Guten Tag Hr. Dr. Leidel,
Ich bin ein großer Outdoor-Mensch (weiblich, 29 Jahre) und sammle somit regelmäßig im österreichischen Vor- und Alpenland Zecken ein. Blöderweise dachte ich mir immer, das sei kein Problem, solange man sie schnell entfernt und keine Wanderröte kriegt...
In den letzten 2 Jahren litt ich unter sehr vielen Symptomen, die von verschiedenen Ärzten lange nicht zugeordnet werden konnten. Eine kurze Aufzählung meiner Symptome, die regelmäßig auftreten (je nach Symptom täglich bis ein paar mal pro Monat; Aufzählung beginnend mit den mich subjektiv am meisten störenden Symptomen):
- Gelenksschmerzen an den verschiedensten Gelenken (seit ca. 2 Jahren)
- Kribbeln/Schweregefühl an einem Fuß und Unterschenkel (seit 1 Monat)
- einmalig aufgetreten: alle Finger einer Hand waren stark geschwollen, rot und schmerzten so stark, dass ich sie 1 Woche nicht bewegen konnte (Arthritis?? war aber auch genau in der Woche ständig in eisigem Winterwind ohne Handschuhe draußen, also könnte es auch eine Reaktion darauf sein)
- Muskelschmerz unter Rippe
- gelegentliche, leichte Urininkontinenz beim Niesen
- Herzrasen und -stolpern im Ruhezustand
- Erschöpfung
- Darmbeschwerden
- Enge in Brust
- juckende Augen (so wie kurz vor einer Augenentzündung) und verschwommenes Sehen
- schmerzende Hautstellen an der Hand
- Brain Fog
- starkes Frösteln
Überhaupt bin ich im Allgemeinen in den letzten 2 Jahren immer zerbrechlicher geworden - immer wenn ich einer nur ein klein bisschen intensiveren Aktivität nachging (die in meinem Alter problemlos sein sollte), ging es mir danach nicht gut. Aber auch im Ruhezustand habe ich die Symptome, wenn auch etwas schwächer ausgeprägt.
Nun habe ich nach unzähligen Arztbesuchen die Diagnose Borreliose erhalten. Mein IgG ist 40,7 Units, mein IgM liegt bei 18,6 Units. Aufgrund dieser Ergebnisse begann ich mit einer 4-wöchigen Doxycyclin-Behandlung. Gestern (Tag 24 meiner Antibiotikabehandlung) hatte ich einen Termin bei einer Infektiologin, um eine zweite Meinung einzuholen. Diese meinte, dass meine Symptome nicht typisch für eine Borreliose seien und die IgM-Werte für eine Borreliose zu niedrig seien. Auch sämtliche Entzündungswerte, die im Blut untersucht wurden, sollten bei einer echten Borreliose erhöht sein, was bei mir nicht der Fall ist. Meine Hausärztin hätte wohl meine Symptome aus Verlegenheit oder 'Glaubensgründen' einer Borreliose zugeschrieben, meinte sie.
Ich bin nun entsprechend verwirrt, da nach meinem Wissensstand zumindest eine Vielzahl meiner Symptome typisch für eine Lyme-Borreliose sind und die IgM- und IgG-Werte über dem Schwellenwert liegen (wenn auch teils nur knapp).
Nun meine Fragen:
1) Inwiefern sind meine Hauptsymptome bzw. deren Kombination nicht typisch für eine Borreliose? (Anm.: Dass Dinge wie Erschöpfung, Verdauungsprobleme, etc. auch tausend andere Gründe haben können, ist mir schon klar.)
2) Gibt es vollständigere Informationen über die Beziehung zwischen IgM/IgG und der Chance, tatsächlich Borreliose zu haben (Wahrscheinlichkeitsfunktion von IgM/IgG und der Wahrschinlichkeit tätsächlich Borreliose zu haben)?
3) Kann man anhand meiner Symptome Rückschlüsse auf andere Krankheiten ziehen?
4) Nachdem ich positiv auf Borrelien getestet wurde, hat sich mein Partner, der auch ständig Zecken bekommt, auch testen lassen. Sein Ergebnis war IgM < 16 RE/ml aber IgG 135 RE/ml. Ab und an ist er schnell sehr erschöpft oder hat starkes Herzklopfen, aber ich würde sagen, es geht im gut und er ist fit. Bedeutet sein hoher IgG und sein negativer IgM lediglich, dass er in Kontakt mit Borrelien war und sein Immunsystem damit zurecht gekommen ist? Oder wäre bei ihm auch eine Antibiotikatherapie angezeigt?
Besten Dank und schönes Wochenende!! :)