Hallo Herr Dr. Altmann,
ganz kurz zur Vorgeschichte: Ich (35 J., sportlich, Nichtraucher, schlank) habe seit einigen Jahren idiopathisches Vorhofflimmern. Ca. 10 Anfälle im Jahr, meistens immer nur wenige Minuten. Kardiologisch bin ich mehrfach komplett durchgecheckt worden (Echo, Belastungs-EKG etc. ) und für herzgesund befunden worden. Einen Betablocker habe ich eine Zeit lang genommen und in Rücksprache mit meinem Arzt abgesetzt. Nun zu meiner eigentlichen Frage: Seit einiger Zeit habe ich einzelne Extrasystolen (keine Salven) auch bei Belastung. Diese wurde auch kürzlich beim Belastungs-EKG nachgewiesen. Vorwiegend waren es SVES, einige VES waren auch dabei. Belastet wurde ich bis 350 Watt und hatte keine Probleme damit. Mein Kardiologe fand das nicht so schlimm. Die ES habe ich manchmal auch in Ruhe, manchmal auch nach dem Sport (wenn der Puls wieder runtergeht). Beunruhigend finde ich nur, dass die ES manchmal erst durch die Belastung ausgelöst werden, ohne das es mir dabei irgendwie schlecht geht. Es nervt halt nur und führt mich zu folgenden Fragen: 1. Ist das gefährlich? 2. Wie kommen diese ES bei Belastung zustande (vermehrte Adrenaln-Ausschüttung; im Streß bin ich sowieso dauernd???)? Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort!!!
Extrasystolen bei Belastung
Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage
Antwort
Fast alle Spezialisten sin sich einig, dass solche ES nichts zu bedeuten haben.
Der Mechanismus dürfte schon über die Stress-Hormon-Achse laufen. Dazu kommt, dass unter Belastung die schützende Phase der Nicht - Erregbarkeit (Refraktärphase) immer kürzer wird, und damit immer mehr Zusatzimpulse auch durch das Herz laufen können, während sie sonst gar nicht geleitet würden.
Gruß
C.Altmann
Antwort
Hallo Herr Dr. Altmann,
erst einmal vielen Dank für Ihre schnelle Antwort (sogar am Sonntag!). Sie haben mir sehr geholfen. Das mit der Refraktärphase leuchtet mir unmittelbar ein. Aber ich möchte gerne noch ein Mal zu der Stree-Hormon-Achse nachfragen, denn wenn ich die Zusammenhänge verstehe, kann ich besser damit umgehen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, bestätigen Sie, dass die Adrenalin-Ausschüttung bei Belastung ES begünstigen kann. Demnach wäre es ja nicht so schlau in Zeiten großen Stresses auch noch Sport zu treiben, wenn man sowieso schon anfällig für ES ist. Andererseits hört man aber doch immer wieder, dass durch Sport Stress abgebaut wird. Wie passt das zusammen? Und: Welche Rolle spielt eigentlich das vegetative Nervensystem?
Ich hoffe, dass ich mich bei meinen Fragen verständlich ausdrücken konnte.
Vielen Dank noch mal!!!
Antwort
Alle Parameter der Stress - Ausschüttung steigen bei sportlicher Belastung erstmal an. Sie sind aber sozusagen adäquat, weil ja die körperliche Belastung da ist. Schon während der Belastung regelt das System herunter, und nachher erst recht. Beosnders günstig wird das ganze durch den häufigen Wechsel von Ausdauerbelastung und Ruhe, dann passt sich das System immer mehr an und regelt sich runter vom Stress weg. Dann können auch andere normalerweise mit Stress verbundenen Ereignisse vom vegetativen Nervensystem mit weniger Hormon-Stress abgefangen werden.
Gruß
C.Altmann
Antwort
Hallo noch ein letztes Mal,
abschließende Frage: Mein Kardiologe meinte, ich könnte bedenkenlos Sport treiben, trotz meiner ES bei Belastung und in der Erholungsphase danach. Können Sie sich dem Urteil anschließen oder gibt es Ihreseits Bedenken? Wie gesagt, meine Belastbarkeit lt. Belastungs-EKG ist absolut überdurchschnittlich, nur die ES nerven...
Viele Grüße!
Antwort
Entschuldigung, Dr. Altmann, dass ich Sie noch einmal konsultiere. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie viel zu tun haben, aber da ich Ihre verständlichen Erklärungen so schätze, bitte ich noch einmal um Ihren Rat:
Ich habe heute wieder auf dem Ergometer trainiert und hatte ziemlich viele ES. Ca. 5-6 pro Minute bei einem Durchschnittspuls von 140 und einem Spitzenpuls von 163. Abgesehen von den ES hatte ich keinerlei Probleme. Zwar hat mich Ihre Diagnose sehr beruhigt aber ich wollte noch nachfragen, (1) ob die Häufigkeit meiner ES auch kein Grund zur Sorge ist (vor der Belastung hatte ich keine ES und nachher auch nicht) und (2) ob es sinnvoll ist, diese zusätzlich durch ein Langzeit-EKG abzuklären. Mein Kardiologe meinte, dass sei nicht unbedingt nötig, da es ja schon die Dokumentation im Belastungs-EKG gäbe. Im Belastungs-EKG werden die Herztätigkeiten aber doch nicht kontinuierlich aufgezeichnet. Wahrscheinlich mache ich mir viel zu viele Sorgen, aber der Gead
Ich fände es schön, wenn Sie mir noch einmal kurz antworten würden. Herzlichen Dank dafür!!!
Antwort
Doch, ich denke, wenn Sie unter Belastung auftretende 5:1 ES haben, sollte man einmal klären, ob noch zu anderer Zeit versteckte Rhythmusstörungen ablaufen. Eine einmalige gründliche Klärung auch bis zu Kathetermaßnahmen sollte man durchaus in Erwägung ziehen, bis dann irgendwann auch wirklich Klarheit und Ruhe herrschen.
Gruß
C.Altmann
Antwort
Hallo noch einmal,
meinen Sie mit 5:1 ES, dass jeder 5. Herzschlag eine ES ist. Bei mir ist es so, dass ich ca. 5 ES pro Minute habe, also heute waren es dann ca. 5 ES pro 140 Herzschläge während der Belastung. Sollte ich da schon eine EPU vornehmen lassen?
Antwort
Sie haben Recht. 5:1 wäre jeder 5. Schlag als ES. Das trifft ja bei Ihnen nicht zu.
Mir ging es mehr darum, wirklich sicher zu gehen, dass unter Belastung keine Auffälligkeiten am Herzen vorleigen, z.B. Stress-Echo mit MI-Beurteilung oder Scan oder so.
Vor allem aber soll die Unsicherheit verschwinden.
Wenn Sie mit den bisherigen Ergebnissen leben können, ist auch ok. Es besteht keine Gefahr.
Einmal die Diagnostik durchziehen kann manchmal besser sein als mit ständiger Angst und Qual zu leben, auch wenn es harmlos ist.
Gruß
C.Altmann