Hallo,
ich trainiere seit etwa 6 Monaten etwa 1-2 Mal pro Woche im Fitness-Studio. Seit etwa 3 Monaten schwillt am darauf folgenden Tag meine linke Wade sichtbar an und fühlt sich auch sehr hart an (im Vergleich zu der anderen Wade). Auch eine Art Spannungsgefühl der Haut geht damit einher.
Neuerdings passiert das auch ohne Sport. Sitze z.Z. viel am Schreibtisch.
Woran kann das liegen und was kann ich dagegen machen? Ich war bei meinem Hausarzt, er meinte, das wäre nichts schlimmes, woran es aber liegt, konnte er mir auch nicht sagen. Ich finde es etwas eigenartig, da das der einzige Muskel ist, der sich so verhält.
Danke im Voraus für Ihren Rat.
Mit freundlichen Grüßen
Christin
Schwellung in der Wade nach Training
Kategorie: Allgemeinmedizin » Hausarzt | Expertenfrage
Antwort
Hallo Christin,
eine richtig gute Idee habe ich spontan auch nicht.
Versuchen Sie mal eine saubere Dokumentation. Umfangsmessung beider Waden vor dem Sport, direkt danach, am nächsten Tag und am übernächsten.
Das ganze natürlich beidsseits und mehrfach. Vielleicht können Sie Ihren Doktor dann überzeugen, sich der Sache doch etwas ernsthafter anzunehmen.
Alles Gute; Lieben Gruß; C.G.
Antwort
Hallo Christin,
habe Ihren Beitrag und die Arztantwort gelesen. Ich habe ein ähnliches Problem. Nach einiger Diagnostik u.a. auch Ultraschall der Beinvenen, ist dann mein Hausarzt darauf gekommen, dass ich eine Bakerzyste hinten in der Kniekehle habe. Wegen einer Erkrankung des linken Beins, mußte ich mein rechtes Bein in der letzten Zeit stark belasten. Eine solche Zyste macht auch solche Beschwerden in der Wade, wie Sie sie beschrieben haben.
Einer Bakerzyste liegt wohl eine Grunderkrankung im Knie zugrunde, bei der das Knie versucht sich durch Steigerung der Gelenksflüssigkeit zu heilen. Der Druck kann so hoch werden, dass sich eine Zyste (Bakerzyste) bildet, in die die Gewebsflüssigkeit wie in einen See einströmt. Punktieren bringt aus diesem Grunde nichts, weil immer wieder Flüssigkeit nachlaufen würde.
Erstens beschreiben Sie den Eintritt der Beschwerden 3 Monate nach einer für Sie neuen Belastung durch Krafttraining. Das würde meiner einseitigen Belastung meines Knies entsprechen. Interessant auch ihr Hinweis, dass Sie oft sitzen und die Beschwerden jetzt auch in Ruhe auftreten. Möglicherweise sitzen Sie auch noch mit stark abgewinkelten Knien. So etwas würde ihre Beschwerden verstärken.
Ich weiss, dass es immer abwegig erscheint, wenn ein Laie seine Beschwerden auf einen anderen hier überträgt, aber ich fühlte mich durch ihre Schilderung stark an meine Beschwerden erinnert.
Der Nachweis einer Bakerzyste (hinten in der Kniekehle oft schon so tastbar) gelingt im Ultraschall. Dabei können Sie auch gleich Ihre Gefäße (Venen und Aterien) mit überprüfen, ob nicht ggf. eine Thrombose vorliegen könnte. Dafür würden natürlich die hier vom Doktor angesprochenen Meßergebnisse sprechen.
Wenn Sie im Internet recherchieren, werden Sie unter Baker-Zyste den Hinweis finden, dass zunächst die Ursache im Kniegelenk saniert werden muss und man sich dann um die Zyste kümmern kann. Das Unangenehme ist die häufige Rückfallquote.
Für die Diagnose einer Bakerzyste wäre ein Orthopäde der richtige Ansprechpartner, wenn Sie Sorgen in Richtung einer Thrombose haben, dann müßte Sie zu einem Hautarzt, der auf Venerologie spezialisiert ist. Sowohl bei der Zyste, als auch bei einer Venenerkrankung würde man ein Ultraschall machen - die meisten Hausärzte haben heute Ultraschall und insofern wäre da ihr Hausarzt - so er denn ein Ultraschall hat - der richtige Erstansprechpartner. Sonst verlangen Sie halt eine Überweisung zum jeweiligen Facharzt.
Der Doktor hat hier sicher recht, dass man den Wadenumfang beiderseits messen sollte. Nach Ihrer Schilderung dürfte das Ergebnis deutlich sein. Die Lösung des Problems muss nicht im Muskel liegen (finde ich eher nicht so wahrscheinlich, denn ein einseitig erhöhter Muskeltonus über längere Zeiträume nach Belastung ist doch etwas ungewöhnlich) - die Lösung kann auch im Knie liegen (selbst wenn Ihnen - wie bei mir - das Knie selber nicht weh tut.
Die Antwort Ihres Hausarztes ist unbefriedigend, denn wenn er nicht weiss, was es ist, dann kann er auch nicht beurteilen, dass es nichts Schlimmes wäre. Allein ein Thromboseverdacht rechtfertigt nicht nur sofortiges Handeln, sondern erzwingt es sogar. Sie können die D-Dimere im Blut untersuchen lassen. Liegen diese im Normbereich ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sie eine Thrombose habe (99%). Sie kennen ja sicher die Berichte aus der Fliegerei, wo man sich aufgrund der beengten Sitzverhältnisse schnell eine Luftfahrtthrombose einhandeln kann. In diesem Fall besteht sogar Lebensgefahr. Eine Thrombose kann auch durch thromboisierte Venen, die im Muskel verlaufen, solche Beschwerden verursachen.
Und ein Tipp : Wenn Ihr Hausarzt sich nicht näher auf Sie einläßt, wenn Sie aus gutem Grund mit Beschwerden bei ihm vorstellig werden, dann sollten Sie im eigenen Interesse mal abwägen, ob Sie sich nicht einen anderen interessierteren Hausarzt suchen. Sie sehen ja bei den Ärzten hier, dann es solche durchaus gibt. Es ist ein Kardinalfehler sich bei fortdauernden Beschwerden abwimmeln zu lassen.
Egal, was es ist. Sie sollten das Krafttraining im Fitness-Studio sofort einstellen, bis die Ursache abgeklärt ist. Den umfasssensten Aufschluss über ihr Knie erhalten Sie durch ein MRT. Aber fangen Sie ruhig noch einmal bei Ihrem Hausarzt an und insistieren Sie auf eine Untersuchung oder auf eine Überweisung zu einem Fachkollegen. Achten Sie auch einmal auf Ihre Sitzhaltung im Büro, ob Sie ihr Knie dort stark abwinkeln. Wir Menschen haben eben nunmal so unsere angewöhnten Fehlhaltung. Gucken Sie doch mal im Internet, wie man am besten richtig im Büro sitzt, wenn Ihnen das durch die Arbeit nicht erspart bleibt.
Eines der Vorteile unseres Gesundheitssystems ist, dass man sich seinen Hausarzt des Vertrauens selber aussuchen kann. Fragen Sie mal bei Freunden und Bekannten nach deren Hausärzten und schielen Sie nicht danach, wer Ihnen am ehesten einen gelben Schein gibt. Mundpropaganda ist da eh am besten. Sollten Sie einen Hausarztvertrag z.B. mit der Barmer haben, können Sie trotzdem wechseln. Krankenkasse anrufen und das regelt sich dann schon.
Herzlichen Gruß und gute Besserung
J. (Laie)
Stichworte :
- Bakerzyste, Baker Zyste
- Thrombose, Venenthrombose
- Raucherbein (Rauchen Sie?)
- Ergonomisches Sitzen
- Pause im Fitness-Studio!
Antwort
Hallo J.,
es ist nicht alles ganz richtig, aber Ihr Ratschlag ist gut und sehr umfassend.
Nur einen Punkt MUSS ich korrigieren, die Venerologie hat ihren Namen nicht von den Venen sondern von der Venus (röm. Liebesgöttin) und beschreibt die Lehre der Geschlechtskrankheiten. Sie meinten sicher eher die Phlebologie ;-)
LIeben Gruß; C.G:
Antwort
Hallo J.,
vielen Dank für den ausführlichen Ratschlag. Werde mich am Montag an einen anderen Arzt wenden und einen Ultraschall machen lassen. Ich hätte vielleicht noch erwähnen sollen, dass mir unfallbedingt im Knie 1 Kreuzband und 1 Meniskus fehlt. Das macht Ihre Diagnose noch wahrscheinlicher. Auch das falsche Sitzen ist eine Unart von mir, sitze immer im Schneidersitz.
Mal sehen, ob es tatsächlich daran liegt...
Liebe Grüße und danke für die Antwort
Christin
Antwort
Ach du grüne Neune Herr Dr. Gieseking,
dass grad MIR das passieren mußte, die Venus war wohl doch zu anziehend - wo ich nur wieder in Gedanken war. Natürlich meinte ich die Phlebologie! Hoffentlich liest das meine Wundambulanz hier nicht - dann bekomm ich Zunder vom Professor - ach nee - der würd sicher auch herzlich drüber lachen.
Mit der Medizin ist das ja auch so eine Sache. Wir Patienten erwarten immer eine eindeutige klare Diagnose, die aber der beste Arzt manchmal nicht so leicht stellen kann. Das hat dann nichts mit der Qualität eines Arztes zu tun. In gewisser Weise ist ein Arzt ja auch Detektiv oder eben auch Querdenker. Ich bin ja nur Laie und insofern verursachen meine Fehler ja keine Körperschäden. Ganz wichtig ist aber, dass man seinem Arzt alle Vorerkrankungen sagt und somit gute Anhaltspunkte selber liefert. Je besser die Symptome beschrieben werden, desto leichter ist oft die Diagnose.
Christin - es ist sicher gut, wenn du erstmal das Ultraschall machen läßt, da bringt vielleicht doch etwas mehr Ruhe in dein Handeln. Trotzdem, vom Sport würde ich so lange die Finger lassen, wie die Ursache nicht abgeklärt ist. Wobei es herrliche Sportarten gibt, wobei man die Beine nicht belasten muss. Z.B. Schwimmen - ohne Beinarbeit, grad beim Brustschwimmen wär ich da vorsichtig.
Ich habe heute die Zusage für ein MRT im Knie bekommen. Mal sehen, was dabei herauskommt. Und wenn es sein muss, dann kommt danach das kleine ungeliebte Messerchen. Aber vielleicht verkriecht sich meine Zyste doch noch aus Angst vor einer Operation. HeHe - ich bin da nämlich ein kleiner Feigling.
Wünsche dir alles gute - und wenn ich wieder kniefit bin, dann versuche ich auch mal wieder den Schneidersitz.
Ach und Dr. Gieseking, ich wollte mich da nicht in Ihr Handwerk einmischen, mir zog das nur als Deja-Vu durch den Kopf, als ich den Beitrag von Christin las. Manchmal muss man ja mal interdisziplinär Querdenken lassen.
Liebe Grüße und gute Besserung!
J.
Antwort
Hallo J.,
ich fühle mir nichts in`s Handwerk gemischt.
Das Schöne an einem solchen Forum ist doch, dass jeder, wenn ihm etwas einfällt, etwas beitragen kann.
Ich finde das (meist) sehr befruchtend!
Lieben Gruß; C.G.
Antwort
Christin,
es würde mich freuen, wenn es Ihnen hilft. Ich hab mir da auch erst erkären lassen, dass so einer Zyste oft eine Knieschädigung zugrunde liegt. Und wenn Sie da schon am Knie so einiges hinter sich haben, dann ist das ja ein Grund mehr, das mal kontrollieren zu lassen. Den richtigen Schneidersitz finde ich persönlich gar nicht so schlecht, wenn man nicht wie nen nasser Sack über gekreuzten Beinen hängt *schmunzel*. Derzeit würd ich das mit gekreuzten Beinen gar nicht wegen dem Knie schaffen.
Aber ich kann berichten, dass es bei mir täglich immer etwas besser wird. Trotzdem werde ich das MRT machen lassen und was nötig ist, sanieren lassen. Sonst kommt so eine Zyste im ungünstigsten Moment wieder. Habe es mir auch erst gar nicht vorstellen können, dass die Ursache der Schmerzen in der Wade im Knie liegen könnte, bis die Zyste nicht mehr zu übersehen war. Bin da doch sehr froh, dass raus ist, was es ist.
Wie ist denn der Verlauf derzeit bei Ihnen. Geht es ohne Sportbelastung besser? Ich schau dann mal, was Ihr Ultraschall ergeben hat, wenn Sie Lust haben, das Ergebnis hier zu berichten.
Das Beste an Krankheit ist die Perspektive, dass man meistens doch wieder ganz gesund wird und durch die Gegend hoppeln kann.
Wenn das Ultraschall nichts ergibt, würde ich doch mal sehen, ob Sie nicht auch ein MRT bekommen können. So lange Sie meinen, dass bei Ihnen etwas nicht in Ordnung ist, würde ich mich mit schnellen Diagnosen nicht zufrieden geben.
LG J.