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Blutdruck und Puls

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

03.05.2025 | 09:10 Uhr

Liebes Expertenteam,

ich lebe im Moment in einer psychischen Ausnahmesituation. Vor etwa 3 Wochen ist meine Mutter, die ich bis zuletzt gemeinsam mit dem Pflegeteam zu Hause gepflegt habe, an ihrer Herzinsuffizienz verstorben. Eine der Folgen für mich war, daß mein Blutdruck in die Höhe geschossen ist. Er hatte sich so zwischen 160...190/90...95 'eingepegelt'. Mein Hausarzt hat mir Bisoprolol verschrieben. Ich nehme davon 1,25mg täglich immer am frühen Nachmittag. Jetzt tritt aber folgendes Problem auf: Mein Blutdruck ist im Moment optimal eingestellt (durchschnittlich 115...120/60...65). Aber mein Puls ist im Keller. Vor allem morgens und vormittags schlägt er nur zwischen 40...45. Manchmal auch kurz vor Einnahme des Betablockers. Und das beunruhigt mich, da man bei Bradykardie das Medikament nicht nehmen soll, zumal bei derart niedrigem Puls auch spürbare Pulsaussetzer auftreten. Ich vertraue meinem Hausarzt voll und ganz, aber eine zweite Meinung kann nicht schaden. Was denken Sie?

Freundliche Grüße

TimothyB

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Lifeline Gesundheitsteam
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06.05.2025, 13:38 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo TimothyB,

Es tut uns sehr leid zu lesen, was Sie in den vergangenen Wochen durchmachen mussten. Der Verlust Ihrer Mutter ist zweifellos eine tiefgreifende emotionale Belastung. Umso wichtiger ist es, dass Sie auch in dieser schwierigen Zeit achtsam mit Ihrer eigenen Gesundheit umgehen – und es ist gut, dass Sie Veränderungen so aufmerksam wahrnehmen.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus der Ferne keine individuellen Therapieempfehlungen geben dürfen – was Ihnen sicher bewusst ist, da Sie sich bereits vertrauensvoll an Ihren Hausarzt gewandt haben. Dennoch möchten wir Ihnen einige allgemeine Informationen mitgeben, die Ihnen vielleicht hilfreich erscheinen.
Bisoprolol gehört zur Gruppe der Betablocker und wird unter anderem zur Senkung des Blutdrucks sowie zur Verlangsamung des Herzschlags eingesetzt. Eine häufige und prinzipiell erwünschte Wirkung ist die Reduktion der Herzfrequenz. Ein Ruhepuls von 40 bis 50 Schlägen pro Minute gilt jedoch bereits als deutlich verlangsamt (Bradykardie) und sollte insbesondere bei gleichzeitig auftretenden Symptomen mit ärztlicher Vorsicht beurteilt werden. Gleichzeitig ist es gut möglich, dass die niedrige Pulsfrequenz direkt auf die Wirkung des Medikaments zurückzuführen ist – insbesondere dann, wenn zuvor keine Bradykardie vorlag.
Solch niedrige Pulswerte sind vor allem in Ruhephasen oder morgens – also in der sogenannten vagotonen Phase – nicht ungewöhnlich, insbesondere unter Betablockertherapie. Der Körper befindet sich in diesen Momenten in einem Zustand physiologischer Erholung, und die Pulsfrequenz kann entsprechend absinken, ohne dass dies zwingend behandlungsbedürftig ist.
Gleichwohl kann eine stark verlangsamte Herzfrequenz gelegentlich zu spürbaren Extrasystolen oder sogenannten kompensatorischen Pausen führen. Diese Herzrhythmusveränderungen können sich unangenehm anfühlen, sind aber in der Regel harmlos – solange keine zusätzlichen Beschwerden wie Schwindel, Benommenheit, Luftnot oder Ohnmachtsgefühle auftreten. Um sicherzugehen, ist es dennoch ratsam, solche Beobachtungen mit dem behandelnden Arzt zu besprechen und gemeinsam das weitere Vorgehen abzustimmen.
Wir empfehlen Ihnen daher, den Verlauf weiterhin engmaschig mit Ihrem Hausarzt zu besprechen. In bestimmten Fällen kann ein Langzeit-EKG sinnvoll sein, um die Herzfrequenz und etwaige Rhythmusstörungen über 24 Stunden zu erfassen und besser beurteilen zu können. Solange jedoch keine einschränkenden Symptome auftreten, besteht aus unserer Sicht kein akuter Anlass zur Sorge.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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08.05.2025, 17:01 Uhr
Kommentar

Liebes Expertenteam,

vielen Dank für Ihre sehr ausführliche Antwort. Sie deckt sich mit den Informationen, die ich von meinem Hausarzt erhalten habe. Mein Ruhepuls war noch nie sehr hoch, i.d.R. zwischen 50...60, zumindest dann, wenn ich wirklich ruhig bin. Vielleicht ist aber auch mein Herz wirklich gut trainiert, obwohl ich im Moment wieder etwas Übergewicht habe. Ich laufe wieder viel. Gestern war ich fast 20.000 Schritte (um die 15km) unterwegs, schnelles Gehen, ohne irgendwelche Probleme bekommen zu haben. Am Abend war mein Puls wieder auf 50 runter. Jetzt ist das Leben psychisch aufregender und nach dem Streß der vergangenen fast 4 Wochen, in denen man sich um vieles kümmern mußte, wird mir langsam bewußt, was da eigentlich passiert ist. Das äußert sich z.B. dadurch, daß mein Puls wie heute vormittag schon mal mit 90 unterwegs war und eine unangenehme Nervosität aufsteigt. Dazu muß man aber sagen, daß ich die letzten 2 Tage keinen Betablocker genommen habe. Auf Anraten des HA. Wenn der Puls unmittelbar vor Einnahme schon nur zwischen 40...50 ist wäre das übertrieben. Das ist aber auch wieder ein Teufelskreis. Sollte sich, was ich nicht hoffe, erneut dauerhaft hoher Puls einstellen, kommt man evtl. am Betablocker nicht vorbei mit den bekannten Folgen. Aber ich denke, vielleicht ist ja gar kein Betablocker vonnöten, um die innere Anspannung in den Griff zu bekommen. Ich werde weiter engen Austausch mit meinem HA betreiben.

Beste Grüße

TimothyB

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