Sehr geehrter Herr Dr. Altmann,
meine Mutter (74) muss seit einer Gehirnblutung im Jahr 2002 sehr auf ihren Blutdruck achten. Sie nimmt einen modernen Betablocker (Nebilet) sowie einen ACE-Hemmer (Lisihexal 10mg). Mit dieser Medikation wird der Blutdruck in ca. 95 % aller Alltagssituationen gut kontrolliert.
Die Medikation hat jedoch auch unerfreuliche Nebenwirkungen, insbesondere Kältegefühl, Müdigkeit, Schwäche sowie trockene Nasenschleimhäute.
Seit einigen Wochen klagt meine Mutter zudem über zunehmende, extreme Mundtrockenheit. Inzwischen ist der Mund so ausgetrocknet, dass sie nur noch unter erheblichen Schwierigkeiten sprechen und essen kann. Dies stellt eine gravierende Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität dar. Man muss hier etwas unternehmen.
Interessanterweise ist am Morgen, vor der Einnahme der Medikamente, die Mundtrockenheit weniger deutlich ausgeprägt , nach Medikamenteneinnahme verschlechtert sich die Symptomatik.
Präparate, die die Trockenheitssymtome bekämpfen sollen (Wala Bitter-Elexier, Saliva Natura) und die meine Mutter ausprobiert hat, helfen nicht bzw. nicht mehr.
Nachdem meine Mutter ausreichend viel trinkt, deutet für mich alles darauf hin, dass die beschriebene Mundtrockenheit eine weitere Nebenwirkung des Betablockers ist. Es ist allgemein bekannt, dass Betablocker bei lang andauernder Einnahme die Schleimhäute austrocknen können.
Meine Mutter nimmt zwar gelegentlich (2-3 mal die Woche) zusätzlich ein Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine, von denen es heisst, dass sie ebenfalls zu Mundtrockenheit führen können. Allerdings bleibt die Mundtrockenheit auch dann, wenn meine Mutter das Beruhigungsmittel aussetzt, unverändert bestehen.
Ich würde daher gerne die Blutdruckmedikation meiner Mutter ändern und einen anderen Wirkstoff (z.B. Metoprolol) als Ersatz für das Nebilet ausprobieren. Leider hält der behandelnde Arzt meiner Mutter nichts davon. Für ihn sind Nebenwirkungen von Medikamenten grundsätzlich kein Thema, er hat diesen Aspekt bereits in der Vergangenheit bei der Behandlung meiner Mutter einfach ausgeblendet. Vor dem Hintergrund der extremen Beeinträchtigung der Lebensqualität meiner Mutter aufgrund der Mundtrockenheit halte ich jedoch ein Überprüfen und Austauschen der Medikation für unumgänglich.
Ich weiss natürlich, dass auch Metoprolol ein Wirkstoff aus der Gruppe der Betarezeptorenblocker ist. Allerdings haben ja bekanntlich nicht alle Betablocker in gleicher Weise und bei jedem Patienten die gleichen Nebenwirkungen. In der Situation meiner Mutter, die nun mal auf die medikamentöse Blutdrucksenkung angewiesen ist, muss man eben andere Kombinationen von Medikamenten, auch aus der gleichen Medikamentengruppe, ausprobieren.
Was können Sie mir hierzu sagen bzw. raten? Können Betablocker als Nebenwirkung zu dieser extremen Mundtrockenheit führen? Kann die zusätzliche Einnahme von Benzodiazepinen diese Nebenwirkung möglicherweise noch verschlimmern? Wenn ja, warum ist dann auch nach Aussetzen des Benzodiazepins keine Besserung des Befunds spürbar? Hat dies mit der langen Halbwertszeit von Benzodiazepinen bei älteren Patienten zu tun?
Vielen Dank für eine Antwort.
Gruss,
T. Peters
Nebenwirkungen Betablockern
Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage
Antwort
Mundtrockenheit ist eine Erscheinung, die bei etwa 20 Prozent ältere Menschen insgesamt auftritt. Je mehr Medikamente ein älterer Mensch einnimmt, desto wahrscheinlicher ist die Störung. Man kann sie kaum an einzelnen Medikamenten fest machen. Aus Schweden habe ich eine Arbeit gefunden, bei der keine allgemeine signifikante Verminderung des Speichelflusses unter Beta-Blockern gefunden wurde, wohl aber in einzelnen Fällen eine deutliche Verbesserung nach Absetzen des Betablockers und erneute Verschlechterung nach erneuter Therapie mit Beta-Blockern. In diesem Fall handelte es sich sogar um Metoprolol.
Insgesamt würde ich ihr Konzept, die Medikamente schrittweise auszutauschen bzw. zu verändern, als richtig und angemessen einstufen.
Gruß
C. Altmann