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Paget von Schroetter Sndrom

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

30.05.2007 | 09:40 Uhr

Lieber Dr. Ranft,
ich habe folgende Vorgeschichte: Vor 21 Jahren, also schon lange zurück liegend, hatte ich einen akuten Verschluss der Vena subclavia rechts. Die Thrombose wurde damals aufgelöst.

Die Thrombose ist - hoffe ich doch - nicht wiedergekommen, aber eine hochgradige Stenose der Subclavia ist geblieben. Allerdings haben sich Kollateralbahnen herausgebildet, so dass ich weitgehend beschwerdefrei bin. Manchmal ist der Arm etwas schwer und etwas dicker als normal, und ich muss Über-Kopf-Arbeiten vermeiden. Im Prinzip ist der Zustand aber seit mehr als 20 Jahren unverändert und für mich problemlos.

Es wurden damals verschiedene Untersuchungen angestellt, um herauszufinden, wie die Thrombose entstanden ist, Klarheit hat man da aber nicht erhalten. Es wurde - neben Röntgenaufnahmen u.a. - ein CT des Thorax gemacht und dabei kam eine strangförmige Verdichtung , welche über die Vene in der rechten Thoraxwand verläuft und diese komprimiert. Bei Anheben des Armes nach cranial nimmt die Kompression so stark zu, dass es zu einer fadenförmigen Einengung kommt. (Zitat aus dem Arztbericht des Krankenhauses von 1986)

Mich treibt in letzter Zeit die Frage um, was denn da wohl konkret dahinter stecken könnte. Genau genommen habe ich Angst, dass es sich um einen unentdeckten Tumor handeln könnte, der dann aber ja wohl gutartig sein müsste, da ja schon so lange Zeit vergangen ist. Im Innternet habe ich gelesen, dass Tumorkompression eine Ursache für meine Erkrankung sein KÖNNTE, deshalb habe ich schon seit langem diese unterschwellige Angst.

Wie würden Sie das Ganze interpretieren? Ist ein Tumor auszuschließen?

Eine Operation wurde damals übrigens nicht für gut befunden, da diese sehr kompliziert und risikobehaftet sei.

Vielen Dank und beste Grüße.

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30.05.2007, 12:12 Uhr
Antwort

In der Medizin wie im richtigen Leben gilt der Grundsatz: Häufiges ist häufig und Seltenes ist selten!

Eine Tumorkompression wäre in Ihrer Situation eine Rarität und ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit keine Überlegung wert. Bindegewebige Veränderungen stellen in dieser Region eine häufige Ursache von Veneneinengungen dar, da wir nicht für den aufrechten Gang konzipiert worden sind und sich in der Schulterregion verschiedene Engstellen finden.

Nur bei stärkeren Beschwerden z. Bsp. unter Belastung, deutlichem Anschwellen des Armes und Nervenschäden wird man an weitere Behandlungsmaßnahmen denken, operative Verfahren sind relativ komplex und neigen durch Narbenbildung zum erneuten Auftreten von Veneneinengungen.

Dr. Jürgen Ranft
Angiologie - Gefäßmedizin

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30.05.2007, 13:36 Uhr
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Lieber Dr. Ranft,
vielen Dank für Ihre Einschätzung. Das beruhigt mich schon mal. Aber vielleicht darf ich noch einmal nachhaken: Damals wurde im Krankenhaus ja wie gesagt ein CT gemacht, wahrscheinlich auch um eine Tumorgeschichte auszuschließen. Hätte man denn da im CT nicht klar sehen können, dass es KEIN Tumor ist?

Damals wurde die Ursache ja nicht eindeutig geklärt, man sprach von einer wahrscheinlichen Vernarbung und meinte dieses als Erklärung für die gefundene strangartige Verdichtung.

Gibt es eigentlich Tumore (grundsätzlich und speziell an dieser Stelle), die solche Symptome machen und dann 21 Jahre lang still halten, also gar nichts mehr machen???

Vielen Dank noch mal.

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30.05.2007, 14:02 Uhr
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Man hätte damals einen Tumor diagnostizieren können, 21 Jahre bleibt dieser nicht unverändert, also ein Bindgewebsstrang mit großer Wahrscheinlichkeit.

Gruß

Dr. Jürgen Ranft
Angiologie - Gefäßmedizin

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30.05.2007, 15:11 Uhr
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Vielen Dank und alles Gute.

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01.06.2007, 09:26 Uhr
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Lieber Dr. Ranft,
sorry, dass ich noch mal Ihre Beratung ersuche. Ich habe, wie Sie ja schon wissen, im Herbst 1986 einen vollständigen Verschluss der Subclavia rechts gehabt. Ursache lt. Krankenbericht: strangartige Verdichtung, wie Sie vermuten ein Bindegewebsstrang.

Die Thrombose wurde damals aufgelöst. Eineinhalb Jahre später, also im Frühjahr 1988, hatte ich wieder einen dicken Arm und bin neu untersucht worden, damals wurden aber keine Anzeichen für eine frische Thrombose gefunden. Die hochgradige Stenose der Subclavia (genau: am Übergang der Vena subclavia in die Vena cava superior) war aber natürlich noch vorhanden. Wenn ich mich recht erinnere, wurde das damals so erklärt, dass Collateralvenen vorüber gehend nicht mehr richtig funktioniert hätten.

Das hat sich aber schnell wieder gelegt und ich bin nun also seit fast 20 Jahren weitgehend beschwerdefrei. Der Arm ist zwar immer etwas dicker, man sieht deutlich die Collaterale und manchmal fühlt sich der Arm etwas schwer an. Bestimmte Armbewegungen vermeide ich besser, aber insgesamt alles kein Problem. Ich habe gelernt gut damit zu leben. Weitere Untersuchungen habe ich seit dem auch nicht mehr machen lassen.

Mir stellt sich allerdings seit Kurzem die Frage, ob ich denn nun gegenwärtig einen vollständigen Verschluss der Subclavia im Sinne einer Thrombose habe oder nur eine hochgradige Stenose. Kann man das an Hand der Symptome unterscheiden? Falls ich zur Zeit eine Thrombose hätte, kann man ja davon ausgehen, dass ich diese schon seit fast 20 Jahren habe - würden Sie so eine Thrombose in irgendeiner Form behandeln lassen? Ich habe ja keine arteriellen Probleme. Kann eine so lange festsitzende Thrombose an der Stelle, wo ich Sie habe, gefährlich werden, z.B. im Sinne einer Embolie?

Vielen Dank noch einmal.

Martin

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01.06.2007, 11:02 Uhr
Antwort

Hallo Martin

selbst wenn aktuell eine frische Thrombose in diesem Bereich befinden würde, wäre das Embolierisiko klein, ein ältere Thrombose und ein entsprechender Venenverschluß stellt kein Embolierisiko dar. In aller Regel würde eine derartige Veränderung mit geänderten Beschwerden einhergehen, diie Sie aber nicht haben.

Entscheidend ist das funktionelle Ergebnis, das Ausmaß aktueller Beschwerden. Hier können Sie offensichtlich beruhigt sein.

Mit freundlichem Gruß

Dr. Jürgen Ranft
Gefäßmedizin - Angiologie

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01.06.2007, 19:18 Uhr
Antwort

Lieber Dr. Ranft,
Sie haben mich sehr beruhigt - dafür nochmals mein ganz herzlicher Dank. Die wirklich letzte Frage zu diesem Thema stelle ich nun eher aus Interesse, nicht aus Besorgnis:

Schon damals, 1987, wurde mir von einem Gefäßchirurgen gesagt, dass man Thrombosen beim PvS-Syndrom in der Regel gar nicht mehr auflöst, sofern sie keine gravierenden Beschwerden machen. Wie ist denn der Stand der Medizin heute: Lässt man diese Thrombosen im Allgemeinen so wie sie sind oder geht man da mit Fibrinolyse ran? Oder werden grundsätzlich nur frische Thrombosen aufgelöst, ältere dagegen nicht?

Herzliche Grüße

Martin

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12.06.2007, 01:03 Uhr
Antwort

Hallo Martin

Auflösende Behandlungen stellen nur seltene Indikationen dar, ältere Thrombosen werden in jedem Fall belassen, Schultergürtelvenethrombosen werden praktisch nicht mehr mit auflösenden Behandlungen versorgt.

Gruß

Dr. Jürgen Ranft
Gefäßmedizin - Angiologie

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