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Diastolische Dysfunktion - Aorteninsuffizienz

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

03.09.2009 | 09:22 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Altmann,

mein Vater ist 67 Jahre alt und war vor einem Jahr im Krankenhaus. Er war bei der Gartenarbeit umgekippt, ohne Bewußtlosigkeit. Die Tage davor war ihm schwindelig.

Echokardiographie im Krankenhaus:
Normgroßer linker Ventrikel, beginnend hypertrophiert, allseits gute Kontraktilität. Grenzwertig weite Aortenwurzel. Noch leichte bis beginnend mittelschwere Aortenklappeninsuffizienz. Keine Aortenklappenstenose. Rechtes Herz leicht vergrößert. Zeichen der diastolischen LV-Dysfunktion (Stadium 1). Kein Perikarderguss.

Ergometrie und Langzeit-EKG in Ordnung. Bei im Verlauf des stationären Aufenthaltes tendenziell hypertensiv gemessenen Blutdruckwerten wurde eine 24- Stunden-Blutdruckmessung empfohlen. Seit dem Krankenhausaufenthalt nimmt mein Vater ASS 100.
Mein Vater bewegt sich sehr viel im Garten und bei Spaziergängen.

In erster Linie habe ich Fragen zur diastolischen LV-Dysfunktion (1. Stadium).

1. Ist die diastolische Dysfunktion 1. Grades eine starke Schädigung des Herzens oder eher unbedeutend?

2. Kommt die diastolische Dysfunktion nur von einem zu hohen Blutdruck oder gibt es auch andere Ursachen (z. B. Aortenklappeninsuffizienz)?

3. Lt. Arzt im Krankenhaus sollte man den Blutdruck in den Griff bekommen. Auf welche Werte soll der Blutdruck gebracht werden?

4. Jetzt (1 Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt und gewollter Gewichtsreduktion von 15 kg) wurden von zwei Ärzten der Blutdruck gemessen. Bei dem einen betrug er 145/75 und beim anderen Arzt 120/60. Bei dem Arzt der bei der Einzelmessung 120/60 gemessen hat ergab eine 24-Stunden-Blutdruckmessung ein Wert von 132/73 (höchster Wert während der 24 Stunden: 146).

Halten Sie diese Werte behandlungsbedürftig, da bisher keine Medikamente genommen werden?

5. Ist es ratsam bei den vorstehenden momentanen Blutdruckwerten (ohne Medikamente) den Blutdruck mit Medikamenten weiter zu senken (z. B. 120/60), um das Herz noch mehr zu schonen?

6. Wie groß ist bei der diastolischen Dysfunktion 1. Grades die Wahrscheinlichkeit, dass daraus eine Herzinsuffizienz entsteht und wie lange dauert das? Müssen bei der diastolischen Dysfunktion weitere Stadien (Stadium 2, 3 und 4) durchlaufen werden um zur Herzinsuffizienz zu kommen?


Vielen Dank für Ihre Antwort bereits im Voraus und viele Grüße.
Max Fromberg

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04.09.2009, 12:35 Uhr
Antwort

1. Ist die diastolische Dysfunktion 1. Grades eine starke Schädigung des Herzens oder eher unbedeutend?
Eher unbedeutend

2. Kommt die diastolische Dysfunktion nur von einem zu hohen Blutdruck oder gibt es auch andere Ursachen (z. B. Aortenklappeninsuffizienz)?
Meist Ursache hoher Blutdruck, aber auch andere Formen der Herzschädigung können eine diastolische Dysfunktion auslösen. Aorteninsuffizienz sicher auch, denn der LV wird ja gerade in der Diastole überlastet.

3. Lt. Arzt im Krankenhaus sollte man den Blutdruck in den Griff bekommen. Auf welche Werte soll der Blutdruck gebracht werden?
Ziel wäre 135/85 oder tiefer.

4. Jetzt (1 Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt und gewollter Gewichtsreduktion von 15 kg) wurden von zwei Ärzten der Blutdruck gemessen. Bei dem einen betrug er 145/75 und beim anderen Arzt 120/60. Bei dem Arzt der bei der Einzelmessung 120/60 gemessen hat ergab eine 24-Stunden-Blutdruckmessung ein Wert von 132/73 (höchster Wert während der 24 Stunden: 146).
Bluthochdruck beginnt nach heutiger Vorstellung für den Normalbürger bei Werten oberhalb 130/85 mmHg, allerdings nur dann, wenn der Blutdruck in Ruhebedingungen beim Arzt gemessen wurde.
Für die 24-Stunden-Blutdruckmessung zu Hause, wo der Weißkittel-Effekt wegfällt, gelten Mittelwerte unterhalb 125/80 mmHg für den gesamten Zeitraum, unterhalb 135/85 mmHg für die Wachpersiode tagsüber zwischen 6 bis 22 Uhr und unter 120/75 mmHg für die Nacht als normal.
Die Normalwerte der Selbstmessung lehnen sich eher an die 24-Stunden-Blutdruckmessung an und werden mit 127/83 mmHg im Mittel oder tiefer angegeben.
Bei Diabetikern gelten insgesamt eher noch tiefere Blutdruckwerte als günstig.
Also müsste eher eine medikamentöse Blutdrucktherapie angedacht werden.

5. Ist es ratsam bei den vorstehenden momentanen Blutdruckwerten (ohne Medikamente) den Blutdruck mit Medikamenten weiter zu senken (z. B. 120/60), um das Herz noch mehr zu schonen?

6. Wie groß ist bei der diastolischen Dysfunktion 1. Grades die Wahrscheinlichkeit, dass daraus eine Herzinsuffizienz entsteht und wie lange dauert das? Müssen bei der diastolischen Dysfunktion weitere Stadien (Stadium 2, 3 und 4) durchlaufen werden um zur Herzinsuffizienz zu kommen?
Im Grunde schon, wenn Sie ein Nahclassen der Herzkraft meinen. Aber auch frühe Formen der diastolischen Dysfunktion können schon zu Belastungsluftnot führen, und das fällt auch in die Kategorie Herzinsuffizienz.

Gruß
C. Altmann

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04.09.2009, 18:28 Uhr
Antwort

1. Ist es ratsam, den momentanen Blutdruck meines Vaters mittels Medikamente weiter zu senken?

2. Muß mein Vater Medikamente gegen die diastolische Dysfunktion nehmen?

Gruß
Fromberg

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06.09.2009, 07:39 Uhr
Antwort

Der Blutdruck solte niedritg normale eingestelt werden,. Dabei solten ACE Hemmer zuäscht in niedriger Dosis zum Einsatz kommen. Das Ergebnis sollte mit Gelegenheitsmessung und 24 Stundenmessung kontrolliert werden.
Die ACE Hemmer wirken sowohl auf den Blutdruck wie auch auf die diastolische Dysfuntkion ein.
Gruß
C. Altmann

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07.09.2009, 03:00 Uhr
Antwort

Mein Vater erhielt heute morgen das Ergebnis einer erneuten 24-Stunden-Blutdruckmessung. Sie beträgt 140/80. Der Arzt hat gleich ein Medikament gegen den Bluthochdruck verschrieben. Meto-Succinat Sandoz mit dem Betarezeptorenblocker Metropolol. Wirkt dieses Mittel genausogut wie ein ACE-Hemmer gegen die diastolische Dysfunktion?

Wie verschlimmert sich die diastolische Dysfunktion mit und ohne Medikamente?

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08.09.2009, 06:43 Uhr
Antwort

Bitte entschuldigen Sie meine vielen kleinen Fragen, aber ich habe sehr viel Angst um meinen Vater.
Das vom Hausarzt verschriebene Medikament sieht Besonderheiten (z. B. bei der Dosierung) bei Herzinsuffizienzpatienten vor. Daher meine Frage, ob die diastolische Dysfunktion (1. Stadium) als Herzinsuffizienz zählt, die in Stufen I bis IV eingeteilt sind? Ich habe es bisher so verstanden, dass die diastolische Dysfunktion zwar eine Schwächung des Herzens darstellt (Belastungskuftnot), sie aber noch keine Herzinsuffizienz im engeren Sinne ist, die in Stufen I bis IV eingeteilt ist.

Bitte klären Sie mich auf.

Vielen Dank im Voraus

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08.09.2009, 17:12 Uhr
Antwort

Ich würde den ACE Hemmer bevorzugen, weil er langfristig besser gegen Schlaganfälle vorbeugt.
Unter ACE Hemmer bzw. RR Therapie kann sich die diast. Dysfunktion zurückbilden. Ohne Therapie kommt es ganz auf die Grunderkrankung an.
Also je nach Blutdruck..
Gruß
C. Altmann

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08.09.2009, 17:13 Uhr
Antwort

NYHA I bis IV bezeichnet klinische Herzinsuffizienz, die nach Luftnot eingeteilt wird, das kann theoretisch auch bei diastolischer Herzinsuffizienz sein. Metoprolol wird vor allem bei systolischer Herzinsuffizienz eingesetzt, nicht bei diastolischer.
gruß
C. Altmann

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08.09.2009, 18:13 Uhr
Antwort

1) Also sollte mein Vater vom Hausarzt ein ACE-Hemmer verlangen und nicht Metoprolol?

2) Verstehe ich Sie da richtig, aus einer diastolischen Dysfunktion (1.Grad) kann eine Herzinsuffizienz NYHA I bis IV entstehen, musss aber nicht zwingend?

Viele Grüße

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09.09.2009, 11:57 Uhr
Antwort

Die NYHA einteilung beschreibt doch nur die Symptome, nämlich die Luftnot. Luftnot kann auch durch eine diastolische Herzinsuff bei guter Pumpkraft entstehen. Das muss aber nicht so kommen.
Es sollte sorgfältig abgewogen werden, welches Medikament angezeigt ist, das geht so von hier aus nicht.
ACE Hemmer haben bei der beschriebenen Konstellation Vorteile.
Gruß
C. Altmann

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