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Harnwegsinfektionen mit nicht nachweisbarem Erreger

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Innere Medizin | Expertenfrage

01.01.2010 | 10:06 Uhr

Ich habe seit etwa 2 Jahren Problemen mit immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen, für die sich keine Erreger nachweisen lassen. Muss dazu sagen, dass ich im Ausland (Philippinen) lebe und daher die deutschen Fachausdrücke für einige hier wiedergegebene Daten nicht genau kenne und daher lieber auf Englisch stehen lasse.

Als diese Infektion das erste mal auftrat, habe ich gelegentlichen weißlichen Ausfluss bemerkt, sonst aber keinerlei Beschwerden, eine Urinanalyse ergab den Verdacht auf eine Bakterieninfektion, die mikroskopische Untersuchung des Sekrets wies nur weiße Blutkörperchen auf, jedoch war ein Bakterium nicht nachzuweisen. Es wurde mit verschiedenen Antibiotika behandelt, eine Kombibehandlung mit 2 Antibiotikas gleichzeitig über etwa 2 Wochen ergab für einen Zeitraum von etwa 3-4 Wochen keinerlei Ausfluss mehr, danach trat gelegentlich wieder, jedoch minimaler klarer Ausfluss auf.

Eine Spermaprobe ergab einen multiresistenten Staphylokkokus aureus. Ich habe diese Spermaprobe dann insgesamt dreimal wiederholt, es ergab dreimal einen Staphylokkus aureus, jedoch dreimal verschiedene Resistenzen und Sensitivitäten

Mein Arzt hier betrachtete diese 3 Spermaproben als verunreinigt, da es offensichtlich 3 mal ein verschiedenes Bakterium war, das gefunden wurde, er stellte dann die Diagnose Prostatitis, mit der ich, soweit ich das verstanden habe, wohl leben müsse. Wie bereits erwähnt, sonstige Beschwerden waren keinerlei vorhanden.

Ein anderer Arzt, den ich konsultiert habe, sagte mir, ich hätte eine nicht ausgeheilte Geschlechtskrankheit, was möglich sein könnte. Er hatte mir wieder Doxicyclin und Ciprofloxacin verschrieben. Ich sagte ihm, dass ich das bereits genommen hatte und er meinte, es wäre unterdosiert gewesen, ich bräuchte eine höhere Dosis, 1 g Ciprofloxacin täglich und 3 x 500 mg Doxicyclin für 14 Tage (Körpergewicht 75 kg). Ich habe dies damals jedoch nicht durchgeführt, da ich Zweifel an der Diagnose hatte. Insbesondere da ich zwischendurch weiterhin hin- und wieder Untersuchungen durchführen habe lassen, das Ergebnis war das letzte Mal wieder ohne Befund. Insbesondere nach Verkehr oder Urinablassen stelle ich aber fest, dass ein klarer Ausfluss einige Zeit danach ausläuft, aber in sehr geringen Mengen, jedoch zuviel um normal zu sein, ansonsten ist der Ausfluss kaum wahrnehmbar, meist nur nach der Einnahme von Alkohol.

Vor einer guten Woche stellte ich nun wiederum weiß-gelblichen Ausfluss, insbesondere morgens, fest sowie minimales Brennen beim Wasserlassen. Eine Urinanalyse ergab weiße und rote Blutkörperchen im Bereich 0-2, sowie few bacteria, few epithelial cells und few mucus threads. Laut Auswertungen nicht unbedingt ein klarer Hinweis auf eine Bakterieninfektion, insbesondere wegen des minimalen Werts an weißen Blutkörperchen. Eine Bakterienkultur des Urins ergab kein Wachstum. Der Kultur des Ausflusses befindet sich noch im Labor, ich rechne aber auch hier aufgrund der Voruntersuchungen wieder entweder mit keinem Befund oder dem altbekannten multiresistenten Staphilokokkus, der wahrscheinlich in der Probe sein wird.

Hochdosierte, kombiniert eingenommene Antibiotika bringen sofortige Besserung, da ich nun die mir vom letzten Arzt verschriebene, oben erwähnte Antibiotikakur angefangen habe und bereits nach 1 Tag ist der Ausfluss komplett vergangen, ebenso kein Brennen mehr. Ebenso wie bisher rechne ich aber damit, dass er nach Absetzen der Medikamente wieder auftreten wird.


Weitere Ärzte hier brauche ich wohl nicht mehr konsultieren, denn ich habe das Gefühl, dass diese hier bereits alles gesagt haben, was sie wissen. Ich bin nun ziemlich ratlos, wie ich mich weiter verhalten soll? Was mag es also sein, was dies verursacht? Prostatitis? Eine chronische, immer wieder auftretende verschleppte Geschlechtskrankheit, die nicht mehr nachzuweisen ist? Eine Harnwegsinfektion, die immer wieder aufgrund zuwenig Flüssigkeitsaufnahme auftritt und ebenfalls keine Erreger sehen lässt? Ich wäre sehr froh, wenn ich hier eine Expertenmeinung über dieses Problem erfahren würde.

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03.01.2010, 07:14 Uhr
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Hallo,

so wie sich das anhört, habt ihr ja schon ne Menge Diagnostik betrieben. Sind denn auch lokale Hautreaktionen festzustellen? Sind ein Pilzbefall ausgeschlossen? Und ein Tipp: Bei Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit, wäre es meiner Meinung nach Sinnvoll auch mal den Partner zu untersuchen. Ansonsten kann ich nur raten die weitere Abklärung der Beschwerden in Deutschland durchführen zu lassen und nicht gerade auf den Phillipinen. Ich selbst hatte mal ne Lebensmittelvergiftung und bin mit Verdacht auf Hepatitis ins Krankenhaus eingeliefert worden :-) Wünsche alles Beste!!

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03.01.2010, 15:30 Uhr
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Vielen Dank, ja das hatte ich noch vergessen anzumerken, meine Partnerin habe ich das letzte mal mituntersuchen lassen, da sie ebenfalls Bescherden hatte. Vor der Antibiotikakur kam ein ebenfalls untypisches Bakterium heraus, den Namen habe ich jetzt leider vergessen, aber der Arzt meinte, ebenfalls verunreinigte Probe, aber kein Staphylokkus. Nach der Antibiotikakur hat sie eine sogenannte Papsmear gemacht, was dem in deutsch entspricht, weiß ich leider nicht, jedenfalls ein Abstrich vom Vaginalsekret. Sämtliche Untersuchungen verliefen negativ, aber die Ärztin meinte, es bestünde ein inflammotry background, was auch immer das heißt, war aber im Untersuchungsbericht auch nicht näher erläutert. Sie hat gemeint, wenn sie mit dem Vaginalgeruch nicht zufrieden wäre, sollte sie Vaginalzäpfen nehmen, ein Antibiotikum, das normalerweise gegen Trichonomaden verwendet wird. Das hat dann für ca. 1 Woche nach der Einnahme sehr gut gewirkt, danach hat sich der Geruch wieder eingestellt.

Hautreaktionen gibt es keine, Pilzbefall wurde soweit ich das weiß, bei der Papsmear mituntersucht. Wie kann man als Mann denn eine Pilzuntersuchung durchführen lassen? In Deutschland bin ich leider nicht mehr versichert.

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03.01.2010, 20:26 Uhr
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Hallo nochmal, eine Pilzinfektion des Genitaltraktes beim Mann kann durch einen simplen Abstrich abgeklärt werden. Aber einen Pilzbefall würdest du auch merken, da das Genital an der Schleimhaut dann kleine, rote Pünktchen zeigen würde, teilweise kann die Schleimhaut auch richtig rot und schmerzempfindlich sein.

Wenn du das bei Wikipedia mal eingibst oder googlst, findest du massenhaft Infos (teils mit Bildern), damit du selber schon mal schauen kannst, ob da so aussieht oder nicht.

Mit inflammatory backround ist auf jeden Fall eine entzündlicher Hintergrund gemeint. Falls das stimmt, müsste der CRP-Wert im Blut (das ist der Entzündungswert) deutlich erhöht sein. Allerdings kann man sich nicht alleine auf den CRP verlassen, da schon eine kleine Wunde, die entzündet ist, mit hohen CRP-Werten einhergehen kann. Sollte der CRP aber kleiner 5 sein, ist eine entzündliche Ursache schon mal ausgeschlossen.

Trichomonaden kommen soweit ich weiss häufiger vor, können einen gewissen Geruch verursachen, stellen aber keine Geschlechtskrankheit dar.

Ich kann und darf Dir hier leider keine möglichen Diagnosen oder Behandlungen nennen, weil das hier den Experten vorbehalten ist und ich kein Arzt bin, aber Rettungsassistent im Rettungsdienst.

Wenn du in Deutschland nicht mehr versichert bist, dann würde ich (wenn ich so etwas hätte) die gesamte Diagnostik durchlaufen lassen, d.h. Blutuntersuchungen, Antibiogramm (das ist ein Test auf Resistenz bestimmter Keime), Abstrich mit Bestimmung etc. pp.

Des Weiteren würde ich auch nicht zu jedem normalen Arzt gehen, sondern eher einen Urologen aufsuchen, das fällt normalerweise in dessen Zuständigkeit (bei Geschlechtskrankheiten auch Fachärzte für Haut und Geschlechtskrankheiten).

Auf jeden Fall denke ich, dass du im Fachbereich innere Medizin nicht so ganz richtig bist.

An unsere Experten: Ich hoffe nicht zuviel hierzu geschrieben zu haben. Ich möchte eindeutig darauf hinweisen, dass mein Beitrag Ihren Rat hier nicht ersetzen soll !! , sondern lediglich ein Gedankenanstoß für den Betroffen darstellen soll. Evtl. sehen die Experten dies hier ja auch so wie ich?

Viele Grüsse und alles Gute für die Zukunft

P.S.: Wenn du Dich mit Antibiotika vollstopfen lässt, finde ich das auch nicht gerade dufte, weil du damit Resistenzen sogar noch förderst. Zumal ist Ciprofloxacin schon ein hochpotentes Antibiotikum (Breitband), was eigentlich genau in die Indikation passen würde. Was macht es also für einen Sinn, Antibiotika zu nehmen, wenn es zu keinem zufriedenstellendem Endergebnis führt und sogar noch auf Dauer die Resistenz fördert?

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04.01.2010, 07:37 Uhr
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In solchen Situation kann man Antibiotika wie Nitrofurantoin vorbeugend einnehmen. Vorab sollte aber geklärt werden, daß nicht irgendwelche anatomischen VEränderungen wie bspw. Fisteln der Auslöser für die ständig wiederkehrenden Probleme und vor allem den Ausfluß sind, der als Ausdruck eines reinen Harnwegsinfektes sehr untypisch ist!!

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04.01.2010, 13:06 Uhr
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Vielen Dank für die vielen Hinweise, ich schätze, was ich hier bräuchte, wäre wohl ein Arzt vor Ort, der sich mit so was auskennt, denn viele der Dinge, die ich hier lese, sind noch niemals zur Sprache gebracht worden. In die Zuständigkeit eines Hautarztes fällt das hier nicht, ggf. müsste ich mal versuchen, ob ich einen Urologen finde. Es gibt hier Ärzte mit Fachgebiet ansteckende Krankheiten, bin mir aber nicht sicher, ob das nicht zu allgemein ist, einen habe ich schon hinter mir, der wußte auch nichts anderes als Prostatitis.

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09.01.2010, 08:23 Uhr
Antwort

Vorgestern habe ich nun das Ergebnis der Untersuchung des Ausflusses erhalten. Es handelt sich um eine Neisseria Gonorrheae, also einen Tripper.

Ich bin ebenso überrascht wie auch ein wenig erleichtert über das Ergebnis, da es sich diesmal aller Wahrscheinlichkeit nach wohl nicht um eine Fehldiagnose handelt.

Man mag sich nun fragen, wo dies herkommen kann, da ich zumindest bei mir eine frische Infektion mit einer Geschlechtskrankheit vollkommen ausschließen kann. Selbst bei meiner Partnerin, die man sonst dafür verantwortlich machen könnte, kann ich es seit Anfang Dezember komplett ausschließen, da wir wegen Umzugsstress beide keinen Fuß mehr getrennt aus dem Haus getan haben. Dass eine Gonorrheae einen Menschen von einer öffentlichen Toilette oder sonst wo hinterrücks heimtückisch anspringt, dürfte wohl eher unwahrscheinlich sein. Normalerweise sind auch die Inkubationszeiten hierfür sehr kurz, aber was ich nun Informationen darüber gesammelt habe, können sie durchaus auch unbemerkt verlaufen, insgesamt spricht aber doch einiges gegen eine frische Infektion.

Da ich mich in den letzten beiden Jahren permanent habe untersuchen lassen, aufgrund der bereits geschilderten Probleme, bin ich sehr überrascht, dass erst jetzt dieses Ergebnis entsteht. Mag es vielleicht auch an dem neuartigen, diesmal erstmals steril verpackten Teströhrchen liegen, das ich diesmal erhalten habe, im Gegensatz zu den bisher verabreichten, mit Mehrwegröhrchen und Gummistöpsel versehenen Teilen, die ich bisher immer erhalten habe, und die jedes Mal einen Staphylokokkus ergeben haben.

Jedenfalls, aufgrund der gegebenen Umstände, dass die Infektion ein mäßiges Wachstum aufweist, die Infektion aufgrund der Urinanalyse nicht eindeutig aufzeigbar war, ich bereits seit 2 Jahren immer wieder Probleme habe und auch meine Partnerin einen dauerhaft irritierenden Geruch seit längerer Zeit an sich feststellt, der „inflammatory background“ auch bei der letzten Papsmear vor einem halben Jahr bestand, nehme ich an, dass es sich hier um eine seit langem festgesetzte Infektion handelt, die nie klar nachweisbar war und auch nie endgültig ausgeheilt ist, aber anscheinend immer wieder mal aufflammt.

Die untersuchte Probe habe ich vor der ersten Einnahme von Ciprofloxacin entnommen und unglücklicherweise ist das Bakterium gegen gerade dieses Antibiotikum resistent, ebenso wie gegen einige andere, die ich zufälligerweise in der Vergangenheit bereits eingenommen habe, was weiterhin nahe legt, dass es sich um eine bereits längere Zeit vorhandene Infektion handeln dürfte, obwohl ich bereits früher auch diese Antibiotika über einen langen Zeitraum eingenommen hatte. Das andere Antibiotikum, Doxicyclin, wurde leider vergessen auf Sensitivität zu testen.

Sensitiv ist es nunmehr gegen noch drei hier oral verabreichbare Medikamente: Amoxicillin/Clavulanic Acid, Cefuroxim und Cephalexin. Ich habe mich zunächst für Cephalexin entschieden, da ich gelesen habe, dass dieses auch gegen chronische und akute Prostatitis verwendet wird. Eigentlich würde laut Hersteller bei einfacher Gonorrheae eine Einmaldosis von 1000 mg empfohlen. Da ich jedoch davon ausgehe, dass es sich nicht um eine einfache Form handelt, nehmen wir nun, auch auf Anraten des Arztes, der allerdings auch einen nicht sehr überzeugenden Eindruck bei der Beratung machte, 3 x täglich 500 mg nach einer Erstdosis von 1000 mg einmalig. Einen Urologen konnte ich allerdings bisher nicht konsultieren, da es hier nur sehr wenige gibt.

Ergebnis der bisherigen 2 Tage: Meine Partnerin hat immer noch weißlichen Ausfluss, jedoch nunmehr erstaunlicherweise in erstmals absolut geruchsneutraler Form. Bei mir morgens, wie auch bisher seit Einnahme von Doxicyclin/Ciprofloxacin, unverändert morgens ein kleiner klarer Tropfen, nicht mehr weißlich und nach Wasserlassen nach wie vor leichtes Nachtropfen mit einer leicht schleimigen Flüssigkeit.

Eine Veränderung nach Einnahme des neuen Medikamentes hat sich also bei mir wiederum nicht eingestellt, was mich etwas beunruhigt.

Meine Frage an die Experten also nun:

1. Welches der Medikamente und in welcher Dosierung wäre empfehlenswert und wie lange sollte es eingenommen werden?

2. Sollten gegebenenfalls zwei Medikamente gleichzeitig eingenommen werden, um eine erneute Unterdosierung gegen diese hartnäckige Infektion zu vermeiden?

3. Ist überhaupt irgendwann mit einem vollständigen Ausbleiben der Ausflusssymptome zu rechnen?

4. Ist es möglich, dass die Sensitivität, die im Labor getestet wird und hier festgestellt wurde, im menschlichen Körper möglicherweise ganz anders verläuft und die Medikamente das Bakterium in der Laborkultur zwar bekämpfen konnten, aber im Körper dies nicht bewerkstelligen können und das Bakterium hier schon während der Einnahme eine Resistenz ausbilden kann?

Vielen Dank im voraus und auch für die bisherigen hilfreichen Antworten.

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