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Schmerzen nach 2 Knie OPs Miniskus, Kreuzband wer kann helfen?

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Orthopädie | Expertenfrage

21.05.2025 | 16:43 Uhr

Hallo zusammen,

ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich mich hier mit einer etwas komplexeren Frage melde. Es geht um meinen Sohn, der seit einer Knieverletzung und zwei Operationen große Schwierigkeiten hat. Wir wissen einfach nicht mehr weiter und hoffen sehr auf Erfahrungsberichte oder einen hilfreichen Tipp, wohin wir uns noch wenden könnten.

Ich schildere den Fall im Detail:

Mein Sohn (24 Jahre) hat sich im Juni 2023 beim Basketball verletzt: Riss des Innenmeniskus und vollständiger Riss des vorderen Kreuzbands. In der ersten Operation wurde der Meniskus genäht und das Kreuzband mit einer VKB-Plastik ersetzt – dafür wurde ein Stück Muskel aus dem hinteren Oberschenkel entnommen und mit einer Schraube fixiert. Operiert wurde er von einem renommierten Kniespezialisten.


Trotzdem hatte er danach durchgehend Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Im November 2024 folgte die zweite Operation, diesmal durch einen anderen erfahrenen Kniespezialisten, der auch Profisportler betreut. Dabei wurde festgestellt, dass der Meniskus erneut gerissen war. Er wurde erneut genäht (Fibre-Stitch) und zusätzlich mit zwei Ankern fixiert. Außerdem wurde ein Zyklopsyndrom (Vernarbung hinter der Kniescheibe) entfernt sowie altes Kreuzbandgewebe, das der erste Arzt nicht vollständig entfernt hatte.

Trotz allem hat mein Sohn weiterhin starke Schmerzen und kann das Knie nicht richtig strecken oder beugen. Besonders beim Durchstrecken gibt es drei kleine, deutlich spürbare Knackgeräusche – als würde etwas einrasten. Das schmerzt sehr.

Im April 2025 wurde ein weiteres MRT gemacht. Laut Radiologiebericht war alles unauffällig – doch der behandelnde Arzt meinte, auf den Bildern (nicht im schriftlichen Bericht) sei zu sehen, dass an einem der Anker Flüssigkeit austritt, was auf eine Entzündung hindeuten könnte. Er vermutet, dass dies die Ursache der Schmerzen sein könnte. Sicher war er sich aber nicht. Deshalb wollte er Rücksprache halten – sowohl mit seinem Radiologenteam als auch mit orthopädischen Kollegen. Danach wollte er sich melden.

Das ist bis heute nicht geschehen – trotz mehrfacher Nachfragen.

In einem Gespräch zuvor hatte er gesagt, dass man eventuell ein Drittel des Meniskus entfernen könnte, um die Schmerzen zu lindern. Aber dann würde das Knie sehr wahrscheinlich frühzeitig in eine Arthrose rutschen. Und mit Arthrose droht irgendwann ein künstliches Knie – was für einen 24-Jährigen einfach keine Option ist. So ein künstliches Gelenk lässt sich nicht belasten wie ein normales. Er müsste sich im Beruf komplett umorientieren und sportlich extrem einschränken. Dabei hat er gerade seine Ausbildung beendet, wollte sich selbstständig machen und sein Leben aufbauen.

Seit der zweiten OP im November 2024 ist er durchgehend krankgeschrieben. Er kann kaum laufen, sitzt fast nur zu Hause. Seine Laune ist entsprechend im Keller, die Hoffnung, dass es jemals besser wird, schwindet mehr und mehr. Auch sportlich war er immer aktiv und hat dadurch Anschluss gefunden – jetzt zieht er sich zunehmend zurück.

Er war mittlerweile bei drei anderen Orthopäden, aber keiner hat sich wirklich richtig mit dem Fall beschäftigt. Alle haben sich nur oberflächlich die Berichte angeschaut, ohne das Knie wirklich zu untersuchen oder sich um die Schmerzen zu kümmern. Seit der zweiten Operation im November 2024 ist mein Sohn nun durchgehend krankgeschrieben. Er hat immer noch starke Schmerzen und möchte endlich wieder aktiv am Leben teilnehmen.

Ich wäre sehr dankbar für eine fachliche Einschätzung oder einen Hinweis, wie wir weiter vorgehen können.

Vielen Dank fürs Lesen!

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Lifeline Gesundheitsteam
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24.05.2025, 09:25 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

vielen Dank für Ihre sehr ausführliche und eindrucksvolle Schilderung. Wir können sehr gut nachvollziehen, wie belastend die Situation für Ihren Sohn – und auch für Sie als Angehörige – ist. Nach allem, was Sie berichten, handelt es sich um einen komplexen postoperativen Verlauf mit anhaltenden Beschwerden, für die es bislang keine zufriedenstellende Antwort oder Lösung gegeben hat.

Zunächst möchten wir betonen: Ihr Sohn hat das Recht auf eine umfassende, individuelle und spezialisierte Abklärung, insbesondere wenn die Funktion des Knies deutlich eingeschränkt ist, trotz zweifacher Operation durch erfahrene Operateure und trotz korrekt durchgeführter bildgebender Verfahren.

Was aus medizinischer Sicht aktuell im Vordergrund steht, ist Folgendes:

  1. Persistierende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nach zwei Knieoperationen
    Hier müssen sowohl mechanische Ursachen (z. B. Ankerlockerung, Vernarbungen, Meniskusreizung, Zyklopsyndrom-Rezidiv) als auch entzündliche Prozesse (z. B. Reaktion auf Fremdmaterial, chronische Reizzustände) in Betracht gezogen werden.

  2. MRT-Befund vs. klinische Realität
    Dass das schriftliche MRT als „unauffällig“ beschrieben wurde, aber der behandelnde Arzt bei der Bilddurchsicht selbst eine mögliche Reizreaktion am Anker erkennt, ist ein Hinweis darauf, dass ein interdisziplinärer Austausch zwischen Radiologen und operierenden Orthopäden unbedingt nötig ist – und dass eine reine Beurteilung nach schriftlichem Befund nicht ausreicht. Leider ist dies aufgrund des ambulanten Settings häufig schwer einzurichten.

  3. Deutliche klinische Beschwerden (Knackgeräusche, Schmerzen bei Streckung)
    Knackende Geräusche mit Schmerz bei der Streckung deuten oft auf eine mechanische Behinderung oder Instabilität im Gelenk selbst hin, z. B. durch Narbenzüge, Plica, Meniskusreste oder Reizung durch Fixationsmaterial.

Unsere Empfehlung für das weitere Vorgehen:

Vorstellung in einem überregionalen spezialisierten Zentrum für Kniegelenkschirurgie oder Sportorthopädie, am besten an einer Universitätsklinik oder großen orthopädischen Fachklinik, wo sowohl operative Expertise als auch radiologische Spezialisten vor Ort sind. Besonders geeignet wären Zentren mit Erfahrung in Revisionsoperationen und komplizierten Verläufen nach VKB-Plastiken und Meniskusrekonstruktionen.

Bitten Sie gezielt um:

  • erneute klinische Untersuchung mit funktioneller Bewertung (inkl. Untersuchung unter Belastung),

  • gemeinsame Bildbesprechung von MRT-Bildern durch Orthopädie und Radiologie,

  • ggf. ein ergänzendes diagnostisches Arthroskopie-CT oder hochauflösendes MRT mit Spezialsequenzen, falls die Standardbildgebung zu unspezifisch ist.

Es wäre auch zu überlegen, eine diagnostische Arthroskopie indurchzuführen, wenn alle nichtinvasiven Maßnahmen ausgeschöpft sind, da dies bei anhaltend unklaren Beschwerden mit Verdacht auf mechanische Störung (z. B. störendes Ankerimplantat, Meniskusproblem, Zyklopsyndrom) sinnvoll sein kann – aber nur bei guter Abwägung von Nutzen und Risiko.

Psychologische Begleitung: Auch wenn der Fokus medizinisch ist, kann die seelische Belastung durch die Einschränkung, den sozialen Rückzug und den Verlust von Perspektiven nicht unterschätzt werden. Eine psychosomatische oder psychotherapeutische Unterstützung wäre sehr empfehlenswert, um Resignation oder depressive Verstimmungen frühzeitig aufzufangen.

Zum Thema Meniskusteilentfernung:
Ihr behandelnder Arzt hat recht, dass eine teilweise Entfernung des Meniskus das Arthroserisiko im jungen Alter deutlich erhöhen kann. Das sollte nur erfolgen, wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossen sind und die Schmerzen tatsächlich vom Meniskusgewebe selbst herrühren – auch deshalb ist die oben genannte differenzierte Abklärung so wichtig.

Wir möchten Sie sehr ermutigen, hier noch einmal aktiv zu werden und gezielt eine Klinik oder einen Experten aufzusuchen, der Erfahrung mit komplizierten postoperativen Knieverläufen bei jungen Menschen hat. Ihr Sohn ist jung, motiviert und hat einen langen Weg vor sich – das lohnt eine erneute fundierte Einschätzung und ein klarer Plan, wie es weitergehen kann.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Sohn von Herzen viel Kraft, Geduld und baldige Klarheit für die nächsten Schritte – Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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24.05.2025, 10:45 Uhr
Kommentar

Sehr geehrtes Lifeline Gesundheitsteam,

vielen Dank für Ihre hilfreiche Rückmeldung. Wir haben in den letzten Wochen intensiv versucht, eine Klinik oder Praxis zu finden, die die nötige orthopädische Behandlung in der empfohlenen Form anbietet. Leider sind wir dabei bisher nicht weitergekommen.

Aus Verzweiflung ist mein Sohn inzwischen sogar nach Lettland gereist und hat dort in einer orthopädischen Klinik vorgesprochen – aber das ist natürlich keine dauerhafte Lösung. Die Kosten müssten komplett privat getragen werden, und ein längerer Aufenthalt im Ausland ist für uns einfach nicht machbar.

Auch die Krankenkasse haben wir schon mehrfach um Unterstützung gebeten, aber leider bisher ohne jegliche Rückmeldung.

Falls Sie irgendeinen Hinweis haben, an wen wir uns wenden könnten – auch wenn es nur ganz allgemein oder „zwischen den Zeilen“ ist – wären wir sehr dankbar.

Viele Grüße aus NRW

Lifeline Gesundheitsteam
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30.05.2025, 14:08 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Vertrauen. Wir können gut nachvollziehen, wie belastend diese Situation für Sie und Ihren Sohn sein muss – insbesondere, wenn eine dringend notwendige spezialisierte Behandlung weder regional verfügbar noch finanziell leicht tragbar ist.

Wir möchten Ihnen ein paar konkrete Impulse mitgeben, die eventuell doch weiterhelfen könnten:

Zunächst möchten wir empfehlen, sich gezielt an orthopädisch-unfallchirurgische Spezialambulanzen großer Universitätskliniken zu wenden. Diese Zentren verfügen häufig über spezielle Sprechstunden für komplexe Knieverletzungen oder Revisionseingriffe nach Kreuzband- und Meniskusoperationen. Oft gibt es auch interdisziplinäre Schmerzkonferenzen, in denen Fälle wie der Ihres Sohnes gemeinsam von Orthopäden, Schmerztherapeuten und Radiologen besprochen werden.

Wenn Sie dort noch keinen Termin erhalten haben, lohnt sich eventuell eine schriftliche "ärztlich unterstützte Vorstellung": Bitten Sie Ihren behandelnden Orthopäden um ein deutlich formuliertes Überweisungsschreiben mit dem Vermerk "Zweitmeinung bei komplexem postoperativen Verlauf – Revisionsbedarf prüfen". Eine solche gezielte Fragestellung erhöht erfahrungsgemäß die Chance auf eine zeitnahe Vorstellung in einer Spezialsprechstunde.

Wir raten zu Vorsicht bei privat zu bezahlenden Vorstellungen im Ausland. Generell sollten nahezu alle Therapien, die im Ausland angeboten werden, auch in Deutschland verfügbar sein. Z.B. ist auch die Meniskustransplantation von Leichenspendern in Deutschland mittlerweile möglich, auch wenn es zu Problemen mit der Kostenübernahme kommen kann.

Wir wissen, dass all das zusätzliche Kraft und Geduld erfordert – dennoch möchten wir Sie ermutigen, weiter beharrlich nach spezialisierten Versorgungswegen zu suchen. Eine dauerhafte Schmerz- und Bewegungseinschränkung in so jungem Alter ist nicht hinzunehmen – und es gibt Behandlungszentren, die auf solche komplexen Fälle eingestellt sind.

Wir hoffen sehr, dass diese Hinweise Ihnen weiterhelfen und neue Wege aufzeigen. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Sohn von Herzen viel Kraft, gute medizinische Unterstützung und baldige Besserung
– Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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