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plötziche Harnflut bei labiler Hypertonie? Aldosteron?

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

26.11.2017 | 10:07 Uhr

Hallo lieber Experte,

ich bin 52 Jahre alt, weiblich-habe eine eineiige Zwillingsschwester, die diese Probleme nicht hat. Seit Kindheit habe ich immer wieder extreme Blutdruckanstiege mit retrosternalem Druck- verursacht durch Stress, jetzt im Erwachsenenalter bis 240/150. In meiner Kindheit bis zum 35.Lebensjahr wurde dies zwar beobachtet- aber aufgrund meiner Jugend nicht behandelt. Bei Arztbesuchen und bei 24 h-Messungen waren oft normale Werte festgestellt worden. Die Augengefäße waren dennoch zu diesem Zeitpunkt schon geschädigt. Ab dem 35.Lebensjahr fing man an Blutdruckmittel zu verschreiben-die ich alle nicht vertragen habe, da in Nichtstreßsituationen der Blutdruck extrem nach unten ging. Die ganze Palette, die es auf dem Markt gab wurde probiert. Vor ca 15 Jahren wurde bei mir eine endikrine Blutdruckdiagnostik durchgeführt. Nur der Aldosteronwert war geringfügig zu hoch. Der Belastungs-Test wurde aber nicht korrekt durchgeführt, da ich aufgrund Kreislaufprobleme die 2 Stunden an denen ich hätte mich belasten sollen im Bett gelegen habe. So bin ich ohne Ergebnis Nachhause und habe das so akzeptieren müssen. Jetzt mit 52 Jahren bin ich übergewichtig, weshalb die Blutdruckkriesen immer auf die Adipositas geschoben wird. Kommt es zu einer Blutduckentgleisung- etwa durch Angst vor einer OP setzt bei mir eine Harnflut ein (alle 5 Minuten). Der Puls ist normal. gestern sollte mir nur der Eventrekorder entfernt werden. Die Harnflut dauerte einige Stunden- solange bis sich der Blutdruck wieder normalisierte. Z.z.pendele ich als Medikamention eine geringfügige Menge an Betablockern je nach Streßsituationen hin und her. Zur OP hatte ich die doppelte Menge eingenommen, um genau das zu verhindern. Es ist mir nicht gelungen.Woran kann es liegen, dass ich seit meiner Kindheit den Blutdruck nicht steuern kann? Woher diese Harnflut während eines Blutdruckanstieges? Kann eine zu hohe Aldosteronbildung Ursache dafür sein? Meine Zwillingsschwester, die auch übergewichtig ist hat diese Probleme nicht)

Vielen Dank


27.11.2017 16:50 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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29.11.2017, 12:14 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

physiologisch ist die Harnflut bei einer Blutdruckkrise ein Kompensationsmechanismus des Körpers. Was dieses relativ schnell und einfach erklären würde. Viel wichtiger wäre aber die Klärung, warum es überhaupt zu diesen Blutdruckkrisen kommt. Es ist natürlich jetzt nach so vielen Jahren Diagnostik bei Ihnen schwer noch neue Ideen zu haben. Sie schreiben aber, dass die endokrine Blutdruckdiagnostik bei Ihnen bereits 15 Jahr zurück liegt, so dass dies nochmal ein erneuter Angriffspunkt sein kann. Aldosteron würde nicht die Harnflut erklären, aber es bewirkt, dass mehr Wasser und Natrium in der Niere rückresorbiert wird. Infolgedessen steigt das Blutvolumen und dadurch der Blutdruck. Hier kann eine medikamentöse Behandlung mit Aldosteron-Antagonisten in Form von Diuretika in Erwägung gezogen werden. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über eine erneute endokrine Diagnostik. Dies können Sie auch mit Ihrem Hausarzt besprechen.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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29.11.2017, 13:15 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!

Sie schreiben, dass "Aldosteron bewirkt, dass mehr Wasser und Natrium in der Niere rückresorbiert wird. Infolgedessen steigt das Blutvolumen und dadurch der Blutdruck."

Müsste dann der Blutdrucknicht dauerhaft zu hoch sein? Bei mir geht es hin und her. Während der Arbeitszeit definitiv zu hoch- das merke ich am retrosternalem Druck und ich fühle mich extrem unwohl- bin sehr blass dabei. Eigenmessungen bestätigen es- bei zu großem Stress sogar auf über 240/170- habe deshalb mehrmals die Rettungsstelle aufsuchen müssen und wurde mit Nitrospray behandelt- immer der Rat mich vom Hausarzt behandeln zu lassen und abzunehmen. In der Freizeit habe ich mit niedrigem Blutdruck zu kämpfen.

Bei mir beginnen Belastungs-EKG ´s immer mit normalem Blutdruck und wird bereits in der 1. Stufe wegen zu hohem Blutdruck abgebrochen

Neben vielen anderen Versuchen wurde das Medikament Co Diovan probiert, weil ich Wasser ansammle. Nach 1 Monat musste es wieder abgesetzt werden, da der Blutdruck dann bei 80/40 lag. Bei allen anderen Medikamente ähnlich. Ob ein Aldosteron-Antagonist dabei war, weiß ich nicht mehr. Es wäre mir ein Versuch niedrigdosiert wert.

Hausarzt und Kardiologe haben aufgegeben und mir das Zepter in die Hand gelegt. Ich darf jetzt eigenständig hin-und her dosieren. Ich habe mich für den Betablocker entschieden, weil auch die Herzfrequenz bei mir instabil ist (von 35er bis 200er-Frequenzen). Obwohl nach EPU keine Rhytmusstörung festgestellt wurde habe ich nun einen Herzschrittmacher. Dann sind wenigstens die unteren Frequenzen unter Kontrolle. Auf die höheren Frequenzen wirkt es mäßig. Ich kann hier auch die Dosis nur sehr niedrig halten, weil dann in der Ruhezeit der Blutdruck zu niedrig ist.

Ich hätte gern eine erneute endokrinologische Kontrolle. Aber ich darf mir jetzt nur noch vorurteilig anhören, dass der Blutdruck durch die Adipositas verursacht wird und ich abnehmen soll. Sicher hat das auch Einfluss auf die Höhe. Aber ich war auch einmal ein Kind und eine schlanke Erwachsene mit diesen Problemen gewesen...:-(

Lifeline Gesundheitsteam
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01.12.2017, 11:37 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Sie haben natürlich recht, dass in vielen Fällen dann der Blutdruck dauerhaft erhöht ist. Jedoch ist natürlich auch die Aldosteronausschüttung streßabhängig, so dass es durchaus sein kann, dass Sie unter Streß mehr Aldosteron ausschütten und dadurch Bluthochdruck entwickeln. Viel mehr störend bei der Theorie ist die Tatsache, dass das eigentlich kein schnell wirksamer Mechanismus ist, sondern sich langsam aufbaut. Es würde also erklären, wenn Sie nach ein paar Tagen Streß mit Bluthochdruck zu kämpfen hätten. Eine einfach Lösung erscheint tatsächlich sehr schwierig. Es ist sehr schade zu lesen, dass Ihr Hausarzt und Ihr Kardiologe Sie damit allein lassen und alles auf die Adipositas zu schieben erscheint nach so vielen Jahren sehr einfach. Prizipiell steht es Ihnen natürlich auch frei, sich neue Ärzte zu suchen, leider ist das nicht immer ganz einfach. Für eine endokrinologische Untersuchung sollten Sie am besten direkt zu einem Endokrinologen. Wenn Ihr Hausarzt Ihnen freie Hand gibt, sprechen Sie mit Ihm, dass er Ihnen eine Überweisung gibt. Selbstverständlich geht das auch ohne Überweisung, erfahrungsgemäß sind dann aber Termine noch schwerer zu bekommen.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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01.12.2017, 12:39 Uhr
Antwort

ich finde es prima, wie ausführlich Sie hier auf mein Problem eingehen! Vielen Dank dafür!

Kann so ein Test auch ambulant durchgeführt werden? Zurzeit habe ich Niedrigblutdruck 110/70 bis 100/60 (unbehandelt), da ich jetzt Ruhe habe und krank geschrieben bin. Wäre ein hoher Blutdruck bei diesem Test günstiger um auf ein reales Ergebniss zu kommen?

Eines würde ich gern noch verstehen wollen.

Ich hatte vor einigen Monaten eine Synkope mit anschließender stundenlanger ungeklärter Bewußtseinstrübung.(kam einige Male vor) Ich erbeite in einem Krankenhaus, weswegen sich sofort ein Internist/Kardiologe um mich kümmerte. Der Blutdruck war niedrig gemessen worden 100/60 - die Ursache unklar.  Er verabreichte mir einen großen Beutel Kochsalzlösung. Dannach (ca 2 h) war die Bewußtseintrübung weg. Aber es setzte Harnflut ein, retrosternaler Druck und Schwindel. Ich stand auf und der Internist hat erneut den Blutdruck gemessen- nun 220/170. Er brach die Infusion ab- gab mir eine Blutdrucktablette und verabschiedete sich mit den Worten-ich solle meinen hohen Blutdruck beim Hausarzt behandeln lassen- NA TOLL... Was kann da passiert sein? Kann die Kochsalzlösung den Blutdruckanstieg so massiv ausgelöst haben? Gibt es da einen Zusammenhang?

 

 

Lifeline Gesundheitsteam
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04.12.2017, 18:19 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

wir freuen uns, wenn wir Ihnen mit unseren Antworten weiterhelfen können.

Wie genau aber der Test ablaufen sollte und unter welchen Bedinungen, sollten Sie dann mit dem Endokrinologen besprechen, da das sein Fachgebiet ist.

Auch hier wieder ist die physiologische Erklärung eigentlich logisch. Die Infusion ist in erster Linie Volumen, durch mehr Volumen im Körper, in diesem Fall speziell im Gefäßsystem, steigt der Blutdruck. Normalerweise sollte aber der Körper bei zu viel Volumen gegensteuern, so dass der Blutdruck nicht zu sehr steigt, das wiederum würde die Harnflut erklären. Trotzdem hat diese Gegenregulation ganz offensichtlich nicht ausgereicht. Dies passt aber leider irgendwie in Ihre sehr lange Krankengeschichte, in der Sie sagen, dass Ihr Blutdruck nur schwer zu kontrollieren ist.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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