Meine Schwiegermutter wurde wegen starker Abdominalschmerzen per Notarzt in die Klinik eingewiesen. Dort hat sie 24 Stunden gelegen, bis -durch einen Zufall-eine Diagnose gestellt worden ist. Ursprünglich hatte man auf ein Magengeschwür getippt. Da die Einweisung an einem Samstag erfolgte, sollte deshalb am folgenden Montag eine Magenspiegelung durchgeführt werden. Der Darminfarkt wurde dann nur durch Zufall entdeckt, weil die Patientin nach 24 Std. plötzlich starke Herzrhytmus-Störungen bekam und ein hartes Abdomen hatte. Deshalb erfolgte dann - immer noch ohne eine Diagnose - eine Not-OP, bei der die Darmischämie festgestellt wurde. Anscheinend nicht mehr operabel, weil angeblich der gesamte Dickdarm und Teile des Dünndarmes abgestorben waren. Die Bauchdecke wurde deshalb wieder geschlossen, die Patientin im Koma belassen, bis sie 20 Stunden später verstarb. Zur Diagnostik wurde weder eine Röntgenaufnahme gemacht, noch eine CT, bzw. MRT durchgeführt. Lediglich eine Sonographie.
Die Patientin hatte 2 1/2 Wochen davor schon einmal schlimme Bauchschmerzen über einige Stunden, die dann aber nach Gabe von Medikamenten durch den Hausarzt wieder verschwanden und in der Zwischenzeit nicht mehr auftraten.
Ich möchte die Fehler, die die Klinik gemacht hat, schonungslos aufdecken und bitte um Ihren Rat, was man aus fachlicher Sicht versäumt hat. Insbesondere interessiert mich auch Ihre Einschätzung, ob die Patientin bei einer schnellen Diagnose und Therapie diese Erkrankung evtl. hätte überstehen können.
Vielen Dank und freundliche Grüße
Dr. Ewald A. Meister
Mesenterialinfarkt
Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Meister
Bei dieser Erkrankung wird die Diagnose häufiger spät gestellt, da es bei den verschiedenen diagnostischen Verfahren nur indirekte Zeichen auf das Vorliegen eine Darmischämie gibt. Eine Rö-Aufnahme oder ein CT kann die Diagnose nicht sichern, allein die Arteriographie mit Kontrastmittel kann die Diagnose sicher belegen. Eine derartige Untersuchung stellt aber auch eine Belastung dar und geht mit einem gewissen (wenn auch kleinem) Risiko einher.
Tückischerweise macht ein Darminfarkt in den ersten Stunden keine, wenige und häufig auch untypische Beschwerden. Die Zeit bis zu einer nicht mehr rückgängig zu machenden Darmischämie ist kurz und beträgt nur wenige Stunden.
Derartig fatale Verläufe sind auch heute leider möglich, auch wenn bei rascher Diagnose und Behandlung ein Überleben erreicht werden kann.
Viele Grüße
Dr. Jürgen Ranft
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Meister
Bei dieser Erkrankung wird die Diagnose häufiger spät gestellt, da es bei den verschiedenen diagnostischen Verfahren nur indirekte Zeichen auf das Vorliegen eine Darmischämie gibt. Eine Rö-Aufnahme oder ein CT kann die Diagnose nicht sichern, allein die Arteriographie mit Kontrastmittel kann die Diagnose sicher belegen. Eine derartige Untersuchung stellt aber auch eine Belastung dar und geht mit einem gewissen (wenn auch kleinem) Risiko einher.
Tückischerweise macht ein Darminfarkt in den ersten Stunden keine, wenige und häufig auch untypische Beschwerden. Die Zeit bis zu einer nicht mehr rückgängig zu machenden Darmischämie ist kurz und beträgt nur wenige Stunden.
Derartig fatale Verläufe sind auch heute leider möglich, auch wenn bei rascher Diagnose und Behandlung ein Überleben erreicht werden kann.
Viele Grüße
Dr. Jürgen Ranft
Antwort
Herr Dr. Ranft,
danke für die Info. Ich bin dennoch der Meinung, daß im vorliegenden Fall bei der Aufnahme der Patientin sehr fahrlässig verfahren wurde, weil man erstens viel zu lange gewartet hat bis die Diagnose (durch Zufall) gestellt wurde und auch nichts unternommen hat, um zu einer - wenn auch vager - Diagnose schneller zu gelangen. Man hat zielgerichtet auf eine Magenschleimhautentzündung, bzw. evtl. ein Magengeschwür getippt und weitere Untersuchungen für den dem Wochenende folgenden Montag geplant. Und dies war bei diesen schlimmen Schmerzen der Patientin fahrlässig. Deshalb meine ich, man hätte nach einer Sonographie, die keinen Befund ergab und den über EKG festgestellten Herzrythmusstörungen, sowie bei erhöhten Leukozyten, die die Laborwerte auswiesen, sofort mindestens eine CT oder Röntgenaufnahme stehend, bzw. linksseitig liegend indizieren müssen, bei der man vielleicht mehr hätte erkennen können. Dann wäre auch ein rascher Eingriff angezeigt gewesen, der u.U. das Leben der Patientin gerettet hätte. Stattdessen gab man Schmerzmittel und wartete in Ruhe ab was weiter passiert. Deshalb wäre von der aufnehmende unerfahrenen Assistenzärztin in jedem Fall ein höherer Rat einzuholen gewesen, der die notwendigen Maßnahmen hätte besser beurteilen können und dann auch evtl. einen Mesenterialinfarkt-Verdacht in Erwägung gezogen hätte. In den Lehrbüchern und auf Symposien wird immer wieder erwähnt, daß man bei älteren Patienten mit starken abdominalen Schmerzen unbedingt auch eine Darmischämie in Betracht ziehen müsse.
Sehen Sie dies auch so?
Viele Grüße
Dr. Ewald A. Meister
Antwort
Hallo Herr Dr. Meister
eine Darmischämie gehört zu den Differentialdiagnosen einer jeden unklaren Schmerzsymptomatik im Bauchraum. In dieser Situation ist eine Diagnostik auf Facharztniveau auch am Wochenende von einem Krankenhaus in aller Regel vorzuhalten.
Gruß
Dr. Jürgen Ranft
Gefäßmedizin - Angiologie
Antwort
Hallo Herr Dr. Meister,
ich habe leider sehr spät Ihren Beitrag gelesen, aber es würde mich brennend interessieren, ob Sie gegen die Ärzte vorgeganngen sind und ob Sie mit Erfolgsaussichten rechnen.
Mein Interesse kommt aus dem Grunde das, das man bei mir selbst auch den(total) Verschluß der A. mesentarica und T. coeliacus erst nach ca. 10 Monaten feststellte und sich bei mir mit dem Argument herraus reden wollte das ich mit 41 Jahren dafür zu jung sei....
evt. kann man sich ja mal bei Intresse Ihre seits per Email austauschen.
mfg
Eine Betroffene
Antwort
Hallo,
ich habe in dieser Angelegenheit inzwischen die Schlichtungsstelle bei der Landesärztekammer eingeschaltet, nachdem auch ein persönliches Gespräch mit dem ärztlichen Direktor der Klinik und dem zuständigen Leiter der Abt. Innere Medizin ohne Ergebnis blieb. Dort wird man jetzt die beteiligten Ärzte zu einer Stellungnahme auffordern und - wenn dabei auch nichts Verwertbares herauskommt - ein neutrales fachärztliches Gutachten anfordern. Wenn dieses vorliegt und Fahrlässigkeit, Unterlassung oder Fehlbehandlung bescheinigt, werde ich gegen die Klinik rechtlich vorgehen.
Antwort
Hallo Herr Dr. Ranft und Dr. Meister
auf der Suche nach einer Erklärung, ob meine Oma noch leben könnte bin ich auf diese Diskussion gestoßen.
Wie von Herrn Dr. Meister geschildert, ist auch in unserem Fall meine Großmutter an einem Sonntag (25.03.2007) in das KKH RT
eingeliefert worden, da es am Wochenende anscheinend keine Fachärzte im Krankenhaus gibt und keine Untersuchungen durchgeführt werden, wurde meine Oma mit Schmerz mitteln und abführenden Maßnahmen behandelt. Am Montag wurden meiner Meinung nach unzureichende Untersuchungen angestellt, welche keinen eindeutigen Befund ergaben. Anhand Ihrer Krankenakte hätte doch zumindest ein Arzt auf die Idee kommen können Sie auf einen Darminfarkt hin zu untersuchen. Am Dienstag um 1.00 Uhr morgens wurde meine Oma zur Not OP gebracht, Diagnose Darminfarkt. Um 6.10 morgens ist meine Oma an den Folgen verstorben. Ist es in Deutschland allgemein so, wer an einem Samstag oder Sonntag in ein Krankenhaus kommt hat verloren. Gibt es eine Belobigung von der Rentenanstalt oder Krankenversicherung, wenn man für einen 88 jährigen Menschen der zwar noch geistig und körperlich fit ist, ansonsten jedoch nur hohe kosten durch sein Krankheitsbild verursacht nicht auf höchstem Niveau behandelt? Oder handelt es sich um ein Stümperhaftes verhalten seitens der Ärzte. Meiner Meinung nach hätte anhand des Krankheitsbildes, diese Erkrankung schon vor Monaten entdeckt werden können - nun ist es wie es ist, kein Rechtsstreit oder Geld der Welt bringt mir meine Oma wieder, jedoch sollte unser Gesundheitssystem komplett überarbeitet werden. Vielleicht sollte man unseren wichtigen Politikern Krankenkassen und Wirtschaftsbossen, die selben Möglichkeiten im Krankheitsfall zukommen lassen wie Otto Normalverbraucher, ich denke erst dann ändert sich radikal etwas.
Gruß
Joachim Schnell
Antwort
Hallo Herr Schnell,
das ist ein Spiegelbild meines Falles.
Ich glaube nicht, daß es ein Kassen- oder Rentenproblem ist. Hier könnte auch Fahrlässigkeit eine Rolle spielen.
Deshalb rate ich Ihnen, die Angelegenheit nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern sich zunächst die Krankenakte zeigen zu lassen und die Abläufe festzuhalten. Danach sollte ein Gespräch mit der Klinikleitung unter Beteiligung des Leiters der Fachabteilung, die die Erstversorgung und die anschließende Behandlung vorgenommen hat, geführt werden. Hier wird man natürlich argumentieren, daß alles Nötige getan wurde. Wenn dann bei Ihnen Zweifel bleiben (wovon ich ausgehe), wenden Sie sich an die Gutachter- und Schlichtungsstelle bei der für Ihren Ort maßgeblichen Landesärztekammer. Diese Stelle arbeitet neutral.
In meiner Angelegenheit wird jetzt ein ärztliches Gutachten von einem unabhängigen Facharzt erstellt, nachdem alle beteiligten Ärzte ihre Stellungnahme abgegeben haben. Dabei wurden allerdings meine Argumentationen und Anklagepunkte nicht entlastet.
Es wird auch in Ihrem Fall deutlch, daß die Versorgung von Patienten mit akuten Erkrankungen an einem Wochenende in vielen Fällen mangelhaft ist.
Freundliche Grüße
Dr. E. Meister
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Meister,
vielen Dank für Ihre Antwort. Nach dem ich ein wenig zur Ruhe gekommen bin und die Trauer und Wut, der Vernunft gewichen ist, habe ich mir die Mühe gemacht, mich aus erster Hand über den Tod meiner Oma zu informieren. Als erstes muß ich das KKH RT von meinen Beschuldigungen was denn Tod meiner Oma angeht entlasten. Mir wurde berichtet das meine Oma am Wochenende in das Krankenhaus eingeliefert wurde, nach nochmaligem Nachfragen ob Samstag oder Sonntag, war es tatsächlich am Montag morgen. Da ich jedoch Gewissheit haben wollte, ob und was man hätte tun können, habe ich meinen Hausarzt befragt, welcher meine Oma ebenfalls am Wochenend Notdienst vor einigen Monaten zwei mal behandelt hat. Laut Aussage meines Arztes, original Wortlaut Ich hätte nicht in der Haut des Chirurgen stecken möchten Bis jetzt haben die Behandlungen wenn Sie im Krankenhaus war immer geholfen, aufgrund Ihrer Verwachsungen im Bauch kam es häufig vor das Sie Bauchschmerzen hatte, mit abführenden Maßnahmen und endkrampfenden Medikamenten war es in der Vergangenheit nach ein - zwei Tagen wieder in Ordnung. Was hätten die Ärzte tun sollen, Kontrastmittel spritzen und ein Nierenversagen riskieren, sofort zur OP um dann festzustellen das es doch nichts ist und einen Schlaganfall riskieren, den Darminfarkt erkennen zu operieren, einen Künstlichen Darmausgang schaffen, jedoch dennoch mit dem Risiko spielen das meine Oma die OP nicht überlebt oder ein Pflegefall bleibt. Ich denke, meine Oma war bis zum Schluss Ihres hohen Alters von 88 Jahren Fit, konnte noch alles machen was Sie wollte - ist dann innerhalb eines Tages eingeschlafen und mußte nicht leiden oder zum Pflegefall werden. Für uns Angehörige speziell für meinem Opa (welcher ein Pflegefall ist) ein großer Verlust. Jedoch ein würdiges Sterben für meine Oma, welche trotz dem Sie im Krankenhaus gestorben ist, alle Ihre Lieben in den Letzten Stunden bei sich am Bett hatte. Ruhe Sie in Frieden, wir erinnern uns an Sie, kümmern uns um meinen Opa und machen das beste daraus. Ich habe daraus gelernt, niemanden vor schnell zu verurteilen oder Schuldzuweisungen auszusprechen, dennoch hoffe ich, dass sich an unserem Gesundheitssystem etwas zum besseren ändert, ein Gespräch von Seiten der Ärzte oder der Klinik hätte wohl vieles erklärt, wenn jedoch ein Arzt nur von Termin zu Termin hetzt, 24 oder 36 Std. schichten fährt, kommt eben das Zwischenmenschliche und die Kommunikation zu kurz.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Schnell