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Grippe - Belastung - Herzmuskelentzündung ?

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage an Lifeline Gesundheitsteam

22.11.2012 | 15:44 Uhr

guten tag, ich habe seit samstag starke grippe. mit fieber und leichter mandelentzündung (was der artz feststellte).
am montag wollte ich gleich der erste beim doktor sein da es mir wirklich schlecht ging. ich musste allerdings mein auto komplett vom eis freikratzen (den kratzer musste ich auch noch aus dem keller/2stock treppen) holen. da wir leider nur einen alten bus haben ist es doch mehr arbeit da die scheiben grösser sind. das ganze dauerte knapp 10 min und ich kam leicht ins schwitzen.
ist das schon eine belastung ala sport die probleme fürs herz machen können. ich möchte nähmlich auf keinen fall eine herzmuskelentzündung riskieren.

vielen dank

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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22.11.2012, 16:02 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo loner3,

zur Einschätzung des Risikos müssen Sie die Entstehung einer Herzmuskelentzündung verstehen:

die Myokarditis kann durch Toxine ebenso ausgelöst werden, wie durch bakterien und Viren. Also besteht prizipiell auch beim Influenza-Virus einer Grippe die Gefahr. Allerdings wird durch ein- und auch mehrmalige Anstrengung das Virus nicht ins Herz gepumpt, auch wenn Sie bei Kälte ins Schwitzen geraten sind. Das Herz wird dann angegriffen, wenn die Virusinfektion - und das tritt eben meist eher bei chronischen Infektionen wie einer Hepatitis oder HIV ein - nicht behandelt wird oder werden kann - auch, weil sie ohne Symptome abläuft.

So bleibt für Sie nur die Überwachung Ihres Herznes: ist der Herzschlag deutlich erhöht - und das ist bei einem schlechten AZ aufgrund einer schweren Grippe ohnehin nur schwer zu beurtelen -, stolpert es? haben sie Kreislaufbeschwerden und Herzschmerzen? Dann ab zum Arzt und EGK schreiben lassen.

Wird eine Grippe korrekt behandelt, so ist auch die Gefahr der Myokarditis überschaubar.

Mehr zum Thema finden Sie hier:
http://www.lifeline.de/krankheiten/Herzmuskelentzuendung-Myokarditis-id51218.html

Begründete Sorge ist immer in Ordnung. In Ihrem Fall sollten Sie aber nicht verängstigt sein - ein Einzelereignis wie das Beschriebene - bleiben zum Glück ohne Auswirkungen.

Auf jeden Fall für die Grippe: GUTE BESSERUNG!
Und falls sich Symptome entwickeln, die Sie nicht einschätzen können - einfach wieder fragen und in dringenden Fällen: sofort zum Arzt.

Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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23.11.2012, 20:24 Uhr
Kommentar

vielen dank für ihre tolle antwort, wirklich super so ein service. danke dafür

das mit dem richtig auskurieren ist auch so ein ding das keiner so richtig beantworten kann. was heisst richtig. den rotz von ner grippe zieh ich teilweise noch wochen mit mir rum allerdings fühl ich michdann schon sehr lange topfit. manche sagen ab dem ersten tag an dem man sich gut(was auch immer das heisst da ich nach ner grippe körperlich so oder so durcheinander bin auch wegen bewegungsmangel etc) fühlt noch 3 tage warten. andere meinen mind eine woche.

leider ist das ein thema das keiner so richtig beantworten kann und man als sportler irgendwie immer in der luft hängt.

mfg
l

Lifeline Gesundheitsteam
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26.11.2012, 14:23 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Loner3,

ja, da drücken sich alle gerne sehr wage aus - denn die Dauer einer Krankheit, der Zeitraum, bis es wirklich auskuriert ist, etc. ist sehr individuell. Pauschal gilt zwar immer: Behandlung mit Arzt = 7 Tage, ohne Arzt = eine Woche (sie verstehen die Ironie der Aussage sicherlich), aber die Genesung hängt von zu vielen Faktoren ab, als dass sich da ein Zeitraum messen lassen würde. Ebenso ist die Empfindung von Wohlbefinden sehr speziell und so würden einige sich noch als krank bezeichnen, während andere schon längst wieder anpacken.

Darum gilt für jeden: rantasten. Je nach schwere und dauer der vorangegangenen Erkrankung müssen Sie Ihrem Körper auch mal Ruhe gönnen. Wenn Sie allerdings schon wieder aktiv werden möchten, dann ist das wohl ein Signal, dass ihr Körper prinzipiell seine Leistungsbereitschaft signalisiert. Wenn Sie sich aufraffen oder dazu zwingen müssen, was sonst wohl nicht der Fall ist - bitte einfach seinlassen.

Aber wenn sie das Training wieder aufnehmen: Tempo, Kraft, Dauer, Belastung -je nach Sportart einfach 50% weniger vornehmen und schauen, wie Ihr Körper reagiert. Die Kondition kommt wieder, wenn Sie nicht gleich Vollgas fahren. Achten Sie auf Signale: schwitzen sie mehr als üblich, wird es Ihnen gar schwindelig - sofort Tempo rausnehmen! Als Sportler haben Sie sicherlich ein feineres Körperbewusstsein als viele Andere. Nutzen Sie diesen Vorteil und reagieren auf Signale - diese sind immer vorhanden, nur manchmal schwerer zu interpretieren oder werden gar absichtlich ausgeblendet.

Alles Gute
ihr Lifeline Gesundheitsteam

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29.11.2012, 10:56 Uhr
Kommentar



vielen dank für die tollen antworten. ist echt ein sehr gutes portal.

als laie hätte ich fragen dazu. wie muss man die gefahr einer herzmuskelentzündung durch erkältungs/grippe viren/bakterien und mit oder ohne sportlicher belastung einschätzen?
mir kommen 3 varianten in den sinn auf die ich leider keine antwort finde.

1. die viren lösen wenn es so sein soll so oder so eine HME aus egal ob mit oder ohne sport.

2. durch die belastung werden die viren noch mehr in den herzmuskel (höherer puls) .hineingepumpt. und da sie eine grosse anziehungskraft auf die schädigung des herzes haben ist so die gefahr grösser.

3. durch die belastung wird der körper geschwächt(was ja eigentlich gut ist da man ja immer hört sport sei gut) und dann können die viren/bakterien eher den herzmuskel angreifen. was ich aber eigentlich nicht verstehe da doch sport gut sein soll. ausserdem wenn man auch zufrüh anfängt sport zu machen ist man ja trotzdem nicht so schwach wie vielleicht ganz am anfang der grippe was ja dann wieder heissen würde es trifft einen mit oder ohne sport.

4. und wie kann man vorgehen wenn man chronische erkrankungen durch viren hat zb. herpes oder pfeifferdrüsenfieber. reicht wenn man einen bluttest macht ob es überhaupt viren sind die so eine HME auslösen. denn es gibt ja nur paar virengruppen die das machen.

vielen dank und sorry für die vielen fragen aber das sind fragen wenn man googlet dauernd gestellt werden und keiner von den meist laien eine antwort hat. deshalb wäre es super wenn sie diese .mythen. erläutern könnten. ich hoffe es ist nicht unhöflich so viel zu fragen.

danke

lg

Lifeline Gesundheitsteam
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29.11.2012, 12:43 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Loner3,

das Portal ist ja zum Fragen da und anders als viele Foren auch für die richtigen Antworten zuständig.

Wie Sie schon richtig anmerken, sind bestimmte Erreger besonders affin für eine Herzmuskelentzündung. Bekannt ist dies zum Beispiel für die sogenannten Coxackie-B-Viren und weitere Enteroviren. Diese Erreger werden für rund 50 Prozent der Fälle einer infektiösen Herzmuskelentzündung in Europa und in den USA verantwortlich gemacht. Allerdings können auch Influenza-Viren, die allgemein als Erreger der Grippe gelten, eine Myokarditis hervorrufen. Ursache der Erkrankung können ferner Zytomegalieviren sowie Adeno- und Epstein-Barr-Viren und das Parvovirus B19 sein, der Erreger der Ringelröteln , der in den vergangenen Jahren zunehmend als Infektionserreger bei einer Herzmuskelentzündung nachgewiesen wird.

Die Pathogenese - also der Krankheitsverlauf sieht vereinfacht so aus: Die Erreger sind im Blut - also überall vorhanden. Hermuskelgewebe hat eine bestimmte Oberfläche - eigentlich zu glatt für alles - damit sich keine Thromben bilden. Aber diese spezifischen Erreger können sich anheften. Das Herzmuskelgewebe wird aufgeweicht und es bilden sich Infiltrate - stellen sich sich das wie eine nässende Wunde vor, die entzündet ist. Dadurch wird die Muskulatur schlapp. Jetzt soll das Herz bei SPort stark pumpen? Das geht einfach technisch nicht mehr. Das Herz muss als Einheit zusammenarbeiten (elektrische Reizausbreitung). Machen einige Zellen nicht mit, so kommt es zu Verzögerungen in der Reizleitung und das Herz kommt ins Stolpern.

So gilt folgendes: Am Anfang der Infektion ist das Herz noch recht gesund. Es zersetzt sich langsam. Dabei entstehen Symptome, auf die Sie achten müssen. Sind diese bemerkbar aufgetreten, dann müssen Sie so lange Ruhe geben, bis die Symptome verschwunden sind und dann die Belastung langsam steigern.

Die Erreger für die HME sind garnicht so selten. Nur kann das Immunsystem sie vor Ausbrechen meist eindämmen, so dass es garnicht erst zur HME kommt.

Die Ruhr-Uni-Bochum stellt immer sehr anschauliches Lehrmaterial zum Download zur Verfügung. Zu Ihrem Thema finden Sie hier ein Vorlesungsskript:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/mh-lehre/lehre/vorlesungen/myokarditis.pdf

Es trifft einen also - wie sie vermuten - mit oder ohne Sport. Nur kann die Belastung letztendlcih der Auslöser für das Herzversagen sein.

Chronsiche ERkrankungen mit Viren wie Hepatis, Pfeiffer oder Herpes sind nicht spezifische Risikofaktoren für die HME. Eine erhöhte Virenlast im Körper kann jedoch die Fähigkeiten des Immunsystems binden und sich ein Infekt mit Influenza deshalb unter Umständen stärker ausprägen. Das Risiko auf die HME ist aber nicht signifikant erhöht.

Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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