Guten Abend lieber Expertenrat, mein Mann hatte bereits 3 Herzmuskelentzündungen (mit 16 J., nach Weisheitszahn-OP / mit 22 J., nach bakteriellem Infekt / mit 29 J., nach einem viralen Grippe-Infekt). Glücklicherweise nie symptomfrei, sodass sie jedesmal früh erkannt und vollständig ausgeheilt werden konnten. Laut Kardiologen für die Herzgesundheit auch jeweils komplett folgenlos. Dazwischen nie Blutdruck-, Atem-, oder sonstige Beschwerden. Aktuell liegt er mit einer schweren Lungenentzündung und 41 Fieber im KH - wieder nachdem er sich bei unseren Kindern mit einem Virus angesteckt hat. Er ist jetzt 32 Jahre alt, hat noch nie geraucht oder getrunken und ernährt sich sehr gesund. Meine Frage wäre, ob sie vllt. eine Idee hätten, woran es liegen kann, dass er auf "normale" Grippe-Infekte, die bei unseren Kindern und mir gleichzeitig harmlos verlaufen, mit lebensgefährlichen Entzündungen des Herzens und der Lunge reagiert. Gibt es vllt. eine Autoimmun-Erkrankung oder ähnliches, das wir einmal abklären könnten? (HIV und Hepatitis wurden ausgeschlossen). Vielen Dank für Ihre Zeit!

Wiederkehrende Myokarditis (sehr jung)
Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam
Hallo Mariell,
es ist eher unwahrscheinlich, dass Ihr Mann unter einer Autoimmunerkrankung leidet, vielmehr ist zu vermuten, dass es sich bei Ihrem Mann um eine Immunschwäche bzw. einen Immundefekt handelt. Immundefekte sind eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen eine Teil des körpereignen Immunsystem fehlt oder nicht richtig funktioniert. Anders ist das bei Autoimmunerkrankungen oder Allergien, bei denen das Immunsystem vollständig vorhanden ist, aber einfach gesagt, zu viel macht und sich dadurch, wie bei den Autoimmunerkrankungen gegen den eigenen Körper richtet oder wie bei einer Allergie mit einer überschießenden Immunantwort reagiert. Somit liegt also der Verdacht nahe, dass es sich bei Ihrem Mann eher um eine Form eines Immundefektes handelt. Diese sind nicht nur selten, sondern es gibt auch viele verschiedene Formen, so dass sie nicht immer erkannt werden. Scheinbar stand zumindest auch schon mal der Verdacht eines erworbenen Immundefektes bei Ihrem Mann im Raum, weshalb man auf HIV und Hepatitis getestet hat. Es kann aber auch eine Form eines angeborenen Immundefektes vorliegen, wofür spricht, dass Ihr Mann bereits in jugendlichen Jahren mit Herzmuskelentzündungen zu kämpfen hatte. Interessant wäre dabei, ob auch im Kindesalter bereits häufig Infekte und schwere Erkankungen, wie zum Beispiel wiederkehrende eitrige Mittelohrentzündungen, schwere Nebenhöhlenentzündungen oder auch langwierige, erfolglose antibiotische Behandlungen aufgetreten sind. Dies alles könnten weitere Hinweise auf einen angeborenen Immundefekt sein. Um diese Diagnose abzuklären, sollte eine umfassende Blutuntersuchung gemacht werden. Dabei sollte die Zahl der roten Blutkörperchen (Eryhthrozyten), der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), sowie deren Untergruppen (ein sogenanntes Differentialblutbild), die Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten), sowie die Zahl der einzelnen Immunglobuline (IgG, IgM, IgA, IgE) bestimmt werden. Außerdem sollten die Impfantikörper, wie Tetanus und Pneumokokken überprüft werden, sowie bei akuten Infekten, wie jetzt gerade bei Ihrem Mann, der CRP-Wert bestimmt, sowie eine mikrobiologische Untersuchung des Blutes durchgeführt werden. Die letzten beiden Punkte sind sicher schon gemacht worden, da das bei einer akuten Infektion, wie einer Lungenentzündung, zur Standarddiagnostik gehört. Sprechen Sie mit den Ärzten im Krankenhaus über dies Möglichkeit eines angeborenen oder primären Immundefektes, vor allem dann, wenn auch die Erkankungen im Kindesalter teilweise zutreffen. Sollte im Krankenhaus diesem Verdacht nicht weiter nachgegangen werden, gibt es auch niedergelassene Spezialisten, an die Sie sich wenden können.
Mit freundlichen Grüßen
Lifeline Gesundheitsteam
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Vielen, vielen Dank für diese ausführliche Antwort und Ihre Zeit! Soweit bekannt, gab es vor der ersten Herzmuskelentzündung keine häufigen und langwierigen Infekte im Kindesalter. Nach einwöchigem KH-Aufenthalt mit Antibiose ist mein Mann mittlerweile wieder zuhause. Wir werden alle Ihre Hinweise mit zum Hausarzt nehmen und uns zu einem niedergelassenen Spezialisten überweisen lassen. (Der CRP-Wert lag im Krankenhaus bei 156, die ersten Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung waren ohne Befund, weitere sollen erst nach ca. 6 Wochen endgültig feststehen.) Noch einmal vielen Dank! Eine so ausführliche Antwort haben wir von Ärzten im persönlichen Gespräch bisher nicht erhalten.
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam
Hallo Mariell,
es ist sehr schade, dass Sie in persönlichen Gesprächen keine so ausführliche Antwort bekommen haben. Prinzipiell ist das aber kein böser Wille der Kollegen, sondern vor allem dem ärztlichen Alltag in der Praxis geschuldet, der nicht viel variable Zeit bereithält. Sollten weitere Fragen auftauchen, können Sie sich gerne hier wieder bei uns melde und wir werden versuchen Ihre Fragen so gut es geht aus der Ferne zu beantworten. Alles Gute für Sie und Ihren Mann.
Mit freundlichen Grüßen
Lifeline Gesundheitsteam