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ab wann Knorpeltransplantation am Knie sinnvoll

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Orthopädie | Expertenfrage

27.07.2022 | 22:20 Uhr

Hallo,

ich habe davon gehört, dass man z.B. bei Arthrosen manchmal die Möglichkeit hat, eine Knorpeltranplantation machen zu lassen, z.B. durch entnahme von Knorpelzellen oder durch Bohrungen im Knochen.

Können Sie mir sagen, wann sowas angewendet wird und wovon das abhängig ist (z.B. Alter, eher leichte Arthrose oder nur bei schwerer Arthrose) und wann das überhaupt keinen Sinn hat.

Bei mir wurde vor kurzem u.a. eine Arthrose im Knie festgestellt. (ansonsten sind wohl noch die Kreuzbänder degeneriert, eine Bakerzyste soll da sein und herumschwimmende Teile, usw.)

Ich habe Schmerzen beim laufen, nach einer halben Stunde geht gar nichts mehr, und ich habe das Gefühl mein Knie ist total dick, obwohl man von außen kaum was sieht.

Ich überlege halt, ob mit so einer OP das fortschreiten der Arthrose frühzeitig aufgehalten werden kann. Ich werde natürlich auch mit dem behandelnden Arzt darüber sprechen.

Viele Grüße

gaparo

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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30.07.2022, 11:15 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

wenn bereits eine Arthrose vorliegt, ist es in der Regel zu spät für eine Knorpeltransplantation. Eine Arthrose ist nicht nur ein Knorpelschaden, sondern eine Erkrankung des gesamten Gelenks, das Milieu ändert sich und das Gelenk wird weiter angegriffen. Die Knorpeltransplantation ist sinnvoll bei isolierten Knorpelschäden auf einer Seite eines Gelenkpartners. Korrespondierende Schäden, also im Gelenk gegenüberliegende Schäden, können nicht behandelt werden. Außerdem muss der Bandapparat stabil sein, im Knie auch die Menisken. Sollten die Kreuzbänder nicht mehr suffizient sein, ist eine Knorpeltransplantation eher nicht erfolgsversprechend. Auch muss nach Knorpeltransplantation das Gelenk für mindestens 6 Wochen entlastet werden, was vor allem ältere Patienten nur schwer umsetzen können, bzw. es hier zu Problemen beim ansschließenden Muskelaufbau kommen kann, eine (Teil-)Gelenkersatz mit sofortiger Belastung ist hier meist sinnvoller. Nicht zuletzt hängt die Möglichkeit der Knorpeltherapie auch vom Alter des Patienten ab, da die Regenerationsfähigkeit der Zellen mit dem Alter sehr stark abnimmt. 

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam 

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02.08.2022, 14:04 Uhr
Antwort

Hallo,

vielen Dank, für ihre Rückmeldung und die vielen Info´s.

Leider konnte ich mit dem Behandler noch nicht sprechen, sodass ich noch nicht weiß, wie weit die Arthrose wirklich fortgeschritten ist und wie arg die Bandinstabilitäten ausgeprägt sind.

Das Gelenk für 6 Wochen zu entlasten würde ich mir schon noch zutrauen und den Muskelaufbau auch.

Sie schreiben, dass ein Teil- Gelenkersatz sinnvoller ist.

Soweit meine Kenntnisse reichen, halten künstliche Gelenke nur ca. 15 Jahre. Ich bin aber erst 50 J. und eingentlich noch sehr aktiv (z.B: wandern im Gebirge) Wäre es da nicht etwas früh für ein Teil-Gelenkersatz?

Viele Grüße

Gaparo

 

Lifeline Gesundheitsteam
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07.08.2022, 14:34 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

bei ausgeprägten Knorpelschäden und bei fortgeschrittenem Alter (50 Jahre ist an der Grenze) ist die Erfolgsaussicht für eine Transplantation reduziert. Bei einer Knorpeltransplantation (mit Ausnahme der Verpflanzung von Knochen-Knorpelzylindern) entsteht lediglich ein Knorpelregenerat, dieser ist ähnlich zum Originalknorpel, aber nicht so leistungsfähig. Ziel eines vollständigen Gelenkerhalts sollte ein Hinauszögern des Gelenkersatzes um mindestens 5-10 Jahre sein, da Studien gezeigt haben, dass Patienten nach Knie-Operationen mit Entlastung selbst nach 5 (!) Jahren noch ein deutliches Kraftdefizit im operierten Bein haben und der Erfolg eines Gelenkersatzes auch maßgeblich von der muskulären Situation des Patienten abhängr. Zudem bringt jede Operation Risiken.

Es sollte daher mit dem Patienten ausführlich über die Chancen und Risiken gesprochen werden. Ein Gelenkersatz ist nicht per se sinnvoller, dies hängt immer vom Patienten ab, bei nur geringer Erfolgsaussicht der Transplantation kann ein Kunstgelenk sinnvoller sein. Dies bedeutet natürlich nicht, dass Sie dies unbedingt machen müssen, Sie können sich auch für den Versuch des Gelenkerhalts entscheiden, wichtig ist, dass Ihr Operateur alle Optionen ausführlich mit Ihnen bespricht und Sie sich den Risiken bewusst sind. 

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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09.08.2022, 21:00 Uhr
Kommentar

Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Er will im Moment nicht operieren.

Ich schreibe mal die Beurteilung:

- Mukoide Degeneration des Innemeniskushinterhorns, kein Riss.

- Mukoide Degeneration des vorderen Kreuzbandes

- Geringe Insertionstendinopathie der distalen Quadrizepssehne

- Geringe Gonarthrose medialseitig (2. Grades nach Aussage des Arztes)

- Keine höhergradige Chondropathie

- Erguss, lateral betont

Der behandelnde Arzt sagt da ist eine Bakerzyste (Ultraschall) mit Teilchen die da drin herumschwimmen, im MRT steht nichts davon.

Ich soll Rö- Reizbestrahlung bekommen. Reicht das aus um langfristig gesehen, das fortschreiten der Arthrose aufzuhalten/ zu verlangsamen?

Viele Grüße

Gaparo

 

Lifeline Gesundheitsteam
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11.08.2022, 21:15 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

wenn keine Chondropathie vorliegt, bringt eine Knorpeltherapie wenig. Eine Gonarthrose II° (wahrscheinlich nach dem Röntgenbefund) ist nur geringgradig. Bei frühen Arthroseformen wird zunächst Physio- (Training der kniegelenksumfassenden Muskulatur) und Schmerztherapie empfohlen. 

Wir können natürlich nicht beurteilen, ob bei Ihnen bereits eine Arthrose vorliegt oder nur Degenerationen von Knorpel und Mensici, im Zweifel empfehlen wir Ihnen einen Zweitmeinung. 

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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