Avatar

HRT nach Brustkrebs

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Brustkrebs | Expertenfrage

28.12.2024 | 08:26 Uhr

Ich befinde mich seit Juni 2022 in chirurgischer Menopause (Entfernung der Eierstöcke). In 2016 hatte ich im Alter von 34 Jahren die Diagnose triplenegatives Mamma-Ca mit  anschließender Chemo, Bestrahlung und beidseitiger Mastektomie. Die Chemo erzielte eine PCR und Lymphknoten waren keine befallen. Ich bin BRCA2 Trägerin und habe mir daher mit 41 auf Empfehlung die Eierstöcke entfernen lassen.

In den letzten 2,5 Jahren habe ich nun diverse pflanzliche Mittel ausprobiert, mache (leichten) Sport, versuche auf die Ernährung zu achten, nehme verschiedene NEM. Trotzdem wächst der Leidensdruck zunehmend. Ich mache wegen meiner depressiven Verstimmung mittlerweile seit 6 Monaten eine Verhaltenstherapie. Trotzdem fühle ich mich ausgelaugt, meine Libido fehlt komplett, ich habe 15 kg zugenommen Und habe starke Schlafstörungen. Insgesamt fühle ich mich gar nicht mehr wie ich selbst.

Meine Onkologin lehnt nach Leitlinie eine HET ab. Mein Gynäkologe fühlt sich unsicher, kann aber meinen Leidensdruck verstehen. Auch für meine Knochen- und Herzgesundheit wird aktuell nichts getan, was mir zusätzlich Sorgen bereitet. Schließlich bin ich erst 43.


Finden Sie es unter den genannten Umständen vertretbar in leichten Dosen eine (transdermale) HET durchzuführen und womit oder was halten Sie z.B. von der alternativen Behandlung mit Antidepressiva? Und was käme da in Frage? Was sollte zusätzlich für Herz und Knochen getan werden?

Vielen Dank vorab!

Helfen Sie mit Ihrer Bewertung: Ja, dieses Thema ist hilfreich!

0
Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
Beitrag melden
08.01.2025, 11:57 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Verzeihen Sie bitte unsere so späte Antwort.
Es tut uns leid zu hören, dass Sie sich in einer so belastenden Situation befinden. Die von Ihnen beschriebenen Beschwerden sind leider häufige Folgen einer chirurgischen Menopause, besonders in einem jungen Alter. Es ist bewundernswert, dass Sie aktiv nach Lösungen suchen, anstatt sich mit der aktuellen Situation abzufinden. Gerne möchten wir auf Ihre Fragen eingehen, auch wenn unsere Einschätzung aus der Ferne naturgemäß eingeschränkt ist.
Eine Hormonersatztherapie wird bei Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs, insbesondere bei triple-negativem Mamma-Ca, grundsätzlich zurückhaltend beurteilt, da eine mögliche Erhöhung des Rückfallrisikos nicht ausgeschlossen werden kann. Dennoch ist es sinnvoll, Ihre persönliche Situation individuell zu betrachten und Nutzen und Risiken sorgfältig abzuwägen. In manchen Fällen könnte eine Hormonersatztherapie in niedriger Dosierung und in transdermaler Form, etwa durch Pflaster oder Gel, eine Option darstellen. Transdermale Präparate gelten als risikoärmer, da sie den Leberstoffwechsel umgehen. Wir empfehlen Ihnen, dieses Thema gezielt mit Ihrer Onkologin zu besprechen, da sie Ihre Krankengeschichte am besten kennt und entsprechend beraten kann.
Antidepressiva könnten eine sinnvolle Unterstützung sein, um Ihre Beschwerden zu lindern. Insbesondere SSRI oder SNRI könnten stimmungsaufhellend wirken und zusätzlich Schlafstörungen oder andere Begleiterscheinungen positiv beeinflussen. Es ist wichtig, die Auswahl und Dosierung in enger Absprache mit Ihren behandelnden Ärzten zu treffen, um die für Sie passende Therapie zu finden.
Auch Ihre Herz- und Knochengesundheit sollte gezielt in den Fokus genommen werden. Eine Knochendichtemessung wäre sinnvoll, um das Risiko für Osteoporose genauer einschätzen zu können. Unabhängig davon empfiehlt sich die regelmäßige Einnahme von Vitamin D3 und Calcium. Sollten weitere Maßnahmen erforderlich sein, könnten bei erhöhtem Osteoporoserisiko auch Medikamente wie Bisphosphonate oder Denosumab erwogen werden.
Die Herzgesundheit erfordert in erster Linie einen aktiven Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung. Ergänzend dazu sollten Blutdruck, Blutfettwerte und andere relevante Parameter regelmäßig überprüft werden. Falls Antidepressiva eingesetzt werden, könnten in den ersten Monaten auch EKG-Kontrollen sinnvoll sein, um mögliche Auswirkungen auf die Herzfunktion frühzeitig zu erkennen.
Dass Sie sich in einer Verhaltenstherapie befinden, ist ein wichtiger und richtiger Schritt. Es ist jedoch verständlich, dass die Fortschritte nicht immer sofort spürbar sind. Sollten sich über längere Zeit keine deutlichen Verbesserungen einstellen, könnte es hilfreich sein, alternative oder ergänzende therapeutische Ansätze in Erwägung zu ziehen. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen haben jedoch eine solide wissenschaftliche Grundlage und bieten insgesamt gute Erfolgsaussichten.
Wir können Ihre Frustration über die schwierige Koordination zwischen verschiedenen Fachärzten gut nachvollziehen. Dennoch ist es wichtig, weiterhin den Austausch mit allen beteiligten Ärzten aufrechtzuerhalten. Ihr Hausarzt könnte in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle spielen, da er die verschiedenen Behandlungsansätze koordinieren und einen Überblick über Ihre gesamte Therapie geben kann. In einem Gespräch mit ihm könnten Sie priorisieren, welche Beschwerden für Sie aktuell am belastendsten sind und daher zunächst behandelt werden sollten.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

Diskussionsverlauf
Stellen Sie selbst eine Frage!

...an andere Nutzer der Lifeline-Community oder unsere Experten

Stichwortsuche in Fragen und Antworten

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe aus Gesundheit und Medizin die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.