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Blasenentzündung

Kategorie: Leben-Familie » Expertenrat Kinder- und Jugendmedizin | Expertenfrage

12.01.2000 | 08:01 Uhr

Hallo Herr Doktor, <p>unsere Tochter hatte wieder einen rötlich-braunen, ca. 2 x 2 cm großen Felck in der Windel (in der Urinprobe wurde eine Entzündung festgestellt). Woher kommt dieser Aufluß? Ich stelle mir vor, daß sich solch ein Sekret nicht erst in den Nieren sammeln und dann durch das Urin in der Blase nach draußen gelangen kann (zumindest nicht in so konzentrierter Form). Ist es möglich, daß ein Infekt des unteren Harnleiters vorliegt und sich dort dieses Sekret bildet? <p>Wie kann behandelt werden, wenn ein Bakterium (Pseudomonas aer...)gegen die meisten Antibiotika resistent ist und woher kommt dieses Bakterium? Kann eine Infektion mit Pseudom.... irgendwie verhindert werden? <p>Für Ihre Antworten bereits jetzt vielen Dank.

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12.01.2000, 10:01 Uhr
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Hallo,
vielen Dank für Ihre Anfrage!
Eine solche Entzündung entsteht meistens in der Blase und selten gleich in den Nieren, vor allem, wenn es eine bakterielle Infektion ist. Diese Bakterien steigen meistens durch die Harnröhre in die Blase auf, wo sie , weil es dort feucht und warm ist, ideale Bedingungen zur Weiterverbreitung vorfinden. Erst, wenn eine Blasenentzündung besteht und nicht zügig antibiotisch behandelt wird, steigen die Erreger über die Harnleiter auf in die Nieren. Blasenentzündungen entstehen bei Mädchen aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre relativ schnelller als bei Jungen.
Auch gegen solche sogenannten Problemkeime wie Pseudomonas aeruginosa (= Keime, die gegen einige Antibiotika resistent sind) gibt es wirksame Medikamente, die den Keim abtöten. Wichtig ist außerdem, daß Ihr Kind viel trinkt (möglichst säurearme Getränke wie Tee und Wasser, Saft sollte nur stark verdünnt gegeben werden, weil er die entzündete Blasenschleimhaut stark reizt), damit die Blase möglichst gut durchgespült wird. Dann können Keime nicht so schnell Fuß fassen. Außerdem sollten sie darauf achten, das Kind nach kleinen und großen Geschäften immer gleich zu wickeln. Trockene Windeln bieten Erregern wenig Nährboden!
Gruß
Dr.Elfrath

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13.01.2000, 08:01 Uhr
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Vielen Dank für Ihre Antwort. <p>Ist denn bei geringen Spuren (?was sind das für Spuren) in der Urinprobe schon sichergestellt, daß es sich tatsächlich um eine Blasenentzündung handelt? Wir möchten die evtl. überflüssige Gabe von Anibiotika vermeiden - dazu muß ich anmerken, daß unsere Tochter an einem vesikou reteralen Reflux beidseitig leidet und sie zur Zeit eine Langzeittherapie mit Nitrofurantoin bekommt. Unsere 2-jährige Tochter macht keinen kranken Eindruck, sie hat kein Fieber, ist putzmunter und hat anscheinend auch keine Probleme / Schmerzen beim Wasserlassen. Wäre es evtl. sinvoller, per Katheder Urin aus der Blase direkt zu entnehmen? Wir haben bereits einmal die Erfahrung gemacht, daß sich bei einer Urinprobe Auffälligkeiten zeigten, die anschließende Blasenspiegelung (2 Tage später) mit Urinprobe war jedoch ohne Befund. <p>Woher kommt der rötlich-braune Schleim / Ausfluß der sich in der Windel zeigte?

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13.01.2000, 09:01 Uhr
Antwort

Hallo,
vielen Dank für Ihre Anfrage!
Mit den geringen Spuren im Urin sind wahrscheinlich geringe Mengen des Erregers (Pseudomonas aeruginosa ) gemeint. Bei einem vesicouretralen Reflux beidseits ist das gesamte harnableitende System natürlich empfindlicher und auch empfänglicher für solche Infektionen. Natürlich kann man durch eine Katheterentnahme der Urins noch einmal prüfen , ob der Keim tatsächlich in der Blase vorliegt oder ob es sich um eine Verunreinigung aus der Harnröhre oder dem Ausgang handelt. Nur stellt das Katheterisieren ja auch eine große Belastung für das Kind dar. Vielleicht kann man ja vorher nochmals eine normale Urinuntersuchung durchführen und mit Hilfe einer Kultur die Keimzahl bestimmen.
De rötlich-braune Ausfluß in der Windel des Kindes kann unterschiedliche Ursachen haben. Natürlich kann es sich hierbei um konzentrierten , entzündlich veränderten Urin handeln. Möglich wäre es aber auch, das die Schleimhaut der Scheide mit gereizt ist und einen solchen Ausfluß absondert. Sollten diese Spuren häufiger in der Windel sein, wäre es sinnvoll , einmal einen Abstrich machen zu lassen, um eine Infektion des Scheidengebietes auszuschließen.
Wichtig ist es auf alle Fälle, daß Ihr Kind viel trinkt, um möglichst alle Keime aus der blase rauszuspülen!
Gruß
Dr.Elfrath

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21.01.2000, 08:01 Uhr
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Hallo Frau Doktor! <p>Heute haben wir endlich den kulturellen Befund des Urins vom 12.01.00 bekommen - es wurden drei Keime entdeckt: 1. Proteus mirabilis, 2. Pseudomonas aeruginosa, 3. Enterokokken (Streptococcus faecalis). Verordnet wurde am 12.01. der antibiotische Wirkstoff Cefuroximaxetil (Elobact-Trockensaft) der aber laut Packungsbeilage anscheinend gegen keinen dieser Keime etwas ausrichten kann. <p>Was hilft dann? Sie erwähnten, daß es u. a. Medizin gegen den Pseudomonas ae... gebe? Welche Medizin bzw. Behandlung ist das? <p>Gibt es im Großraum München evtl. eine(n) Urologen(in) / Gynäkologin(en) der sich mit solchen Problemen bei Kindern auskennt und der unserer Tochter wirklich helfen kann? <p>Kann sich der Körper auch selber gegen diese Bakterien wehren oder braucht es immer Medikamente? <p>Was bedeutet Hemmstoffnachweis: negativ im Befund?

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21.01.2000, 09:01 Uhr
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Hallo Markus,
vielen dank für Ihre Anfrage!
Bei allen drei Keimen , die in der Kultur gewachsen sind , handelt es sich um sogenannte Problemkeime, bei denen man nur durch spezielle Tests herausfinden kann, welche Antibiotika helfen (darum hat das Ergebnis auch so lange auf sich warten lassen). Das Medikament, das ich meinte, ist solch ein ausgetestes Antibiotikum. Bei so einem Befall ist es auch immer ratsam, antibiotisch vorzugehen. Diese Keime wechseln häufig ihre Sensibilität auf Antibiotika , deshalb kann man nie vor der Testung sagen, welches bei der Keimkombination wirklich wirkt.
Hemmstoffnachweis negativ bedeutet, das ein Medikament gegen eine Keim nicht ausreichend Hemmstoffe hat.
Auf alle Fälle sollten Sie nach Beendigung der Antibiotikatherapie nochmals eine Urinprobe kontrollieren lassen und mit Ihrem Kinderarzt darüber sprechen, ob die Keime laut Antibiogramm (= Spezialaustestung) auf Elobact sensibel waren.
Wenn Sie Zweifel an der Therapie haben (wobei eigentlich davon auzugehen sein sollte, daß das Antibiotikum korrekt ausgetestet ist), sollten sie sich am besten an die kinderurologische oder kindergynäkologische Ambulanz der medizinischen Universität München wenden (wo genau die zu finden sind, erfahren Sie im Sekretariat der Universität).
Gruß
Dr. Elfrath

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22.01.2000, 08:01 Uhr
Antwort

Hallo Frau Dr. Elfrath, <p>vielen Dank für Ihre Antwort. Wir werden uns an die Uniklinik München wenden (hoffentlich ist da ein Termin zu bekommen). <p>Zweifel an der Therapie sind wohl sehr angebracht. Das Antibiotikum wurde am 12.01. verordnet, ohne über die Erreger Bescheid zu wissen. Ende letzten Jahres wurde bei einem Uricult bereits der Pseudomonas aer.. festgestellt, daraufhin verordnete man Tarivid, weil nichts anderes helfen würde. Eine neue Kultur wurde nicht angelegt, um zu sehen, ob der Erreger erfolgreich bekämpft war. Lediglich in Schnell-urintests stellte man sauberes Urin fest ... bis zum 12.01.. <p>Wie Sie das Vorgehen beschreiben, ist es richtig und logisch. Leider wurde bei unserer kleinen Tochter erst verordnet und dann nachgedacht. <p>Das wir solange auf das letzte Ergebins warten mußten, lag wohl mehr an der Belegschaft der Praxis. Diese hatte das Untersuchungsblatt unter einem Stapel Papier vergraben und erst auf mein Drängen hin wurde gesucht und man wurde fündig (die Ergebnisse lagen bereits seit fünf Tagen in der Praxis). Ein Antibiogramm wurde entweder nicht gemacht, oder aber es wurde keine Medizin gegen die Keime gefunden (Hemmstoffnachweis: negativ). <p>Diese Problemkeime hat sich unsere Tochter ja anscheindend bei den beiden Untersuchungen in M-Schwabing und FFB
eingefangen; wir können nur hoffen, daß sie diese Keime auch wieder los wird. <p>Markus

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22.01.2000, 11:01 Uhr
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Hallo Markus,
vielen dank für ihre Rückantwort.
Sollten Sie in er kinderurologischen Ambulanz der Uni München keinen schnellen Termin bekommen , können Sie dort Adressen von ortsansässigen Kinderurologen erfragen, mit denen die Klinik zusammenarbeitet. Dort bekommt man in jedem Fall schneller einen Termin und ist auch an einer spezialisierten Adresse.
Gruß
Dr. Elfrath

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