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Leber / Leberwerte / Sklerenikterus

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Innere Medizin | Expertenfrage

01.03.2021 | 13:39 Uhr

Hallo liebes Lifeline-Expertenteam,

mich beschäftigt dieses Thema jetzt bereits seit 2 Jahren und ich war damit auch schon bei meinem Hausarzt / Internisten. Folgende Fragestellung / Untersuchungen / Ergebnisse liegen mir vor:

Zu meiner Person: 33 Jahre / Männlich, 172 cm bei 75 Kilogramm / Nichtraucher / Tätowiert / Alkohol selten (5 x Jahr in Maßen)  / keine Medikamente oder Vorerkrankungen bekannt / heller Hauttyp

Um was geht es: Durch Zufall entdeckte ich vor zwei Jahren eine Verfärbung (orange/ lachsfarben) meines Augenweiß unter dem Lid bzw. von außen nach innen, bei eindrehen des Auges. Laut Recherche auf Bildern von mir für mich ersichtlich seit bereits 2010. (gleichbleibend, nicht mehr, nicht weniger) Ich habe oft sehr trockene und kratzende Augen, man sieht deutlich rote Äderchen. Jemand drittes fällt die Verfärbung nicht auf, ich werde nicht darauf angesprochen.

Besuch und Untersuchungsergebnisse Internist / Hausarzt:

1 x entnommen im Oktober 2018:
- BIL GES: 1,3 mg/dl / Ref.: 0,1-1,2 mg/dl
- BIL direkt: 0,50 mg/dl / Ref.: < 0.30 mg/dl
- BIL indirekt: 0,80 mg/dl / Ref.: < 0.75 mg/dl
- AST: 15 U/L / REF: 10-50 U/L
- ALT: 17 U/L / REF: 10-50 U/L
- GGT: 15 U/L / REF: <60 U/L
- AP: 60 U/L / REF 40-130 U/L
- AMYL: 72 U/L / REF <110 U/L
- Quick: 84% / REF >70%
- INR: 1,11% / REF <1,3 sec
- PTT: 33 sec / REF <37sec
- HEP B: negativ
- HEP C: negativ
- großes Blutbild: ohne Befund

Blutwerte Januar 19 / Juni 19 / November 19
AP: 60 / 71 / 53 U/L - REF 40-130 U/L
AMYL: 72 / 70 / 78 U/L - REF <110 U/L
GGT: 17 / 19 / 23 U/L - REF: <60 U/L
AST: 17 / 22 / 25 U/L - REF: 10-50 U/L
ALT: 19 / 31 / 40 U/L - REF: 10-50 U/L
BILI: 0,6 / 0,9 / 1,1 mg/dl - REF: 0,1-1,2 mg/ dl

Zur Info: Ich habe weder dunklen Urin, farblosen Stuhlgang, kein Juckreiz, keine Unterbauchschmerzen, kein Fieber, keine ungewollte Gewichtsabnahme, fühle mich nicht müde / schlapp oder abgeschlagen.

Das Ergebnis des GEN-Test: 
Hämochromatose Mutationsanalyse:
- C282Y: positiv heterozygot
- H63D: negativ
- S65C: negativ

2 x Ultraschall & Tastbefund: OB

Ultraschall von allen Bauchorganen, bei der auch Leber und Gallenblase unauffällig waren. 

Fazit laut ihm: Wir können nennen Haken daran machen, es gibt keinerlei Anzeichen für eine Leberschädigung. Vermutung: familiäres Hyperbilirubin-Syndrom

Leider finde ich keine Möglichkeit ein Bild hochzuladen, damit Sie sich selbst einen Eindruck verschaffen können.

 

Meine Fragen dazu:

- Wie sensibel sind die o.g. Blutwerte, insbesondere Leberwerte

- Schließen die o.g. Werte einen Leberschaden aus?

- Wurde hier etwas wichtiges übersehen?

- Kann man in Ultraschall auch schon kleine Leberschäden / Veränderungen erkennen?

- Ich habe leicht rötliche Handflächen und winzige kleine rote Äderchen an den Unterarmen und Innenarm-Inneseite, die man wegdrücken kann. (Sehen nicht aus wie Spider Naevi, mit rotem pulsierenden Punkt) - Hautarzt meinte: senile Hämangiome

Ich habe bereits 5 kg abgenommen und es sollen noch 5 kg Folgen, ernähre mich gesund und bewege mich alle 2 Tage.

Danke vorab und Grüße,

Nils

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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03.03.2021, 13:00 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Nils,

vorab einmal zur Beruhigung:
Ja, um Ihre Leber brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Wäre in der Leber irgendein Schaden, der sich im Bilirubin bemerkbar machen würde, würde sich das auch in den anderen Leberwerten niederschlagen. Sie können bezüglich Ihrer Leber absolut beruhigt sein. Besorgniserregender wäre die Konstellation eher andersherum, wenn die Leberwerte dauerhaft erhöht wären. So gibt es keinen Grund zuŕ Sorge. Damit gibt es auch keinen Hinweis darauf, dass etwas übersehen wurde.
Auch die kleinen Äderchen würden wir nicht überbewerten, wenn der Hautarzt das bereits gesehen und so eingeschätzt hat, deuten auch diese nicht auf einen Leberschaden hin.
Auch aus unserer Sicht scheint es sich bei den Befunden eher um nichts besorgniserregendes zu handeln. Sie fühlen sich gut, die Werte sind unauffällig, Organschäden konnten nicht gefunden werden - machen Sie sich keine Sorgen.

Wir hoffen, wir konnten Sie beruhigen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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03.03.2021, 20:35 Uhr
Antwort

Hallo liebes Lifeline Gesundheitsteam,

erstmal vielen Dank für die Antworten und die beruhigenden Worte. Es wäre toll, wenn Sie mir noch hierzu eine Antwort geben könnten:

  • Gibt es Lebererkrankungen die man anhand der Werte AST,ALT,Gamma-GT,AP nicht erkennt?
  • Kann ich bei einem Gesamtbilirubin von < 2 mg/dl überhaupt einen Skelerenikterus haben? 
  • Welche Blutwerte wären denn bei einer Fettleber oder NASH erhöht? Mein Internist meinte beim Ultraschall nur: Größe, Form und Echodichte normal - im direkten Vergleich zur Niere einen Ticken heller, aber so minimal, dass er das nicht als pathologisch einstufen würde. Meinte er damit eine Fettleber? Also wäre es dann heller?
  • Empfinden Sie einen Morbus Meulengracht / Dubin-Johnson etc. aufgrund der Blutwerte als naheliegend?
  • Erkennt man eine Anämie / Hämolyse am Differentialblutbild?

 

Das war’s dann auch, versprochen. ;)

Vielen vielen Dank und herzliche Grüße,
Nils

Lifeline Gesundheitsteam
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06.03.2021, 09:49 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Nils1988,

natürlich gibt es auch Lebererkrankungen, die man nicht anhand der Werte AST, ALT, gammaGT und AP nicht erkennt. 

Meist kommt es erst zu einem Ikterus der Haut und der Skleren ab einem Bilirubin 2mg/dl.

Wenn die Echodichte Ihrer Leber einen kleinen Ticken heller ist, als die Niere, kann das zB für eine initiale Fettleber I° sprechen, hier empfehlen wir eine Lifestylemodifikation.

Der Morbus Meulengracht ist eine Ausschlussdiagnose. Via Internetforum dürfen wir außerdem ohne Vorliegen der Befunde, ausführliche Anamnese und genaue körperliche Untersuchung keine Diagnosen stellen. Das wäre in Deutschland sogar illegal. Solche Werte könnten jedoch auch einfach als diskrete Hyperbilirubinämie ohne pathologischen Wert gesehen werden. 

Und ja, eine Anämie oder Hämolyse erkennt man im Differentialblutbild. 

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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06.03.2021, 13:01 Uhr
Kommentar

Hallo liebes Lifeline-Expertenteam,

super, vielen Dank für die Informationen und Antworten. Leider fehlt in der Praxis oftmals die Zeit für solche Fragen bzw. Antworten. 

Mir ist bewusst, dass eine Hämochromatose, ein Morbus Wilson, eine Autoimmunhepatitis etc. anfänglich nicht unbedingt mit erhöhten Leberwerten einhergehen muss. Früher oder später, findet aber bei allen ja zumindest in einen bestimmten Rahmen, eine Leberzellschädigung statt, sei es durch Eisen- oder Kupfereinlagerung oder eine Immunreaktion. 

Deshalb sollte diese Aussage doch zutreffen, oder?

Zitat aus Quelle www.ladr.de / Ausgabe 256 · 11/2017: „Mit der simultanen Bestimmung von GOT (AST), GPT (ALT) und Gamma-GT lassen sich 95 % aller Lebererkrankungen erkennen, wobei die Höhe der Werte selten Rück- schlüsse auf das Ausmaß der Leberschädigung zulässt.“

Und somit kann bei mir, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, keine Leberschädigung vorhanden sein.

Vielen Dank und ein erholsames Wochenende, Nils

Lifeline Gesundheitsteam
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07.03.2021, 21:24 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Nils,

genau so ist es. Die Restwahrscheinlichkeit ist sehr sehr gering. Auch die Familienanamnese sollte berücksichtigt werden, wenn es in Ihrer Familie noch keine Fälle von irgendwelchen seltenen Lebererkrankungen gab, ist es nochmal unwahrscheinlicher, dass bei Ihnen jetzt etwas vorliegt. Deswegen können Sie ziemlich sicher ganz beruhigt sein.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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07.03.2021, 22:27 Uhr
Kommentar

Hallo liebes Lifeline-Expertenteam,

nochmals herzlichsten Dank für die Antworten. Es ist leider nicht selbstverständlich, dass man sich die Zeit dafür nimmt, solche Fragen zu beantworten, viel eher, wird man als Hypochonder eingestuft, nur weil man Sachen verstehen möchte und hinterfragt. Also herzlichen Dank! :)

Zu Ihrer Anmerkung oben bzgl. Familienanamnese, deshalb wurde bei mir auch ein Gentest auf Hämochromatose durchgeführt, da meine Tante eben an dieser Eisenspeicherkrankheit leidet. Dieser Genest hat ergeben, dass ich zwar einseitiger Träger bin, also heterozygoter Träger - aber eben nicht homonzygoter Träger und somit keine Eisenüberladung stattfindet. Ansonsten sind keine Vorerkrankungen im Zusammenhang mit der Leber bekannt.

Vielen Dank und bleiben Sie gesund, in den doch sehr seltsamen Zeiten.

Viele Grüße Nils

Lifeline Gesundheitsteam
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07.03.2021, 22:43 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Nils,

herzlichen Dank für Ihr Lob. Es freut uns persönlich wirklich sehr, dass wir Ihnen helfen konnten.
Ein Lob auch an Ihre Ärzte, die die Hämochromatose überprüft und ausgeschlossen haben. Offensichtlich befinden Sie sich in guten Händen.
Seien Sie also ganz entspannt und bleiben auch Sie gesund!

- Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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19.03.2021, 22:09 Uhr
Kommentar

Hallo liebes Lifeline-Team,

ich habe wirklich lange überlegt, ob ich hier noch eine Frage stelle, aber es lässt mir einfach keine Ruhe. Ich habe heute Mittag mal versucht ein Bild von meinem Auge zu machen und zwar von dem Bereich, der mich beunruhigt und aufgrund dessen auch schon 4 x das Bilirubin bestimmt wurde. (s.o.) Der Augenarzt meinte, nein er glaubt nicht das es ein Skelerenikterus ist, es gehe eher ins Lachsfarbene. Mein Internist war sich unsicher und verlässt sich auf die o.g. Blutwerte + Differentialbludbild + 2 x Sono ohne Befund. Mich verunsichert es einfach nur. Die Verfärbung ist immer gleich, nicht mehr, nicht weniger und ich weiß, dass sie bereits seit mindestens 8 Jahren so ist. Sie war auch genau so, vor jeder Bilirubin Bestimmung. Was mich dann aber immer gewundert hat, dass das Bilirubin in der Norm war. Schwankt dieser Wert so stark im Tagesverlauf? Blutabnahme war immer morgens nüchtern. 

Ich verlinke das Bild hier: https://share-your-photo.com/1d77162e73

Ich weiß, dass Sie keine Diagnosen stellen dürfen, das möchte ich auch keinesfalls von Ihnen, aber wie interpretieren Sie die Verfärbung? Sieht so ein Skelerenikterus aus? Kann dieser aber seit mindestens 8 Jahren und vermutlich noch länger bestehen und alle anderem Leberwerte unauffällig sein? Meulengracht?

Ich wäre Ihnen unendlich dankbar, wenn sie mir hier ein ehrliches Feedback dazu geben könnten.

Viele Grüße Nils

Lifeline Gesundheitsteam
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21.03.2021, 16:11 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Nils,

wenn der Bilirubinwert immer normal ist, ist es kein Sklerenikterus. Das Bilirubin verteilt sich überall im Blut und Körper, es wird über die Nieren ausgeschieden, das heißt, es dauert einfach längere Zeit, bis es aus dem Blut entfernt ist. Deswegen schwankt der Wert nicht über eine so kurze Zeit. Auch ein Morbus Meulengracht scheidet dann aus.
Es passt nicht dazu, dass Ihre Leber geschädigt ist.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen nochmal weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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