nochmals weiterhelfen...gilt die Ungefährlichkeit der Extrasystolen (bei gesundem Herzen) auch bei sportlicher Betätigung oder würden Sie mir zu einer neuerlichen kardiologischen Abklärung raten? Bisher hatte ich bis auf Angst keine weiteren Begleitsymptome wie Atemnot, Schmerzen oder Leistungsabfall. Ich erschrecke mich nur immer extrem, bekomme Angst und die Gefahr, dass weitere Extrasystolen hinzukommen, steigt. Es ist ein so unangenehmes Gefühl, das mich einfach wahnsinnig verunsichert. Es ist nicht so schlimm für mich, momentan weniger Sport zu treiben. Damit kann ich leben, aber ich sorge mich, dass ich nie wieder zu meinem alten Vertrauen zurückfinden könnte...

Über eine kurze Rückmeldung würde ich mich sehr freuen!

Herzliche Grüße

Jonas

Lifeline Gesundheitsteam
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16.10.2019, 23:38 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Jonas,

da das damals durchgeführte Belastungs-EKG unauffällig war, sind die Extrasystolen mit der Angst- bzw. Panikstörung in Verbindung zu bringen. Extrasystolen beim Sport, die keine anderen Symptome mit sich bringen, wie Sie es auch beschreiben, sind ungefährlich.
Wichtig ist, dass Sie nicht in die "Angstspirale" geraten. Sie sollten mit Ihrem Therapeuten nochmal darüber sprechen, den Sport aber nicht meiden. Eine weitere Abklärung scheint nicht notwendig.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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17.10.2019, 12:41 Uhr
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Liebes Lifeline Gesundheitsteam,

vielen Dank für Ihre Unterstützung! Ich habe mich in dieser Woche bereits zweimal trotz großer Ängste überwinden können, eine Runde joggen zu gehen. Nur einmal habe ich ganz zu Beginn ein kurzes Herzstolpern gespürt, habe jedoch versucht, mich davon nicht beeinflussen zu lassen. In der Folge habe ich glücklicherweise keine Extrasystolen gespürt und ich merke, dass mir diese beiden Erfahrungen sehr gut tun und ich gerade im Moment wieder etwas mehr Vertrauen in meinen Körper verspüre. Ich hoffe, dass ich mich auch in Zukunft immer wieder überwinden kann, um auf diesem Weg irgendwann die Angst loszulassen.

Herzliche Grüße

Jonas

Lifeline Gesundheitsteam
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19.10.2019, 20:58 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Jonas,

aus psychotherapeutischer Sicht machen Sie damit alles genau richtig! Sie sind auf einem sehr guten Weg! Das freut uns sehr für Sie!

Weiterhin alles Gute - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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04.01.2020, 13:59 Uhr
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Liebes Lifeline-Gesundheitsteam,

zunächst einmal wünsche ich Ihrem gesamten Team ein glückliches Neues Jahr.

Leider weiß ich mir gerade nicht anders zu helfen, als mich nochmals an Sie zu wenden. Ich bin mir durchaus bewusst, dass das für Angstpatienten ein sehr typisches Verhalten ist. Trotzdem habe ich die Hoffnung, dass sie mir ein weiteres Mal helfen können...vielleicht besonders dabei, schädliche Gedanken zu vertreiben.

Seit ein paar Wochen geht es mir wieder deutlich schlechter, nachdem ein Panikrückfall (mit mehrmaligem Herzstolpern) meine Sorgen wieder verstärkt hat. Seit diesem Tag kreisen meine Gedanken wieder andauernd um die Frage, ob mein Herz wirklich gesund ist und ob unter dieser Voraussetzung Extrasystolen wirklich nicht gefährlich werden könnten. Dummerweise habe ich dann wieder begonnen, ständig nach entlastenden Informationen im Internet zu suchen...dabei bin ich immer wieder auf die Information gestoßen, dass Extrasystolen, egal ob VES oder SVES, egal in welcher Häufigkeit, egal ob vereinzelt oder mehrere nacheinander, egal ob in Ruhe oder unter Belastung, einem ansonsten gesunden Herzen nicht schaden können. Wenn ich solche Informationen erhalte, führt das in den meisten Fällen zu sofortiger Entspannung, und Extrasystolen treten dann für einen gewissen Zeitraum eher selten auf. Leider bin ich aber auch auf ganz andere Informationen gestoßen, nämlich dass ventrikuläre Extrasystolen durchaus gefährlich werden können, je nachdem wo sie entstehen, wann sie einfallen und ob sie polymorph sind. Lese ich so etwas, ist es sofort vorbei mit der Entspannung, da die von mir als sehr unangenehm empfunden Extrasystolen bisher nie im EKG aufgezeichnet wurden. Das Auftreten von Extrasystolen wird dann natürlich wahrscheinlicher.

Da sie sich für mich immer unterschiedlich anfühlen, stricke ich mir daraus sofort die Theorie zusammen, dass sie ja polymorph sein müssen und manchmal spüre ich einen sehr schnellen, kräftigen Schlag (ab und an eher am Ende sportlicher Betätigung) und sofort glaube ich, dass das bestimmt ein Zeichen ist, dass die Extrasystole sehr früh eingefallen sein muss und damit möglicherweise als gefährlich eingestuft werden könnte usw...

Mein Problem ist letztlich folgendes: ich weiß, dass es Menschen gibt, die Tausende von Extrasystolen am Tag haben, die zum Teil auch in komplexeren Formen auftreten (mehrere hintereinander oder als Bigeminus, beim Sport, in Ruhe usw.), und selbst dann häufig bei gesundem Herz als unbedenklich eingestuft werden können. Demgegenüber schäme ich mich regelrecht, da bei mir bereits wenige, zum Teil eine einzige Extrasystole am Tag (!), bereits ausreichen können, dass ich unter extremer Angst leide. Erst neulich ist mir aufgefallen, dass der ganze Tag versaut war, weil ich am Ende einer Joggingrunde (unmittelbar vor der Haustür) einen sehr schnellen und kräftigen Schlag gespürt habe. Jeglicher positiver Effekt vom Sport wurde dadurch gewissermaßen zunichte gemacht, obwohl ich mich vom Kreislauf eigentlich sehr gut gefühlt habe. Immer wieder kämpfe ich dann mit den Zweifeln, ob denn auch diese Extrasystole als ungefährlich eingestuft werden würde und ob da nicht doch irgendein Schaden am Herzen (von der leichten Myokarditis) übersehen wurde...besonders die Extrasystolen, die unter Belastung auftreten (und wenn es nur eine einzige in einer Stunde ist), verursachen immer wieder eine starke Verunsicherung.

Mein Hausarzt sagte mir mal, dass ich aufgrund der Art und Weise, wie ich eine Extrasystole spüre, überhaupt keine Rückschlüsse auf potentielle Gefahren ziehen könne, sondern lediglich bei zusätzlichen Symptomen wie Atemnot, Schwindel oder anderen Beeinträchtigungen (also hämodynamischer Relevanz?!). Ich kriege diese fiesen Gedanken und Zweifel aber einfach nicht vertrieben, sodass ich bereits in Erwägung gezogen habe, mir einen Eventrecorder einsetzen zu lassen, wenn es anders nicht gelingt, wieder ein Gefühl von Sicherheit zu erlangen. Andererseits weiß ich natürlich nicht, ob das das Grundproblem der Angst beheben würde, zumal ich natürlich auch gehörigen Respekt vor einem körperlichen Eingriff habe und gar nicht sicher bin, ob dieser Schritt von ärztlicher Seite überhaupt erwogen werden würde. Ich selbst möchte das eigentlich auch unbedingt vermeiden!! Ich weiß gerade einfach nicht weiter...es ist einfach so schade, dass ich trotz mehrmaliger ärztlicher Entwarnungen immer wieder so stark von vereinzelten Extrasystolen verunsichern lasse, anstatt an einem positiveren Umgang zu arbeiten. Ich stecke einfach fest in dieser Schleife und finde immer wieder Gründe, erhaltene Entwarnungen irgendwie zu relativieren. Die Angst, irgendetwas zu übergehen, ist einfach zu groß.

Grundsätzlich zweifele ich überhaupt nicht daran, dass ich an einer massiven Angststörung leide, und viele Erfahrungen der letzten Monate haben mir auch gezeigt, dass Extrasystolen häufig durch Anspannung, sorgenvolle Gedanken oder starke Ängste verstärkt werden und umgekehrt bei Ablenkung und Entspannung eher nachlassen. Ich weiß genauso, dass ich mich eigentlich glücklich schätzen sollte, dass die Extrasystolen insgesamt (mal überhaupt keine, mal eine, mal ein paar mehr) sehr selten auftreten. Das alles ändert aber für mich nichts daran, dass die Ängste, etwas gefährliches zu übergehen, sehr schnell zurückkehren. 

Vielleicht finden SIe irgendwann nochmal etwas Zeit, um mir beim Verständnis der Physiologie zu helfen und mich vielleicht (zum wiederholten Male) darüber aufzuklären, wie es sich denn nun verhält mit ventrikulären Extrasystolen (egal wann und wie) bei sonst gesundem Herzen verhält....

Bitte entschuldigen Sie den langen Text. Ich danke Ihnen für Ihre Mühen.

Herzliche Grüße Jonas

Lifeline Gesundheitsteam
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12.01.2020, 22:35 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Jonas,

auch Ihnen alles Gute für das neue Jahr! Wir wollen gerne versuchen, Ihnen nochmal zu helfen.
Sie beschreiben die Extrasystolen ja sehr gut und geben dabei auch wichtige Hinweise. Es ist zwar richtig, dass Ventrikuläre Extrasystolen gefährlich sein können, das hängt aber dann damit zusammen, dass gewisse Erregungsleitungsstörungen vorliegen. Diese würden dann in einem EKG gesehen werden, auch wenn die Extrasystole nicht aufgezeichnet wird. Außerdem würden solche Extrasystolen öfters auftreten und sehr wahrscheinlich aufgezeichnet werden.
Außerdem sind Ihre Extrasystolen stressabhängig, was eben nicht auf eine strukturelle Veränderung des Herzmuskels hindeutet. Vor allem, wenn diese beim Sport nicht auftreten.
Insgesamt spricht also alles gegen "gefährliche" Extrasystolen. Hinzukommt, was Ihr Hausarzt gesagt hat: Es sollten außerdem andere Symptome dazukommen, damit es einen Hinweis darauf gibt, ob die Extrasystolen den Kreislauf beeinträchtigen oder nicht. Auch das ist bei Ihnen nicht der Fall.
Insgesamt sieht also alles gut aus und Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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13.01.2020, 11:30 Uhr
Kommentar

Liebes Lifeline Gesundheitsteam,

ich danke Ihnen für die guten Wünsche und die ausführlichen Erklärungen. Besonders der Hinweis, dass man Erregungsleitungsstörungen auch ohne Extrasystolen im EKG sehen würde, hat mir definitiv geholfen, da ich so etwas besser nachvollziehen kann, warum der Kardiologe bisher keine zwingende Notwendigkeit sah, bspw. ein Langzeit-EKG zu wiederholen - vielen Dank für die Erklärung!

Leider spüre ich jedoch an meinem Umgang mit Ihrer Antwort die fiesen Tücken meiner Angsterkrankung, da ich mich nicht auf die eindeutigen Entwarnungen, sondern vor allem auf die Sätze konzentriere, die in mir Zweifel aufkommen lassen.

Sie schreiben, dass meine Extrasystolen stressabhängig sind und wenn diese beim Sport nicht auftreten, das nicht auf eine strukturelle Veränderung des Herzmuskels hindeuten würde. Es stimmt - in sehr vielen Fällen treten bei mir die Extrasystolen (die ja insgesamt zum Glück nicht allzu häufig auftreten) in Verbindung mit Panik, starken Ängsten oder extremer Anspannung auf. Außerdem spüre ich auch, dass mein vegetatives Nervensystem durch die ständigen Ängste und Sorgen überreizt ist und ich zur Zeit zusätzlich jede Veränderung im Herzschlag (bspw. erhöhte Herzfrequenz nach dem essen) wahrnehme. Natürlich trage ich diese Anspannung auch mit in den Sport hinein, da ich mit meinen Gedanken eigentlich nur bei der Angst bin, dabei  Extrasystolen zu spüren. Wenn ich dann 30 Minuten lockeres Laufen ohne Extrasystolen überstehe, bin ich erleichtert und für eine Weile entspannter. Manchmal ist es aber auch so, dass mich am Ende einer Jogging-Runde zu einem Zeitpunkt, wo ich mich eigentlich sehr gut und entspannt fühle, plötzlich und wie aus dem Nichts ein richtiger "Knall" erwischt  (ein Gefühl, das durch den ganzen Körper geht) und sofort sind alle Ängste und Zweifel wieder da...denn für mich dominiert dann der Gedanke: "Sch..., ich habe Extrasystolen beim Sport, die (offenbar) nicht stressabhängig sind"

Ich weiß, dass mein Hauptproblem darin liegt, dass ich nicht damit zurechtkomme, dass mir weder mein Hausarzt, mein Kardiologe oder Ihr Gesundheitsteam eine 100%-ige Garantie dafür geben kann, dass mit meinem Herzen organisch alles gut ist. Das lässt mich gerade auch extrem verzweifeln, da ich nicht weiß, wie ich diesem Problem begegnen soll. Weitere Untersuchungen, in der Hoffnung mal etwas aufzuzeichnen (aber löst das wirklich das Problem??) oder versuchen, trotz hier und da auftretender Extrasystolen "einfach" weiter zu machen, in der Hoffnung irgendwann besser damit umgehen zu können? Meine Therapeutin tendiert definitiv zu zweiterem, was ich auch verstehe. Mein Problem dabei ist eben, dass ich mich nicht wirklich überwinden kann, therapeutischen Anregungen zu folgen, solange ich nicht vollends davon überzeugt bin, dass es für meine Symptome keine organische Ursache gibt....

Ist es denn vorstellbar, dass bei einem solchen Infekt mit Herzbeteiligung kleinere Narben zurückbleiben, die im Ultraschall nicht erkannt werden und hin und wieder mal eine Extrasystole auslösen und falls ja, wäre das dann unter Umständen harmlos, wenn das Herz ansonsten gesund ist?

Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Geduld und die Bereitschaft, sich bereits mehrmals Zeit für meine Fragen genommen zu haben. Ich schreibe das in dem Wissen, dass es mir auf lange Sicht nichts bringen wird, wenn ich auf jede Ihrer Antworten mit neuen Fragen und Zweifeln reagiere.

Ich hoffe auf Ihr Verständnis.

Herzliche Grüße

Jonas

Lifeline Gesundheitsteam
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23.01.2020, 13:56 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Jonas,

grundsätzlich können natürlich Narben zurückbleiben, die im Ultraschall nicht sichtbar sind und dies ist auch garnich so selten der Fall. Das Entscheidende ist nur, dass das keine Rolle spielt und auch keinen Einfluss auf Extrasystolen hat. Auch sind Extrasystolen am Ende einer Sporteinheit vereinzelt nicht untypisch. Gerade, wenn der Körper sich von Sport auf Entspannung umstellt. Aber auch das ist völlig harmlos und kommt bei vielen Menschen vor.
Entscheidend ist, es gibt keinen wissenschaftlichen Hinweis, trotz Untersuchung, dass Ihr Befund ein erhöhtes Risiko für einen Herzstillstand oder ähnliches hat. Er ist harmlos.
Damit hat auch Ihre Therapeutin Recht: Es geht darum, dass Sie sich daran gewöhnen.
Letztlich hilft Ihnen vielleicht am ehesten das Wissen, dass es mehrere Menschen wie Sie gibt, die solche Beschwerden haben und bei denen nichts passiert.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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30.01.2020, 19:10 Uhr
Antwort

Liebes Lifeline Gesundheitsteam,

ich danke Ihnen sehr für Ihre Geduld und die ausführlichen Antworten. Auch wenn ich immer mal wieder mit Symptomen konfrontiert werde, die mich mal mehr, mal weniger ängstigen, versuche ich jetzt noch stärker als zuvor den Fokus auf die Therapie und einen besseren Umgang mit Extrasystolen etc. zu richten. Vielleicht hilft es mir, im Zuge dessen immer wieder Ihre Antworten zu lesen, um Schritt für Schritt etwas Vetrauen zurückzugewinnen.

Herzliche Grüße und alles Gute

Jonas

Lifeline Gesundheitsteam
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31.01.2020, 10:17 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Jonas,

letztlich ist das genau das beste Vorgehen bei solchen Erkrankungen. Es freut uns natürlich, wenn wir Ihnen damit weiterhelfen konnten. Bei weiteren Fragen sind wir natürlich gerne wieder für Sie da!

- Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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10.03.2020, 12:15 Uhr
Antwort

Liebes Lifeline-Gesundheitsteam,

vielleicht können Sie mir nochmals ein wenig helfen. Seit etwa zwei Wochen habe ich einen neuerlichen Versuch gestartet, aktiv gegen meine Ängste vorzugehen, indem ich mich bemühe, regelmäßig sportliche Aktivitäten (in der Regel 20-40 Minuten lockeres bis zügigeres Laufen) in meinen Alltag einzubauen. Auch wenn es mir meine Ängste bisher nicht nehmen konnte (das habe ich auch so schnell nicht erwartet), muss ich sagen, dass das bisher eigentlich auch ganz gut geklappt hat.

Mein Problem ist jedoch folgendes: ich habe völlig den Bezug dafür verloren, welche körperlichen Symptome Anlass für eine neuerliche Vorstellung beim Arzt wären und bei welchen Symptomen es eher darum geht, an einem besseren Umgang zu arbeiten. Um es konkret zu machen: Ich war jetzt wirklich einige Male laufen und habe keine Extrasystolen oder sonstige Auffälligkeiten verspürt. Auch vom Kreislauf her habe ich mich wohl gefühlt. Gestern hatte ich dann plötzlich nach einer guten und "unauffälligen" Laufrunde einen Angstanfall unter Dusche, weil ich mich einen Moment lang irgendwie "komisch" gefühlt habe. Ich musste sofort an Berichte von Sportlern denken, die erst kurz nach sportlicher Belastung einen Herzstillstand erlitten haben. Seitdem sind mir diese Gedanken nicht mehr aus dem Kopf gegangen und das ganz unabhängig von irgendwelchen Symptomen. Diese Angst habe ich dann heute mit in den Sport genommen und promt habe ich direkt zu Beginn zwei Extrasystolen verspürt. Ich habe sofort Angst bekommen und wollte abbrechen, habe mich aber nochmal gefangen und gezwungen weiterzulaufen. Nach einer Weile ist es besser geworden und ich bin schließlich fast 30 Minuten ohne Extrasystolen gelaufen.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Müssten diese Extrasystolen, wenn sie Ausdruck einer organischen Erkrankung wären, nicht andauernd (also unabhängig von meinen Ängsten) auftreten und kann ich somit davon ausgehen, dass mir meine Psyche wieder einen Streich gespielt hat oder sollte man bei Extrasystolen unter Belastung grundsätzlich eine ärztliche Kontrolle in die Wege leiten?

Ich habe leider allzu oft gelesen, dass das vermehrte Auftreten von Extrasystolen unter Belastung immer ein Warnsignal sein könnte. Dadurch habe ich natürlich besonders unter Belastung besondere Angst vor Extrasystolen. Ich denke dann natürlich schnell: "ja, deine letzte Untersuchung ist ja schon ein 3/4-Jahr her...vielleicht hast du dir bei den ganzen Infekten wieder eine Myokarditis eingefangen und deshalb jetzt Extrasystolen usw..."

Vielleicht können Sie mir dabei helfen, Kriterien zusammenzustellen, wann eine Vorstellung beim Kardiologen ratsam wäre und wann nicht. Beispielsweise frage ich mich immer, ob "vermehrtes Auftreten unter Belastung" nun 4-5 ES in der Stunde oder eher 5-10 pro Minute meint...

Ich bin einfach so verunsichert und weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist, würde aber ungern meinem Verlangen, wieder zum Arzt zu rennen, nachgeben. Es ist andererseits ein sehr schwerer Weg und man fragt sich immer, ob es nicht vielleicht doch helfen würde, "einfach" nochmal zum Arzt zu gehen, um sich auch von dieser Seite zusätzliche Sicherheit zu holen. Von therapeutischer Seite wird mir stets davon abgeraten...

Ich hoffe einmal mehr auf Ihre Geduld mit mir!

Herzlichen Dank und schöne Grüße

Jonas 

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