Hallo,
ich habe vermutlich eine Steißbeinfistel, war damit bisher nicht beim Arzt, da ich keine akuten Beschwerden habe (es noch nicht schlimm genug war, dass ich zum Arzt gehen würde).
Symptome: Eine kleine, ca. erbsengroße Schwellung in der Gesässspalte (fühlt man nur beim Tasten, ca. 3 cm oberhalb des Anus) mit einem ganz kleinen Loch in der Haut an dieser Stelle. Sie ist nicht akut entzündet.
Vermutlich habe ich dies schon über ein Jahr lang, mit nur seltenen Beschwerden nach längerem Druck auf die Stelle (ungünstige Sitzposition).
Frage: Wielang kann man dies unbehandelt lassen?
Ich habe im Internet einige Bilder davon gesehen, sowie die große Wunde nach einer Operation mit offener Wundbehandlung. Vermutlich haben mich diese Bilder auch soweit verängstig, dass ich bisher nicht zum Arzt gegangen bin.
Kann man z.B. durch regelmäßiges Auftragen von Braunovidon auf die ganz kleine Hautöffnung entzündungen vorbeugen?
Gibt es eine Alternative zur Operation, bzw. zu dieser großen offenen Wunde nach der OP (andere OP Methoden)?
Vielen Dank
(männlich, 26)
Steißbeinfistel
Kategorie: Allgemeinmedizin » Hausarzt | Expertenfrage
Antwort
Sehr geehrter Anonymer,
wenn es eine Steißbeinfistel ist und sie akt(iv wird = deutliche Entzündungszeichen und Eiterabsonderungen zeigt, dann gibt es zur Operation keine Alternative.
Ansonsten kann man sie pfelglich und desinfizierend behandeln - und hoffen.
Mit besten Grüssen
Dr.med. Heinz F.Jarmatz
Antwort
Hallo,
Ich bin zwar kein Arzt aber da ich selber seit einigen Jahren betroffen bi und dein Beitrag seit einem Monat unbeantwortet ist, versuche ich dir mal etwas zu helfen.
Wie schon gesagt, bin ich selber von Sinus Pilonidalis betroffen.
Mittlerweile seit ca. 4 Jahren. Bei mir kommt und geht der Abszess immer wieder vor.
Ich habe verschiedene Verläufe gehabt.
- eine ca. kirschgroße Schwellung, die sich anschließend öffnete und verheilte.
- erbsen- bis kirschgroße Schwellung, die nur etwas drückte / ziepte und von allein verheilte.
- deinen Verlauf. Also eine geringe, nicht schmerzende Schwellung, die sich bei mir jedoch nicht dauerhaft etwas sondern in einiges Tagen stark entleerte.
Das, was du beschreibst, dass Beschwerden nach langem Druck auf die Stelle auftreten, kenne ich ebenfalls. Das hat sich bei mir auch über eine längere Zeit gezogen, bis es zu einem Abszess kam.
Der letzte Abszess verheilt gerade just bei mir. (Dieses mal war es aber extrem schmerzhaft). Für die Behandlung gibt es es verschiedene Salben.
- Ichtolan 20%/50%/100%. Diese zieht den Eiter an die Oberfläche und wirkt gegen die Entzündung.
- Ilon Abszess. Verflüssigt den Eiter und hilft so, ihn aus dem geöffneten (!) Abszess ablaufen zu lassen.
Auch, wenn du keine akuten Schmerzen etc. hast, rate ich dir an auf jeden Fall deinen Hausarzt zu konsultieren. Denn immerhin ist diese Schwellung, die du fühlst im Falle von Sinus Pilonidalis eine Kapsel, in der sich stark entzündlicher Eiter befinden. Durch Belastung des Areals kann sich das immer weiter im Gewebe verbreiten und im schlimmsten Falle zu einer Blutvergiftung führen. Das wäre quasi der GAU. Aber selbst eine Vergrößerung bis hin zu einem schmerzhaften Abszess ist schon mehr als unangenehm. Die Schmerzen, die ich in der letzten Woche durchgemacht habe, würde ich nicht mal meinem schlimmsten Feind wünschen.
Die abschreckenden Bilder, die du von den OP-Wunden erwähnst, kenne ich zur Genüge. Das sind aber nicht unbedingt die absoluten Normfälle. So, wie du es beschreibst, hast du bisher nur einen sehr kleinen Entzündungsherd, was auch eine kleinere OP-Wunde bedeuten kann.
Wie gesagt: Es gibt Methoden, selbst zu behandeln. Aber um einen Besuch beim Arzt würde ich mich an deiner Stelle nicht drücken. Sollte er dir wirklich zu einer OP raten, kannst du das immernoch ablehnen und seinen Rat zu oben genannten Salben oder ggf. Antibiotika fragen.
Auch, wenn ich deine Einstellung (noch nicht akut, also gehe ich nicht zum Arzt) vollkommen nachvollziehen kann (ich bin selber so) rate ich es dir in diesem Fall dringend an, da ein unbehandelter Abszess wirklich schlimm und extrem schmerzhaft werden kann. Im Falle einer eventuellen Blutvergiftung sogar lebensbedrohlich.
Ich hoffe, dir wenigstens ein bisschen geholfen zu haben.
(ebenfalls männlich, 26)
Antwort
Sehr geehrter Anonymer,
die Beschreibung Ihres Leidensgenossen ist sehr gut.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Mit besten Grüssen
Dr.med. Heinz F.Jarmatz