Avatar

Extrem beschleunigte Dünndarmpassage

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Innere Medizin | Expertenfrage

02.11.2009 | 07:49 Uhr

Hallo an die Experten hier,

ich habe wahrscheinlich eine recht schwierige Frage, aber ich hoffe es kann mir trotzdem jemand ein paar hilfreiche Hinweise geben.

Ich bin leider schon länger schwer erkrankt und hatte vor 4 Jahren eine Knochenmarktransplantation wegen einer schweren Autoimmunhämolytischen Anämie. Diese ist zum Glück gut gelaufen, aber ich habe so einige Nach- bzw. Nebenwirkungen der Therapie, z.B. eine chronische Graft-versus-host-Erkrankung der Mundschleimhaut und nehme deshalb auch durchgehend Immunsuppressiva: Ciclosporin, Prednisolon und Enbrel (wegen Spondylarthritis).

Ich habe außerdem seit Jahren Magen-/Darmprobleme (schon vor der KMT), u.a. ein perforiertes Ulcus und dann wegen weiterer chronischer Ucera eine 2/3-Magenresektion mit Y-Roux-Anastomose, danach noch eine erneute Bauchoperation, bei der die Anastomose neu angelegt wurde und Adhäsionen gelöst (2008).

Nach der Resektion wurde 2007 eine Laktoseintoleranz festgestellt. Mit einer laktosefreien Ernährung bin ich aber bis zu diesem Frühjahr damit ganz gut klar gekommen.
Dann aber kamen immer wieder Durchfälle trotz der Vermeidung von Laktose und ich habe auch wieder stark abgenommen (BMI derzeit 15!). Deshalb wurden nun vom Gasteroenterologen weitere Atemtest auf Fruktose und Sorbit gemacht, beide fielen deutlich positiv aus. Besonders auffällig war ein sehr schneller Anstieg, bereits nach der ersten Messung nach 20 min hatte ich den Grenzwert deutlich überschritten. Deshalb stand der Verdacht im Raum, dass eine bakterielle Überbesiedlung des Dünndarms vorliegt. Es wurde dann ein Glukose-Atemtest gemacht, der auch deutlich ausfiel: Anstieg des H2-Gehaltes in 20 min auf 22 ppm und 40 min auf 75 ppm (normal: < 15)!
Leider konnte ich danach nicht mit dem Gastroenterologen darüber sprechen, er verwies mich nur an meinen Hausarzt mit dem Hinweis, dass er einen Brief schreibt.
In diesem Brief stand nun drin, dass er eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung (Magen-Darm-Passage) durchgeführt haben möchte, zum Ausschluss einer beschleunigten Dünndarmpassage. Diese Untersuchung wurde nun letzte Woche durchgeführt und dabei kam tatsächlich eine extrem beschleunigte Dünndarmpassage heraus, wobei die ersten Röntgenaufnahmen unauffällig waren, d.h. der Transport aus dem Restmagen wohl nicht ungewöhnlich schnell war. Aber danach rauschte das Kontrastmittel wohl sehr schnell bis in den Dickdarm und war wohl schon nach ca. 10 min im Dickdarm. Die Aussage der Radiologin dazu war, dass dies der schnelleste Transit wäre, die sie und ihre Kollegen je gesehen haben!

Dieser Befund stellt nun mich und meine Ärzte vor einige Probleme:
1. Was ist die Ursache für diese extrem beschleunigte Dünndarmpassage? Mein behandelnder Oberarzt (ich liege derzeit stationär im KH) sagte, dass evtl. Bakterien daran Schuld sein können? Er war sich aber unsicher und wollte sich noch genauer informieren.
2. Wie kann man diese Beschleunigung behandeln?

Ich habe in den letzen Wochen fast täglich Durchfall und große Probleme mein Gewicht zu halten :(
Außerdem wird vermutet, dass mein Magnesiumspiegel aus dem Lot ist (Blutwerte waren allerdings ok), weil das Ciclosporin auch eine Erniedrigung des Magnesiums verursachen kann (Aussage meines KMT-Arztes) und ich derzeit unter starken Muskelkrämpfen in der Rücken- und Nackenmuskulatur leide, die sehr schmerzhaft sind. Wegen dieser starken Krämpfe bin ich nun auch seit einer Woche im Krankenhaus und bekomme neben Magensium i.v. auch ein Opiat kontinuierlich i.v. und bei Bedarf auch nochmal als Kurzinfusion (1 Amp. Dolantin).
Das Magenisium bekomme ich nun seit Dienstag kontinuierlich, die Krämpfe treten aber weiterhin immer wieder auf :( Müssten sie nicht eigentlich weggehen, wenn Magnesium die Ursache der Krämpfe wäre? Ich bekam den 1. Tag 4 g Mg, danach dann immer 1 g pro Tag als Dauerinfusion seit Dienstag.

Ich habe versucht, mich über diese Beschleunigung der Dünndarmpassage zu informieren, aber bin da nicht so recht weiter gekommen. Es wird an manchen Stellen davon gesprochen, dass dies nach Darmresektion auftreten kann. Aber mein Dünndarm ist ja nur ein kleines bisschen umgestaltet worden bei der Anlegung der Anastomose und nicht relevant verkürzt! Außerdem habe ich Hinweise auf ein evtuelles Karzionid-Syndrom gefunden, einige Symptome könnten auch dazu passen. Aber es bleibt alles sehr im unklaren.

Meine Frage ist vor allem: Wie sollte man weiter vorgehen, welche Untersuchungen sind evtl. sinnvoll, um die Ursache dieser Beschleunigung zu finden und hoffentlich dann auch behandeln zu können?
Mein derzeitiger Zustand ist leider nicht gut und muss sich deutlich bessern, damit ich auch mal wieder nach Hause kann.

Ich weiß mein Krankheitsbild ist extrem schwierig und komplex, aber ich wäre trotzdem über jeden Hinweis dankbar, was man weiter machen könnte, damit es mir besser geht. Zur Zeit liege ich in einem relativ kleinen Krankenhaus in der allgemeinen Inneren. Wo ich nun mit dem ganzen Problem(en) KMT, Gastro, Rheuma etc. am besten hingehöre ist mir auch noch nicht ganz klar. Eine reine symptomatische Bekämpfung der Beschwerden kann auf jeden Fall so wie jetzt ja nicht auf Dauer erfolgen?!

Ich hoffe, hier hat einer der Ärzte ein paar Tipps für mich, was weiter geschehen sollte.

Vielen Dank und viele Grüße,
Lise

Helfen Sie mit Ihrer Bewertung: Ja, dieses Thema ist hilfreich!

0
Bisherige Antworten
Avatar
Beitrag melden
09.11.2009, 09:31 Uhr
Antwort

Durch die Vorgenommenen Operationen ist eine beschleunigte Dünndarmpassage nicht ungewöhnlich. Für die Y-Roux Anastomose wird auch ein Stück Dünndarm verwandt, welches dann fehlt. Zusätzlich kann es durch die vorgenommenen Knochenmarktransplantation auch zu einer chronischen Abstoßungsreaktion im Bereich des Darms kommen, die dann nochmals die Passage beschleunigt. Hier sollte man auch aus dem Dünndarm Proben entnehmen um die Schleimhaut unter dem Mikroskop zu untersuchen, da eine Schleimhautatrophie die Beschwerden erklären würde.

Mit besten Grüßen

Avatar
Beitrag melden
11.11.2009, 04:58 Uhr
Antwort

Hallo Herr Korsten,
danke für Ihre Antwort.
Den Ärzten hier ist allerdings diese extreme Beschleunigung ein Rätsel, das sollte noch nicht einmal bei komplett gastrektomierten Patienten auftreten. Bei mir ist ja tatsächlich innerhalb von weniger als 10 Minuten alles direkt am Darmausgang angelangt!
Die Folgen davon sind natürlich auch, dass eine Aufnahme von Nährstoffen, Vitaminen, Spurenelementen und natürlich auch von Medikamenten nicht gewährleistet ist :(

Ich bin jetzt in meine Uniklinik verlegt worden, in der ich meine Knochenmarktransplantation hatte. Dort liege ich zwar auf der Hämatologie/Onkologie kann aber für verschiedene Fragestellungen von anderen Fachrichtungen konsiliarisch mitbetreut werden.

Ich hoffe, das wird gut funktionieren. Zur Zeit steht noch die Schmerzbekämpfung im Vordergrund, weil mich diese Muskelkrämpfe ja erst ins Krankenhaus befördert habe und immer noch nicht richtig beherrschbar sind. Ich bekomme nun bei Bedarf Morphin und demnächst auch als zusätzlich Schmerztherapie Physiotherapie und psychologische Unterstützung.

Ansonsten muss die Ursachenermittlung vorangetrieben werden, damit ich wieder dauerhaft schmerzfrei werde.
Dazu gehört sicherlich auch die beschleunigte Dünndarmpassage, evtl. aber auch neurologische Ursachen?

Ich muss mich wohl auf einen längeren Aufenthalt einstellen :(
Hoffe aber, dass schnell erste Ergebnisse vorliegen.
Bisher konnte noch nicht viel gemacht werden, da ich erst Freitag mittag hier eingetroffen bin und leider von Sonntag auf Samstag dann auf der Intensivstation lag, weil ich nach Gabe mehrerer Schmerzmedikamente (Pethidin, Sevredol) nicht ansprechbar war und seltsame Herzrhytmusstörungen bekam :( Die konnten zum Glück behoben werden und liege wieder auf der Hämatologie und habe jetzt auch seit heute einen Internetanschluss. Kann mich deshalb auch weiter informieren und natülich auch von dem ganzen Problemen ablenken :)

Wie die weitere Diagnostik aussieht, weiß ich allerdings noch nicht und muss mich ein wenig überraschen lassen. Probenentnahmen aus dem Darm sind allerding noch nicht vorgesehen, obwohl ich auch positive Hämoccult-Test hatte. Allerdings wurden im Juli Proben aus dem Dickdarm und oberen Teil des Dünndarms entnommen und da gab es keine Hinweise auf eine Abstoßungsreaktion!

Seit heute bekomme ich allerdings auch eine iv-Ernährung (ca. 2000 kcal/d) plus einen magnesium-perfusor mit 2g/d, vielleicht hilft das ja auch etwas die Defizite auszugleichen.

Außerdem sollen wahrscheinlich noch andere Sachen abgeklärt werden, da ich auch seit 2 Monaten unter starkem Nachtschweiß leide und meine Leukozyten zu hoch sind (bei 18tsd.), außerdem noch einige andere Blutwerte aus der Norm sind, die auf irgendeine Art von Tumorerkrankung hinweisen könnten (mit Betonung auf könnten). Naja, ich werde sehen, was auf mich zukommt.... und wie es hier weiter geht.

Wenn Sie noch irgendwelche Tipps für sinnvolle Untersuchungen haben, würde ich mich sehr freuen und das hier bei den Visiten ansprechen.

Vielen Dank und viele Grüße,
Lise

Diskussionsverlauf
Stellen Sie selbst eine Frage!

...an andere Nutzer der Lifeline-Community oder unsere Experten

Stichwortsuche in Fragen und Antworten

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe aus Gesundheit und Medizin die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Übersicht: Innere Medizin
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FUNKE Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.