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Chronische Atembeschwerden ohne Befund. Hat jemand eine Idee?

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Innere Medizin | Expertenfrage

18.03.2021 | 11:28 Uhr
Liebes Experten-Team,
 
ich wende mich mit einem Problem an euch und an dieses Forum, da ich mit meinem Latein am Ende bin. Es ist zwar viel zu lesen, aber ich habe es einfach nicht geschafft, mich kürzer zu fassen, da ich euch wichtige Informationen nicht vorenthalten will. Vielen Dank vorab fürs Lesen!
 
Seit zweieinhalb Jahren plötzlich eingetretene chronische Atembeschwerden.
Häufige schlaflose Nächte, tagsüber oft kein Konzentrieren möglich, da fast jeder Atemzug unmöglich erscheint. Die Beschwerden sind in der Regel wie folgt: Es beginnt etwa 20–30-mal täglich mit einem langsam zunehmenden Gefühl, mit jedem normalen Atemzug zu wenig Luft zu erhalten (100 %, 90 %, 80 %, 70 % ...) Bei gefühlten 50 % versuche ich instinktiv mit einem tiefen „Kompensations-Atemzug“ mein Defizit auszugleichen.
 
Das Hauptproblem beginnt für mich erst ab diesem Zeitpunkt, da dieser Kompensations-Atemzug in den meisten Fällen nicht gelingt. Mein Oberbauch ist bretthart (Spannung im Oberbauch) und es fühlt sich an, als müsste ich gegen ein mich zudrückendes Korsett atmen. Das lässt sich sogar im Spiegel beobachten. Beim Versuch, einzuatmen, geschieht das Gegenteil von dem, was eigentlich geschehen sollte – je tiefer ich einatme, diese weiter geht mein Bauch nach innen. Folglich kann ich das bisschen Luft nur in den Brustbereich einatmen, was natürlich zu wenig ist. Dann beginnt die Abwärtsspirale und ich erlebe Stunden und Tage mit durchgehender, sekündlicher Atemnot bzw. dem ständigen Gefühl, nicht durchatmen zu können. Schlafen, Denken, Entspannen, Essen, Reden etc. wird verunmöglicht.
 
Interessanterweise wird die Spannung im Oberbauch mit jeder Änderung meiner Körperposition kurzzeitig schlimmer (Beispiel: vom Liegen ins Stehen und umgekehrt). Ein Teil in mir ist schon so verzweifelt, dass er gar keine Kraft mehr hat, nach so langer Zeit endlich die Ursache zu finden und beheben zu können. Jedoch der Lebenstrieb in mir hat noch nicht aufgegeben. Es gibt auch gute Tage und Wochen, in denen die Beschwerden insgesamt geringer, jedoch nie gänzlich weg sind.
 
 
Folgende Stationen habe ich seit Oktober 2019 durch, alle ohne Erfolg:
  • mehrfache lungenärztliche und internistische Abklärung (Befunde von „leichtem Asthma“, „unökonomischer Atmung“ und „Hyperventilationssyndrom“ bis hin zu „man weiß nicht, was mir fehlt“ sowie „das ist alles nur psychosomatisch“)
  • vielfache medikamentöse Versuche – mit unterschiedlich schweren Präparaten –, meine Beschwerden zu behandeln (derzeit nehme ich keine Medikamente)
  • Akupunktur
  • Akupressur
  • Homöopathie (laufend)
  • Physiotherapie (auch Atemphysiotherapie)
  • Heilmassage, Craniosacral (laufend)
  • Bioresonanz
  • Meditation
  • diverse Übungen für Rücken und Zwerchfellmassage
  • Psychotherapie seit Ende Jänner (auf vielfaches Anraten der Ärzte, Wirkung bleibt abzuwarten)
Kurz sei meine Vorgeschichte bezüglich des Atmens erwähnt: Als Kind (jetzt bin ich 32 Jahre alt) hatte ich manchmal Atemnot und war im Spital, immer ohne Befund. Schon immer lebte ich mit dem Wissen, dass es pro Monat ungefähr einen Tag gibt, bei dem ich „schlecht bei Luft bin“. An solchen Tagen wusste ich, dass ich weder singen noch eine Fahrradtour machen kann.
 
Auch Yogaübungen mit dem Fokus auf die Atmung haben mich immer schon sofort aus dem Konzept gebracht. Beim Krafttraining hatte ich nach besonders schwerer Belastung manchmal ähnliche Symptome. Aber das ging immer wieder vorbei und ich habe damit gelebt. Leider ist das nun ein chronischer Zustand, der meine Lebensqualität stark hemmt.
 
Bisher lag der Fokus fast immer nur auf der psychischen Ebene (weil auch die Ärzte nichts fanden), aber die Tatsache, dass ich nach intensivem Krafttraining immer schon wenig Luft bekam und es sich auch bei Positionsveränderungen meines Körper verschlimmert, gibt mir zu denken, ob es nicht doch (auch) andere, körperliche Ursachen hat.
 
 
Vielen Dank vorab und herzliche Grüße
Mr. Knuffsi

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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21.03.2021, 14:31 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Knuffsi,

die Gedanken, die Sie sich machen, sind sicherlich gerechtfertigt, eine körperliche Ursache scheint zumindest beizutragen oder beigetragen zu haben. Natürlich aber könnte es heute sein, dass Sie sich schon an die Beschwerden "gewöhnt" haben, also obwohl das körperliche Korrelat nicht mehr da ist, trotzdem noch zu den Symptomen neigen. Insofern ist auch die psychotherapeutische Behandlung noch sinnvoll.
Auf der anderen Seite kann aber das subjektive Empfinden "Atemnot" nicht nur durch die Luft und den Sauerstoff verursacht werden. Deswegen müssten wir noch genauer wissen, welche Untersuchungen denn schon stattgefunden haben. Ein EKG wurde sicherlich schon geschrieben, aber hat es auch schon ein Belastungs-EKG gegeben? Wurde insgesamt schon eine Belastungs-Diagnostik vorgenommen, um beispielsweise zu messen, ob Ihr Problem eher daran liegt, dass sich das CO2 ansammelt? Dazu müssten in den Situationen Blutgasanalysen durchgeführt werden, also sehr kleine Mengen Blut abgenommen werden, die auch gleich analysiert werden müssen.
Ansonsten kann auch ein Langzeit-EKG helfen, um festzustellen, ob das Herz bei den genannten Lageänderungen, die auch immer mit einer Veränderung des Blutflusses im Brust- und Bauchbereich einhergehen, darauf reagiert und stolpert. Haben Sie hierzu bereits Befunde? Die Lunge scheint ja gut abgeklärt worden zu sein und deswegen wohl schon als Ursache auszuscheiden.
Was aber dadurch alles noch nicht erklärt werden könnte, ist warum Sie nicht durchatmen können in der Situation. Das könnte dann wieder mit dem ganz oben genannten zusammenhängen.
Wir können natürlich ohne Untersuchung keine Diagnose stellen, gehen aber am ehesten davon aus, dass es sich um eine Mischung zwischen körperlichen und psychischen Ursachen handelt. Wir würden aber, falls noch nicht geschehen, die genannten Untersuchungen noch empfehlen.
Falls Sie noch weitere Fragen haben, sind wir natürlich noch gerne für Sie da.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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22.03.2021, 16:56 Uhr
Kommentar

Liebes Gesundheitsteam,

 

vielen Dank für die ausführliche Antwort und eure Sichtweise!

Das stimmt, die Lunge wurde mehrfach überprüft und es wurde stets nur ein minimales Asthma festgestellt. Da allerdings sämtliche bisher verwendete Medikamente keinerlei positive Wirkung zeigten, kann man davon ausgehen, dass das Asthma nicht die Ursache der Beschwerden ist. (Zudem habe ich keinerlei andere für Asthma typischen Symptome.)

Mein Lungenarzt ist leider recht verhalten, was die umfassende Diagnostik betrifft. Ich habe schon mehrfach den Wunsch geäußert, der Ursache auf den Grund zu gehen und nicht einfach nur ein Medikament nach dem anderen zu testen. Er sieht den Grund wohl nur im psychischen Bereich, womit er meiner Ansicht nach nur zur Hälfte recht hat. Ihr habt das sehr anschaulich und zutreffend beschrieben.

Ich war vor einem Jahr beim Internisten, dieser hat mein Herz begutachtet, es war ein recht kurzer Termin, daher weiß ich nicht genau, ob ein (umfassendes) EKG gemacht wurde. Jedenfalls war es mit Sicherheit kein Belastungs- oder Langzeit-EKG. Sie schreiben auch „Belastungs-Diagnostik“: Was beinhaltet dieser Begriff? Jedenfalls wurde unter Belastung noch nichts getestet und nichts mit Blutgas etc.

Die Frage ist jetzt: Wie kann ich diese Diagnoseleistungen bekommen, wenn mein Lungenarzt sie nicht von sich aus empfiehlt. (Andererseits: Wenn die Lunge in Ordnung ist, ist er ohnehin der falsche Ansprechpartner.) Ich benötige ja eine Überweisung. Könnte mir die auch ein praktischer Arzt ausstellen?

Sie schreiben sehr trefflich, dass ich mich bereits an das Leiden gewöhnt habe; es stimmt, ich kann mir ein Leben ohne die Einschränkungen gar nicht mehr vorstellen. Es ist so elemtar und allgegenwärtig. Ich bin zwar bereits in psychotherapeutischer Behandlung, aber wie man diese „Gewohnheit“ ablegen kann, das scheint mir schleierhaft. Hoffentlich weiß die Therapeutin Mittel und Wege, vielleicht Hypnose.

Vielen Dank und liebe Grüße!

Lifeline Gesundheitsteam
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25.03.2021, 09:15 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Mr. Knuffsi,

tatsächlich kann Ihnen diese Überweisungen auch ein praktischer Arzt oder auch Ihr Hausarzt ausstellen. Generell ist es ganz ratsam, die Überweisungsausstellung über einen Arzt laufen zu lassen, weil dann dieser eine immer alle Befunde zugeschickt bekommt und Sie dann die Befunde nicht über mehrere Ärzte verteilt haben.

Sollten Sie mit Ihrem aktuellen Lungenfacharzt nicht so recht weiterkommen, steht es Ihnen natürlich auch zu, sich eine Zweitmeinung einzuholen. 

EIne Blastungsdisgnostik kann zB ein Belastungs-EKG umfassen oder aber auch eine bronchiale Provokation, eine FeNO-Messung oder eine Spiroergometrie.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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