Sehr geehrter Herr Dr. Altmann,
gestatten Sie mir, daß ich vor meiner Frage in einem kurzen Abriß meine Krankheitsentwicklung schildere. Ende 99 befand ich mich wg. Burn-Out-Syndrom mehrfach in ärtztlicher Behandlung. Damalige Untersuchungen ergaben außer der Diagnose vegetative Dystonie nichts aufregendes. Damals 39 Jahre, 187cm, 99KG, wenig Sport, viel Stress, Raucher ca. 10 Zig./d. Anfang 2000 begann nach urologischer Routineuntersuchung eine Androgensubstitutionstherapie (Andriol 1-0-1). Parallel dazu begann ich mit Sport. Ein sehr umfangreiches Check-Up im Herbst 2002 (inkl. kardiologischer Untersuchung, Ruhe-EKG, Belastungs EKG, Herzultraschall) o.B. Blutwerte i.O. Leichte Erhöhung des Gesamtchol (225, HDL bei 55, Lp(a), Homocystein Normbereich). Danach habe ich meine Sportaktivitäten weiter ausgedehnt (3-4 Einheiten pro Woche Fitness-training). Leichte Gewichtsabnahme, deutliche Reduzierung des Nikotinkonsums (2-3 Zigaretten abends, ab und zu eine Zigarre). Im Oktober 2004 erlitt ich nachts, kurz nach dem Einschlafen, urplötzlich einen heftigen Anfall mit Luftnot u. Herzrasen (für ca. 5-10 min). Der herbeigerufene Notarzt wies mich mit Verdacht auf HI ins Krankenhaus ein. Alle Untersuchungen (Blut mehrfach, Ruhe-EKG, BelastungsEKG bis 275 Watt) waren jedoch o.B. Da ich derzeit beruflich sehr angespannt war bestand der Verdacht auf eine Stress-Panik-Attacke) Das hat mich ziemlich umgehauen, und ich entwickelte eine Art Herzneurose mit ES, Palpitationen etc. Einige Male in ärtztlicher Behandlung, nach ca. 2 Wochen wieder eine Nacht im Krankenhaus. Danach Stress-Echo (225 Watt, o.B.). Alle sonstigen Untersuchungen, 24 h EKG, Langzeit-Blutdruck o. B. Gewicht/Blutwerte: 95 KG, LDL 115, HDL 43., latente Hyperthyreose. Sonst alles im Normbereich. Die Symptomatik blieb jedoch erhalten. Auf Anraten eines Artztes ging ich dann Ende November zu einem Spezialisten nach Essen. Dort wurde nach vielen weiteren Untersuchungen letzlich eine MRT u. Linksherzkatheter Untersuchung durchgeführt, die folgenden Befund ergab: EF=65%, Rechtsversorgungstyp, kräftige RCA , LCA: unauffälliger Hauptstamm, im Bereich des RIVA nach Abgang des 1. Diagonalastes eine 50% Stenose mit weichem Plaque (IVUS). Keine hämodynamische Beeinträchtigung des Myokards, alles weitere vollkommen in Ordnung. Keine PTCA, kein Stent. Zu den Herzrhythmusstörungen: am ehesten paroxsysmales Vorhofflimmern, aber wohl eher SVES. Medikation: ASS 100, Belok 1-0-1, Sortis 20 0-0-1, mediterrane Kost, viel Sport. Habe sofort mit dem Restrauchen aufgehört, 6 KG abgenommen, treibe 3-4 mal Ausdauersport die Woche. Palpitationen sind deutlich zurückgegangen, manchmal leichte Atembeschwerden nach Belok-Einnahme. Nun meine Fragen: Ist es möglich, daß sich die Atherosklerose schon recht lange entwickelt hat, also schon vor 2002? Wie beurteilen Sie das Risiko einer weiteren Progression u. Plaqueruptur? Kann durch die strenge Einstellung des Risikoprofils eine Regression erreicht werden? Zuletzt: Ich möchte möglichst schnell den Betablocker reduz. bzw, absetzen, da dieser mich ziemlich runterzieht (Puls, Blutdruck, Atmung). Vielen Dank für Ihre Anwort.
RIVA Stenose
Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage
Antwort
Bei den Risikofaktoren Rauchen, Übergewicht und leichte Cholesterin -Erhöhung hat sich eine geringe ablagerung im Vorderwandast RIVA gebildet. Die Bildung dieser Plaques dauert lange. Das statistische Risiko eines Ereignisses wie Plaqueruptur beträgt nach der Berechnung der Europäischen Herzgesellschaft ESC (www.escardio.org)bei 45 Jahre, NR, kein Zucker, Blutdruck normal etwa 0,1 % pro Jahr, also sehr gering. Ob eine Regression erreicht werden kann, bleibt Spekulation. Wenn der Plaque so bleibt und nicht aufbricht (wofür auch der CSE-Hemmer (hier Sortis) sorgt), dann kann man dankbar sein. Aus Gründen der Herzinfarkt-Vorsorge brauchen Sie den Beta-Blocker nicht, er könnte Ihnen aber wegen der Angst /Panik-Symptomatik helfen. Tipp: Vorsichtig selbt reduzieren und Nutzen und Nebenwirkung selbst bewerten. Nicht abrupr absetzen.
Gruß
C.Altmann
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Altmann,
vielen Dank für die schnelle Antwort. Noch eine Zusatzfrage: kann die latente Hyperthyreose mit grenzwertigem TSH Basal ursächlich für die Herzrhythmusstörungen sein? Nach vertärkter Jodaufnahme (z.B. Fischessen) habe ich manchmal das Gefühl einer sehr intensiven Herztätigkeit verbunden mit innerer Unruhe. Das MRT u. die Katheteruntersuchung wurden unter Perchloratschutz (Irinat) durchgeführt. Wie lange hält eine solche Jodexposition durch Röntgenkontrastmittel an.
Antwort
Es gibt zumindest Schilddrüsenexperten, die das annehmen und unter Umständen auch die latente Hyperthyreose bei noch normalenm T3 und T4 mit Thiamazol behandeln, wenn Symptome wie Rhythmusstörungen auftreten.
Irenat wird nach jodhaltigem KM über 14 Tage gegeben, dann dürfte die Gefahr vorbeisein, Näheres weiss ich leider auch nicht.
Gruß
C.Altmann