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Blutdrucksenker

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Innere Medizin | Expertenfrage

12.12.2024 | 19:08 Uhr

Liebes Expertenteam

In den letzten Monaten tritt immer wieder erhöhter Blutdruck auf. Nicht ständig, aber phasenweise über mehrere Tage. Allerdings habe ich eine große psychische Belastung, mache auch eine Traumatherapie und bin ausserdem postmenopausal. Ich reagiere schon beim Anlegen des Messgeräts sehr ängstlich, weswegen mein Blutdruck beim Arzt grundsätzlich zu hoch ist. Aber auch zu Hause komme ich schnell in die Hysterie bzgl. messen. Wenn ich die 5 - 10 Minuten Ruhe vor dem Messen einhalte, wie vom Arzt empfohlen, ist meist die 2. Messung in Ordnung ( ca. 125-135/ 75-85). Stehe ich dann auf und bewege mich ein paar Minuten ohne Anstrengungen durch die Wohnung und setzte mich wieder und messe sofort nochmal habe ich häufig 145-155/85-98. Nach kurzem warten sinkt er dann wieder. Warum ist das denn so ?

Nun hat mir der Hausarzt eine 24 h Blutdruckmessung angeboten. Aber allein das Wissen, dass ich im 15 minütigen Abstand gemessen werde beschleunigt den Puls. Nun hat er mir 16mg Candesartan tgl. verordnet. Dies habe ich dann nach wenigen Tagen auf 8 mg reduziert  weil ich nur noch einen Blutdruck von 110/65 hatte und das Gefühl ich bring einen Fuß nicht mehr vor den anderen. Bin dann zum Kardiologen. Dieser hat Ultraschall und BelastungsEKG gemacht, was in Ordnung war und hat mein Blutdrucktagebuch angeschaut. Er meinte er gehe von einem reaktiven Bluthochdruck aus und verordnete mir Homviotensin. Wenn dies zu wenig ist, sollte ich bei Bedarf 8 mg Candesartan dazu nehmen. In den letzten Wochen nehme ich sehr häufig Candesartan habe aber Bedenken, dass ich dies bei längerfristiger Einnahme nicht mehr absetzen kann. Ich habe nämlich gelesen, dass Medikamente, die bestimmte Rezeptoren blockieren schwer abzusetzen sind. 

Stimmt es, dass der Körper Rezeptoren, die dauerhaft blockiert werden abbaut ?

Auf einer anderen Internistenseite habe ich gelesen, dass der Körper neue Rezeptoren bildet wenn sie medikamentös blockiert werden ( z.B. Betablocker) und dann ein Absetzen der Medizin schwierig ist. Ist das bei Sartanen auch der Fall? 

Was von alle dem stimmt denn nun ? Ich möchte nicht dauerhaft Blutdrucksenker nehmen müssen. 

Vielen Dank für Ihre Antwort. 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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16.12.2024, 10:35 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Ihre Fragen sind verständlich, und wir können gut nachvollziehen, dass der Gedanke, dauerhaft Blutdrucksenker einnehmen zu müssen, für Sie belastend ist. Deshalb möchten wir Ihre Situation Schritt für Schritt beleuchten und einordnen.
Es ist völlig normal, dass der Blutdruck nach Bewegung, selbst bei leichter Belastung wie dem Herumlaufen in der Wohnung, kurzfristig ansteigt. Während der Bewegung benötigt der Körper mehr Sauerstoff und Nährstoffe, wodurch das Herz stärker pumpen muss. Entscheidend ist, dass sich der Blutdruck nach einer kurzen Ruhephase wieder normalisiert, was bei Ihnen offenbar der Fall ist. Dies spricht dafür, dass Ihre Blutdruckregulation grundsätzlich gut funktioniert, was auch der Kardiologe so eingeschätzt hat.
Allerdings scheint Ihr Blutdruck stark auf psychische Faktoren zu reagieren. Die Angst vor der Messung allein kann den Blutdruck vorübergehend erhöhen. Dass Ihre Werte nach der empfohlenen Ruhezeit bei der zweiten Messung meist im Normalbereich liegen, deutet jedoch darauf hin, dass Ihre Regulation insgesamt stabil ist. Daher erscheint die Diagnose eines reaktiven Bluthochdrucks schlüssig. Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung könnte Ihnen helfen, ein genaueres Bild Ihres Blutdrucks im Alltag zu erhalten, da die Messungen automatisch und unabhängig von Ihrem Zutun erfolgen. Das könnte dazu beitragen, den Einfluss Ihrer Messangst zu reduzieren.
Zu Ihrer Frage zu den Rezeptorveränderungen bei Medikamenten: Bei einigen Medikamenten, wie zum Beispiel Betablockern, kommt es tatsächlich zu einer Hochregulation der Rezeptoren. Beim abrupten Absetzen kann dies zu einem sogenannten Rebound-Effekt führen, bei dem der Blutdruck vorübergehend stark ansteigt. Bei Sartanen wie Candesartan ist dies jedoch anders. Studien zeigen, dass sie keine relevanten Rezeptorveränderungen verursachen. Daher können diese Medikamente in der Regel problemlos reduziert oder abgesetzt werden, sobald sich der Blutdruck stabilisiert hat. Natürlich sollte dies immer in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen, um eine sichere Anpassung zu gewährleisten.
Die Verwendung von Homviotensin, einem homöopathischen Präparat, kann in Ihrem Fall eine unterstützende Maßnahme sein. Auch wenn die wissenschaftliche Wirksamkeit nicht eindeutig belegt ist, könnte es bei stressbedingtem Bluthochdruck einen beruhigenden Effekt haben. Falls der Blutdruck dennoch dauerhaft erhöht bleibt, könnte die vorübergehende Einnahme von Candesartan eine sinnvolle Option sein, insbesondere in der niedrigen Dosierung, die Sie mit Ihrem Arzt abgestimmt haben.
Nicht jeder, der Blutdrucksenker einnimmt, muss dies dauerhaft tun. Gerade in Ihrem Fall könnten Methoden zur Stressbewältigung wie Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken, Yoga oder autogenes Training eine wirksame Unterstützung sein, um den Blutdruck auf natürliche Weise zu senken. Wenn diese Maßnahmen langfristig Erfolg zeigen, ist es durchaus möglich, dass Sie die Medikamente unter ärztlicher Begleitung absetzen können.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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18.12.2024, 09:29 Uhr
Kommentar

Ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort. Das hat mir wirklich sehr geholfen. 

Eine schöne Weihnachtszeit wünsche ich Ihnen. 

Lifeline Gesundheitsteam
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20.12.2024, 14:08 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Sehr gerne,

Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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