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Chaotischer Blutdruckverlauf

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

22.04.2023 | 17:11 Uhr

Sehr geehrte Experten,

es geht um meine Mutter. Sie ist 92 und Herzpatientin (pers. VHF, Herzinsuffizienz und mittelgradige PH). Sie war lange Zeit sehr gut medikamentös eingestellt (Metoprolol, Candesartan, Spironolacton, Torasemid, Carmen). Seit dem Jahreswechsel 2022/23 gibt es plötzlich ernste Probleme. Der Blutdruck spielt, um es mal salopp auszudrücken, verrückt. Im KH wurde festgestellt, dass sie in der Nacht höhere Werte als am Tag aufwies (Durchschnitt etwa 160 Nacht und 135 Tag). Fast jeden Tag bekommt sie im gleichen Zeitfenster zwischen 16 und 18 Uhr einen Flush, verbunden mit einem hochroten, heissen Gesicht und Blutdruckwerten um 190/105, der auch anhält. Da muss jedesmal Nitrospray ran. Neuerdings messe ich auch morgens gegen 07 Uhr Blutdrücke dieser Grössenordnung, nicht immer aber öfter, wobei ich nicht weiss, wie lange der Zustand schon andauert, heisst, wann der Blutdruckanstieg in der Nacht erfolgte. Nach Gabe Candesartan fällt der Blutdruck auf Werte zeitweise unter 100 systolisch ("Rekord" waren 70/30mmHg). Während der ganzen Zeit spürt sie einen Druck vom unteren Hals in die Brust links, auf der Skala von 0-10 etwa Stufe 2-3. Die Patientin denkt an die Schilddrüse. Sie leidet an einer Hashimoto (lt. Facharzt). Da bei normalen Blutbildern der TSH noch im Normalbereich liegt, erfolgte (noch) keine Medikation. So hat sie keine weiteren Notfallsymptome. Äusserst unangenehm ist allerdings ein Benommenheits- und Schwankschwindel beim Sitzen und v.a. beim Stehen. Hier lautet die Vermutung des Arztes altersbedingte Durchblutungstörungen im Gehirn. Noch eine Zusatzfrage: Zu welcher Zeit sollten die Blutdruckmedikamente morgens sinnvollerweise gegeben werden?

Wie ist Ihre Meinung zum Beschwerdebild? Freundliche Grüsse Tom

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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08.05.2023, 05:17 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Tom,

Verzeihen Sie bitte unsere so verspätete Antwort.
Das Bild, das Sie beschreiben ist natürlich tatsächlich ungewöhnlich. Nachdem der Blutdruck so lange gut eingestellt war und es eher von einem Tag auf den anderen zu so einer Verschärfung kam, tendieren wir eher dazu, dass hier irgendetwas zusätzliches vorliegt. Sind denn diese Schmerzen ebenfalls so plötzlich hinzugekommen?
Wann die Medikamente genau genommen werden, spielt eigentlich keine so große Rolle. Eigentlich sollten sie zum Frühstück eingenommen werden, da sie auf n+chternen Magen vielleicht schlechter bekömmlich sind. Ansonsten sollten Sie nicht unbedingt mit bestimmten Magenschutzmitteln eingenommen werden, ansonsten spiet es aber keine so große Rolle.
Wurde denn der Magen Ihrer Muttet einmal untersucht? Bzw. gibt es vielleicht Hinweise darauf, dass hier auch eine Entzündung oder ähnliches vorleigen könnte? Das könnte aus unserer Sicht auch einen Teil der Symptome erklären und auch mit den Blutdruckschwankungen zusammenhängen. Sie sagten, der Flush tritt täglich etwas zeitgleich auf. Ist das denn vielleicht irgendwie an ein Mittagessen z.B. gekoppelt? Und trinkt Ihre Mutter ausreichend? Was machen die Nieren? Haben diese sich vielleicht verschlechtert? Hier wäre zumindest eine Blutuntersuchung nochmal angebracht, falls noch nicht geschehen.
Ganz einfach zu beantworten ist der Verlauf insgesamt nicht. Wie Sie merken, wirft es aber noch ein paar Gegenfragen auf.
Wenn Sie hier noch Antworten haben, können wir hoffentlich noch etwas näher darauf eingehen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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14.05.2023, 18:19 Uhr
Kommentar

Liebes Gesundheitsteam,

vielen Dank für Ihre Antwort. Meine Reaktion kommt leider auch etwas spät. Zu Ihren Fragen und Anmerkungen: Pantoprazol bekommt sie vor dem Frühstück (gegen 08:00 Uhr). Gegen 09:00 Uhr kommen dann die Morgenmedikamente (Blutdruckmittel, Diuretikum, Gerinnungshemmer). Gegen 13:00 Uhr dann noch 1/2 Candesartan und um 19:00 Uhr die Abendmedikamente. Gastroskopien gab es in der Vergangenheit mehrfach, die letzte liegt aber etwas zurück. Pantoprazol ist Dauermedikation. Zum Flush ist zu sagen, dass der in den vergangenen Wochen ausgeblieben ist. Starke Blutdruckerhöhungen waren nur bei grossen psychisch belastenden Situationen auffällig. Der Blutdruck hat sich zu etwa 90% auf akzeptablem Niveau eingepegelt, heisst 110-150/60-70. Die halbe Candesartan mittags habe ich (mit Zustimmung des Arztes) abgesetzt, da der Blutruck mittags i.d.R. sehr niedrig ist (90-120/60-70. Trinken ist ein Problem. Lt. KH soll sie etwa 1,4 Liter zu sich nehmen. Ganz wird die Menge nicht erreicht, meist sind es etwas über 1 Liter. Schwierig wird's, wenn sie in der Nacht sehr häufig austreten muss. Dabei kann es sich schon mal um 8x handeln. Da ist die Vorstellung trotzdem trinken zu müssen, eine Horrorvorstellung und wird vernachlässigt. Zu den Nieren ist zu sagen, dass sie eine chronische Niereninsuffizienz hat (Stadium G2 nach KDIGO). Allerdings sind die Nierenwerte seit längerem mehr oder weniger konstant: e-GFR ca. 45, Kreatinin 100-120 sowie Harnsäure ca. 500 (alles Stand 02/2023).

Etwas ist noch wichtig. Daran hatte ich erst mal gar nicht gedacht. Blutdruckschwankungen gab's ja schon immer, aber: Der Beginn der akuten Blutdruckprobleme passt zeitlich mit einer psychischen Extremsituation zusammen. Meine Mutter hatte Ende 2022 anlässlich einen Krankenhausaufenthalts ein schweres akutes Delir entwickelt, das mit Melperon und Risperdal therapiert wurde, allerdings nur über (sehr) wenige Tage. Es gibt ein paar Sachen, die sie seither sehr belasten. Psyche scheint ein Problem zu sein.

Eine letzte Bemerkung zur Schilddrüse. Meine Mutter spürt bei hohem Blutdruck den beschriebenen Druck von der Schilddrüse in die linke Brustseite. Er verschwindet, wenn der Blutdruck wieder gesunken ist. Sie ist immer der Meinung, dass der Druck besonders in der Schilddrüse zu spüren ist und von dort ausstrahlt. Insgesamt scheint bei ihr der Komplex Schilddrüse-Speiseröhre-Brustbereich-Magen zusammenzuhängen. Eigentlich sollte sie in diesem Jahr wieder zur Kontrolluntersuchung beim Nuklearmediziner antreten, um den Fortgang der Hashimoto zu überprüfen. Da kommt sie aber leider im Moment nicht hin. Kann der Hausarzt helfen? Klar, eine Szintigraphie kann er nicht durchführen. Aber was sollte er labortechnisch untersuchen, damit ein möglichst genaues Bild der Schilddrüsenerkrankung zustande kommt? Ausschliesslich der TSH-Wert, der meistens mitbestimmt wird, wenn ein Blutbild ansteht, kann es wohl nicht sein. Das hat der Facharzt schon häufiger kritisiert. Das wäre viel zu wenig. Vielleicht ist die Schilddrüse ja ein "active player" bei den beschriebenen Problemen.

Puh, das war lang. Mehr fällt mir im Moment nicht ein. Sorgen die Informationen bei Ihnen für ein klareres Bild?

Freundliche Grüsse

Tom

Lifeline Gesundheitsteam
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18.05.2023, 13:25 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Tom,

theoretisch ist es schon vorstellbar, dass die Beschwerden durch die psychische Anspannung stark verstärkt werden. Gerade wenn ein zeitlicher Zusammenhang besteht, deutet das natürlich darauf hin.
Gleichzeitig ist aber auch vorstellbar, dass hier eine Wechselwirkung besteht, also ein körperliches Symptom den psychischen Stress verstärkt, was dann wiederum den körperlichen Stress verstärkt und so weiter, bzw. könnte es auch genau andersherum losgehen. Es ist schwierig, wie man in einer solchen Situation mit einer doch eher betagten Person umgeht. Sinnvoll ist aber wahrscheinlich, den Kreislauf so schnell wie möglich zu unterbrechen. Dazu könnte eben zum Beispiel das Nitrospray helfen.
Die psychische Komponente ist da etwas schwieriger. Normalerweise könnte in solchen Situation ein Benzodiazepin als "Notfallmedikament" eingesetzt werden, eine regelmäßige Einnahme muss aber dringend vermieden werden, da es sonst zu Gewöhungseffekten und einer Abhängigkeit kommen kann. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Hausarzt. Melperon wäre theoretisch in kleineren Dosen auch vorübergehend vorstellbar.
Hat Ihre Mutter tagsüber Wasser in den Beinen? Falls ja, könnte man dagegen etwas tun, sodass sie in der Nacht nicht mehr so oft auf die Toilette muss, das sollte dann aber wirklich in enger Absprache mit dem Hausazrt erfolgen, da das Wasser ansonsten auch den Kreislauf überlasten könnte.
Mit der Schilddrüse ist es schwierig. Recht viel mehr kann der Hausarzt wahrscheinlich nicht tun, wenn er sie nicht ultraschallen kann. Man könnte noch die Antikörper dagegen oder die Hormone T3 und T4 bestimmen, ob das aber irgendeinen Aufschluss gibt, ist fraglich. Letztlich braucht es hier wahrscheinlich etwas mehr, eben z.B. eine Szintigrafie. Aber sonst  soll der Facharzt den Hausarzt natürlich um die notwendigen Untersuchungen bitten, wenn er diese für ausreichend hält.
Ansonsten ist es schon möglich, dass dieser Zusammenhang besteht zwischen Schilddrüse, Magen und Herz. Da können sich die Symptome gegenseitig verstärken, wobei eben fraglich ist, ob es wirklich die Schilddrüse oder nicht einfach nur die Halsblutgefäße sind. Das können wir aber aus der Ferne natürlich nicht beantworten.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit etwas weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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