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Gibt´s auch Fehldiagnosen beim Lungenemphysem ?

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Innere Medizin | Expertenfrage

15.06.2020 | 11:30 Uhr

Ich (50 Jahre) habe von 16 bis 37 Jahre geraucht. Bis 2000 ca. 15 Zigaretten/ Tag, ab 2000 wegen Wechsel des Arbeitgeber nur noch ca. 8 Zigaretten/ Tag. Seit 2007 keine Zigaretten mehr. Von ca. 2010 bis ca. 2012 gelegentliches „paffen“ von Zigarillos auf Feiern. Seit ca. 2012 total rauchfrei.

Seit mindestens 1996 (solange kenne ich schon meine Frau, die sich darüber aufregt) mehrmals täglich Räusperzwang. Gelegentlich auch Husten. Beides eher trocken. Manchmal spüre ich wohl, was abgehustet zu haben, aber das kommt erst gar nicht in den Rachen, das man es ausspucken könne, sondern verbleicht im Prinzip im Hals und wird sofort automatisch verschluckt. Habe auch das Gefühl, der Reiz wird in dieser Kuhle ausgelöst, die im Bereich Übergang Hals/ Kehlkopf, Brustbein liegt. Das ist jetzt auch nicht so ein bronchialer, tiefer Husten (wie gesagt, meistens eher Räuspern) sondern ein kurzes, einmaliges Husten. Kommt nicht zu einer bestimmten Tageszeit vor (also nicht wie typischer Raucherhusten morgens) sondern verteilt sich auf den Tag gleichermaßen. Wenn auffällig, dann evtl. das der Zwang oft nach dem Essen stärker ist und in kürzeren Abständen auftaucht. Wenn ich schlafe, dann weder Husten noch Räuspern sagt meine Frau.

Bis 2019 ca. 10 kg Übergewicht (Größe 190 cm, bis 2019 ca. 100 kg). Eigentlich immer sportlich, bis zum Alter von 39 Jahren insgesamt über 30 Jahre Handball gespielt. Ab 39 Jahre nur noch ganz selten 6km gejoggt. Dann im Juli 2019 erster Schock – völlig unerwartet 2 Stents implantiert. Danach typische Medikation mit 100mg ASS, 75mg Clopidorgel, 40mg Atorvastatin (bis Januar 2020). Im Mai 2020 Magenspiegelung, leichte, punktuelle Entzündungen der Magenschleimhaut, deswegen Umstellung der Medikation von 100mg ASS auf 75mg Clopidrogel. Aktuelle Medikation also: 75mg Clopidrogel und 10mg Atorvastatin. Gewichtsreduktion vom Ereignis im Juli 2019 bis nach der REHA Dezember 2019 um 12kg auf 88kg. Bis März/April weiter auf 85kg. Seit dieser Zeit pendelt mein Gewicht grob zwischen 84 und 86kg.

Ich hatte vermutlich schon früher gelegentlich das Gefühl, ab und zu „tiefer“ Luft holen zu müssen. Aber erst in der Zeit nach den Stents und der neuen Medikamente kam dazu, dass ich fast täglich das Gefühl habe, dass sich mein Brustkorn ab und zu beim Einatmen nicht weit genug aufdehnen kann und ein somit ein wenig „Restluft“ fehlt. Das ist sehr beängstigend, auch wenn ich das noch nicht als Atemnot empfinde. Ist mehr das Gefühl, als wenn die gesamte Muskulatur derart verkürzt ist, dass es ein korrektes Aufdehnen verhindert. Komischerweise verspüre ich dieses Gefühl eher bei Ruhe als bei Belastung. Ich jogge nun regelmäßig 6 bis 10 km (leide zwar schnell unter erhöhtem Puls und muss das joggen vorsichtshalber bei 160 bmp kurz unterbrechen. Das kommt bei 8km schon 5x vor, bei 140 bmp laufe ich weiter. Das dauert auch nur so 50 bis 100m). Außerdem fahre ich mehrmals in der Woche Moutainbike zwischen 30 und 40km pro Tour. Das vorgenannte Gefühl verspüre ich allenfalls noch beim losfahren oder am Anfang vom Sport. Je länger ich aber Sport mache, umso weniger ausgeprägt ist die Problematik – wenn überhaupt.

Wegen diesem blöden Gefühl mit dem Brustkorb erstmals in der REHA Lungenfunktionstest. Ergebnis: Erhöhte RV, TLC und RV/TLC Werte, erniedrigte MEF 25-75 Werte. Verdacht auf Lungenüberblähung. Allgemeinbefund: Brustkorb symmetrisch, Lungenseitengleich belüftet, vesikuläres Atemgeräusch, kein pathologisches Vitium auskultierbar, keine Rasselgeräusche, Herztöne rein, Herzaktion regelmäßig, keine Strömungsgeräusche.

Dann habe ich Lungenüberblähung gegoogelt und seit dem bi ich völlig verängstigt und lauf fast Amok und kann nicht mehr in Ruhe schlafen. Meine persönliche Wahrnehmung: Lungenüberlähung = Lungenemphysem = gibt’s nur in Verbindung mit COPD = nach kurzer Zeit Leben nur noch mit Sauerstoff = danach qualvoller Erstickungstod

Bin dann zum Lungenfacharzt. Nach Anamnese und abhorchen der Lungen (Lungen Vesikuläratmen) dachte der noch an Fehlmessung des Test in der REHA. Er wiederholte den Test mit, der aber wohl den in der REHA bestätigte:

VCmax-B:            SOLL: 5,57           IST: 6,16            -     111%

IRV-B:                   SOLL: -                  IST: 3,28            -                

ERV-B:                  SOLL: -                  IST: 2,28            -                

VT-B:                     SOLL: -                  IST: 3,28            -                

VCin-B:                 SOLL: 5,57           IST: 6,08            -     109%

FVCex:                 SOLL: 5,32           IST: 6,13 (4,8) handschriftlich dahinter - 115%

FEV1:                    SOLL: 4,26           IST: 4,57            -     107%

FEV1/VCmax:    SOLL: 78               IST: 74               -     95%

FIV1:                     SOLL: -                  IST: 5,90            -    

MEF25:                 SOLL: 2,34           IST: 1,56            -     67%

MEF50:                 SOLL: 5,34           IST: 4,10            -     77%

MEF75:                 SOLL: 8,48           IST: 7,60            -     90%

PEF:                       SOLL: 9,72           IST: 12,70         -     131%

RAWtot:              SOLL: .<0,30       IST: 0,16            -     53%

RAWex:               SOLL: .<0,30       IST: 0,20            -     68%

TLC-B:                   SOLL: 8,10           IST: 9,25            -     114%

TGV-B:                 SOLL: 3,81           IST: 5,37            -     141%

RV-B:                    SOLL: 2,33           IST: 3,09            -     132%

RV/TLC-B:           SOLL: 33               IST: 33               -     102%

Der Lungenfacharzt blieb dann ziemlich entspannt und meinte, die Lungenfunktion zeigt nur eine ganz leichte Obstruktion und eine leichte Überblähung. Ich sollte weiterhin nicht rauchen und den Arbeitsplatz nicht wechseln wo viel Luftverschmutzung ist. Außerdem jedes Jahr gegen Grippe impfen lassen. Dann würde sich das nicht ändern oder nicht großartig und was die Lebenserwartung anginge, könne ich normal alt werden.

Ich jedoch lese da nur Obstruktion und Lungenemphysem und assoziiere das mit COPD und wie beschrieben = Sauerstoff als nächste Stufe (wann auch immer ist dabei egal, ich bin erst 50 und selbst in 10 Jahren mit 60 Jahren einfach nur traurig und beängstigend), danach qualvoller Erstickungstod.

Mein Hausarzt möchte mich natürlich auch beruhigen und spricht ebenfalls von lediglich einer „überlasteten Lunge“ mit der ich ganz normal alt werde.

Auf meine Initiative dann aber doch ein CT ohne Kontrastmittel gemacht. Der erste Befund war noch erträglich. Ich hätte zwar eine Rarefizierung der Lungentextur ohne regionale Bedeutung, aber keine typischen panlobulären oder zentriobulären Veränderungen. Allerdings dezente Bronchialwandverdickungen wie bei einer Bronchitis. Außerdem keine Rundherde oder Infiltrate. Allerdings ebenso dezente Bronchiektasten. Wie gesagt, Mein Hausarzt meinte noch - ist doch alles in Ordnung - na ja, er bezog es vielleicht auf meine Angst vor Emphysemen. Dann kam aber einige Tage später eine Ergänzung zu dem Befund, indem es nur hieß: CT-morphologisch Bild der Emphysembronchitis. Da ging natürlich das Licht bei mir wieder aus. Also doch ein Emphysem = COPD …

Ich bin so verzweifelt. Ich kann das gar nicht verstehen. Eigentlich habe ich doch gar keine Leitsymptome, oder?  Ok, ich räuspere und Huste, aber dass doch schon soooo lange und jetzt erst die Überblähung (beim dem Wort Emphysem gruselt es mir nur)? Dabei ist der doch gar nicht typisch, also mit Auswurf oder soooo tief aus der Lunge gehustet. Ausserdem bin ich seit 20 Jahren damit schon bei Ärzten auf der Spurensuche – leider immer ohne Erfolg. Ich war schon wegen der Idee, einfach nur zu viele Speichelfluss zu haben, schon vor 15 Jahren damit bei der UNI Klinik in Münster. Jedenfalls ist nie jemand auf sowas gekommen. Ich kann mich auch nicht erinnern, wann ich mal eine Bronchitis gehabt habe und wie gesagt, allein im letzten Jahr ist meine Lungen von Kardiologen im Krankenhaus, von Kardiologen in der REHA, meinem Hausarzt und von Lungenfacharzt abgehört worden und immer wie oben beschrieben, Lungenseitengleich belüftet, vesikuläres Atemgeräusch. Und jetzt soll ich den Mist (sorry) haben?

Ich kann das irgendwie nicht glauben – auch wenn ich das Schicksal wohl akzeptieren muss – aber seit dem ich das alles weiß und darüber nachdenke, ist auch dieses Gefühl mit dem Brustkorb „gefühlt“ rapide schlechter geworden.

Wenn dies überhaupt jemand bis zu Ende gelesen hat, dann erstmal vielen Dank und nun komme ich zur wenig hoffungsvollen Frage: Besteht bei der Anamnese die Chance auf eine Fehldiagnose?

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15.06.2020, 12:00 Uhr
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Eine weitere Frage: Kann es auch sein, dass das Gefühl, das der Brustkorb sich nicht immer normal aufdehnen kann, auch mit der Einnahme von Clopidrogel bzw. Atorvastatin zusammenhängen ? Ich hatte ja das Statin in Verdacht, weil das ja auch im Intenet ziemlich verteufelt wird. Aber das ist ja schon auf 10mg täglich reduziert.

Allerdings hatte ich im März eine HNO Operation und wegen stärkerem Nachbluten blieb die Einnahme von (damals noch ASS) fast den ganzen März aus.

Im Mai hatte ich dann noch eine Kiefer OP und habe auch für mehrere Tage das Clopidrogel (hatte ja zwischenzeitlich das ASS getauscht) abgesetzt.

Ich bilde mir zumindestens ein, dass ich während des Verzichts auf diese Medikamente, keine bzw. viel weniger dieses Gefühl verspürt habe.

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