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Niemand kann helfen: Entzündungsschube und OP-Schmerzen

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Innere Medizin | Expertenfrage

08.11.2020 | 13:55 Uhr

Liebe Experten,

ich schreibe im Namen meiner Mama, da Sie seit mehreren Jahren und insbesondere nach einer OP unter extremen Schmerzen leidet und einfach nicht mehr weiter weiß. Es kann ihr bisher kein Arzt helfen und ich erhoffe mir über diesen Weg, hilfreiche Tipps und Hinweise zu erhalten, um die Lebensfreude meiner ansonsten sportlich sehr aktiv gewesenen Mama wieder zurückzuholen. Leitet das Schreiben gerne an Ärzte oder Bekannte weiter, wir sind für jede Rückmeldung dankbar.


Hintergrund
Seit 12 Jahren leide ich unter rezidivierenden Entzündungen im linken Unterbauch. Die Ärzte sind sich nicht sicher, ob bestehende Darmdivertikel oder Anderes die Ursache dafür sind. Da ich die Idee mancher Ärzte, mir ein Stück des Dickdarms operativ entfernen zu lassen, vermeiden wollte, habe ich mich im April 2018 zu einer diagnostischen Bauchspiegelung durch einen Gynäkologen entschieden. Dabei wurde der Gebärmutterkörper und der rechte Eileiter entfernt. Der linke Eileiter ist mit dem Darm verwachsen, welcher an der linken Beckenwand verwachsen war. Die Verwachsungen an der Beckenwand wurden bei dem Eingriff gelöst.
Leider habe ich nach der OP nicht nur weiterhin Entzündungsschübe, sondern zudem auch starke Muskelkrämpfe im Unterbauch bis zu reißenden Schmerzen im Bereich des Gebärmutterstumpfes. Dies ist auf die OP zurückzuführen, die Ursache ist jedoch nicht bekannt.

Beschreibung der OP-Beschwerden
Selbst 2,5 Jahre nach der OP bin ich körperlich stark eingeschränkt. Ich kann mich nicht strecken, nicht schnell bewegen und nicht anstrengen. Die kleinste Belastung im Bauch oder zu schnelles Bewegen führt zu den starken Muskelkrämpfen im Unterbauch bzw. zu den Schmerzen im Bereich des Gebärmutterstumpfes. Lachen oder Husten in aufgerichtetem Zustand reißt schmerzhaft im Bereich des Gebärmutterstumpfes. Wenn die Unterbauchmuskulatur zu sehr krampft (z.B. beim Stehen in der Küche länger als 2-3 Minuten) kommt es durch die starke Spannung zu ausstrahlenden Nervenschmerzen ins li. Bein bis zu Taubheitsgefühl.

Ich hatte sofort nach der OP starke Schmerzen im gesamten Bauch, insbesondere im Unterbauch. Ich konnte mich wochen- bis monatelang nicht aufrichten und nur ganz vorsichtig bewegen. Mein Bauch fühlte sich an, als ob durch die OP das Gewebe zerrissen wäre.

Seitdem wechselt das Gefühl im Bauch und vor allem am Gebärmutterstumpf von Spannung, Reißen, Brennen über Jucken. Je nach aktuellem Zustand. Bei starken reißenden Schmerzen habe ich einen metallischen Geschmack im Mund. Wenn ich das Gefühl habe, die Reizung lässt nach, empfinde ich ein Jucken in dem Bereich.

Für mich fühlt es sich so an, als ob bei der OP im Unterbauch etwas verletzt wurde und bisher nicht stabil zusammengewachsen ist, bzw. etwas so verwachsen ist, dass eine freie Bewegung nicht mehr möglich ist, ohne dass der Bereich bei der kleinsten Dehnung spannt und/oder reißt. Auch 2,5 Jahre nach der OP kann ich den OP-Verlauf vom Bauchnabel über die Bauchmitte bis zum Gebärmutterstumpf deutlich spüren.

Das einzige, was keine Schmerzen verursacht, ist nichts zu tun. Das heißt, mich nicht bewegen, nicht sitzen. Lediglich Liegen in angewinkelter Position macht keine Reizung. Bringt jedoch auch keine Besserung, wenn die Schmerzen da sind.


Beschreibung der Entzündungen
Hinzu kommt, dass ich weiterhin die ursprünglichen Entzündungen habe. Eventuell resultieren diese auch inzwischen von zu starker Dehnung oder Belastung im Bauch.
Ein Entzündungsschub baut sich meist beginnend mit einem punktuellen, stechenden bis reißenden Schmerz im linken Unterbauch auf. Je nach Schwere der Entzündung breitet sich der Schmerz entlang dem Darm nach oben oder unten aus. Jede Bewegung, Erschütterung, Lageveränderung der Organe oder Darmbewegung verursachen dann einen sehr starken reißenden Schmerz. Ich kann mich dann nur sehr langsam in gekrümmter Haltung bewegen. Manchmal habe ich auch erhöhte Temperatur, im Labor sind die Entzündungswerte stark erhöht. Ein Entzündungsschub dauert je nach Schwere 2-10 Tage. Danach ist die Entzündung zwar abgeklungen, aber es besteht wochenlang eine stark erhöhte Empfindlichkeit im gesamten Bauchraum. Es fühlt sich an, als ob bei der kleinsten falschen Bewegung wieder etwas reißt. Antibiotikum habe ich nur einmal genommen, ohne Erfolg. Bei einer starken Entzündung nehme ich Ibuprofen gegen die Schmerzen und die Entzündung. Seit der OP habe ich verstärkt Probleme nach einem Entzündungsschub, da sich der OP-Bereich dann über Tage bis Wochen wie frisch operiert anfühlt. Um mich richtig von einer Entzündung zu erholen dauert es Wochen bis Monate (bis zu einem halben Jahr).

Bisherige Maßnahmen gegen OP-Beschwerden
Alle Arztbesuche bei Chirurgen, Gynäkologen, Internisten und Neurologen verliefen bisher ohne Ergebnis. Kein Arzt kann mir bisher sagen, woher die Probleme nach der OP kommen. Auch eine weitere diagnostische Bauchspiegelung im Juni 2019 blieb ohne Ergebnis.

Besuche und Behandlungen bei verschiedenen Osteopathen, Heilpraktikern und Kinesiologen haben keine Verbesserung gebracht.

Schmerzmittel helfen nicht, Akkupunktur war ohne Erfolg.

Bei Untersuchungen in Form von CT, MRT, Ultraschall oder Abtasten können die Ärzte nichts Auffälliges feststellen.

Bisherige Maßnahmen gegen Entzündungen
Ich habe bisher keine Ursache erkennen können, wodurch sich ein Entzündungsschub aufbaut. Meine Ernährung beobachte ich seit Jahren, kann aber bisher keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und einer Entzündung feststellen. Jedoch bin ich inzwischen sehr vorsichtig geworden und verliere immer mehr an Gewicht.

Weitere Auffälligkeiten
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass ich seit ca. 20 Jahren bei starken Schmerzen im Bauch (Menstruationsbeschwerden) am 2. Tag einen roten Ausschlag am Rumpf bekomme. Dieser Ausschlag juckt nicht, macht keine Pusteln und ist am Rumpf nur einen Tag vorhanden. Bei sehr starken Schmerzen weitet sich dieser Ausschlag bis in die Arme, Beine und Hals aus. Dort hält er sich ca. 2 Tage. Ich habe mit dem Ausschlag ein Gefühl der Hitze auf der Haut, manchmal auch Fieber. Über 2-3 Tage fühlen sich meine Bauchorgane wie wund an, d.h. ich kann jeden Schluck Wasser im Magen spüren. Das alles klingt nach ein paar Tagen ab und ca. 2 Wochen später schält sich meine Haut an den Handballen. Auch hierfür hatte bisher noch niemand eine Erklärung.

 

 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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11.11.2020, 22:22 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo schmerzfreiundgesund,

die Beschwerden sind natürlcih tatsächlich sehr einzigartig und lassen sich sicherlich gewöhnlich einordnen. Letztlich dürfen wir ohne eigene Untersuchund leider auch keine Diagnose stellen oder Therapieempfehlung geben, sicherlich erwarten Sie das aber wohl einerseits nicht, andererseits könnten wir das wohl auch nach mehreren Untersuchungen wohl nicht so einfach.
Was an vorderster Stelle steht, sind natürlich diese Schmerzen und die wahrscheinlichen Entzündungen. Und hier ist die wohl alles entscheidende Frage, woher das kommt, worauf einfach niemand eine Antwort hat. Also gilt es wohl, "um die Ecke" weiterzuüberlegen.
bezüglich der Entzündungen scheint es sich ja - wie eben jede Entzündung - um eine Reaktion des Immunsystems zu handeln. Das kann natürlich normal gerechtfertigt sein, diese roten Verfärbungen, die Sie beschreiben, deuten aber darauf hin, dass das Immunsystem "über das Ziel hinausschießt". Wurde denn hier bereits versucht mit Entzündungshemmern, wie z.B. Cortison zu behandeln? Dadurch wird das Immunsystem bekanntlich deutlich gebremst.
Gleichzeitig besteht aber hierbei die Gefahr, dass eine notwendige Immunreaktion gestoppt werden könnte. Dies könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn die Schmerzen durch eine kleine Verletzung in der Darmwand entstehen und Darmbakterien herausdringen könnten. Das würde auch zu einer Entzündung führen.
Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit hierfür eher gering, da hierbei normalerweise ein regelmäßiger Einsatz von Antibiotika erforderlich wäre und es würde wahrscheinlich auch zu Aufenthalten auf der Intensivstation kommen. Trotzdem, auch das Austreten kleiner Mengen könnte die Ursache sein, insofern ist der Behandlungsvorschlag, einen Teil des Darms zu entfernen, sicherlich gerechtfertigt.
Auf der anderen Seite steht aber die Frage, was passiert, wenn der Eingriff nicht hilft. Natürlich sollte dann weiter überlegt werden, was noch in Frage kommt, wünschenswert wäre natürlich ein "Plan B", der sich aber leider nach so vielen erfolglosen Diagnostikversuchen wohl nicht finden lassen wird.
Aus unserer Sicht scheinen zwischenzeitlich ein Behandlungsversucht mit einem "Immundämpfer" gerechtfertigt, vorher sollte aber noch die Vorstellung bei einem Rheumatologen, gegebenenfalls einer solchen Abteilung in einer Universitätsklinik, stattfinden. Es könnte sich auch um eine seltene Autoimmunerkrankung handeln. Die roten Stellen und die schälende Haut sollte gegebenenfalls auch von einem Dermatologen untersucht werden.
Falls weitere Fragen auftreten, sind wir natürlich gerne wieder für Sie da.

Bis dahin wünschen wir alles Gute - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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