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Jeden Tag pausenlose VES

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

02.12.2006 | 04:40 Uhr

Guten Tag
(erst einmal danke für Ihr Engagement hier, Sie machen das wirklich toll!),

hier ist mein Problem (ich entschuldige mich gleich mal für den langen Text...)
Ich (weiblich, 38, mit einer mäßig ausgeprägten Angststörung) leide seit ca. 15 Jahren unter einen ventrikulären Extrasystolie. Mittels mehrerer Echos, Langzeit- und Belastungs-EKGs bin ich als herzgesund befundet worden. Ich habe lediglich einen Mitralklappenprolaps mit (wenn überhaupt) minimaler Insuffizienz und nehme keine Medikamente. Eine angedeutete T-Negativierung im Ruhe-EGK wurde im Belastungs-EKG nicht schlimmer und somit als für eine schlanke Frau typisch befunden.
Was mir Angst macht, ist die ständige Verschlechterung der Extrasystolie: aus früher 20 monotopen VES am Tag sind mit der Zeit 600 und nun mittlerweile an manchen Tagen über 10.000 polymorphe VES geworden. Sehr selten ein Couplet, ansonsten nichts aufregendes :-) Früher konnte ich die ES mit Bewegung gut wegbekommen, heute ist das nicht mehr vollständig möglich - im Gegenteil. Obwohl ich mich als gut belastbar und sportlich einschätze, ist es nun so, dass ich im Liegen und Sitzen eher weniger VES habe, nach dem Aufstehen jedoch sofort eine massive Zunahme. Oft stellt sich dann ein Bigeminus ein, der aber dann mit der Zeit wieder von alleine verschwindet.
Momentan ist es so, dass JEDEN TAG und ALLES die VES (Tausende / Tag) auslöst: Umdrehen im Bett, Aufstehen, Bücken, etwas Hochheben, Drehen, Essen, Trinken, Ein- und Ausatmen, Frieren, Streß. Das Ganze wird (wechselweise) begleitet von Schwindel, Engegefühl in der Brust, Schmerzen in Brust, Rücken und Kinn, Angst. Das schlimmste Symptom kann ich schlecht beschreiben. Es fühlt sich an wie ein gewaltiger Adrenalinstoß, der aus der Solar Plexus Region ausgehend in den Körper ausstrahlt wie ein Stromschlag und dann weitere VES auslöst.
Bei Sport ist es so, dass ich in den ersten Minuten (ich laufe regelmäßig) einige (auch teilweise schmerzhafte) ES habe, dann - wenn die Herzfrequenz oben ist - kaum Beschwerden habe und dann nach Belastung, wenn der Puls runtergeht, die VES wieder verstärkt zuschlagen.
Momentan bin ich ein seelisches Wrack, weil ich ständig Angst vor einem Kammerflimmern habe und auch Angst habe, dass mein Hausarzt und mein Kardiologe mich aufgrund meiner Angststörung nicht ernst nehmen. Mein Kardiologe hat diese Woche im Echo den Bigeminus gesehen und sagt der macht Ihrem Herzen aber nichts! Er sagte aber auch, dass die vielen ES nicht normal seien und eine Ursache haben müßten. Da ich früher Leistungssport (auch mal ab und zu mit Fieber) hatte, fragte ich, ob eine angelaufene Myokarditis der Grund sein könnte. Er sagt, dass das oft der Grund für so etwas wäre. Ich fragte ihn, ob man das nicht in einem MRT sehen würde, er findet aber den Ultraschall für ausreichend. Er sagt, mir könne nichts passieren, aber meinte gestern trotzdem , wenn ich wollte, könnte ich ja eine EPU machen.
Ich weiß nun überhaupt nicht, wie man einem Patienten eine solche Entscheidung überlassen kann. Was weiß denn ich, ob das nötig ist oder nicht? Eine Abladierung ist bei polymorphen VES doch eh nicht möglich. Und ich weiß nicht, ob es nicht einfach die berühmte mit Kanonen auf Spatzen-Geschichte ist, besonders weil ich so wahnsinnige Angst vor medizinischen Eingriffen habe. Ich bin nun völlig verunsichert und frage mich, ob er sich selber nicht sicher ist und mit der EPU die Auslösbarkeit lebensgefährlicher Herzrhythmusstörungen testen will. Oder ob er mir durch eine derartige Untersuchung die letzten Ängste vor dem (nichtauslösbaren) Kammerflimmern geben will.
Deshalb (zur Entscheidungsfindung) hätte ich ein paar Fragen:
1. Kann einem die Psyche und das vegetative Nervensystem so einen Streich spielen, dass man als Herzneurotikerin, aber Herzgesunde so wahnsinnig viele ES ohne eine organische Ursache hat?
2. Reichen die Untersuchungen (Ruhe- und Belastungs-EKG, 24h-EGK, Echo), die ich hatte? Ich möchte natürlich Risiko eingehen, aber ich möchte es auch irgendwann mal gut sein lassen und mir meine Beruhigung nicht immer über neue Untersuchungen holen müssen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die VES mit steigender Beobachtung eher zunehmen und ich möchte doch so gerne zur Ruhe kommen.
Wie denken Sie über die Wahrscheinlichkeit, dass imich doch irgendwann das Kammerflimmern erwischt?

Ich sitze hier, jeder dritte Schlag ist an eine Extrasystole gekoppelt und ich habe einfach nur Angst. Allerdings noch mehr Angst vor einer EPU.

Herzlichen Dank für Ihre Mühe und Ihre Antwort!

Sandra

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03.12.2006, 10:56 Uhr
Antwort

Ich fasse stichwortartig zusammen:
Sie,w, 38, Angststörung, VES seit 1991, herzgesund Mitralklappenprolaps, keine Medikamente.
T-Negativierung im Ruhe-EKG, 10.000 polymorphe VES selten ein Couplet, gut belastbar und sportlich, Schwindel, Engegefühl Brust, Schmerzen Brust, Rücken, Angst. Seelisches Wrack.

Zu den Fragen:
1. Kann einem die Psyche und das vegetative Nervensystem so einen Streich spielen, dass man als Herzneurotikerin, aber Herzgesunde so wahnsinnig viele ES ohne eine organische Ursache hat?
Antwort: Kaum
2. Reichen die Untersuchungen (Ruhe- und Belastungs-EKG, 24h-EGK, Echo), die ich hatte?
Antwort: JA

Fazit:
Eine psychosomatische Rehabilitation wäre angezeigt.
Eine medikamentöse Behandlung kann in Ihrem Fall gemacht werden, z.B. mit Tambocor oder Rytmomorm oder mit Tachmalcor. Wenn Ihr Leben dadurch deutlich leichter würde, hätte es sich gelohnt. Das muss aber der Kardiologe entscheiden und steuern.
Gruß
C.Altmann

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03.12.2006, 20:34 Uhr
Antwort

Herzlichen Dank für die schnelle Antwort!

Ich hätte noch kurze Fragen:
1. Wenn die Ursache für die vielen ES nicht psychisch ist - woher kommt es dann? Bin ich doch nicht herzgesund?
2. Halten Sie eine EPU bei mir für sinnvoll, um herauszufinden, ob meine Rhythmusstörungen in Kammerflimmern entarten können?
3. Wie wahrscheinlich ist es, dass mir ein Kammerflimmern passieren kann?

Nochmal vielen Dank für den tollen Job, den sie hier machen!

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03.12.2006, 21:23 Uhr
Antwort

Bei sonst gesundem Herzen besteht keine Gefahr von Kammerflimmern. eine EPU ist nicht erforderlich.
Die Ursache der ES bleibt inklar. die Schilddrüse ist sicher getestet. Es kann eine frühere Herzentzündung gfewesen sein, die außer den ES keinerlei Folgen hinterlassen hat.
Gruß
C. Altmann

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