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Leben nach einem Infarkt

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

11.02.2007 | 01:11 Uhr

Sehr geehrter Herr Doktor Altmann,
meine Mutter (77 J.) erlitt vor 5 Wochen einen Vorderwandinfarkt. Ihr wurde ein Stent gesetzt. Nach 7 Tagen (!!!) sollte sie aus dem Krankenhaus entlassen werden, was jedoch nach einigen Auseinandersetzungen mit den Ärzten abgewandt wurde. Schlussendlich nach 11 Tagen wurde sie entlassen, geschwächt aber einigermaßen auf den Beinen. Eine Rehamaßnahme wurde nicht in Betracht gezogen, da sie nach Aussage der Ärzte in keinem Arbeitsverhältnis mehr steht und sich auch zu Hause erholen könne. 6 Tage später wurde sie nach einem Besuch beim Hausarzt sofort wieder ins Krankenhaus eingewiesen aufgrund von Luftmangel und einem schlechten EKG-Ergebnis. Es wurde ein 2. Katheder gesetzt der die Schwere des Infarktes aufzeigt. Sie wurde von Tag zu Tag schwächer, leidet an Appetitlosigkeit und ständiger Müdigkeit. Am Mittwoch den 07.02.07 wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen mit der Bemerkung Für eine Rehe ist sie zu schwach, das verkraftet das Herz nicht. Nun ist sie zu Hause und würde am liebsten den ganzen Tag schlafen. Appetit lässt nach wie vor zu Wünschen übrig. Uns wurde ein Nahrungsergänzungsmittel (Bonolat) empfohlen, welches sie 2mal täglich zu sich nimmt. Wer hat eine ähnliche Erfahrung gemacht und kann mit einen Rat geben - oder ist diese Müdigkeit und Kraftlosigkeit (selbst alleine duschen geht nicht) normal nach einem Infarkt.
Bin für jeden Tip und Rat dankbar

Beatrix Reith

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12.02.2007, 11:12 Uhr
Antwort

Bei günstigem Verlauf eines Herzinfarktes ist die Entlassung nach sieben Tagen kein Problem.
Die Frage ist, ob die Begleiterkrankungen, die Größe des Infarktes und die Durchblutung des übrigen Herzmuskels ausreichend genau überprüft worden waren.
Gerade Pat. übrigens mit schlechtem Herzen und körperlicher Schwäche profitieren von einer Rehabilitationsbehandlung nach Herzinfarkt.
Es müsste geprüft werden, ob die Medikamente, die zur Stabilisierung des Herzens eingesetzt werden, vielleicht zu stark sind oder Nebenwirkungen haben, die das Befinden ihrer Mutter stark beeinträchtigten.
Depressive Störungen nach Herzinfarkt sind häufig und können ebenfalls zu den beschriebenen Problemen geführt haben.
Wenn Sie den Arztbrief Ihrer Mutter haben, wäre es günstig einige technische Einzelheiten zu zitieren, damit ich besser beurteilen kann, wie schlecht es ihre Mutter vom medizinischen her tatsächlich geht.
Gruß
C. Altmann

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12.02.2007, 21:02 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Doktor Altmann, vielen Dank für Ihre prompte Rückantwort. Gerne gebe ich Ihnen einige Eckdaten aus dem Arztbrief:
Diagnose: 1. Z.n. akuter Vorderwandinfarkt - STEMI am 14.01.07 bei koronarer Eingefäßerkrankumg: LMCA 40 %, med. RIVA 100 %, erfolgreiche prima-vista Rekanalisation/PTCA des RIVA/RD1-Verzweigung von 100 % auf 20 %, hochgradig eingeschränkte Pumpfunktion bei Hypokinesie apikal und anterosepatal, VW-Spitzenaneurysam mit korrespondierender Narbenbildung.
2. CVRF: Arterielle Hypertonie, Adipositas I°,
3. obstruktive Ventilationsstörung,
4. akuter respiratorischer Infekt, DD. ACE-Hemmer - Unverträglichkeit.

KARDIOLOGIE NMR:
Komplikationsloser Untersuchungverlauf (Pulsoxymetrie und PR-Überwachung während der Untersuchung)
EF: 38 %, SV: 45 mL, EDV: 118 ml, ESW 72 ml
Morphologie/Funktionsanalyse: LV basal normal groß. Höergradig eingeschränkte linksventrikuläre Pumpfunktion, normle rechtsventrikuläre Pumpfunktion. Dyskinesie der Spitze, des apikalen Septums, der apikalen Anteile der Vorderwand und der infero-apikalen Abschnitte. Leicht hyperkontraktile Wanddickenzunahme aller übrigen linkveantrikulären Anteile. Mittelgradige linkventrikuläre Hyertrophie, kein Perikarderguß
Late enhancement: (insges. 29 ml Magnevist)
Es zeigt sich eine KM-Anreicherung im apikalen Septum, der Spitze, den infero-apikalen Anteilen und in der apikalen VW.
BEURTEILUNG: VW-Spitzenaneurysam mit korrespondierender Narbenbildung

Therapie und Verlauf:
Erneute Koronarangiographie am 29.01.07 ergab gutes Ergebnis ohne Reststenose der Bifurkation RIVA/RD1 nach der Rekanalisation mit St4ent-Implantation am 14.01.07. Bei den Zeichen einer obstruktiven Ventilationsstöärung im LUFU wurde Medikation um langsirksame inhalative ß-2-Sympatomimetika erweitert. Bisoprolol durch Nebivolol ersetzt. Bei neu aufgetretenem Reizhusten wurden zuerst ACE-Hemmern durch Angiotensin II Rezeptor Antagonisten ersetzt, radiologisch bestand kein Anhalt für eine Pneumonie. Bei erhöhtem CRP ohne Leukozytose könnbte ein viraler Infekt infrage kommen. Unter Clobutionol (Silomat) kam es zur Besserung. Im Kardio NMR bestand kein Anhalt weder für Thrombus nocht für thrombogenes Milieu bei VW spitzenaneurysma. Perspektivklinisch kann eine prophylaktische ICD-Implantation infrage kommen.

Medikation:
ASS 100 0-1-0
Plavic 75 mg 1-0-0
Simvalip 40 mg 0-0-1
Nebilet5 mg 1/2-0-0
Diovan 80 mg 1-0-0
Novodigal 0,2 mg 1-0-0
Aldactone 25 1-0-0
Omeprazol AL 20 0-0-1
Torasemid 10 mg 1-0-0
Foradil P 1-0-1

Sehr geehrter Herr Dr. Altmann, ich hoffe ich habe Sie nicht allzu strapaziert, aber das einfachste erschien mir, die wichtigsten Merkmale aus dem Bericht abzuschreiben. Ich verstehe leider nicht alles. Zusätzlich gebe ich meiner Mutter 2 x am Tag Bonolat. Es wurde mir im Krankenhaus zur Stabiliesierung der Kräfte und Apetitanregung empfohlen.
Nochmals recht herzlichen Dank für Ihre Mühe.

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12.02.2007, 22:50 Uhr
Antwort

Die verschlossene Ader konnte zwar wieder durchgängig gemacht werden, aber die Narbe ist wohl eher groß.
Die Medikamente mussten umgestellt werden, weil Ihre Mutter den ersten Beta Blocker so nicht vertragen hat (wegen der Bronchien).
Die Herzkraft hat stark gelitten, daher nimmt man ein erhöhtes Risiko von Rhythmusstörungen an.
spitzenaneurysma. Perspektivklinisch kann eine prophylaktische ICD-Implantation infrage kommen.
Die aktuellen Medikamente sind ok
Gruß
C. Altmann

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