Den Bigeminus messe ich zu Hause mit einem kleinen computergestützten Hand-EKG-Gerät. Der Bigeminus kommt ohne erkennbaren Grund. Er ist z.B. beim Sitzen am Schreibtisch einmal da:
und zwei Tage später beim Sitzen am gleichen Schreibtisch auch mal weg:
d.h. bei gleicher Belastung und gleichem Puls 64. Ich merke körperlich keinen Unterschied, ob der Bigeminus da ist oder nicht. Er behindert mich auch nicht bei eventuell anfallender körperlicher Arbeit (Gartenarbeit/Komposthaufen umsetzen, Reifenwechsel beim Auto, kurzeitiger Dauerlauf, um die S-Bahn noch zu erreichen usw.). Weitere Messungen: 30 sec Einzelmessungen, 75 min Dauermessung.
Vorgeschichte
Ich stehe als Herzinfarktpatient (1. Herzinfarkt 2008 - zwei Stents, 2. Herzinfarkt 2011 - zwei Stents) bei meinem Hausarzt unter ständiger ärztlicher Dauerbeobachtung und werde mit Medikamenten dauerhaft behandelt:
Ass 100 mg 1-0-0 Blutverdünner
Simvastatin 10 mg 1-0-0 Cholesterinsenker
Nebivolol 5 mg 1-0-0 Betablocker (seit 2003 anstelle von Metobeta, da schwere Asthmaanfälle)
Pantoprazol 40 mg 1-0-0 Magensafthemmer (wegen Ass-Einnahme)
Diovan 160 mg 0-0-1 Blutdrucksenker (seit 1998 anstelle von ACE-Hemmer, da trockener Husten)
Der Bigeminus wurde zufällig während des Herzsports, den ich wöchentlich regelmäßig wegen meiner überstandenen Herzinfarkte betreibe, von der anwesenden Ärztin festgestellt. Sie fühlte bei mir einen unregelmäßigen Puls, nachdem bei einer routinemäßigen Blutdruckmessung der Puls am Messgerät (wie auch an meiner Pulsuhr) mit „Error“ angezeigt wurde. Von dem unregelmäßigen Puls merkte ich körperlich gar nichts: kein unangenehmes Herzschlagen, keine Herzschmerzen, keinen Schwächeanfall, kein Schwindelgefühl, keine Luftknappheit, keine geschwollenen Beine usw.
Die Ärztin empfahl mir aber trotzdem, noch am gleichen Abend die Notaufnahme eines Krankenhauses aufzusuchen. Ich wählte das Krankenhaus, das auch meine Herzinfarkte erfolgreich behandelt hatte. Das Krankenhaus erkannte einen „Notfall“, man sprach vom „Warnsignal“ und behielt mich gleich da. Diagnose: V.a. Progress KHK - Ventrikulärer Bigeminus. Siehe Entlassungsbrief.
Nachdem eine Katheteruntersuchung keinen krankhaften Befund an den Herzkranzgefäßen und Stents ergab, eine Verdopplung des Betablockers Nebivolol den Bigeminus noch verstärkte und darum wieder rückgängig gemacht wurde, zwei Tage lang Amiodaron 200 verabreicht und wieder absetzt wurde (man befürchtete wohl die nicht zu vertretenden Nebenwirkungen), entschloss man sich, den Bigeminus durch eine Ablation zu beseitigen. Die dreistündige Operation, die ich problemlos im Schlaf überstand und die man mir als „die Lösung aller Lösungen“ empfahl, hatte aber leider keinen Erfolg. Man schrieb im Bericht:
„Die Extrasystolie war trotz hoher Energiemengen nicht zu terminieren.“
Da man den Bigeminus nicht beseitigt hat, weil er „zu tief im Muskelfleisch sitzt“ (Ablationsarzt), schlug man eine „Pause“ bei der Medikamentation des Betablockers Nebivolol 5 mg vor:
“Wir bitten um Fortführung der o. g. Medikation. Da die Extrasystolie in Ruhe eher als unter Belastung auftritt, pausierten wir den Betablocker. Wir bitten den Erfolg dieser Maßnahme im ambulanten Verlauf zu überprüfen. Der Patient sollte kardiologisch angebunden werden. “
Da das Absetzen des Betablockers im Hinblick auf die Lebensverlängerung von Herzinfarktpatienten grundsätzlich kontraproduktiv wäre und ich z.Z. mit meinem mobilen EKG-Messgeräte feststellen kann, dass der Bigeminus nicht dauerhaft vorhanden ist, habe ich in Absprache mit meinem „Hauskardiologen“ die Einnahme des Betablockers Nebivolol nicht „pausiert“, sondern halbiert, zumal und ich keinerlei Leidendruck durch den Bigeminus empfinde. Bei „Leidensdruck“ wollen die Krankenhausärzte die Ablation wiederholen und zwar „über die Halsschlagader, weil man dann tiefer in den Herzmuskel eindringen kann“ (Ablationsarzt). Eine erneute Ablation möchte ich aber nicht unbedingt ins Auge fassen, weil mir das Vertrauen verloren gegangen ist, ob man damit überhaupt den Bigeminus wegbekommt, zumal jemand im Forum, nämlich Herr C. Altmann, schrieb:
„Soweit ich weiß, gibt es beim Bigeminus keine Möglichkeit der Ablation. Dann wäre auch ein Katheter / eine EPU sinnlos.“ Stimmt das überhaupt? Diese Frage finde ich äußerst interessant. Ich wundere mich, dass man in der medizinischen Welt so unterschiedliche Ansichten hat.
Mein „Hauskardiologe“ meinte, dass er mir zu der ersten (misslungenen) Ablation auch nicht unbedingt geraten hätte, weil das Wegbrennen des Bigeminus’ keinen gravierenden Vorteil bringen würde. Wogegen das Ärzteteam im Krankenhaus, das ich vorher extra fragte, einstimmig meinte, dass man die Ablation machen sollte. Man sagte, ich würde hinterher "leistungsfähiger" sein. Ich antwortete, dass ich mit meiner derzeitigen Leistungsfähigkeit eigentlich zufrieden sei.
Ich bin 75 Jahre alt. Man kann sagen, dass mein Blutdruck durch die Medikamente Diovan und Nebivolol so eingestellt ist, dass eine lebensverlängernde Wirkung zu erwarten ist, weil der Blutdruck nicht gefährlich hoch ist:
Meine Frage: Wie gefährlich ist der Bigeminus (den ich ja überhaupt nicht merke) im Hinblick auf eine eventuelle Lebensverkürzung, vorausgesetzt, der Blutdruck, den ich weiterhin kontrollieren werde, steigt durch die Halbierung von Nebivolol nicht deutlich an?
rako